Ein Trip in die Welt der irisch-schottischen Musik

Wir suchen also nach DEM irischen "Schneewalzer"
Wenn wir das nicht ganz so eng sehen, denn manche Schotten beanspruchen das Stück auch für sich, käme da "Wild Mountain Thyme" in Frage. Man kennt es, wie so viele derartige Stücke, in verschiedenen Rhythmen, als slow reel und langsameren Walzer.
Vom Bekanntheitsgrad und Schwierigkeitsgrad her ist es dem Schneewalzer auf jeden Fall vergleichbar.
Ich spiele hier später, vielleicht heute Abend, gern mal eine Version ein und suche nach Noten.
 
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manche Schotten beanspruchen das Stück auch für sich
Das kommt schon hin , in dem Text kommt der Begriff "lassie" vor, das heißt im Schottischen Mädchen und ist in Irland nicht gebräulich, soviel ich weiß.
 
Das kommt schon hin , in dem Text kommt der Begriff "lassie" vor, das heißt im Schottischen Mädchen und ist in Irland nicht gebräulich, soviel ich weiß.
-Schlauschwätzermodus on-

Doch doch :opa:
Meine irischen Kollegen eröffneten unsere Besprechungen immer mit der Begrüßung "hi lads", wenn nur Männer anwesend waren, sonst mit "hi lasses and lads". Das zeigt, dass diese Wörter auch heute noch in Irland gebräuchlich sind. Sie wurden in ganz England übrigens schon im ausgehenden Mittelalter und Renaissance gebraucht, wie sich in Schriften aus der Zeit und Romanen über diese Zeit lesen lässt. Und lassie, so wie auch der berühmte Fernsehhund, ist ja die Koseform von lass.

-Schlauschwätzermodus off-
 
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Hier mal zwei Beispiele, was ich mit der Verschmelzung zwischen Tanz und diatonischem Instrument meine. Ich finde der Wahnsinn, wie man geradezu heraushört, dass der Tanz (für den ich leider kein Vid gefunden habe) sich derart über diese spezielle Musik, diese Rhythmik, die sich gerade beim diatonische Instrument regelrecht aufdrückt, definiert. Man hört quasi die Bewegungen der Tanzgruppe, die Hüpfer, die Richtungswechsel, heraus.... Herrlich :)

1. Irisch


2. Bretonisch

 
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Hier sieht man übrigens, dass "wild mountain thyme" immer noch sehr aktuell ist :


Ich versuche aber später mal eine Akkordeon-Version
 
Die Kollegen in unserem Unternehmen, Kostal Ireland, sitzen in Abbeyfeale, das ist etwa die Grenze zwischen Kerry und Limerick. Ich glaube aber nicht, dass es gerade bei solchen sehr verbreiteten Begriffen, große regionale Unterschiede gibt.
Aber um mal wieder zum Thema zu kommen: gerade "wild mountain thyme" scheint ein Streitfall zu sein, und so wird es tatsächlich in sehr vielen Youtube Videos als "irisches/schottisches Lied" angegeben.
 
Tutorial 2: Bear Dance
(ist englisch, aber wird auch von Iren gespielt)

Anhang anzeigen 842462
Hallo @Bernnt
Da ich grad krank zu hause bin, hatte ich Lust, das mal aufzugreifen :)

Ich hab das Stück ein bissel verändert in der Spielweise.
Wenn das wirklich diatonisch gespielt wird, brauchts luft- und harmonietechnisch relativ viele Balgwechsel.
Auch habe ich Grundbässe eingefügt, weil ich das zumindest so kenne, dass diese sogar betont werden.
Drum habe ich in der langen Em Passage eine Zwischenharmonie mit Balgwechsel eingebaut und das Stück mit den angegebenen Balgwegen gespielt.
So richtig hab ich den Groove bei Weitem nicht raus, aber zumindest formell schonmal diatonisch "immitiert" o_O

Davon abgesehen spiele ich den B-Teil falsch ... lach.

Aber egal, hier mein Vorschlag :)

(unten handschriftlich erläuert - pdf)


 

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einer bestimmten Marke/ Stimmung anzugehören
Ah, jetzt wird's interessant. Ich hab gesehen, dass die Leute alte Hohner-Akkordeons mögen. Viele lieben die vergleichsweise billige Erika. Auch Saltarelle- und Castagnari-Instrumente kommen vor. Letztere Hersteller machen auch chromatische Instrumente, wahlweise mit Tasten oder mit Knöpfen in C-Griff wie ich es neuerdings mag. Das Problem: An die kommst Du nicht persönlich ran. Du musst sie auf gut Glück zu einem Teufelspreis ordern und bezahlst mehr als 7000 Steine für ein Nicht-Cassotto-Instrument, freilich für eins mit einem meines Erachtens fantastischen eigentümlichen Klang. Mein Händler tut sie sich nicht in den Laden. Denn der musikalische Stil hat seine Auswirkungen auf die Konzeption der Bass-Seite. Diese Instrumente sind auf Gewicht hin optimiert und haben nicht den fetten vielchörigen Bass. "Zu dünn links", sagt mein Händler. Schade. Denn ich könnte schwach werden, wenn mir eine Castagnari Magica live unter die Finger käme.:(

diesen "Hupferle-Effekt"
Yup, 1:1 ist schwierig. Es gibt aber Leute, die dem nahe kommen. Dazu später mehr. Ich möchte wirklich, dass alle mitmachen können. Darum fangen wir wie üblich total einfach an. Aber einfach muss ja nicht heißen langweilig.

