Vester
E-Gitarren
Kurz was über Edelstahlbünde; hatte das mal im Stratocaster-UF versprochen und erfülle hiermit. Ich glaub ich weiß genau, wer alles im E-Git. und Bassforum damit bundiert. Ihr könnt hier gerne ergänzen, zumal jeder seine eigene Vorgehensweise hat. Letztlich zählt ja das Ergebnis.
Im Grunde ist es wie jede Bundierung, aber mit ein paar Abweichungen. In den letzten 10 Jahren kam (hinsichtlich Edelstahl) einiges zusammen, allermeist E-Gitarren und Bässe, aber auch einige Western. Der Vorteil ist, dass ich meine eigenen zuerst damit bundierte und den nicht vorhandenen Verschleiß jeden Tag beobachten kann.
Natürlich kann man zu allen Punkte etliche Seiten schreiben, ich versuchs aber mal kurz:
Einschätzung des Halses (wie sonst auch üblich)
So überflüssig sich das anhört, für mich ist das der Hauptpunkt. Manche Hälse krümmen sich eher im Bereich Richtung Kopfplatte, andere mehr in der Mitte und einige ausgeprägt kurz vorm Korpus. Weiterhin gibt es Hälse mit Buckel vorm Halsfuß, Stauchungen, Abrichtfehler vorheriger Bundierungen, manche Gitarren waren 50, 60 Jahre alt usw…
Die Einschätzung finde ich deshalb wichtig, damit der Hals vernünftig vorbereitet werden kann und Fehler nicht hinterher über die Bundstäbchen ausgeglichen werden müssen, wie im folgenden Foto.
In "echt" sah das schon sehr markant aus, wobei man den "Knick im Schwanz" bei seitlicher Griffbrettbetrachtung natürlich noch viel besser sah.
Abrichten des Griffbretts (wie üblich)
Bevor die Bünde gezogen werden, mache ich mir einen Kunstharz- oder Glasfaserabdruck des Griffbretts. Das nützt bei Uraltgurken zwar auch nicht immer, geht aber schnell, man ist flexibel und den nutze ich dann zur Bearbeitung. Danach ziehe ich erst die Bünde, sonst stören die Bundschlitze natürlich im Abdruck.
Abrichten ist Pflicht, weil das Griffbrett im Bereich der Bundschlitze allermeist uneben und gequollen ist. Außerdem muss man die Punkte der oben genannten Halseinschätzung ja korrigieren.
Dazu müssen die betreffenden Bereiche entsprechend beschliffen werden. Diese Arbeit hält auf und ist durchaus spannend; denn in der Praxis ist der Hals auch ohne Saiten alles andere als gerade (siehe Buckel oben)
Insbesondere scheint mir aber wichtig, ob es Stellen gibt, die eben mehr bearbeitet werden müssen als andere. Es nützt nichts, wenn man ein gerades Griffbrett schleift, der Hals sich später aber trotzdem verkehrt krümmt und wieder die Situation wie auf obigen Foto entsteht. Es gibt genug alte Gitarren (vor allem ohne Spannstab), die ohne diese Korrekturen nicht auskommen; einige brauchen mehr einzuschleifende Krümmung, andere haben zu viel davon und müssen an der richtigen Stelle mehr begradigt werden usw...
Es tut nicht weh und ist nicht peinlich, bei Korrekturschliffen des Griffbretts die alten Saiten nochmal aufzuziehen, zu stimmen und zu gucken. Selbst bei den alten Dingern ohne Halsspannstab hab ich das während der Griffbrettkorrektur immer gemacht, um das Biegeverhalten zu prüfen. Auch diese Hälse biegen sich, trotz oftmals unter dem Griffbrett befindlichem Metallstreifen oder –winkel.
Der Idealfall ist natürlich anders, aber ich habe das schon oft gehabt. Letztlich geht es natürlich nur um die berühmten Zehntel; aber das Abrichten ist nun mal die Basis.
