Die verschollene Kopfstimme

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irgendwer12345
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Es war einmal ein kleiner Junge, der lebte glücklich und zufrieden in einem kleinen Dorf und wollte später einmal unbedingt Sänger werden. Seine Stimme war so hell und klar, daß es eine Freude war, ihm zuzuhören, und im Musikunterricht in der Schule wurde er immer öfter herangezogen, um im Klassenchor die Solos zu singen. So gingen die Tage ins Land, und es bestanden nur wenig Zweifel, was der Junge später einmal machen würde. Doch das Schicksal hatte andere Pläne für ihn. Es kam die Zeit, als der Junge zum Mann heranreifte, und ein großer böser Wolf mitsamt seinem Assistenten lauerte ihm eines Tages auf und schlüpfte heimlich in seinen Körper hinein. Der junge Mann merkte nicht das Geringste davon, da er zu dieser Zeit wegen seiner körperlichen Veränderungen vom Musikunterricht befreit war. Doch als er später die Gesangsübungen wieder aufnehmen wollte, mußte er feststellen, daß der große böse Wolf und sein Assistent seine Kopfstimme vertrieben und ihren Platz eingenommen hatten. Und jedes mal, wenn er versuchte, so wie früher zu singen, ergriff der Assistent nun zwei Backsteine und schlug sie zwischen den Lenden des Wolfes zusammen, so daß ein gar schreckliches Geheul erklang. Auch seine Normalstimme hatte sich stark verschlechtert, weshalb der junge Mann im Chor fortan zu den Brummkreiseln aus der 2. Reihe gesteckt wurde. Das machte ihn sehr traurig. Er weinte bitterlich und beschloß, sich auf die Suche nach seiner Kopfstimme zu machen. Doch auch viele Jahre später hatte er sie noch nicht gefunden. Und wenn er nicht gestorben ist, dann sucht er vermutlich heute noch danach...

Klar, der junge Mann bin (oder besser war) natürlich ich. Heute bin ich mittelalt und würde gerne wieder singen. Zwar tue ich das bereits wieder seit rund einem Jahr (bisher nur im stillen Kämmerlein), und mit der Normalstimme geht es auch halbwegs (dank eines guten Mikrofons und den Einstellmöglichkeiten an meinem Keyboard). Aber die Kopfstimme ist der absolute Alptraum. Schon der Übergang dahin beginnt mit einem Jaulen auf 2-3 Tönen, und was danach kommt, entspricht in etwa der Tonlage der Bee Gees oder vom Dieter Bohlen, nur eben die ganz besonders entsetzliche Version (das hört sich dann eher an wie eine besonders schlecht gemachte Karikatur davon - weinerlich, zitternd, und einige Töne vor dem Ende des eh schon eingeschränkten Umfangs setzt das Geheul wieder ein). Da ich aber im letzten Jahr (geringe) Fortschritte mit der Normalstimme gemacht zu haben glaube, dachte ich mir, ich versuche auch mal die Kopfstimme wieder zu trainieren. Von Zeit zu Zeit, wenn meine Frau auf der Arbeit ist, schließe ich alle Türen und Fenster, setze mir die Kopfhörer auf, spiele auf dem Keyboard Songs wie "Something Stupid", "San Francisco" und Ähnliches mit entsprechenden Höhen, lasse die Nach-unten-Transponierung für den Brummkreiselmodus ganz weg und "singe" dann mit meiner "Kopfstimme" dazu. Mittlerweile habe ich mich sogar so weit in der Gewalt, daß ich so einen Song vollständig durchsingen kann, ohne in haltloses Gelächter auszubrechen von dem, was mir da über die Kopfhörer entgegenjault (was sich gegenüber den ersten Versuchen aber auch schon leicht verbessert hat).

Deshalb wollte ich euch mal fragen...bin ich noch zu retten? Das heißt, könnte mit viel und ausdauernder Übung wieder eine Kopfstimme entstehen? Hat das irgendein Mann schon mal erlebt, das nach dem Stimmbruch die Stimme weg war, und konnte sie später wiederherstellen? Welche speziellen Übungen könnte man machen? Ich trainiere die Stimme nicht wirklich (weiß gar nicht wie das geht), sondern singe nur zu den Songs, die ich auch spiele. Sollte ich vielleicht mal wenigstens für ein, zwei Stunden zu einem Gesangslehrer gehen, oder kann man das auch zuhause hinkriegen (bin finanziell eigentlich nicht in der Lage, mir einen Lehrer leisten zu können)?

