Engl. Songtext: Despair

hrawth
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Liebe Musik- und Textkollegen,

mich drängt's wieder zu neuen Schandtaten, obgleich das dritte Album meiner Band noch nicht mal fertig aufgenommen ist - wenigstens stehen dessen Songs und Texte und warten nur noch darauf, aufgezeichnet und in Scheibchen gepresst zu werden...
Da ich für einige der Texte unseres Drittlings hier so viele wertvolle Anregungen erhalten habe, hätte ich für den folgenden Text gern Rückmeldung hinsichtlich sprachlicher oder inhaltlicher Baustellen: Ist das Englisch korrekt oder zumindest unproblematisch nachzuvollziehen? Ist inhaltlich alles "stimmig"? Zu viel Kitsch? Langweilig? Gute Atmosphäre? etc.
Vorbemerkung: Es handelt sich hierbei um einen halb gesprochenen Text, in dessen Strophen der Song viel Spielraum für Dehnungen und Stauchungen bietet, das chaotische Metrum geht also in Ordnung. ;)

Dank und Gruß (und viel Spaß beim Zerpflücken)!
André


Despair

I:
Shackled by your soaking wet dress
Tied up by your soaking wet scarf
Stumbling through the silt, hoping for
Nothing at all

II:
Aimless in the twilight of dusk
Shapeless in the indifferent fog
Wading onward through the silt
Into silver oblivion

Pre:
Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good

Chorus:
Beckoning your naked soles
The waves roll back and forth
Caressing your naked soles
The waves roll back and forth
Gripping round your naked soles
The waves roll back and forth

III:
Shouting out for those you have lost
Looking up, but there's nobody there
Your burning tears dissolve
In the rising tide

Pre:
Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good

Chorus:
Beckoning your trembling chest
The waves roll back and forth
Caressing your trembling chest
The waves roll back and forth
Gripping round your trembling chest
The waves roll back and forth

Interlude:
Cinders glowing under your skin
You can't ignore, you can't forget
The urge without direction within
Is burning with shame and regret

Compensate for the guilt
The more you tried, the worse it became
Let the water bathe you clean
And kill this dull but lasting flame

Chorus:
Beckoning your desperate face
The waves roll back and forth
Caressing your desperate face
The waves roll back and forth
Gripping round your desperate face
The waves roll back and forth

End this dull but lasting flame



Übersetzung:

Verzweiflung

I:
Von Deinem klatschnassen Kleid gefesselt
Von Deinem klatschnassen Schal eingewickelt
Stolperst Du durch den Schlick
und hoffst auf gar nichts

II:
Ziellos im Zwielicht der Abenddämmerung
Formlos im gleichgültigen Nebel
Watest Du weiter durch den Schlick
in silbriges Vergessen (hinein)

Pre:
Lösch das Feuer aus
Für immer
Ruh' Dich vom Licht aus
Zu Deinem eigenen Besten

Chorus:
Deine nackten Sohlen lockend
rollen die Wellen vor und zurück
Deine nackten Sohlen streichelnd
rollen die Wellen vor und zurück
Deine nackten Sohlen umgreifend
rollen die Wellen vor und zurück

III:
Du rufst nach denen, die Du verloren hast
Du schaust nach oben, aber es ist niemand dort
Deine brennenden Tränen lösen sich
In der steigenden Flut auf

Pre:
Lösch das Feuer aus
Für immer
Ruh' Dich vom Licht aus
Zu Deinem eigenen Besten

Chorus:
Deine bebende Brust lockend
rollen die Wellen vor und zurück
Deine bebende Brust streichelnd
rollen die Wellen vor und zurück
Deine bebende Brust umgreifend
rollen die Wellen vor und zurück

Interlude:
Kohlen glühen unter Deiner Haut
Das kannst Du nicht ignorieren, das kannst Du nicht vergessen
Der innere Drang ohne Richtung
brennt vor Scham und Bedauern

Mach' die Schuld wieder gut
Je mehr Du's versuchtest, desto schlimmer wurde es
Lass das Wasser Dich reinwaschen
Und diese dumpfe, aber anhaltende Flamme löschen

Chorus:
Dein verzweifeltes Gesicht lockend
rollen die Wellen vor und zurück
Dein verzweifeltes Gesicht streichelnd
rollen die Wellen vor und zurück
Dein verzweifeltes Gesicht umgreifend
rollen die Wellen vor und zurück

Lösche diese dumpfe, aber anhaltende Flamme
 
Eigenschaft
 
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Hallo,

Ich find es kling auf deutsch gar nicht schlecht ;)

Ich mag es insgesamt auch; hätte bloß ein paar Verständnissfragen; bzgl. Sprache gibt es kompetentere user hier.