Bünde vorbiegen, Ausklinken und das Problem mit dem Griffbrettrand:
Im Vergleich zu den üblichen Bünden lassen sich Edelstahlbünde schwerer biegen. Grob vorgekrümmte Bundstäbchen ins Griffbrett pressen oder hämmern und auf die Fixierung durch den Bundschlitz vertrauen, ist eine sehr schlechte Idee. Das Stäbchen sollte schon genau passen. Heutzutage gibt es vorgebogene Bünde, um das zu erleichtern. Hat man mit vielen Gitarren zu zun, sind die Radien aber doch zu verschieden und dann kann man das auch gleich selber anpassen. Einen großen Radius kleiner biegen ist kein Problem - umgekehrt geht etwas schwieriger. Und spätestens bei unterschiedlichen Radien im Griffbrett wird aus jedem Bund ein Individuum. Auch wenn einige es anders machen; die richtige Biegekurve erkennt man gut am Lichtspalt (Bundstäbchen auf Griffbrett) in Verbindung mit Stäbchen ineinander legen. Gerade bei undefinierten Radien bleibt sowieso kaum eine andere Möglichkeit. Es ist quasi wie ein Inlay zu betrachten, spätere Korrekturmöglichkeiten der Auflage auf dem Griffbrett gibt es nicht.
Danach schneide ich sie auf Überlänge und fertige die Ausklinkungen. Ich mache das von Hand, denn sicher ist sicher. Das Stäbchen muss so weit ausgeklinkt werden, dass wirklich nur der Kopf übrigbleibt. Klinkt man nicht weit genug aus oder gewölbt, gibt es später einen Spalt über dem Binding. Alle denken dann, dass das Bundstäbchen nicht korrekt sitzt. Dieser Arbeitsgang geht relativ schnell, zumal die Bundfußhöhe bei VA-Bünden meist nur ca. 1,5mm beträgt. Bei 42 Ausklinkungen pro Gitarre trotzdem stinklangweilig.
Die Bundschlitze wurde so schön verschlossen....das wollte ich erhalten. Also auch hier leicht ausgeklinkt. Man sieht noch, wo die alten, breiteren Bünde waren.
Das Griffbrett hätte man weiter abschleifen können, aber in "echt" sieht man es nicht .... Natürlich hätte man die gleiche Bundbreite nehmen können, ich mag aber die 2,2x1,4 Bünde
Wenn das fertig ist, kürze ich die Bundstäbchen nochmal genauer, auf eine Länge knapp breiter als das Griffbrett. Schön in Reihe hinlegen und nicht durcheinanderwürfeln. Ich benutze einen Kraftseitenschneider. Auf Grund der eingezogenen Schneide kommt hinterher abknipsen aufs selbe raus und ich mag damit auch nicht gerne am eingedrückten Bundstäbchen hantieren. Insbesondere bei Westerngitarren. Ein Wiha-BiCut schafft übrigens locker 4mm Stahlnägel. Achtung, fliegt da ein Stück ins Auge, war’s das; also immer unter einem Lappen abkneifen!!
Manche nutzen Handpressen; ich habe es bisher von Hand gemacht , mit „Eigenbau-Stempel“. Bei Westerngitarren ist das durchaus eine heiße Sache und erfordert weitere Maßnahmen. Danach wieder die üblichen Arbeiten….gucken ob alles ordentlich, Reflexe im Gegenlicht, grobe Fehler usw… Die Bundstäbchen stehen nun minimal über dem Griffbrettrand.
Bundbearbeitung
Die überstehenden Enden entferne ich mit einer Feile (Hieb2), natürlich ohne Heft. Den Winkel und die Griffbrettkante beachten und auf keinen Fall abrutschen.
Abrichten wie gehabt.. , ich benutze die gleiche Flachfeile. Aber Achtung! Die meisten Feilen haben eine konkave und eine konvexe Seite, sie sind also leicht krumm. Bei vollständig geradem Hals lässt sich die konkave (Tal) Seite nicht benutzen und hakt und rattert nur. Die konvexe (Berg) Seite geht natürlich wunderbar, aber die Abrichtung wird ungenau. Ich habe meine „modifiziert“; sie ist 2/3 schnurgerade und 1/3 konkav/konvex.
