Erfahrungsbericht Gitarre PLEKKEN [Gibson] bei T.

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Hatte mir vor einigen Monaten eine super gut erhaltene GIBSON LP Custom von 1990 zugelegt. Einziger Wehmutstropfen: ziemlich hohe und kantige Bundstäbchen und eine nicht gerade optimal zu nennende Saitenlage.
Okay, viele mögen die hohen Bündstäbchen wegen der vermeintlich schnelleren Bespielbarkeit ja mögen, für mich war´s dagegen einfach nur unangenehm. Insbesondere beim Sliden über mehrere Bünde. Ich bin da mit meiner Spielweise doch etwas rustikaler und drücke die Saiten schon richtig auf´s Griffbrett. Was bei hohen Bundstäbchen natürlich zusätzlich zu Tonhöhenirritationen führen kann.

Zunächst hatte ich - nach 3 Wochen Wartezeit - einen lokalen, im Internet hochgelobten Gitarren-Doktor aufgesucht, dessen Arbeiten leider nur marginale Besserungen brachten, mich aber inkl. Saitenwechsel 105,00 € kosteten. Ach so, und ich bekam noch seinen Experten-Rat, die Gitarre wieder zu verkaufen, falls ich mich an diese Bundierungsart nicht gewöhnen wolle oder könne. Allerdings könne ich aber auch gerne noch weitere, umfangreichere Arbeiten von ihm an meiner Gitarre in Auftrag geben, deren finanzielle Entlohnung aber die Kostengröße eines 3-wöchigen Mittelmeer-Urlaubes außerhalb der Saison erreicht hätten.

Tja, und dann habe ich auf der Thomann-Seite den neuen Plek-Service entdeckt!
Da ich mein "gutes Stück" nicht anonym nach Bayern schicken wollte, habe ich mir zunächst per Mail einige grundliegende Infos eingeholt (sehr schnell, sehr freundlich, sehr kompetent) und dann telefonisch einen sehr zeitnahen, persönlichen Termin zum Plekken ausgemacht. Das Problem war, dass ich nur übers Wochenende konnte, die Werkstatt bei Thomann dagegen samstags jedoch geschlossen hat. Der Werkstattleiter erklärte mir dann jedoch kurzerhand, dass er Samstag dort sein wird und die Werkstatt für mich aufmacht. Hammer!

Nach knapp 5 Stunden Anfahrtzeit dann endlich Ankunft im Service-Center bei Thomann. So, und alles was dann kam, verdient einfach nur noch die Note "100% perfekt"! Sehr netter, freundlich-verbindlicher Empfang mit Kaffee-Angebot, ein ausführliches Gespräch über meine Probleme und Vorstellungen hinsichtlich der Bespielbarkeit meiner Gitarre, sowie eine kurze Analyse meiner Spieltechnik. Meine vorsichtige Anfrage, ob ich während der gesamten Prozedur dabeibleiben dürfe, wurde übrigens wie selbstverständlich bejaht.
Als erstes wurde also die Gitarre in der Plek-Vitrine genau vermessen, die erstellten Computer-Grafiken gemeinsam analysiert und besprochen, und abschließend der Maschine den Auftrag mit den entsprechenden Werten in Arbeit gegeben. Berücksichtigt wurde dabei u.a. meine etwas "rustikale" Spiel- und Anschlagtechnik und den dadurch resultierenden höheren Saitenschwingungen, sowie die Entscheidung, genug Material an den Bundstäbchen zu belassen, um ggf. später irgendwann noch die Option zu haben, zumindest noch einmal Riefen auf den Bünden wegschleifen zu lassen, ohne dass gleich eine Neubundierung fällig ist.
Während der Schleifarbeiten wurde mir weiterhin alles genauestens erklärt und erläutert, und es ergab sich auch zwischendurch die Zeit zu etwas Small-Talk. Ganz ehrlich? Ich mag das! Auch das gehört für mich zum Gesamtpaket einer Dienstleistung.
Nachdem die Maschine ´ne gute halbe Stunde an meiner Gitarre rumgeschrubbelt hatte, ging´s dann an das manuelle Abfeilen der Grate und das abschließende Polieren der Bundstäbe. Die Aktion dauerte nochmals etwa knapp anderthalb Stunden und wurde wirklich sehr sorgfältig, ja fast schon liebevoll, durchgeführt. Und dann bin ich das erste Mal mit den Fingern über die "neuen", flachen, wunderbar runden Bundstäbchen gefahren..... Klasse!!!
Der spannendste Moment war natürlich der, als die Saiten wieder aufgezogen waren und ich das erste Mal mit den Fingern das Ergebnis der ganzen Prozedur fühlte. Ich kann nur sagen: GEIL - GEIL - GEIL ! ! ! Wir haben dann gemeinsam noch zwei, drei Korrekturen an der Bridge-Einstellung vorgenommen, und dann war alles perfekt!