Auch erinnere ich mich, dass es SEHR viele verschiedene Tänze gibt
Das mag sein. Das ganze Material, das ich gerade sichte, sind entweder Jigs oder Reels. Meistens haben sie einen A- und einen B-Teil, beide werden immer wiederholt, so dass wir immer AABB kriegen. Taktlich sind das 4/4-Stücke oder 6/8-Stücke. Aber das mag an der Qualität der Noten liegen, die es in den Datenbanken gibt. Ich habe schon gehört, dass die Profis z.B. Double Jigs von Single oder Slip Jigs unterscheiden. Der Double Jig würden wir wahrscheinlich in einem 3/8 notieren, weil man 1-2-3 1-2-3 zählt und im Kopf "Bro-kol-li, Bro-kol-li" dazu denkt. Beim regular Jig soll man "Car-rots and Cab-ba-ges" denken. Ganz schön küchenlastig das Ganze. Aber ich mag Küche und Essen.;)

Man passt den Style dem Instrument an und hat dann ein schönes Stück für eben das Akkordeon
Yup. Auf das wird es bei unseren Instrumenten rauslaufen. Ich habe keine Diatonische. Dazu muss ich stehen. Trotzdem kann man trotzdem probieren, wie weit man kommt.

Super Faden, den ich gerne mitverfolge :) !
Freut mich, dass es Dir gefällt. Ich finds auch spannend, was ich hier alles lesen kann. Ich hab 10 Tage Zeit, die Sonne von innen anzugucken. Da muss doch was gehen.

spiele ich den B-Teil falsch ...
Ja tatsächlich? Wenn ich mich umschaue, gibt es von den Stücken verschiedene Spielweisen - abgesehen mal von den Verzierungen, die einige mitnotieren. Von den bekanntesten Stücken gibt es teilweise mehr als 6 oder 7 Versionen in den Datenbanken. Das scheint die Leute nicht zu stören. Bei den Sessions kommt aber alles zusammen. Manches klingt dann nicht recht zusammen und wird schräg wie die Akkorde, die sich aus der Balgrichtung ergeben. Egal. Hauptsache Musi und Schwung.
 
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Mir ist grad noch Phil Cunningham eingefallen, könnte für euch Chromatiker interessant sein, weil er, anders als ich, auch einer ist. Ich bin hier eigentlich überflüssig und nur hier, weil Bernnt anfangs den Weg über die "diatonische" als Möglichkeit erwogen hatte.

 
Grund: ergänzung
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ich habe gerade mal ein bisschen frei nach Gefühl, also nicht so ganz genau nach Noten, ein paar Takte von "Wild Mountain Thyme" eingespielt, zunächst mit einer Begleitung nur aus gehaltenen Akkorden, danach mit der guten alten , hier etwas langsameren "Schneewalzer-Begleitung"


Die Noten dazu sind diese (selbst geschrieben, deshalb darf ich sie hier veröffentlichen)
 

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z. b. die Bässe auf Zählzeit 3 wegzulassen, wie in den meisten reels, , ein paar Verzierungen einzubringen, z. B. ein paar Vorschlag- Noten. Da kann man als Vorübung gern einfach mit "what shall we do with the drunken sailor" ein paar Dinge ausprobieren, auch schon mal das Tempo etwas anziehen.
Wo er Recht hat, hat er Recht, unser @Frank.M. Jeder kennt "What shall we do with the drunken sailor". Ich hab das vorher nur nie für ein irisches Lied gehalten. In meiner Phantasie waren die Hauptakteure seefahrende Engländer, die sich in eigentümlicher Weise um einen sturzbetrunkenen Mitmatrosen kümmern. Schließlich ist der Text ja englisch. Jetzt hast Du mich schlauer gemacht. In der Tat handelt es sich ursprünglich um ein irisches Lied, das seine Wurzeln im Freiheitskampf gegen die Engländer haben soll.

Wir benutzen das Lied, um Tempo aufzunehmen. Den Grundbass spielen wir nur auf 1, auf 3 lassen wir ihn weg. In den Noten finden wir nun die erste Verzierung. Den Iren sind ja immer schon die Texte wichtig. Was macht man aber, wenn der Text eine oder zwei Silben zuviel hat? Naja, dann wiederholt man die Töne halt. Damit werden aus einer 8tel plötzlich zwei 16tel. In späterer Zeit machen die Melodeon- und Flötenspieler, die Fiedler und Harfinistinnen dann sogar manchmal 4 16tel aus einer Viertel, ohne dass es der Text hergibt oder ohne dass es überhaupt einen Text gibt, einfach dass es beschwingter und lustiger wird. In der Begleitung wechseln sich immer D-Dur und E-Moll ab. Darauf kann man gut rumimprovisieren. Das habe ich von anderen auch schon gehört. Wer Lust hat, kann es ja auch mal probieren.