Das Abrichten ging immer am schnellsten, weil es auf Grund der Griffbrettvorbereitung relativ gering ausfällt. Hier gibt es einen weiteren praktischen Unterschied zu NS-Bünden:
Bei anderen Leuten gibt man sich ja mehr Mühe als bei einem selber, aber auch bei meinen Instrumenten sind einige, wo die Bundkrone kaum bearbeitet ist. Sieht man ja auf den Fotos. Die 1,4mm Bundhöhe sind fast vollständig erhalten (Bunddraht 2,2x1,4). Diese Gitarren und Bässe habe ich ca. 2014 bundiert. Sie wurde sehr viel gespielt und trotz der geringen Auflagefläche der Saite ist keine Abnutzung zu erkennen.
Bei mir verschleißen auch NS-Bünde wenig, aber die hätten bei so geringer Auflagefläche der Bundoberkante mit Sicherheit deutliche Spuren (Foto ist 10 Jahre alt). Und ja, ich bende viel.
Ein ganz wichtiger Punkt ist der Winkel beim Abrichten. Das weiß aber jeder und hat nicht speziell mit Edelstahl zu tun.....trotzdem nicht vergessen
Das ist ein Bass, wo richtig viel Platz zum Griffbrettrand war. Hier macht es Spaß, ausgeprägt kugelförmig zu verrunden. Sie Saiten sind weit genug weg.
Wenn der Fingerabdruck da nicht wäre, kann man sich sogar drin spiegeln...
Politur
Das Problem ist die Materialhärte. Stahl nur mittels Bearbeitung in eine Richtung polieren, ergibt „Seidenmatt“. Wenn man sich drin spiegeln möchte, muss eine kreuzweise Bearbeitung erfolgen, mindestens im letzten Schritt. Außerdem geht das schneller, denn je länger man am Griffbrettrand rumjuckelt, je eher passiert doch noch irgendwat. Auch beim Abrichten; Feinarbeiten nur in Längsrichtung reichen nicht, denn die Bundoberkante muss spielglatt sein. Eventuelle kleine Unebenheiten spielen sich eben nicht weg, bei Schleifspuren klingen Bendings wie Fingernagel auf Schultafel.
Ich benutze relativ grobes Schleifpapier, von 400 bis 800. Nachdem das feinste im Kreuzschliff verbraucht ist, Kreide rauf und letzter Schliff. Danach ist es spiegelglatt. So habe ich es vor über 40 Jahren gelernt und das klappt heute auch noch.
Oftmals werden die Bundenden nur entgratet und nicht voll verrundet. Das reicht ja auch oft, vor allem wenn sie gegenüber dem Binding etwas eingezogen sind und somit sowieso nicht stören. Möchte man mehr, macht das ordentlich Handarbeit. Ich arbeite hier mit kleiner Feile vor, dann mit einer alten Bundfeile bzw. zum Schluss mit dort eingeklebten Scheifpapierstreifen und polieren wie oben beschrieben. Egal wie man es macht; ein Abrutscher aufs Griffbrett hinterlässt im weichen Holz sofort Spuren.
Hier sind die Bundenden auch nur entgratet und poliert. Durch die ausgeprägt abgerundete Griffbrettkante einiger Strats sind die Bundenden so weit engezogen, dass das sie nicht stören. Eine zu schwache Entgratung finde ich sehr unangenehm und nach dem Lackieren korrigieren ist auch schlecht.
Bei Strats schön aufpassen, dass man die hübsche Griffbrettkante nicht ruiniert. Natürlich ist Rundung Rundung, aber wenn man sich die genau ansieht...da haben sich die Jungs schon Mühe gegeben.
Wenn alles richtig wurde, ergibt sich ein angenehmes Handling und wenn man genau gearbeitet hat, reflektieren alle Bundenden gleich. Das wäre mir wichtig, also mindestens wie auf dem folgenden Foto. Wenn unsauber gearbeitet wurde, funkeln die Bundenden nicht gleichmäßig. Das geht gar nicht.
Kann ich nicht ordentlich fotografieren....wenn aber schlecht entgrstet oder verrundet wurde, glitzern die Bundenden unterschiedlich. Logisch. Wenn man da erstmal drauf achtet, gefällt es einem nicht mehr.
Ich möchte noch kurz was zum Polieren schreiben. Eigentlich müsste jeder den Trick mit der Kreide kennen. In meiner Schlosserlehre (vor über 40Jahren) gab es von solchen Kniffen etliche. Ein Hobby von mir war Stahlbildhauerei. Von sowas wie auf dem Bild habe ich viele, bis zu 20KG schwer.
