Durchsetzungsfähige Piano-Sounds

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Tolayon
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Im "Synthesizer"-Unterform liest man immer mal wieder von zu laschen Akustik-Piano-Sounds, die gerade im Band-Kontext - oder auch bei dichten Sequenzer-Arrangments - leicht untergehen.
An dieser Stelle möchte ich zunächst mal die gängigen "Tricks" mit ein paar eigenen Ergänzungen zusammenfassen:


  • Ein möglichst obertonreiches Grundsample (oft erkennbar an der Endung "ff") verwenden
  • Beim Equalizer: Bässe rausnehmen und Mitten verstärken
  • Gegebenenfalls mit einem noch "härteren" (E-Piano-)Sample überlagern -> klingt dann zwar nicht mehr authentisch, setzt sich aber hörbar durch.

Dazu möchte ich noch mein eigenes "Rezept" verraten, das ich anhand des Korg M3 entwickelt habe, im Grunde aber mit jedem modernen ROMpler funktionieren sollte:
Die "Pitch Spread"-Methode.
Man transponiere den Piano-Sound zwischen einem und zwölf Halbtönen nach unten und stimme ihn anschließend um denselben Betrag wieder nach oben (mittels "Tune"-Parameter).
Das Ergebnis sind dichtere und hellere Obertöne bei gleichbleibendem Grundton; je nach Stärke der Spreizung mag das Klavier auch hier leicht unnatürlich klingen, aber das betrifft wie bei den anderen Methoden auch meist nur das Solo-Spiel ohne begleitende Instrumente.

Wenn man die Kombination aus Transponierung und gezielt entgegengesetztem Verstimmen in die umgekehrte Richtung betreibt, wird der Gesamtklang dunkler, was je nach konkretem Einsatzgebiet auch seine Vorteile haben kann.

Und sollten alle Stricke reißen - das gute alte M1-Piano hört man immer und überall raus :D
 
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Dann möchte ich meine obigen Tipps mal ein wenig ergänzen - zunächst mal die Spieltechnik betreffend, denn auch die kann entscheidend dazu beitragen, dass ein Klavier-Part aus dem Gesamtmix heraussticht.

Da wäre bei Akkorden die geeignete Oktavlage, welche meist im mittleren bis höheren Bereich angesiedelt sein dürfte.
Bei einzelnen Noten empfiehlt sich die gute alte Oktavierung - für die tiefen bis mitteltiefen Töne reicht eine Oktave, in höheren Lagen können es auch mal zwei bis drei Oktaven sein.
Da man mit der Hand normalerweise nur eine Oktave greifen kann, empfiehlt sich im letzteren Fall eine entsprechende Schichtung zweier oder gegebenenfalls sogar mehrerer (nicht zwangsläufig alle identischer) Piano-Sounds.

Dann noch etwas zum bereits oben angesprochenen Thema "Bässe raus, Mitten rein":
Dieser EQ-Trick gilt natürlich für alle Sounds, die man in einem relativ dichten Arrangement hervorheben will, ohne deren Gesamtlautstärke anzuheben (weil dies dann wiederum zu aufdringlich wirken könnte).
Bei den heute üblichen 3-Band-EQs mit parametrischen Mitten kann man die Frequenz je nach Umgebung des zu verstärkenden Sounds optimal anpassen, bei Workstations ist oft schon ein geeigneter Wert voreingestellt.

Wenn man die Mitten richtig kräftig aufdreht, kann man die Gesamtlautstärke des entsprechenden Parts ziemlich weit absenken und er wird - die richtige Frequenz vorausgesetzt - immer noch herausstechen.
 
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Ja, es ist wohl leider so, dass je authentischer der Klaviersound, um so geringer die Durchsetungsfähigkeit im Gesamt- vor allem im Live-Band-Kontext. Ich tu mich aber eher schwer, den Sound zu sehr zu bearbeiten, vor allem, wie Du das hier beschrieben hast, weil ich der Meinung bin, dass eigentlich alle Workstations mindestens einen ausreichend, für live gut geeigneten, programmierten Sound haben sollten. Gerade im Live-Kontext brauche ich keine Nuancen, wie String-Resonanz oder extrem lang und gut geloopte Samples, auch kein Stereobild, was einer Durchsetzungsfähigkeit auch eher im Wege steht.
Wenn meine Piano-Sounds sich in der Band nicht durchsetzen, liegt es oftmals an anderen Dingen, entweder an meiner Spielweise, oder an dem Klang-Frequenz-Spielraum, den ich mir in erster Linie mit dem/den Gitarristen teile.
Der Anfängerfehler vieler Bandkeyboarder ist die Einbindung der linken Hand, die aus Gewohnheit von zu Hause, wo man ohne Band spielt, die Bässe, womöglich noch in Oktaven mithämmert, was ziemlich sofort dazu führt, dass der Mischer Dich runterregelt, oder Bässe aus der Klangregelung des Keyboard Kanals rausnimmt, wobei letzteres nicht unbedingt die Durchsetzungsfähigkeit beschneidet, sondern eher den Gesamtklang der Keyboards, was sich dann eher bei anderen Nicht-Piano-Sounds bemerkbar macht.
Ansonsten ist die Kunst, sich gegenseitig Freiräume zu geben, insofern, dass der Gitarrist bei Pianosolo-Passagen sich zurücknimmt, und/oder auch in einer z.B. tieferen Lage spielt als das Klavier, vor allem keine fetten Akkorde. Umgekehrt natürlich genauso.

Was die Durchsetzungsfähigkeit von Sounds angeht, hab ich bei Brass-Sounds vom Keyboard eine ähnliche Problematik, wo ich eher wieder bei Dir bin, weil ich da auch der Meinung bringt, dass ich mit möglichst authentischen Sounds nicht weit komme (zumindest habe ich da noch nicht viel Erfolg gehabt), sondern bewusst Natrusounds mit synthetischen mixe und auch durchaus mehrere Sounds doppele, auch mit Oktave Up/Down Transpose.
 
Eigentlich sollte jede ordentliche Workstation, aber erst recht jedes Stagepiano schon ein entsprechend angepasstes Preset an Bord haben.

Was mir auch immer wieder auffällt ist dieser brillante, bei längerem Solospiel aber schnell nervig klingende Klaviersound von Yamaha. Die Durchsetzungsfähigkeit jedes einzelnen Sounds ist gerade bei den Workstations legendär, wahrscheinlich sieht man auch deshalb so viele Band-Keyboarder mit Motifs auf der Bühne.
 
Eigentlich hat eher Kurzweil den Ruf von durchsetzungsfähigen Klaviersounds. Mir ist jetzt noch nicht aufgefallen, dass man gerade viel Yamaha auf der Bühne sieht, und ob das gerade der Grund dafür wäre. Aber du hast recht,w as den Yamaha Sound angeht. Ich bin gerade nicht mehr sicher, welche Band das war, aber der Keyboarder hatte einen Yamaha Motif X7 und der Klaviersound war ziemlich nervig.
 

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