[Effekt] Eventide Space

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Das "Space" ist eines der Bodeneffektgeräte des Herstellers von angesehen Studiogeräten namens Eventide.
Damit erklärt sich auch schon gleich der Hintergrund dieser "Bodentreter", die es faustdick unter dem Gehäuse haben. Der Sound und die Technik der Studiogeräte in den Bodenkistchen hat jedoch leider auch seinen Preis und so werden zur Zeit etwas 500 € für das Space aufgerufen!

Neben dem Echogerät Timefactor, dem Modfactor (Chorus, Flanger...) und dem Pitchshifter Pitchfactor ist das Space das Gerät, welches für "Reverb" zuständig ist. Doch halt! Diese Beschreibung wird den Geräten bzw. auf jeden Fall dem Space nicht wirklich gerecht und das ist auch der Grund, warum ich mir die Mühe machen, diese Zeilen zu schreiben.

Das Space ist so aufgebaut, dass sich darin (unter anderem) unterschiedliche Halltypen (Hall, Room, Plate und Spring) finden lassen. Das Space hat jedoch nicht ohne Grund den Untertitel " Reverb and Beyond", genauer betrachtet stehen insgesamt 12 "Algorithmen" zur Verfügung, die aus bis zu 3 Effekten bestehen. Diesen 12 Algorithmen belegen den ersten Teil der insgesamt 100 Speicherplätze. Wie die Effekte genau "verdrahtet" sind, ist in den Algorithmen festgelegt und kann auch nicht verändert werden. Das "wie" ist auch ein Geheimnis des Herstellers....

Die 12 Algorithmen:
1. Hall (Das ist drin was drauf steht ;), wobei "Größe", Decay, Klangfarbe an Belieben eingestellt werden kann)
2. Room (Siehe oben, aber eben auf einen Raumhall ausgelegt)
3. Plate (simuliert einen Plattenhall)
4. Spring (liefert einen variierbaren Federhall und einen hinzu regelbaren Tremoloeffekt. Perfekt, um typische Fender oder Vox Amp like Sound nachzubilden
5. Dualverb (hier sind zwei Reverbgeneratoren vorhanden, die man hintereinander, übereinander oder sonst wie mischen kann. Es ergeben sich die ersten "abgespacten" Sounds, die etwa echoähnlich klingen.
6. Reverse (erklärt sich auch von selbst: Reverb rückwärts, ergibt anschwellende Sounds)
7. Modechoverb (Das ist IMO ein ganz wesentliche Sektion bei diesem Gerät, weil man hier Echo, Modulation und Reverb gemeinsam hat. Das war eigentlich genau dass, was ich haben wollte: Ein Multi-FX, das Echo, Hall und Chorus auf hohem Niveau liefert. Nicht mehr und nicht weniger... Man kann hier Reverb und Echo z.B. rausregeln und hat einen reinen (gut klingenden!) Chorus oder Flanger oder man kann auch nur das Echo (als Tap-Echo möglich!) nutzen oder alles zusammen oder oder oder.... Eine intergrierte Klangreglung für das Wet Signal, lässt "digitale", aber auch "wärmere" Sounds zu. Hier stellt sich für mich die Frage wozu man dann noch das Timefactor oder das Modfactor braucht? )
8. Blackhole (noch ein so ein abgespacter Hall-Algorithmus, bis unendlich und "eingefroren"...)
9. Mangledverb (Hier kann man eigentümliche Verzerrungen dem Hall zu mischen, die nicht unbedingt sehr harmonisch sind und nicht mit einem gewohntem Overdrive oder Distortion vergleichbar sind , aber einen echt "kaputten" Sound erzeugen können).
10. Tremoloverb (hier wirkt das Tremolo auf den Hall selbst bis zu "sequenzer-/zerhackerartigen" Sounds)
11. Dynaverb (O-Ton der Beschreibung: Mischung aus Eventide Eclipse und Omnipressor; hier soll man den Hall dynamisch spielen können, damit habe ich mich bisher noch (zu) wenig beschäftigt, um das richtig zu blicken...)
12. Shimmer (Dies ist eine gesuchter Effekt, denn wohl U2-Gitarrist the Edge populär gemacht hat. Hier erzeugt ein Pitchshifter aus dem Hallnachklang einen orgelähnlichen Klang der zum Signal zugegeben wird und schöne schwebende, getragene Sounds ermöglicht)

Wie man sich vorstellen kann liefern einige, wenn nicht die Mehrzahl dieser Algorithmen Effekte, die so abgedreht klingen, dass man sie eher selten einsetzen wird. Leider gilt das auch für die Werkspresets, die IMO oft eher nach dem Motto "was geht" und nicht nach Praxistauglichkeit programmiert wurden. All das abgedreht Zeug kann einem jedoch so manchen Nachmittag versüssen, in dem man in andere Sphären abtauchen kann und dazu vor allem dazu keine Begleitinstrumente braucht. Was ich mir jedoch durchaus gut vorstellen kann, ist eine Reihe dieser Sounds z.B. bei Videovertonungen zu verwenden, um besondere Atmosphären zu schaffen.