Die Stahlsorte ist ST38U/2 also normaler Baustahl. Wenn ich sie mal putzen würde, kann man sich drin spiegeln. Und das geht nunmal nur mit der o.g. Prozedur
Arbeitszeit:
„Arbeitszeit“ ist sehr verschieden und ich kann das auch nur schätzen. Bei viel Korrektur des Griffbretts und Lackierarbeiten sind 7 oder 8 Stunden als Hobbybeschäftigung weg; professionell je nach Aufwand vielleicht 6. Ohne aufwendige Griffbrettkorrektur und Lackierarbeiten vielleicht 4 Stunden, wirklich nur ganz grob gedacht.
Ich würde mir ein Angebot einholen und darauf achten, welche Arbeiten enthalten sind. Auch die Frage, ob derjenige überhaupt selber mit VA bundiert.
Dabei möglichst viele Informationen dem Gitarrenbauer mitteilen bzw. die die Gitarre am besten zeigen. Es ist für den Gitarrenbauer auch schwierig, ohne ausreichende Infos zu kalkulieren. Haut er alles rein was vorkommen könnte, ist das vielleicht viel zu viel und der Kunde geht woanders hin. Kalkuliert er zu knapp und es kommen Arbeiten hinzu, ist der Kunde oftmals ungern bereit zu zahlen. Je mehr beide Seiten im Vorfeld klären können, je besser und fairer ist es für alle.
Vielleicht noch als Info wegen dem ständig im Forum erwähnten Werkzeugverschleiß:
Der Seitenschneider ist über 10 Jahre im handwerklichen Gebrauch und hat tausende Schneidvorgänge hinter sich. Das sieht man ihm äußerlich auch an – nur die Schneiden sind wie neu. Nicht einmal im Lichtspalt ist ein Fehler zu sehen.
Die Feile ist über 30 Jahre alt, wurde in der Werkstatt genutzt und reicht nach wie vor.
Es bibt noch eine modifizierte Feile für die Bundkanten. Wenn ich sie finde, reiche ich das Bild nach.
So, ein paar Edelstahl-Besonderheiten erwähnt,; kann sein dass noch ergänzt wird.
Im Grunde ist es wie jede Bundierung, aber mit ein paar Abweichungen. In den letzten 10 Jahren kam (hinsichtlich Edelstahl) einiges zusammen, allermeist E-Gitarren und Bässe, aber auch einige Western. Der Vorteil ist, dass ich meine eigenen zuerst damit bundierte und den nicht vorhandenen Verschleiß jeden Tag beobachten kann.
Natürlich kann man zu allen Punkte etliche Seiten schreiben, ich versuchs aber mal kurz:
Einschätzung des Halses (wie sonst auch üblich)
So überflüssig sich das anhört, für mich ist das der Hauptpunkt. Manche Hälse krümmen sich eher im Bereich Richtung Kopfplatte, andere mehr in der Mitte und einige ausgeprägt kurz vorm Korpus. Weiterhin gibt es Hälse mit Buckel vorm Halsfuß, Stauchungen, Abrichtfehler vorheriger Bundierungen, manche Gitarren waren 50, 60 Jahre alt usw…
Die Einschätzung finde ich deshalb wichtig, damit der Hals vernünftig vorbereitet werden kann und Fehler nicht hinterher über die Bundstäbchen ausgeglichen werden müssen, wie im folgenden Foto.
In "echt" sah das schon sehr markant aus, wobei man den "Knick im Schwanz" bei seitlicher Griffbrettbetrachtung natürlich noch viel besser sah.
Abrichten des Griffbretts (wie üblich)
Bevor die Bünde gezogen werden, mache ich mir einen Kunstharz- oder Glasfaserabdruck des Griffbretts. Das nützt bei Uraltgurken zwar auch nicht immer, geht aber schnell, man ist flexibel und den nutze ich dann zur Bearbeitung. Danach ziehe ich erst die Bünde, sonst stören die Bundschlitze natürlich im Abdruck.
