Erster Eigenbau: Edwards inspired Explorer

  • Ersteller Ronnie_Frown
  • Erstellt am
Hi,

die ist ruckzuck trocken. Also ich hab das mit nem Stückchen Baumwolltuch aufgetragen, eine Schicht mit mehrmaligem Eintauchen also feucht in feucht. So ca. drei Durchgänge danach war das Mahagoni pechschwarz, zwischendurch natürlich die aufgestellten Fasern weggeschliffen. Ich glaub Du bist beim Auftragen einfach viel zu vorsichtig, gerade offenporige Hölzer lassen sich prima beizen.
 
So, ich hab gerade mal die dritte Schicht Öl bei meinen Probestücken aufgetragen und wie Empfohlen mit 600er Papier Öl in Öl zwischen geschliffen.
Irgendetwas scheine ich auf jeden Fall falsch gemacht zu haben. Das ungebeizte Probestück sieht soweit gut aus, kein Unterschied zu vorher. Das Schleifen des schwarz gebeizten Stücks allerdings hatte zur Folge, dass die Farbintensität deutlich abgenommen hat und das Braun wieder verstärkt durchschimmert und ich einige sichtbare Kratzer auf der Oberfläche hab. Und an den Kanten habe ich auch Ruck-Zuck die Beize durchgeschliffen.
Ich war eigentlich nicht der Meinung mit besonders viel Druck geschliffen zu haben und ich bin da auch nicht tausend mal rübergegangen, sondern hab die Oberfläche wirklich nur leicht angeschliffen, aber offensichtlich war das wohl schon zu viel.

Eigentlich soll der Zwischenschliff ja die Poren füllen, aber müssen die denn unbedingt verschlossen sein? Mich stören die an sich überhaupt nicht.
Daher nun meine Frage: braucht man diese Zwischenschliffe überhaupt? Kann man nicht einfach Schicht für Schicht Öl auftragen bis man eine einigermaßen schützende Schicht drauf hat?
Diese Oberflächenbehandlung macht mich Total fertig, ich komm da einfach auf keinen grünen Zweig...
 
Hast Du vor dem beizen das Holz vorgeweicht? Also nass in nass gebeizt?
 
Nein, hab die Beize auf das trockene Holz mit einem Schwamm aufgetragen.
 
So, endlich gibt's mal wieder ein Update!

Nach langem hin und her bei der Wahl von Farbe und Finish und nach vielen Versuchen an Probestücken ist die Marschrichtung nun endlich klar:
Die Gitarre wird ein Transparent-Schwarzes Hochglanzfinish erhalten.

Ich werde versuchen den Lackiervorgang so genau wie möglich zu beschreiben, da dieser für mich beim gresamten Bauvorgang meiner Gitarre mit Abstand die meisten Fragen aufgeworfen hat und es anderen hier im Board vielleicht genauso geht.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Austin.Powers, dessen PRS-Bauthread sehr informativ war und der mir auch diverse Fragen beantwortet hat!

Als erstes habe ich den Body bis Körnung 240 geschliffen.
Da sowohl der Body als auch der Hals aus Mahagoni besteht und das Zeug wirklich Poren wie Mondkrater hat, habe ich versucht die Poren mit CLOU Holzpaste in "Mahagoni dunkel" zu füllen. Dazu habe ich die Paste mit Wasser verdünnt und mit einem Baumwolltuch in das Holz "einmassiert":
DSC_0372.jpg
Danach habe ich die Oberfläche wieder mit 240er Papier geschliffen, bis die Holzpaste nur noch in den Poren vorhanden war und das Holz wieder die ursprüngliche Farbe angenommen hatte:
DSC_0373.jpg
Damit sich beim Beizen keine Holzfasern mehr aufstellen und die Oberfläche wieder uneben wird, habe ich die Gitarre gewässert und im wieder getrockneten Zustand noch einmal mit 320er Papier geschliffen. Hier ein Foto vom nassen Body:
DSC_0374.jpg
Diesen Schritt habe ich ein zweites Mal wiederholt, damit die Oberfläche nach dem Beizen so glatt wie möglich ist.