1 + 2 + Pre + Chorus: Ergibt für mich ein recht klares Bild eines LI, dass so bissl planlos und bedauernswert durch den Matsch (Großstadtdschugel-whatever) stapft und ein starkes "Verlangen" Sexueller Art hat. Wird von der Angebetenen aber nicht ran gelassen. Das "waves roll back and forth" kann ich noch nicht so genau einordnen.

ab 3: Wird hier die Angebetete im klatschnassen Kleid angesprochen oder das LI?

Dies Fragen sind für mich jetzt nicht essentiell. Ich habe schon ein bissl in euren MySpace Kanal reingehört und denke, dass dieser Text sehr gut zu Euch passen wird.
Es gibt viele viele Zeilen die mir gut gefallen; daher ein Gesamt - :great:

Grüße Dug
 
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Moin moin, ich mach mal den Anfang und pflücke.

Ach nee, so viel zu pflücken finde ich spontan gar nicht. Der Text gefällt mir sehr gut, ich habe sofort eine Melodie dazu im Kopf gehabt und kann entsprechend nicht ganz nachvollziehen, was du mit einem chaotischen Metrum meinst. Das passt. Ehrlich. 4/4-Takt, sechzehntel Bass-Ostinato und dann ab dafür.

Also, du merkst schon, meinen Nerv hast du mit deinem Werk prinzipiell getroffen. Ich steige dann mal in medias res:

(...)

Despair

I:
Shackled by your soaking wet dress
Tied up by your soaking wet scarf
Stumbling through the silt, hoping for
Nothing at all Der Einstieg gefällt mir gleich gut. Das LI ist fasziniert vom Anblick, erhofft sich aber nichts. Du erzeugst erst eine gefühlte Nähe, ein Verlangen, das aber keine Erfüllung verspricht.

II:
Aimless in the twilight of dusk
Shapeless in the indifferent fog
Wading onward through the silt
Into silver oblivion Das Verlangen wird träumerisch, du betrittst die Empfindungsebene ...

Pre:
Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good ... und läßt gleich die Feuerwehr rufen. Hat da jemand Angst, sich zu verbrennen?

Chorus:
Beckoning your naked soles
The waves roll back and forth
Caressing your naked soles
The waves roll back and forth
Gripping round your naked soles
The waves roll back and forth Das ist wieder sehr konkret. Ein Bruch zu den vorigen Zeilen. Meine Gedanken dazu: zurück in der Realität und doch weit ab von der Erfüllung des Traumes ODER doch mitten im Traum, es wird wieder körperlicher - Das erkenne ich hier noch nicht klar, ich will wissen, wie es weitergeht.

III:
Shouting out for those you have lost
Looking up, but there's nobody there
Your burning tears dissolve
In the rising tide Neue Ebene: Sie ist jetzt die Handelnde, aber gefangen in alten Verletzungen. Das könnte eine Erklärung für die Distanz sein, die das LI oben erlebt

Pre:
Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good

Chorus:
Beckoning your trembling chest
The waves roll back and forth
Caressing your trembling chest
The waves roll back and forth
Gripping round your trembling chest
The waves roll back and forth Wenn es nur ein Traum ist, wird es jetzt aber deutlich sehnsuchtsvoller. Nein, ich glaube doch, das ist wieder die Realität und war es auch im ersten Refrain schon.

Interlude:
Cinders glowing under your skin
You can't ignore, you can't forget
The urge without direction within
Is burning with shame and regret

Compensate for the guilt
The more you tried, the worse it became
Let the water bathe you clean
And kill this dull but lasting flame Hier werden jetzt die Brüche klar, sie ist nicht nur verletzt, hat wohl einen Teil eigener Schuld an der Vergangenheit zu tragen.

Chorus:
Beckoning your desperate face
The waves roll back and forth
Caressing your desperate face
The waves roll back and forth
Gripping round your desperate face
The waves roll back and forth Hier wird der Akt zu einer Art spiritueller Sitzung, der Liebhaber zum Heiler

End this dull but lasting flame und man hofft, es mag gelingen!