FAZIT
Ich habe für 198,00 € eine für meine Spieltechnik und Bedürfnisse 100%ig perfekt hergerichtete Gitarre bekommen. Klar, man hätte die Saiten noch einen halben Millimeter weiter runtergekriegt. Aber das hätte andersseitig Konsequenzen gehabt. So wie es ist, ist es die perfekte Lösung: flache, runde Bundstäbchen mit genug "Fleisch" für ein irgendwann späteres erneutes Abschleifen von Einkerbungen und Riefen, und eine "vernünftige", flache Saitenlage, wo man auch mal etwas kräftiger in die Saiten hauen kann, ohne dass es scheppert oder schnarrt.
Da die Plek-Maschine nur die Hälfte der Arbeit macht, hier abschließend auch nochmal ein ganz dickes Lob für Beratung, Kundenbetreuung und manueller Nachbearbeitung! Und jetzt nenn´ ich auch mal einen Namen: es war der Rudi Ens aus der Abt. Service/Gitarren, der die gesamte Prozedur mit mir und meiner Gitarre durchgeführt hat. Leute, wenn ihr das Plekken eurer Gitarre in Erwägung zieht, wendet euch an den Rudi Ens! Dort seid ihr in den allerbesten Händen!!
 
Eigenschaft
 
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Interessant, dass ich ähnliche Erfahrungen mit so genannten Gitarren-Doctoren habe. Hochmütige Kohlemacher, denen es weder um Kundenwünsche und -zufriedenheit, noch um Ehrfurcht vor dem Instrument geht.

Ich fahre unregelmäßig auch nach Treppendorf, weil ich dort diese guten Erfahrungen gemacht habe. Manche der Jungs sind übrig. auch gelernte Gitarrenbauer. Solange das so bleibt, komme ich immer gerne dorthin zurück.

Aber jeder soll seine eigenen Erfahrungen und sein eigenes Bild machen.

L. G.
 
Zum Glück wohne ich in der Nähe von Treppendorf. :great:

Manchmal merkt man, dass dort eher weniger Verkäufer-Typen arbeiten sondern eher Musiker aber das muss kein Nachteil sein. :D

Ne, Top-Laden! Zurecht einer der Größten geworden.
 
Eigentlich war mein Beitrag ja eher als Erfahrungsbericht zum Thema Plekken gemeint ;), aber klar, der Service ist ja auch wesentlicher Bestandteil einer Dienstleistung. Und darüber habe ich mich ja auch ausgelassen.