Abrichten ist Pflicht, weil das Griffbrett im Bereich der Bundschlitze allermeist uneben und gequollen ist. Außerdem muss man die Punkte der oben genannten Halseinschätzung ja korrigieren.
Dazu müssen die betreffenden Bereiche entsprechend beschliffen werden. Diese Arbeit hält auf und ist durchaus spannend; denn in der Praxis ist der Hals auch ohne Saiten alles andere als gerade (siehe Buckel oben)
Insbesondere scheint mir aber wichtig, ob es Stellen gibt, die eben mehr bearbeitet werden müssen als andere. Es nützt nichts, wenn man ein gerades Griffbrett schleift, der Hals sich später aber trotzdem verkehrt krümmt und wieder die Situation wie auf obigen Foto entsteht. Es gibt genug alte Gitarren (vor allem ohne Spannstab), die ohne diese Korrekturen nicht auskommen; einige brauchen mehr einzuschleifende Krümmung, andere haben zu viel davon und müssen an der richtigen Stelle mehr begradigt werden usw...
Es tut nicht weh und ist nicht peinlich, bei Korrekturschliffen des Griffbretts die alten Saiten nochmal aufzuziehen, zu stimmen und zu gucken. Selbst bei den alten Dingern ohne Halsspannstab hab ich das während der Griffbrettkorrektur immer gemacht, um das Biegeverhalten zu prüfen. Auch diese Hälse biegen sich, trotz oftmals unter dem Griffbrett befindlichem Metallstreifen oder –winkel.
Der Idealfall ist natürlich anders, aber ich habe das schon oft gehabt. Letztlich geht es natürlich nur um die berühmten Zehntel; aber das Abrichten ist nun mal die Basis.
Bünde vorbiegen, Ausklinken und das Problem mit dem Griffbrettrand:
Im Vergleich zu den üblichen Bünden lassen sich Edelstahlbünde schwerer biegen. Grob vorgekrümmte Bundstäbchen ins Griffbrett pressen oder hämmern und auf die Fixierung durch den Bundschlitz vertrauen, ist eine sehr schlechte Idee. Das Stäbchen sollte schon genau passen. Heutzutage gibt es vorgebogene Bünde, um das zu erleichtern. Hat man mit vielen Gitarren zu zun, sind die Radien aber doch zu verschieden und dann kann man das auch gleich selber anpassen. Einen großen Radius kleiner biegen ist kein Problem - umgekehrt geht etwas schwieriger. Und spätestens bei unterschiedlichen Radien im Griffbrett wird aus jedem Bund ein Individuum. Auch wenn einige es anders machen; die richtige Biegekurve erkennt man gut am Lichtspalt (Bundstäbchen auf Griffbrett) in Verbindung mit Stäbchen ineinander legen. Gerade bei undefinierten Radien bleibt sowieso kaum eine andere Möglichkeit. Es ist quasi wie ein Inlay zu betrachten, spätere Korrekturmöglichkeiten der Auflage auf dem Griffbrett gibt es nicht.
Danach schneide ich sie auf Überlänge und fertige die Ausklinkungen. Ich mache das von Hand, denn sicher ist sicher. Das Stäbchen muss so weit ausgeklinkt werden, dass wirklich nur der Kopf übrigbleibt. Klinkt man nicht weit genug aus oder gewölbt, gibt es später einen Spalt über dem Binding. Alle denken dann, dass das Bundstäbchen nicht korrekt sitzt. Dieser Arbeitsgang geht relativ schnell, zumal die Bundfußhöhe bei VA-Bünden meist nur ca. 1,5mm beträgt. Bei 42 Ausklinkungen pro Gitarre trotzdem stinklangweilig.
Die Bundschlitze wurde so schön verschlossen....das wollte ich erhalten. Also auch hier leicht ausgeklinkt. Man sieht noch, wo die alten, breiteren Bünde waren.