Übersetzung: Da tatest du dich offenbar schwerer mit als mit dem O-Text, gell? Ich glaube, es sind nur Kleinigkeiten:

Verzweiflung

I:
Von Deinem klatschnassen Kleid gefesselt
Von Deinem klatschnassen Schal eingewickelt
Durch den Schlick stolpernd stolpere ich durch den Schlick
Auf gar nichts hoffend und hoffe auf gar nichts (Ich schrieb woanders schon mal etwas zur Verlaufsform. Die wird nicht als Verlaufsform im Deutschen übersetzt, sondern kennzeichnet lediglich etwas, das gerade jetzt geschieht. Vorsicht, nicht verwechseln: Das englische Gerundium (formal mit der Verlaufsform identisch) mit der deutschen Verlaufsform zu übersetzen, ist nicht zwingend falsch, aber eben sprachlich etas hölzern. Begreife das Gerundium - das es im Deutschen nicht gibt - als Möglichkeit, kausale oder temporäre Bezüge auszudrücken und bleibe in Person und Tempus bei der ursprünglichen Wahl.)

II:
Ziellos im Zwielicht der Abenddämmerung
Formlos im gleichgültigen Nebel
Weiter durch den Schlick watend wate weiter ....
In silberfarbenes (schöner: silbriges) Vergessen (hinein)

Pre:
Lösch das Feuer aus
Für immer
Ruh' Dich vom Licht aus
Zu Deinem eigenen Besten

Chorus:
Deine nackten Sohlen lockend Ich locke deine....
rollen die Wellen vor und zurück und die Wellen rollen...
Deine nackten Sohlen streichelnd Ich streichle...
rollen die Wellen vor und zurück
Deine nackten Sohlen umgreifend Ich greife um deine....
rollen die Wellen vor und zurück

III:
Nach denjenigen rufend, die Du verloren hast Du rufst nach...
Nach oben schauend, aber es ist niemand dort Du schaust nach...
Deine brennenden Tränen lösen sich
In der steigenden Flut auf

Pre:
Lösch das Feuer aus
Für immer
Ruh' Dich vom Licht aus
Zu Deinem eigenen Besten

Chorus:
Deine zitterende doch wohl eher: bebende Brust lockend Ich locke... Geht da die Verlockung nicht eigentlich andersherum? Dann könnte hier eine Variation erfolgen: Beckoned by....
rollen die Wellen vor und zurück
Deine zitterende Brust streichelnd Ich streichle...
rollen die Wellen vor und zurück
Deine zitterende Brust umgreifend Ich greife um...
rollen die Wellen vor und zurück

Interlude:
Kohlen glühen unter Deiner Haut
Das kannst Du nicht ignorieren, das kannst Du nicht vergessen
Der innere Drang ohne Richtung
brennt vor Scham und Bedauern

Mach' die Schuld wieder gut
Je mehr Du's versuchtest, desto schlimmer wurde es
Lass das Wasser Dich reinwaschen
Und diese dumpfe, aber anhaltende Flamme töten löschen würde mE genügen....

Chorus:
Dein verzweifeltes Gesicht lockend Ich locke...
rollen die Wellen vor und zurück
Dein verzweifeltes Gesicht streichelnd Ich streichle...
rollen die Wellen vor und zurück
Dein verzweifeltes Gesicht umgreifend Ich greife um....
rollen die Wellen vor und zurück

Töte Lösche diese dumpfe, aber anhaltende Flamme

Ui, da war in der deutschen Übersetzung mehr unklar als im englischen O-Text. Verdacht: Du denkst und schreibst auf englisch?

Das war's erstmal von mir, die nächsten, bitte! :)

Beste Grüße,
6f
 
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Danke für Eure Anmerkungen, Dug und 6th!
Ich hab' die Übersetzung in Richtung einer eher sinngemäßen als wortwörtlichen editiert.

Dug: Das LI ist sie selbst, sie führt quasi eine Art gedankliches Selbstgespräch bzw. trägt einen schweren Konflikt mit sich selbst aus.

Das dürfte Eure Deutungen maßgeblich verändern, weil Ihr von einem ganz anderen Sujet ausgegangen seid, als ich im Kopf hatte. Meins war wesentlich platter, muss ich gestehen, aber durch Eure Interpretationen und Anregungen bin ich jetzt auf die Idee gekommen, beide im Text deutlich hervortreten zu lassen, ohne dass er zuviel verändert wird. Mal sehen, ob ich das hinbekomme...

Danke nochmal, liebe Grüße
André
 
Hallo André,

Du schreibst: auf Deutsch liest es sich schrecklich. Das finde ich nicht. In der Übersetzung baut sich mMn die Atmosphäre sogar besser auf als im Original. Ich sehe eine lebensmüde am Strand, die magnetisch ins Wasser gezogen wird. Mich würde interessieren, wie absichtlich die Sprachstilwechsel sind, mich irritieren sie in beiden Versionen und stören die Atmosphäre.