Tja, Verkäufer-Typen oder Musiker - das ist halt die Frage. Ich glaube, die korrekte Mischung macht´s. Als Kunde darf man sich natürlich nicht der Illusion hingeben, dass der Verkäufer - mit Recht - nicht auch ein gutes Geschäft machen will. Ist ja auch völlig in Ordnung. Außerdem hat als Kunde sowieso immer auch ein Stück Selbstverantwortlichkeit und muß immer aufpassen, was der Verkäufer einem erzählt.
Ich bin seit über 30 Jahren in Sachen Musik unterwegs und ich habe daher schon verschiedene Generationen an Verkaufspersonal kennengelernt. Am schlimmsten finde ich diese Neurotiker, die vermeintlich verkannten Musiker-Genies, die sich gelangweilt und arrogant herablassen, um irgendwelchen Ignoranten (und das sind für diese Vögel ja die allermeisten Kunden) lustlos was verkaufen. Die, die alles was sie nicht kennen, können oder haben, grundsätzlich erst mal scheiße finden. Und die vor allem darunter leiden, dass die Welt sie als Musik-Genies nicht wahrgenommen hat und nun als schnöde Verkäufer von Gitarrensaiten, Blockflöten und 80 Euro Geigen an Grundschüler ihr Dasein fristen müssen. Dann doch fast lieber noch die Anzug & Krawatten-Typen, die 10 Standardstücke mit Begleitautomatik spielen können und sich auf 300 Euro Yamaha Keyboards spezialisiert haben.
Hab´ selbst in meinem Bekanntenkreis 2 so verkrachte Musikerexistenzen, die Musikalien vertickern. Okay, ich komm´ mit denen gut klar, aber wenn ich die nicht kennen würde, würde ich einen Riesenbogen um deren Läden machen!
Beim T. scheint das in der Tat etwas anders zu sein. Bin da auch mal etwas rumgelaufen und habe den Leuten mal ein wenig auf die Finger und auf´s Maul geschaut. Durch die Bank nett, freundlich, kompetent und angenehm locker! Kann ich nicht anders sagen! Hatte auch vorher schon 2, 3 mal was mit denen telefonisch zu tun. War immer sehr okay! Nun gut, es wird viel über T. gemeckert, weil er die ganzen kleinen Läden kaputt macht usw. Mag was dran sein. Aber zu 80% sind die Probleme vieler Kleinen auch hausgemacht, z.B. lustloser Service (der muß nicht immer kostenlos sein!!!!!) und unsympathisches, neurotisches Personal.

Ach so, ja, und Gitarren plekken können die übrigens auch :D
 
Beim T. scheint das in der Tat etwas anders zu sein. Bin da auch mal etwas rumgelaufen und habe den Leuten mal ein wenig auf die Finger und auf´s Maul geschaut. Durch die Bank nett, freundlich, kompetent und angenehm locker! Kann ich nicht anders sagen!

Dafür ist der Chef wohl auch nicht ganz unschuldig. Soll ein "Guter" sein wie ich hörte.

Nun gut, es wird viel über T. gemeckert, weil er die ganzen kleinen Läden kaputt macht usw. Mag was dran sein.

Kann ich so nicht bestätigen. Aktiv macht er das definitiv nicht. Ist halt für die Örtlichen hier schwer zu bestehen wenn ein Laden wie der Thomann in der Nähe ist. Ein Gitarrenladen hier in Bamberg hat vor einiger Zeit zu gemacht und als der Hans Thomann gehört hat, dass der Besitzer das vor hat, ist er gleich auf ihn zugegangen und hat ihm einen guten Job angeboten. Jetzt hat er wohl weniger Stunden und mehr Kohle. Und der Thomann einen Mitarbeiter, der sich von Einkauf bis Verkauf im Detail auskennt. Hab das eher so erlebt, dass er die anderen in Ruhe lässt und wenns nicht klappt dann können sie zu ihm kommen. Also er bietet eher was denn zu nehmen. Er wird aber auch wissen, dass man ihm nicht (mehr) so leicht das Wasser abgraben kann. Das zu versuchen ist aber auch utopisch. Man kann nur auf einen Teil vom Kuchen hoffen der groß genug ist um satt zu machen. Außerdem muss man heutzutage fast immer einen Onlineshop mit aufmachen. Schon alleine um Ware in größerer Masse durchzuschleußen und damit gute Einkaufspreise zu bekommen. Die meisten Läden die untergegangen sind haben einfach verpasst sich der modernen Zeit anzupassen. Statt dessen wird überall rumgeplärrt, dass die Großen (=Innovativen) einen kaputt machen. Früher hats ja auch funktioniert. Tja, "früher"... ...ist vorbei.
 
