Gitarre in Bassverstärker
Einige alte Verstärker wurden zuerst für Bass gebaut, haben sich dann aber als Gitarrenverstärker durchgesetzt. Der Fender Bassman an vorderster Front, aber auch der Tony Iommi Verstärker der ersten Stunde hat im Produktnamen die Worte Bass & Lead. Was geht also?
"Let your ears decide", sagt der Techniker. Sowohl klanglich, als auch bei der Wahrnehmung verschiedener Lastsignale die anzeigen, ob das ne gute Idee ist.
Die Verstärkerseite:
Hier habe ich mich beim Entwickler von Laney schlau gemacht. Verstärker die im PreAmp keine große Einflussnahme auf den EQ und die Gain Struktur vornehmen, sind im Prinzip für beides geeignet. Den Verstärker also weitestgehend Clean einstellen und die Zerre, falls gewünscht, aus einem Pedal ziehen.
Besonders wenn der Verstärker eine Transistor-Endstufe hat, sollte man ihn deutlich unter seinem Lastlimit benutzen. Während ein Röhrenverstärker am Lastlimit zwar ebenso einbricht, bleibt aber die Welle die produziert wird immer leicht in Bewegung. "Der Verstärker versucht halt dauerhaft wieder aufzustehen". Clipping bedingt eine "flache Stelle in der sonst gekurvten Welle". Der (Transistor-)Verstärker wird dies (per Schutzschaltung) wahrscheinlich verkraften, der Lautsprecher kann damit (und es ist letztendlich egal ob das Clipping von einer Gitarre oder einem Bass erzeugt wird - beides ist ein Impuls am Eingang des Verstärkers) einen Schaden erleiden.
Die Lautsprecherseite:
Der typische Basslautsprecher kann deutlich mehr Frequenzband darstellen, als das Gitarrenpendant. Er ist also näher an den PA Vertretern als am Gitarrenlautsprecher. Nun produziert aber die Gitarrenverstärkung recht harsche hohe Frequenzen, die bei Verwendung eines Gitarrenlautsprechers "unter den Tisch fallen" und nicht abgebildet werden können. Auch für Recording verwendete - direkt am Verstärker abgegriffene - Signale, werden durch eine Speakersimulation eingedampft. Sofern der Verstärker nicht ins "harte Clipping" geht, wird es dem Basslautsprecher wohl nix anhaben können. Allerdings wird es einen anderen Klang produzieren und kann eventuell kratzig und nervig klingen. Dies muss man für sich selbst probieren.
Etwas vorsichtiger sollte man mit einem vom Verstärker verzerrten Signal sein. Hier bewegt man sich an der Lastgrenze des Verstärkers und Clipping (nicht Verzerrung) kann eintreten. Durch Clipping wird die Sinuswelle in der Spitze abgeflacht, weil der Verstärker dies nicht mehr darstellen kann und den Deckel drauf packt. In diesen Zeiten wäre also keine Bewegung im Lautsprecher, er verharrt am "Limit" des Hubes. Thermische Belastung entsteht und der Lautsprecher kann Schaden nehmen. Transistorverstärker liefern dies "konsquenter flach" als Röhrenverstärker deren Signal auch am Lastlimit immer noch leicht pulsiert. Auch hier sollte man also genau hinhören, ob der Speaker "kotzt".
Ein Bass Lautsprecher ist konstruktionsbedingt auf mehr darstellbare Frequenzen ausgelegt als ein Gitarrenlautsprecher. Dieser hat sozusagen einen "eingebauten Filter" und reduziert den Frequenzumfang auf das, was wir als wohlklingenden Ton der Gitarre wahrnehmen. Im Signal am Ausgang eines Gitarrenverstärkers ist aber deutlich mehr drin - eben auch hohe, kratzige und teilweise stark ausgeprägte Frequenzen und Spitzen. Was wir an dieser Stelle also aus dem Basslautsprecher hören und als "überbetont" wahrnehmen, wird im Zweifel auch den beweglichen Teilen des Lautsprechers nicht auf Dauer gefallen. Durch größere als die erwarteten "Spitzen", kann er sich schneller abnutzen.
Und daher auch die Aussage von oben: "Let your ears decide" ... wenn ihr nach dem Lesen dieses Textes auf den Klang achtet und den Verstärker selbst nicht am Limit betreibt, dann funktioniert Gitarre in Bassverstärker durchaus.
Gruß
Martin