Du beginnst mit einem recht schnörkellosen Bild und Verben wie "tied up" und "shackled" um dann im Chorus zu "beckoning" und Ausdrücken wie "trembling chest" zu wechseln. Dazu noch der eher poetisch klingende Satzbau, das macht den Unterschied noch krasser.

Ich hätte den Impuls, den Stil anzugleichen, etwas weniger Schnörkel im Chorus, etwas bildhaftere Beschreibung in den Strophen. Direkt am Anfang z. B. könnte aus dem klatschnass ein triefend oder tropfnass werden, mit einem Schal der um den schlanken Hals baumelt wie ein Galgen (das ist nur ein Beispiel, um meine Frage zu verdeutlichen!!). Und im Chorus dann ohne die bebende Brust, mir der komm ich auf Englisch gar nicht klar, holt mich sofort raus, ich denke "too much".

Also zurück zu meiner Frage. Welche Stimmung willst du aufbauen und an welchen Stellen im Text? Ist deine Wortwahl Absicht? Sind die Stilwechsel Absicht?

Allgemein zu Sprachklang/Sprachgefühl: "beckoning your trembling chest" heisst wie von dir übersetzt "deine bebende Brust lockend". Wenn du nun der Meinung bist, das klingt auf Deutsch scheusslich, warum solltest du dann glauben, dass der Satz auf Englisch weniger scheusslich klingt (z. B. für einen Muttersprachler). Vielleicht kannst du dich dem einmal auf der Gefühlsebene nähern, es geht bei solchen Fragen eben mehr um Sprachgefühl als ums reine Übersetzen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: ich find den Text sehr, sehr schön, er spricht mich an, es juckt mich in den Fingern, ihn hier mit dir zu diskutieren, das ist der Grund für meine obigen Fragen und Anmerkungen.

Liebe Grüsse, Annette
 
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Hallo André,
Mich würde interessieren, wie absichtlich die Sprachstilwechsel sind, mich irritieren sie in beiden Versionen und stören die Atmosphäre.
Hallo, Veteran Feedback Machine ;)

Die Stilwechsel sind unbeabsichtigt bzw. haben sich einfach aufgrund des Inhalts ergeben. Im Englischen nehme ich diesen Bruch nicht ganz so stark wahr, weil die Strophen mit vorangestellten Partizipialkonstruktionen und die Refrains mit vorangestellten Gerundiumkonstruktionen eine ähnliche Syntax aufweisen. Was die Wortwahl angeht, hast Du nicht ganz Unrecht, wobei ich nicht wüsste, wie ich die Verlockung der rollenden Wellen anders (und dabei für mein Gefühl genau so treffend) ausdrücken sollte als mit "beckon".

Und im Chorus dann ohne die bebende Brust, mir der komm ich auf Englisch gar nicht klar, holt mich sofort raus, ich denke "too much".
Ja, da hast Du einen neuralgischen Punkt getroffen: An der Stelle hatte ich schon "trembling knees/hands/lips", aber die Brust erschien mir von der Dramaturgie her als die beste Wasserstandsmarke. Ich wollte das ganz ohne sexuelle Konnotation oder "Gothic Kitsch" verstanden wissen, aber anscheinend haut's - v. a. in Verbindung mit dem Satzbau und der Wortwahl in der Zeile drüber - doch ein bisschen zu sehr rein.

"deine bebende Brust lockend". Wenn du nun der Meinung bist, das klingt auf Deutsch scheusslich, warum solltest du dann glauben, dass der Satz auf Englisch weniger scheusslich klingt (z. B. für einen Muttersprachler).
Weil sich englische Muttersprachler, jedenfalls nach meinem Gefühl, unter "beckon" etwas weitaus weniger Kitschiges vorstellen, als meine Übersetzung kolportiert. Für sie ist dieser Begriff normaler, weniger poetisch als für den Fremdsprachler - wie gesagt, jedenfalls glaube ich das bzw. fühle ich das so...

Um Missverständnissen vorzubeugen: ich find den Text sehr, sehr schön, er spricht mich an, es juckt mich in den Fingern, ihn hier mit dir zu diskutieren, das ist der Grund für meine obigen Fragen und Anmerkungen.
Liebe Grüsse, Annette
Ich danke Dir für Dein konstruktives Feedback und werde mir überlegen, ob der sprachliche Stilbruch nicht doch nur in meiner Wahrnehmung so geringfügig ist und ich ihn deswegen überarbeiten sollte...

Liebe Grüße
André
 
Hallo André,

Die Stilwechsel sind unbeabsichtigt bzw. haben sich einfach aufgrund des Inhalts ergeben. Im Englischen nehme ich diesen Bruch nicht ganz so stark wahr, weil die Strophen mit vorangestellten Partizipialkonstruktionen und die Refrains mit vorangestellten Gerundiumkonstruktionen eine ähnliche Syntax aufweisen.