Tutorial 3: What shall we do with the drunken sailor
3 - Drunken sailor.JPG


Meine Version:

 

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Ah so @varusch, ja klar. Das können wir machen.

ein paar Takte von "Wild Mountain Thyme"
Ja, die Iren haben viele schöne Balladen, die von Weite sprechen. "Wild Mountain Thyme" gehört neben dem von @varusch gerade genannen "Danny Boy" zu meinen Lieblingsstücken. Und @diatoner hat mir mit seinem Hinweis auf Turlough O'Carolan neue Räume eröffnet. Merci bien. Gestern konnte ich gar nicht genug kriegen. Auch heute klingen die Balladen noch nach. Auch das von Frank angespielte Thema. Da kann ich doch gar nicht anders. Hier meine bescheidene Version:


 
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sehr schöne, sehr melancholische Version!:love:
 
Tutorial 4: Britches full of Stiches
Für nicht ganz so geübte wären einfachere irische Polkas ein guter Einstieg. Es kommt da kaum darauf an, welche man nimmt, sondern darauf, damit die irischen Spielweise zu versuchen. Also z. b. die Bässe auf Zählzeit 3 wegzulassen, wie in den meisten reels, , ein paar Verzierungen einzubringen, z. B. ein paar Vorschlag- Noten. Da kann man als Vorübung gern einfach mit "what shall we do with the drunken sailor" ein paar Dinge ausprobieren, auch schon mal das Tempo etwas anziehen. Danach wäre ein einfacher Einstieg :
Britches full of stitches
Yupp, das ist das nächst Einfachere. Da der bereits genannte Melodeon-Lehrer aus York "Britches full of Stiches" seinen Schülern auch zum Einstieg mitgibt, machen wir das auch. Einen ersten Eindruck bietet dieser Workshop:



Man sieht, wie die Leute fröhlich die Viertel mit dem Fuß trampeln. Das gehört dazu, wir werden das diesmal auch machen. Dafür plane ich, die Bass-Seite diesmal einfach wegzulassen. Der Hintergrund ist auch, dass ich mich an den "Verzierungen" versuchen möchte. Dazu habe ich schon einmal Noten vorbereitet:

Britches full of Stiches.JPG


Britches full of Stiches2.JPG


Man sieht zunächst das Thema und dann zwei Durchgänge mit Verzierungen. Es finden sich Vorschläge wie Cuts (Vorschlag von oben), Taps (Vorschlag von unten) und Pats (Vorschlag von zwei Tönen). Es gibt Triplets, also eine Folge von drei schnell hintereinnander gespielten Tönen (gleiche Töne oder Tonsequenz) und Rolls. Freilich gibt es eine Tradition, wie diese Verzierungen anzugehen sind. Klassisches Notenlesen könnte insbesondere bei den Vorschlägen in die Irre führen, da sie bedeutend kürzer sind als sie das Notenbild erahnen lassen. Ein Schwede, der mit seinem Piano-Akkordeon irische Musik spielt, hat aber ein hilfreiches Video gemacht. Das Video ist englisch, aber auch Leute, die mit dieser Sprache auf Kriegsfuß stehen, können ab 3:17 wertvolle Eindrücke gewinnen, wie man das Thema Verzierungen angehen könnte:



Wenn wir verstanden haben, um was es geht, nehmen wir die Noten zur Hand und versuchen uns an den Verzierungen. Man muss nicht alle Verzierungen aus dem Notenblatt 1:1 abspielen. Freilich ist der Aufschrieb hilfreich, um die Möglichkeiten zu sichten, die man hat. Es geht weiter, wenn wir eine Aufnahme aus unserem Kreis haben. Verzierungen sind diesmal ein Muss. Das Tempo sollte durchgehalten werden, muss aber nicht hoch sein. Den Bass lassen wir weg. Eine rhythmische Unterstützung mit dem Fuß wäre gut. Wohl bekomm's.
 

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Um sich in die Irische Musik reinzuhören könnte es hilfreich sein, Spiel und Gesang von Seamus Begley anzuhören. Er und seine Musik ist außerordentlich Irisch und er spielt und singt sehr oft und scheinbar sehr gern auch langsameres.

Schön, was man auf einer diatonischen Club-Handharmonika so spielen kann.
 
Meine persönliche und ganz unmaßgebliche Meinung: Man muss nicht auf Gedeih und Verderb versuchen, irgendeine Verzierung einzubauen. Manchmal ist weniger mehr... Für mich klingt das so eher osteuropäisch :gruebel:.
 
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