Das Griffbrett hätte man weiter abschleifen können, aber in "echt" sieht man es nicht .... Natürlich hätte man die gleiche Bundbreite nehmen können, ich mag aber die 2,2x1,4 Bünde
Wenn das fertig ist, kürze ich die Bundstäbchen nochmal genauer, auf eine Länge knapp breiter als das Griffbrett. Schön in Reihe hinlegen und nicht durcheinanderwürfeln. Ich benutze einen Kraftseitenschneider. Auf Grund der eingezogenen Schneide kommt hinterher abknipsen aufs selbe raus und ich mag damit auch nicht gerne am eingedrückten Bundstäbchen hantieren. Insbesondere bei Westerngitarren. Ein Wiha-BiCut schafft übrigens locker 4mm Stahlnägel. Achtung, fliegt da ein Stück ins Auge, war’s das; also immer unter einem Lappen abkneifen!!
Manche nutzen Handpressen; ich habe es bisher von Hand gemacht , mit „Eigenbau-Stempel“. Bei Westerngitarren ist das durchaus eine heiße Sache und erfordert weitere Maßnahmen. Danach wieder die üblichen Arbeiten….gucken ob alles ordentlich, Reflexe im Gegenlicht, grobe Fehler usw… Die Bundstäbchen stehen nun minimal über dem Griffbrettrand.
Bundbearbeitung
Die überstehenden Enden entferne ich mit einer Feile (Hieb2), natürlich ohne Heft. Den Winkel und die Griffbrettkante beachten und auf keinen Fall abrutschen.
Abrichten wie gehabt.. , ich benutze die gleiche Flachfeile. Aber Achtung! Die meisten Feilen haben eine konkave und eine konvexe Seite, sie sind also leicht krumm. Bei vollständig geradem Hals lässt sich die konkave (Tal) Seite nicht benutzen und hakt und rattert nur. Die konvexe (Berg) Seite geht natürlich wunderbar, aber die Abrichtung wird ungenau. Ich habe meine „modifiziert“; sie ist 2/3 schnurgerade und 1/3 konkav/konvex.
Das Abrichten ging immer am schnellsten, weil es auf Grund der Griffbrettvorbereitung relativ gering ausfällt. Hier gibt es einen weiteren praktischen Unterschied zu NS-Bünden:
Bei anderen Leuten gibt man sich ja mehr Mühe als bei einem selber, aber auch bei meinen Instrumenten sind einige, wo die Bundkrone kaum bearbeitet ist. Sieht man ja auf den Fotos. Die 1,4mm Bundhöhe sind fast vollständig erhalten (Bunddraht 2,2x1,4). Diese Gitarren und Bässe habe ich ca. 2014 bundiert. Sie wurde sehr viel gespielt und trotz der geringen Auflagefläche der Saite ist keine Abnutzung zu erkennen.
Bei mir verschleißen auch NS-Bünde wenig, aber die hätten bei so geringer Auflagefläche der Bundoberkante mit Sicherheit deutliche Spuren (Foto ist 10 Jahre alt). Und ja, ich bende viel.
Ein ganz wichtiger Punkt ist der Winkel beim Abrichten. Das weiß aber jeder und hat nicht speziell mit Edelstahl zu tun.....trotzdem nicht vergessen
Das ist ein Bass, wo richtig viel Platz zum Griffbrettrand war. Hier macht es Spaß, ausgeprägt kugelförmig zu verrunden. Sie Saiten sind weit genug weg.
Wenn der Fingerabdruck da nicht wäre, kann man sich sogar drin spiegeln...
Politur
Das Problem ist die Materialhärte. Stahl nur mittels Bearbeitung in eine Richtung polieren, ergibt „Seidenmatt“. Wenn man sich drin spiegeln möchte, muss eine kreuzweise Bearbeitung erfolgen, mindestens im letzten Schritt. Außerdem geht das schneller, denn je länger man am Griffbrettrand rumjuckelt, je eher passiert doch noch irgendwat. Auch beim Abrichten; Feinarbeiten nur in Längsrichtung reichen nicht, denn die Bundoberkante muss spielglatt sein. Eventuelle kleine Unebenheiten spielen sich eben nicht weg, bei Schleifspuren klingen Bendings wie Fingernagel auf Schultafel.
Ich benutze relativ grobes Schleifpapier, von 400 bis 800. Nachdem das feinste im Kreuzschliff verbraucht ist, Kreide rauf und letzter Schliff. Danach ist es spiegelglatt. So habe ich es vor über 40 Jahren gelernt und das klappt heute auch noch.