Durch diese "Konstruktionen" wird der Tonfall im Englischen auf jeden Fall formeller. Das bedeutet auch, dass die Geschichte auf der Gefühlsebene abstrakter wirkt. Sie geht nicht so direkt ins Herz, damit bleibt sie mMn unter ihren Möglichkeiten. Und ja, kommen dann noch Worte mit entsprechend "poetischem" Klang dazu, haut es im Gesamtklang vielleicht ein wenig zu sehr rein, wie du es selbst oben so treffend beschreibst :)

Was die Wortwahl angeht, hast Du nicht ganz Unrecht, wobei ich nicht wüsste, wie ich die Verlockung der rollenden Wellen anders (und dabei für mein Gefühl genau so treffend) ausdrücken sollte als mit "beckon".

Ja ich verstehe das und habe daran auch gemerkt dass die gute Dame nun tiefer ins Wasser gegangen ist. "Beckon" ist womöglich dein Zünglein an der Waage. Eine Möglichkeit, dir ich mir vorstellen könnte, wäre die Zeilen zu tauschen und den Satz "the waves roll back and forth" voranzustellen und ihm die Funktion des hypnotischen Teils zu geben. Dann könntest du beckon austauschen, und zwar mit verschiedenen Verben. Das ergäbe so was wie:

Beckoning your naked soles - And waves roll back and forth
The waves roll back and forth - playing with her naked soles
Caressing your naked soles - And waves roll back and forth
The waves roll back and forth - And caress her naked soles
Gripping round your naked soles - And waves roll back and forth
The waves roll back and forth - reaching for her naked soles

Dann wenn sie tiefer im Wasser steht, nimmst du stärkere Verben wie "pull" oder "drag" etc, um die entsprechende Steigerung zu verdeutlichen.

Weil sich englische Muttersprachler, jedenfalls nach meinem Gefühl, unter "beckon" etwas weitaus weniger Kitschiges vorstellen, als meine Übersetzung kolportiert. Für sie ist dieser Begriff normaler, weniger poetisch als für den Fremdsprachler - wie gesagt, jedenfalls glaube ich das bzw. fühle ich das so...

Ich denke es ist eher der Gesamtklang - in beiden Sprachen. "Lockend" alleine oder in einem nüchterneren Kontext klingt auch anders als "die bebende Brust lockend".

Bin gespannt was du am Ende draus machst. Danke fürs Einstellen! Ich hoffe in meiner Spielerei oben ist eine Idee für dich dabei.

LG, Annette
 
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Ein neuer Versuch - alle Änderungen habe ich grün markiert. Die Perspektive/das LI ist jetzt tatsächlich eine andere/ein anderes; ich bin gespannt, ob's mir Eurer Meinung nach gelungen ist, die Zweideutigkeit trotz einer klareren Linie beizubehalten und ob der Test mit den abgemilderten sprachstilistischen Brüchen sein Potenzial ausschöpft... Feuert los! :D


Despair

I:
Shackled by your dripping wet dress
Tied up by your soaking wet scarf
Stumbling through the silt, hoping for
Nothing at all

II:
Ravished in the twilight of dusk
Creeping in the indifferent fog
I'm following you
through the silt
Into silver oblivion

Pre:
Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good

Chorus:
The waves roll back and forth

Around your naked soles
The waves roll back and forth
Caressing your naked soles


III:
Shouting out for those you have lost
Looking round, but you can't see me
Your burning tears dissolve
In the rising tide

Pre:

Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good

Chorus:

The waves roll back and forth

Around your trammeled arms
The waves roll back and forth
Dragging at your trammeled arms


Interlude:
Cinders glowing under your skin
You can't ignore, you can't forget
The urge without direction within
Is burning with shame and regret

Compensate for the guilt
The more you tried, the worse it became
Let the water bathe you clean
And kill this dull but lasting flame

Chorus:
The waves roll back and forth

Around your desperate face
The waves roll back and forth

Grasping at your desperate face

End this dull but lasting flame


Übersetzung:

Verzweiflung

I:
Von Deinem triefnassen Kleid gefesselt
Von Deinem klatschnassen Schal eingewickelt
Stolperst Du durch den Schlick
und hoffst auf gar nichts

II:
Entzückt im Zwielicht der Abenddämmerung
Krieche ich im gleichgültigen Nebel
Ich folge Dir durch den Schlick
in silbriges Vergessen (hinein)