Doch auch dieser Zweck alleine wird dem "Space" nicht gerecht, denn man kann es ja auch einfach nur als sehr gut klingenden Reverb, Tremolo, Echo, Chorus oder Flanger verwenden. Diese Effekte liefert es in Studioqualität, nebengeräuscharm und sehr variabel. Hier wird der "Dry-Sound" von Gitarre und Verstärker wirklich aufgewertet und nicht vermullmt oder anderweitig geschmälert.

Für die Live-Verwendung stehen 3 Fußschalter zu Verfügung, mit denen man das Gerät in den relaisgesteuerten (True-)Bypass schicken; die Programme rauf und runter steppen; über die Tap-Funktion Delayzeiten vorgeben und mit einem "HotSwitch" bei dem jeweilige Preset andere Parameter aufrufen kann. Darüber hinaus lassen sich dann noch Parameter über ein optionales Expression Pedal "on the fly" ändern. Da sind dann spätestens alle Grenzen für Soundtüftler und Experimentatoren offen.

Eine USB-Schnittstelle sorgt für Datenaustausch mit einem Computer (das Space ist aber nicht auch noch ein Audiointerface!!)

Am Besten ist das Space IMO in einem Effekt-Loop eines Verstärkers aufgehoben. Die Ein- und Ausgangsempfindlichenkeiten können jedoch mittels Minischaltern separat auf Gitarren/Amp- bzw. Line-Level umgeschaltet werden. So hat sich das Space bei mir klaglos in den Effektweg von meinem Gigmaster eingefügt. Zwei Clipping LEDs zeigen an das etwas passiert, es übersteuert aber nichts und der Pegel ändert sich auch nicht im Bypass Mode.

Das Schalten in den Bypass ist völlig geräuschlos, ein Programmwechsel auch, dauert aber gut eine Sekunde. Anders beim HotSwitsh, der sofort die neue Einstellung abruft. So kann man z.B. bei "Spring" dem Reverb jederzeit den Tremolo Effekt zu- und wieder wegschalten.

Das Space ist also schon weit mehr als eine "Reverb-Stomp-Box". Angesicht dessen, dass Verzerrerpedale mittlerweile locker 300 € und mehr kosten, hat man hier für 200 € mehr schon eine ganze Menge Nutzwert.
Als Alternative kann man entweder zu 19"-Geräten von Lexicon, Alesis, Rocktron, tc,.... greifen, die im Prinzip Ähnliches liefern können. Soll es fußsteuerbar sein, so kommt hier vielleicht das tc Nova System oder gar das viel teurere G-System in Frage bzw. die Line 6 M-Serie. Keine dieser Lösungen ist jedoch so kompakt und keine ist so sehr auf "Hall" spezialisiert.
In wie weit bzw. in welcher Qualität die vorgenannten Alternativen die Effekte liefern können, kann ich jedoch nicht sagen, da mir hier schlicht die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Verglichen mit einem Vox Tone Lab ST, das ich vorher (leicht zweckentfremdet) für diesen Zweck verwendet habe, ist das Space natürlich schon eine andere Liga.
 
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Super Review, danke!
 
Hi,
danke für das Review :great:

Bei mir kommt jetzt erstmal eine schöne ES-335, danach aber definitv ein Space :)
 
Danke für das sehr gut geschriebene Review. :great: Es ist ein sehr umfangreiches Paket, dass man hier auch sicherlich nicht ein paar Minuten in allen Einzelheiten beschreiben kann. Ich habe schon das Mod- und das Timefactor und war, da mein Hiwatt Custom Combo über kein Reverb verfügt, auch schon bei dem Gedanken, mir auch noch dieses Eventide anzuschaffen. Andererseits hat man mit 3 solchen Factories schon fast den Gegenwert ein Les Paul auf dem Board. Obwohl ich mit dem Pedaltrain Pro schon das größtmögliche Board in dieser Baureihe besitze, habe ich einfach keinen Platz mehr und habe mir deshalb zuerst einmal das Digitec PV-7 zugelegt. Drei von diesen Geräten auf dem Board ist schon fast so, als würde man ein mobiles Studio durch die Gegend schleppen. Ausserdem habe ich ebenfalls noch das analoge und zumindest genauso große Carl Martin Delayla XL auf dem Board. Denn die Eventides sind nichts anderes als Studiotechnik in Stompboxformat.