Oftmals werden die Bundenden nur entgratet und nicht voll verrundet. Das reicht ja auch oft, vor allem wenn sie gegenüber dem Binding etwas eingezogen sind und somit sowieso nicht stören. Möchte man mehr, macht das ordentlich Handarbeit. Ich arbeite hier mit kleiner Feile vor, dann mit einer alten Bundfeile bzw. zum Schluss mit dort eingeklebten Scheifpapierstreifen und polieren wie oben beschrieben. Egal wie man es macht; ein Abrutscher aufs Griffbrett hinterlässt im weichen Holz sofort Spuren.
Hier sind die Bundenden auch nur entgratet und poliert. Durch die ausgeprägt abgerundete Griffbrettkante einiger Strats sind die Bundenden so weit engezogen, dass das sie nicht stören. Eine zu schwache Entgratung finde ich sehr unangenehm und nach dem Lackieren korrigieren ist auch schlecht.
Bei Strats schön aufpassen, dass man die hübsche Griffbrettkante nicht ruiniert. Natürlich ist Rundung Rundung, aber wenn man sich die genau ansieht...da haben sich die Jungs schon Mühe gegeben.
Wenn alles richtig wurde, ergibt sich ein angenehmes Handling und wenn man genau gearbeitet hat, reflektieren alle Bundenden gleich. Das wäre mir wichtig, also mindestens wie auf dem folgenden Foto. Wenn unsauber gearbeitet wurde, funkeln die Bundenden nicht gleichmäßig. Das geht gar nicht.
Kann ich nicht ordentlich fotografieren....wenn aber schlecht entgrstet oder verrundet wurde, glitzern die Bundenden unterschiedlich. Logisch. Wenn man da erstmal drauf achtet, gefällt es einem nicht mehr.
Ich möchte noch kurz was zum Polieren schreiben. Eigentlich müsste jeder den Trick mit der Kreide kennen. In meiner Schlosserlehre (vor über 40Jahren) gab es von solchen Kniffen etliche. Ein Hobby von mir war Stahlbildhauerei. Von sowas wie auf dem Bild habe ich viele, bis zu 20KG schwer.
Die Stahlsorte ist ST38U/2 also normaler Baustahl. Wenn ich sie mal putzen würde, kann man sich drin spiegeln. Und das geht nunmal nur mit der o.g. Prozedur
Arbeitszeit:
„Arbeitszeit“ ist sehr verschieden und ich kann das auch nur schätzen. Bei viel Korrektur des Griffbretts und Lackierarbeiten sind 7 oder 8 Stunden als Hobbybeschäftigung weg; professionell je nach Aufwand vielleicht 6. Ohne aufwendige Griffbrettkorrektur und Lackierarbeiten vielleicht 4 Stunden, wirklich nur ganz grob gedacht.
Ich würde mir ein Angebot einholen und darauf achten, welche Arbeiten enthalten sind. Auch die Frage, ob derjenige überhaupt selber mit VA bundiert.
Dabei möglichst viele Informationen dem Gitarrenbauer mitteilen bzw. die die Gitarre am besten zeigen. Es ist für den Gitarrenbauer auch schwierig, ohne ausreichende Infos zu kalkulieren. Haut er alles rein was vorkommen könnte, ist das vielleicht viel zu viel und der Kunde geht woanders hin. Kalkuliert er zu knapp und es kommen Arbeiten hinzu, ist der Kunde oftmals ungern bereit zu zahlen. Je mehr beide Seiten im Vorfeld klären können, je besser und fairer ist es für alle.
Vielleicht noch als Info wegen dem ständig im Forum erwähnten Werkzeugverschleiß:
Der Seitenschneider ist über 10 Jahre im handwerklichen Gebrauch und hat tausende Schneidvorgänge hinter sich. Das sieht man ihm äußerlich auch an – nur die Schneiden sind wie neu. Nicht einmal im Lichtspalt ist ein Fehler zu sehen.
Die Feile ist über 30 Jahre alt, wurde in der Werkstatt genutzt und reicht nach wie vor.
Es bibt noch eine modifizierte Feile für die Bundkanten. Wenn ich sie finde, reiche ich das Bild nach.
So, ein paar Edelstahl-Besonderheiten erwähnt,; kann sein dass noch ergänzt wird.
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