Pre:
Lösch das Feuer aus
Für immer
Ruh' Dich vom Licht aus
Zu Deinem eigenen Besten

Chorus:
Die Wellen rollen vor und zurück
um Deine nackten Sohlen herum
Die Wellen rollen vor und zurück
und streicheln Deine nackten Sohlen

III:
Du rufst nach denen, die Du verloren hast
Du schaust um Dich, aber Du kannst mich nicht sehen
Deine brennenden Tränen lösen sich
In der steigenden Flut auf

Pre:
Lösch das Feuer aus
Für immer
Ruh' Dich vom Licht aus
Zu Deinem eigenen Besten

Chorus:
Die Wellen rollen vor und zurück
um Deine gefesselten Arme herum
Die Wellen rollen vor und zurück
und zerren an Deinen gefesselten Armen

Interlude:
Kohlen glühen unter Deiner Haut
Das kannst Du nicht ignorieren, das kannst Du nicht vergessen
Der innere Drang ohne Richtung
brennt mit Scham und Bedauern

Mach' die Schuld wieder gut
Je mehr Du's versuchtest, desto schlimmer wurde es
Lass das Wasser Dich reinwaschen
Und diese dumpfe, aber anhaltende Flamme löschen

Chorus:
Die Wellen rollen vor und zurück
um Dein verzweifeltes Gesicht herum
Die Wellen rollen vor und zurück
und umschlingen Dein verzweifeltes Gesicht

Lösche diese dumpfe, aber anhaltende Flamme
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Andre,

Bist du zufrieden mit dieser Version? Lässt sie sich gut singen? Mir gefällt sie, erreicht mich direkter als die davor. Wo stehst du nun damit, wie endgültig ist der Text, auf welchem Level sollen wir feedbacken? Ich persönlich habe die Wahl, nur den ein oder anderen Ausdruck in Frage zu stellen oder nochmal so akribisch wie die erste Version unter die Lupe zu nehmen.

Liebe Grüsse, Annette
 
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Hallo, Annette!

Es freut mich, dass Dir meine Überarbeitungen zusagen und ich den Text nicht verschlimmbessert habe. Mir gefällt die dem Leser/Hörer nun gegebene Möglichkeit der Identifikation durch den Wechsel des LI von einer neutralen Dritte-Person-Instanz zu einem emotional eingebundenen Erste-Person-Beobachter. Außerdem fühlt sich der Text für mich jetzt wesentlich fertiger an als vorher, ich würde sogar sagen: verdammt nah am Endprodukt, und er lässt sich so singen, wie es bei der Ursprungsversion geplant war.
Meinetwegen muss Du also nicht alles noch mal akribisch durchgehen, es sei denn, Dir juckt's in den Fingern, weil Du noch mikroskopisch kleine Unstimmigkeiten entdeckt hast, die aber doch nicht unwesentlich sind ;) - ansonsten genügt mir der eine oder andere Fingerzeig auf einzelne Ausdrücke.

Danke für Dein präzises, ausführliches, freundliches und konstruktives Feedback, es ist immer eine Freude, Deine Beiträge zu lesen!

Gruß
André
 
Hallo André,

Freut mich, dass du noch Raum für Nachbearbeitung hast, ich fang mal an, muss gleich weg, den Rest liefere ich dann nach.

Shackled by your dripping wet dress - ich rate dir von "shackled" ab, das ist in dieser Form nicht gebräuchlich und es verdirbt quasi den Einstieg, finde ich. Ich weiss auch nicht ob ein tropfnasses Kleid fesselt. Mein Empfinden wäre eher, dass es tonnenschwer wird und nach unten zieht, also sowas wie "pulled down by our dripping dress"
Tied up by your soaking wet scarf - bin auch nicht vom "tied up" überzeugt in diesem Bild, findest du das ideal?, ich dachte du hast es gern dramatisch, warum nimmt du nicht sowas wie "suffocated by your scarf"
Stumbling through the silt, hoping for
Nothing at all

Ravished in the twilight of dusk - rate dir zu "Ravished by"
Creeping in the indifferent fog - und hier zu "Creeping through" und ohne "the", würde auch hier schon den Personenwechsel einführen, also I'm creeping through indifferent fog
I'm following you through the silt - und dann hier mit "following" anfangen
Into silver oblivion

Ich versuche ein wenig "flow" reinzubringen, ich hoffe das kommt durch... Mist muss wech.... Bis später!!

LG, Annette

Danke für Dein präzises, ausführliches, freundliches und konstruktives Feedback, es ist immer eine Freude, Deine Beiträge zu lesen!

Danke, freut mich sehr!!!
 
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Bin wieder da und nehme den Faden wieder auf.