Ich habe, in Ermangelung eines Effectllops, alle meine FX Pedale vor dem Amp Input, was aber auch nur deshalb so gut funktioniert, weil ich meine Pedale nicht in Kette geschaltet habe. Jedes einzelne Pedale hat hier einen eigenen, separaten Loop in meinem Octa Switch Looper, sodass sich hier nicht in die Quere kommen kann. Vielleicht hättest Du noch ein paar Worte der Steuerung widmen können, soviel ich weiß lassen sich beim Space, genau wie bei den anderen Eventide Pedalen die Bänke einerseits mittel Midi einrichten und abrufen, andererseits gibt es auch die Möglichkeit die Bänke (und bei dem Timefactor auch die Delaygeschwindigkeit) mitteles eines einfachen Up & Down Schalters auszuwählen. Ich habe mir extra zu diesem Zweck eine kleine Looper Box bauen lassen, mit dessen Hilfe ich getrennt für Mod- und Timefactor die Bänke, bzw. für das Timefactor auch noch zusätzlich die Delaygeschwindigkeit wählen kann. Allerdings hat mich das Review wieder dazu angeregt, doch noch einmal über das Space nachzudenken.

Zuvor werde ich aber erst noch ein Memorandum an Pedaltrain schreiben und endlich um ein Pedalboard in vernünftiger und ausreichender Größe bitten. :rock:

Grüße, Armin H. :)
 
Zum Glück gibt's jetzt das Pedal Train Grande:

01.jpg


Klasse Review *bewert*
 
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Zunächst mal Dank an alle für das Lob! :)

@Armin,

Ich hatte einmal ein Schlüsselerlebnis, als ich einem Heavy Meddler für den ich vor Jahren mal den Guitar Tech gespielt habe und der hatte sein Digital Delay auch vor dem Marshall (er hatte sogar über 2 Türme gespielt...). Da er den Amp mit ordentlich Verzerrung gefahren ist, klang das ziemlich grausig. Ich habe dann von einem Amp ein Linesignal abgenommen, durch das Delay geschickt, den 2. Turm clean eingestellt und so praktisch als "Monitor" mißbraucht. Bei der ersten Probe gab es da ein ziemliches A-ha-Erlebnis bei ihm, als er zum ersten Mal ein "sauberes" Delay trotz fehlendem Effektloop hatte. Für mich ist ein Effektloop da einfach essentiel.

Was den Midimöglichkeiten angeht, wäre da tasächlich noch einiges zu schreiben, aber davon habe ich wiederum überhaupt keine Ahnung bzw. nutze das nicht. :redface:

Mit den 3 Fußtastern kann man die "essentiellen" Dinge aber steuern. Durch Doppelbeledung (kurz Tippen/ gedrückt halten) kann man die Presets rauf und runter steppen. Den rechten Schalter kann man auf Tap umschalten und so die Delayzeit "eintappen" und der mittlere Schalter kann als "HotSwitch" in einem Preset auf eine andere Einstellung umschalten (z.B. bei Spring das Tremolo zuschalten, was ganz sinnig ist, das das Umschalten von einem Algorithmus auf einen anderen schon etwas (Rechen?)Zeit braucht.)

Wie ich schon geschrieben habe, ist es die Frage, ob ein Timefactor auf dem Board wirklich noch notwendig ist, wenn man das Space dort hat. Das beinhaltet IMO ein vollwertiges Delay. Was das Modfactor angeht, hat das gewiss mehr Möglichkeiten, als die vergleichsweise fixe Vorgaben beim Chorus und Flanger im Space.
 
Ich bin jetzt mal dazu gekomme auch etwas aufzunehmen, was einen Eindruck gibt, wie das Space so klingen kann. Der Effekt ist das vom U2 Gitarristen The Edge bekannte Shimmer. Das Preset heißt Quasar und ist nicht weiter editiert. Mittlerweile habe ich heraus gefunden, wie ich das Space bei meinem Audio Interface "einschleifen" kann. So ist hier das Eventide im Stereo Mode zu hören.
http://soundcloud.com/ralphjoh/space-and-beyond
 
klingt wirklich gut, auch aufnahmetechnisch :great:
apropos...
wer damit nicht auf die Bühne muss, bekommt mit Valhalla-Shimmer ein Pendant für die DAW

cheers, Tom
 
Hallo,

ich habe mir das Teil auch zugelegt. Damit kann man monatelang rumprobieren. Tolle Sounds und viele Effekte.
Tipp: Auf der Eventide Seite kann man sich registrieren und die neue Firmware runterladen.
Habe ich gemacht - ging problemlos über USB.
Laut Eventide wurden einige Programmfehler ausgemerzt.

http://eventide.com/AudioDivision/Products/StompBoxes.aspx

:rock:
 

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