Danke schon mal für eure Antworten :)

Gruß Smine
 
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Hallo

Erst einmal nur kurz, weil gleich der nächste Schüler kommt:

Ja, Gesangsunterricht wäre für dich sicher sinnvoll, einfach um dir über bestimmte Gegebenheiten deiner (neuen) Stimme besser klar zu werden. Die erwachsene männliche Stimme funktioniert nicht wie ein Knabensopran, der du anscheindend einmal warst. Ich und andere haben das hier schon oft erklärt (Register - einfach mal Suchfunktion betätigen). Das was du aus deiner Knabenzeit als "Kopfstimme" kennst wirst du so nicht wiederbekommen können. Der bessere Weg ist meiner Ansicht nach, erst in der normalen Stimme ("Modalstimme") neu singen zu lernen und dann zu schauen, wie du dir die Höhen neu erarbeiten kannst und für welche Stilistik. Damit alleine herumzumurksen kann schwierig werden, ich würde an deiner Stelle in ein paar professionelle Stunden investieren.
 
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"Kreatives Schreiben" ist ja prinzipiell ganz lustig.

Trotzdem wäre es schön, wenn du das nächste mal ein klein wenig schneller zum Kern kämest. Vor allem, wenn du im falschen Subforum postest und ich herausfinden muss, welcher denn der passendere wäre.
 
Hallo

Erst einmal nur kurz, weil gleich der nächste Schüler kommt:

Ja, Gesangsunterricht wäre für dich sicher sinnvoll, einfach um dir über bestimmte Gegebenheiten deiner (neuen) Stimme besser klar zu werden. Die erwachsene männliche Stimme funktioniert nicht wie ein Knabensopran, der du anscheindend einmal warst. Ich und andere haben das hier schon oft erklärt (Register - einfach mal Suchfunktion betätigen). Das was du aus deiner Knabenzeit als "Kopfstimme" kennst wirst du so nicht wiederbekommen können. Der bessere Weg ist meiner Ansicht nach, erst in der normalen Stimme ("Modalstimme") neu singen zu lernen und dann zu schauen, wie du dir die Höhen neu erarbeiten kannst und für welche Stilistik. Damit alleine herumzumurksen kann schwierig werden, ich würde an deiner Stelle in ein paar professionelle Stunden investieren.

Danke für deine Antwort :)

Dann wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als in den "sauren Apfel" zu beissen, obwohl man das eigentlich nicht wirklich so bezeichnen kann. Wenn ich finanziell besser gestellt wäre, hätte ich mir nämlich schon längst entsprechenden Unterricht gegönnt und wäre dann mit meiner Frage erst gar nicht hier aufgetaucht. Aber immer wieder das leidige Problem mit der Kohle...

Naja, wir haben hier in der Stadt eine Musikschule, da frag ich morgen mal an, was der Spaß kosten soll (denke da eh schon länger drüber nach). Bevor ich da aber wirklich etwas investiere...kann das auch nach hinten losgehen? Nicht, daß mir der Lehrer (erst) nach zehn Stunden erklärt, da ist Hopfen und Malz verloren. Kennst du so etwas aus deiner Praxis, d. h. lässt sich die Stimme in jedem Fall so schulen, daß man wieder etwas damit anfangen kann, oder gibt es auch hoffnungslose Fälle? Erlebt das jeder so wie ich, oder kommt es auch vor, daß die Leute nach dem Stimmbruch nahtlos weitersingen können?

Gruß Smine

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"Kreatives Schreiben" ist ja prinzipiell ganz lustig.

Trotzdem wäre es schön, wenn du das nächste mal ein klein wenig schneller zum Kern kämest. Vor allem, wenn du im falschen Subforum postest und ich herausfinden muss, welcher denn der passendere wäre.

Ich schreibe halt gern :)

Ich habe in der Tat darüber nachgedacht, den Thread in ein anderes Subforum zu stellen...aber jetzt steht er eh in einem völlig anderen, da wäre ich sicher nicht draufgekommen ^^

Gruß Smine
 
...kann das auch nach hinten losgehen? Nicht, daß mir der Lehrer (erst) nach zehn Stunden erklärt, da ist Hopfen und Malz verloren. Kennst du so etwas aus deiner Praxis, d. h. lässt sich die Stimme in jedem Fall so schulen, daß man wieder etwas damit anfangen kann, oder gibt es auch hoffnungslose Fälle? Erlebt das jeder so wie ich, oder kommt es auch vor, daß die Leute nach dem Stimmbruch nahtlos weitersingen können?