Shouting out for those you have lost - "shouting out" klingt nicht so toll, würde entweder zu "calling out" raten oder zu sowas wie "Shouting the names of those you have lost"
Looking round, but you can't see me - für den Fluss wäre in dieser Zeile auch ein "you" schön und du brauchst nicht unbedingt die Verlaufsform, wie klänge "you look around but don´t see me"?
Your burning tears dissolve
In the rising tide

The waves roll back and forth
Around your trammeled arms
The waves roll back and forth
Dragging at your trammeled arms

Das Wort "trammel" existiert natürlich im Sinne von fesseln, "trammeled" ist jedoch eher eine Fessel im übertragenen Sinn, denke ich. Also so wie "trammeled by the lack of freedom" z. B. Ich würde es in deinem Kontext oben eher nicht nehmen. Wovon sind ihre Arme denn gefesselt? Vom Kleid? Ich finds nicht so ideal.

Das war Teil 2, später mehr...
 
Guten Morgen André,

Cinders glowing under your skin
You can't ignore, you can't forget
The urge without direction within - within passt hier nicht, es ist quasi "zu viel", ich würde es weglassen, du schreibst damit "Drang ohne Richtung darin"
Is burning with shame and regret


André, ich komm nicht recht klar mit einem Drang, der mit Scham und Bedauern brennt. Scham brennt bestimmt. Ich finde das zu kompakt formuliert und hätte den Impuls es auseinanderzudröseln in einen Drang ohne Richtung und brennende Scham und Bedauern ohne Abhängigkeit voneinander. Ist der Drang deiner Dame durch Scham und Bedauern entstanden? Oder findest du das nicht wichtig genug an der Stelle?

Compensate for the guilt - "for" ist zuviel, du brauchst es nicht, Schuld wird wieder gut gemacht und nicht "erstattet"
The more you tried, the worse it became
Let the water bathe you clean- in der Ü schreibst du "lass das Wasser dich reinwaschen", "bathe" heisst baden, reinwaschen wäre eher "Let the water cleanse you" oder eben "Let the water wash you clean"
And kill this dull but lasting flame

The waves roll back and forth
Around your desperate face - "around" finde ich weniger passend, warum nicht einfach "over"
The waves roll back and forth
Grasping at your desperate face -
finaler wäre vielleicht "covering", um zu verdeutlichen dass sie nun gleich ganz unter Wasser ist, das ist aber auf jeden Fall Geschmacks-/Ansichtssache und da will ich ich mich gar nicht zu sehr einmischen, gebe nur meine vollständigen Gedanken zum Besten :)

Das wars von mir. Wenn ich meine Anmerkungen nach Priorität ordnen müsste, würde ich "shackled" und "trammeled" als erstes nennen. Nuancen wie bei "compensate" und ein überflüssiges "within" trennen die Spreu dann vom Weizen. Der Rest wäre dann schon wieder eine Ebene drüber.

Gut ich hoffe, meine Anmerkungen helfen dir beim Basteln an der Endversion, würde mich wie immer sehr freuen.

Liebe Grüsse und schönen Tag, Annette
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Annette,

wieder einmal: Danke für die scharf beobachteten Punkte!

"Shackled" werde ich so lassen, denn ein klitschnasses Kleid wickelt sich gern mal um die Füße und lässt die Trägerin stolpern (selbst bei meiner Frau beobachtet ;))
"Tied up" ist wirklich suboptimal, ein Schal ist immer gewickelt, also muss das Moment der Strangulation noch mit rein...
"Ravished by the twilight of dusk" heißt ja "Entzückt vom Zwielicht der Abenddämmerung", ich möchte aber wirklich "Entzückt im..." ausdrücken
Zu "Creeping" passt "through" in der Tat besser, allerdings möchte ich die Partizip-Konstruktion bei beibehalten, um die Art und Weise/das neblige Setting des in der nächsten Zeile beschriebenen Folgens durch den Schlick zu verdeutlichen (das hat auch Gründe im Metrum und im Gesangsstil).
"to shout for sb." heißt "nach jemandem schreien", genau das wollte ich ausdrücken - jedoch ohne das "out", da es sonst was anderes hieße (und "shout out" dann ein Nomen wäre). Also: überarbeiten!
Deinen Vorschlag zu "Looking 'round..." übernehme ich zur Hälfte, das passt auch besser zur Zeile darüber.
"Trammeled" wollte ich so gern behalten, aber ich wusste eigentlich von vornherein, dass es nicht passt. Na gut, wenn es so auffällt, werde ich es durch das korrekte, aber bei Weitem nicht so wohlklingende "fettered" ersetzen. :(
"Compensate" steht ab jetzt ohne Präposition.
Und das mit dem "within" sollte den "inneren Drang" ausdrücken, offenbar geht meine grammatikalische Eigenkonstruktion hier leider voll daneben. Was dann auch gleich die nächste Zeile beeinflusst, denn der innere Drang/Zwang soll nicht "mit etwas brennen", er ist ja der Brand an sich. Danke, dass Du mir den Blick dafür geschärft hast.
Dass es "bathe sth. clean" so nicht gibt, wusste ich schon, denn ich hab's vor Jahren mal bei Placebo gehört, gegoogelt und dann unbeirrt von der Einzigartigkeit und Eigenwilligkeit übernommen, weil's so schön klingt. Wirklich falsch bzw. unverständlich ist's doch nicht, also... Ich muss darüber noch nachdenken, vielleicht nehme ich auch "wash clean".
Deiner Anmerkung "Over" statt "Around" stimme ich zu, das passt besser. Gleichzeitig hast Du mir damit noch eine Anregung gegeben, die Präpositionen alle unterschiedlich zu gestalten, um die Bewegung der Wellen auf die Frau zu besser zu verdeutlichen.