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Eigentlich war mein Beitrag ja eher als Erfahrungsbericht zum Thema Plekken gemeint ;)
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Als Kunde darf man sich natürlich nicht der Illusion hingeben, dass der Verkäufer - mit Recht - nicht auch ein gutes Geschäft machen will. Ist ja auch völlig in Ordnung.
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Am schlimmsten finde ich diese Neurotiker, die vermeintlich verkannten Musiker-Genies, die sich gelangweilt und arrogant herablassen, um irgendwelchen Ignoranten (und das sind für diese Vögel ja die allermeisten Kunden) lustlos was verkaufen.
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Ach so, ja, und Gitarren plekken können die übrigens auch :D

Ja, eigentlich wollte ich mitteilen, dass ich diesen Plek-Service auch ins Auge fasse. Hätte ich wohl auch schreiben müssen...

@Harleyman beschreibt die Situation aber so messerscharf, dass es sich lohnt nochmal drauf einzugehen, denn ich finde das Phänomen im Musikalienhandel besonders ausgeprägt.

Ich habe für viele der Klagen kleiner Händler/Handwerker kein Verständnis, wenn der Grund für deren Scheitern schlechte Leistung und Beratung ist. Nach Jahrzenten an Erfahrung damit scheiße ich auf den Preis, wenn ich weiß, dass ich nicht an der Beratung/Handwerksleistung zweifeln muss. Lieber 1x gut und teuer kaufen als 2x etw. billiger. Das gilt erst recht, wenn jmd. an meinen Gitarren rumbohrt!!!
:bad:
Es hapert an der der Motivation der von @Harleyman beschriebenen Neurotiker (dann bleibt eben auch deren Bestätigung durch zufriedene Kunden aus) und der Gesetzgebung zu Handwerkerhaftung. Letztere fordert vom Kunden die Beweisführung einer fachlich schlechten Spezialistenleistung. Verweigert man die Zahlung, wird das Instrument als Pfand zurückgehalten. Diese Regeln werden leider zu oft ausgenutzt. Das Resultat kennen wir... Ich finde das geht so nicht.
:gruebel:
Die Konsequenz war für mich die Aneignung eines Grundwissens, mit dem ich einfache Arbeiten erstmal selber mache. Unsicherheit beginnt erst, wenn ich wegen eines Sammlerinstruments oder aufwändigeren Sachen einen Schrauber brauche. Inzwischen hab ich auch jmd. in meiner Nähe. Auf dem Weg dahin haben meine Instrumente allerdings durch örtliche Gitarrenbauer gelitten.
:(

Sorry, will den Thread nicht völlig verbiegen, aber es lag irgendwie nah, dass zu kommentieren.
 
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Danke für dne Bericht übers Plekken und Hut ab vor Thomann bzw. Herrn Ens!

Frag mal z.B. einen VW-Mechaniker, ob er Samstags für eine 200€-Reperatur die Werkstatt für dich aufmacht ;)
Das Gelächter wird gross sein.
 
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Dafür ist der Chef wohl auch nicht ganz unschuldig. Soll ein "Guter" sein wie ich hörte.

Für das Betriebsklima ist fast immer der Chef schuldig, nur viele Chef's wollen das einfach nicht wahrhaben ;)!
 
Kann ich bestätigen. Mein alter Chef und sein noch schlimmerer Stellvertreter, weswegen ich und 5 andere Kollegen die Dienststelle gewechselt haben, machen da gekonnt die Augen zu. Respekt, so borniert muss man erst mal sein. Aber das ist wohl gar nicht so selten.
 
Tendenziell sympathisiere ich auch etwas mehr mit den patriarchalisch personengeführten Unternehmen ;)
Da tropft das unternehmerische Herzblut manchmal tatsächlich noch runter bis zur Facility Managerin....
Über diese nach US-amerikanischen Vorbild - am besten noch mit amerikanischen Mutterkonzern - geprägten Firmen, geführt von rücksichtslos profitorientierten Ökonomie-Technokraten und ihren devoten Höflingen mit BWL Bachelor-Abschluss aus dem mittleren und unteren Management, habe ich mich schon oft genug geärgert :mad:
Ich glaube, da ticken die Uhren in Treppendorf tatsächlich noch etwas anders. Habe jedenfalls auch diesen Eindruck.
 
Leute, es macht einfach Spaß für einen guten Chef zu arbeiten! Ich habe das große Glück, in dieser Situation zu sein. Da kann man auch mal an seinem freien Tag arbeiten;)
 

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