Alles, was mit dir, deinem Körper und deiner Stimme zu tun hat ist individuell ;-) Daher kannst du nicht sagen, daß das "jeder so erlebt wie du". Die männliche Mutation ("Stimmbruch") ist aber schon etwas normales, wo jeder Mann im Normalfall durch muss. Für dich wirkt es sich einfach deutlicher aus - bzw. du bemerkst es auf eine besondere Art - weil du vorher mit deiner Kinderstimme Sänger warst. Wer das nicht war hat keinen Vergleich, was de Funktionalität der Singstimme betrifft.

Ob "Hopfen und Malz verloren" ist hängt auch davon ab, was du erreichen willst? Willst du Profisänger werden? Oder geht es dir um den Hobbybereich? Welche Gesangsstilistik strebst du an? Was genau willst du können?

Wie alt bist du eigentlich bzw. wie alt ist "mittelalt"? ;-)

Ich erlebe es in der Praxis so, daß sehr wenig Jungs/Männer zwischen 14 und 19 Jahren überhaupt in den Gesangsuntericht kommen. Diejenigen, die ich unterrichtet habe haben tatsächlich ganz von Vorne begonnen mit der Stimmbildung. Oft gingen da erst einmal nur einfache Stücke, die Intonation war nicht sehr gut und die Stimme allgemein recht schwergängig. Bei Männern so ab Anfang/Mitte 20 mache ich diese Erfahrung nicht mehr. In dieser Altersgruppe erinnere ich mich an das ein oder andere Talent mit sehr schöner Stimmveranlagung.
 
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[...]Ob "Hopfen und Malz verloren" ist hängt auch davon ab, was du erreichen willst? Willst du Profisänger werden? Oder geht es dir um den Hobbybereich? Welche Gesangsstilistik strebst du an? Was genau willst du können?

Ich möchte eventuell gerne mal Alleinunterhalter werden, falls ich mich mit dem anfreunden kann, was der Job neben der Musik sonst noch so erfordert. Aber ich merke schon, daß ich dann mit einem ziemlich eingeschränkten Repertoire unterwegs sein würde. Volksmusik, die allermeisten Schlager, Partymusik à la "Anton aus Tirol" und ähnlich primitives Zeug werden von ganz, ganz wenigen Ausnahmen (zu denen ich in irgendeiner Form eine Beziehung habe) abgesehen, niemals den Weg über meine Lippen finden. Von dieser Einschränkung abgesehen, ist kaum ein Song vor mir sicher, sofern er sich realisieren lässt. Und dann beginnen die Probleme: die meisten Songs muß ich nach dem Einspielen in der Originaltonart nach unten transponieren, um dann auch ihre höchsten Töne zu erreichen, ohne daß das Wolfsgeheul wieder ausbricht. Dann gibt es viele weitere, die ich erst gar nicht zu versuchen brauche, weil trotz Transponierung einfach der benötigte Tonumfang fehlt.

Bisher hat mich noch nie jemand mit entsprechender Sachkenntnis gehört; bei den Songs, die trotz der oben genannte Widrigkeiten schon "stehen" und mit denen ich tatsächlich auftreten würde, schätze ich meinen Gesang so ein, daß zwar niemand weglaufen würde, der es hört - aber es würde auch niemanden anlocken, der es aus der Ferne vernimmt...und das letztere soll sich nach Möglichkeit ändern. Von der Musikalität her ist das kein Problem, aber die Stimme spielt da einfach nicht so mit, wie es notwendig wäre.

Wie alt bist du eigentlich bzw. wie alt ist "mittelalt"? ;-)

Dieses Jahr werde ich 42. Wäre aber gerne nochmal 20 Jahre jünger :)

Ich erlebe es in der Praxis so, daß sehr wenig Jungs/Männer zwischen 14 und 19 Jahren überhaupt in den Gesangsuntericht kommen. Diejenigen, die ich unterrichtet habe haben tatsächlich ganz von Vorne begonnen mit der Stimmbildung. Oft gingen da erst einmal nur einfache Stücke, die Intonation war nicht sehr gut und die Stimme allgemein recht schwergängig. Bei Männern so ab Anfang/Mitte 20 mache ich diese Erfahrung nicht mehr. In dieser Altersgruppe erinnere ich mich an das ein oder andere Talent mit sehr schöner Stimmveranlagung.

Das macht mir Hoffnung. Am erforderlichen Fleiß oder an der Geduld soll es nicht liegen (nicht mehr, könnte heute ja schon viel weiter sein am Keyboard und im Repertoire, wenn ich in den letzten Jahrzehnten nicht so faul und ungeduldig gewesen wäre). Ich werde dann mal in der nächsten Zeit einen Lehrer aufsuchen und hier berichten, wie es ausgegangen ist (gibt da ja so einen Thread für die erste Singstunde).

Vielen Dank für deinen Beitrag, der hat mir echt enorm weitergeholfen :D

Gruß Smine
 

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