Bis auf die Entscheidung "bathe" oder "wash" steht der Text für mich jetzt also auf sicheren Beinen - und so sieht er aus:

Despair

I:
Shackled by your dripping wet dress
Strangled by your soaking wet scarf
You're stumbling through the silt
Hoping for nothing at all

II:
Ravished in the twilight of dusk
Creeping through indifferent fog
I'm following you through the silt
Into silver oblivion

Pre:
Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good

Chorus:
The waves roll back and forth
Before your naked soles
The waves roll back and forth
Caressing your naked soles

III:
Shouting for the loved ones you've lost
You look 'round, but you don't see me

Your burning tears dissolve
In the rising tide

Pre:
Extinguish the fire
For good
Take a rest from the light
For your own good

Chorus:
The waves roll back and forth
Around your fettered arms
The waves roll back and forth
Dragging at your fettered arms

Interlude:
Cinders glowing under your skin
You can't ignore, you can't forget
A directionless urge burns within
A black fire of shame and regret


Couldn't compensate all the guilt

The more you tried, the worse it became
Let the water bathe you clean
And kill this dull but lasting flame

Chorus:
The waves roll back and forth
Over your desperate face
The waves roll back and forth
Grasping at your desperate face

End this dull but lasting flame


Dank und Gruß
André
 
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Hallo André,

Finde die Endversion super, ich find das Ding kann sich sehen lassen (hören bestimmt auch!).

Hut ab hier:

Strangled by your soaking wet scarf

Und hier:

Before your naked soles

Da zeigt sich mal wieder wie wichtig die Wortwahl ist bis hin zu den Präpositionen, oder? Ausserdem Hut ab vor deiner Offenheit für den Blick von Aussen und der Fähigkeit während der Bearbeitungsphase nicht an Worten und Phrasen zu kleben als gings um Leben und Tod. Viel Glück und viel Spass mit deinem Werk!

Liebe Grüsse, Annette
 
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Sehr schön:great::great:

Alles war von Anfang an bereits sehr intensiv und ist nach Eurer tollen Teamarbeit nur noch intensiver geworden.

Besonders heftig berühren mich die Wellen, die nun nach ihrem Gesicht greifen. Stärker kann man kaum the point of no return fotografieren. Mir kommt "in media res" in den Sinn, die Suche nach dem richtigen Moment, wo man auf den Auslöser drücken sollte. - So lange das Wasser nur ihre Brust umspült, fühle ich noch immer die Chance zur Umkehr. Aber wenn dann die Wellen nach ihrem Gesicht greifen, dann sind die Würfel gefallen, dann werfe auch ich mich ihnen entgegen.

Ich fühle ihre Verzückung bei der Vision, gleich und endlich von ihren Schmerz erlöst zu werden. Mir würde das Kleid ODER der Schal als sparsame Requisite reichen, zugunsten eines allerletzten Blickes (des Autoren) auf die Kulisse in ihrem Rücken, die sie gleich für immer verlassen wird.

Auch die 2. Person zieht mich in ihren Bann. Ist es der Autor? Eine fremder Beobachter? Der Geliebte? Ein Verschmähter? - Warum greift die Person nicht ein?

Bin richtig toll auf die Vertonung gespannt. So zielstrebig und detailbewußt , wie Du hier die Änderungen "verhandelt" ;) hast, würde ich mir auch die Musik wünschen.:)

Viel Erfolg
 
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