Danach ging's dann endlich los, die Gitarre wurde gebeizt und zwar mit CLOU Tütenbeize in schwarz.
Dazu einfach die mit Wasser angerührte Beize mit einem Schwamm oder Baumwolltuch auf die Gitarre auftragen:
DSC_0376.jpgDSC_0379.jpg

An dieser Stelle hätte man wahrscheinlich noch Schnellschliffgrund auftragen sollen um auch noch die letzten Poren zu füllen, das habe ich nämlich nur mit Holzpaste leider nicht geschafft.

Ich habe mich jedenfalls gleich an den Klarlack gemacht. Das geht zwar auch, ist aber recht aufwändig, da man viel Schleifen muss und auch viel Lack verbraucht.
Als Klarlack habe ich AutoK Felgenspray benutzt. Natürlich transparent.

Da ich Angst hatte beim Zwischenschleifen des Lacks diesen durch- und in die Beize zu schleifen, habe ich im Abstand von jeweils 2 Stunden 8 Schichten Klarlack aufgetragen. Ohne Zwischenschleifen. Irgendwann zwischendurch sah die Gitarre dann so aus:
DSC_0386.jpg
Die Lacknase oben links habe ich natürlich gleich bei der ersten Schicht reingehauen, was aber nicht weiter dramatisch ist, da man sie ganz einfach wieder rausschleifen kann.

Nachdem ich die achte Schicht über Nacht habe trocknen lassen, habe ich mich an den ersten Zwischenschliff getraut. Dazu habe ich 1000er Schleifpapier verwendet. Geschliffen wurde Nass, das heißt das Schleifpapier wird kurz in einem Behälter mit Wasser und einem Tropfen Spüli eingeweicht und die Oberfläche ebenfalls ein wenig angefeuchtet und dann ohne Druck in kreisenden Bewegungen geschliffen.

Nach dem Schleifen sah der Korpus dann so aus:
DSC_0398.jpg
Die Kanten habe ich wie man sieht nicht geschliffen, da man hier sehr schnell durch den Lack schleift.
Allerdings trat hier bei mir leider ein riesen Problem auf:
Da der Korpus immer noch recht viele Poren aufwies, hat sich der weiße Schmodder der beim Schleifen entsteht in diesen abgesetzt und nun habe ich weiße Poren!
DSC_0399.jpgDSC_0400.jpg
Leider habe ich das erst gemerkt, nachdem ich die nächste Schicht Lack aufgetragen hatte...
Falls jemand nen Tipp hat, wie man das das nächste mal verhindert (abgesehen von "Poren richtig füllen"), immer her damit.

Nun ja, da ich daran dann eh nichts mehr ändert konnte, habe ich einfach weiter lackiert und noch eine weitere Schicht aufgetragen und über Nacht trocknen lassen.
Danach habe ich wieder mit 1000er Schleifpapier nass zwischen geschliffen. Dieses Mal ein wenig ambitionierter, was dazu geführt hat, dass die Oberfläche zwar schon recht glatt war, ich jedoch den Lack an drei Stellen durchgeschliffen habe. Einmal an der Spitze der Kopfplatte, an einer Korpusecke und am Elektronikfach. An allen drei stellen war danach auch nicht mehr viel Beize vorhanden, darum habe ich diese mit ein wenig Beize auf einem Wattestäbchen ein wenig ausgebessert. Man sieht es aber halt noch ein wenig.

Gestern habe ich noch eine weitere Schicht Lack aufgetragen. Der Lack auf der Rückseite des Korpus und auf der gesamten Kopfplatte ist schon nahezu glatt und Porenfrei, auch die Korpusseiten sind schon recht glatt. Einzig die Vorderseite des Korpus und der Hals sehen noch recht löchrig aus. Ich schätze mal so zwei Schichten Lack werde ich wohl noch brauchen, vielleicht auch drei.

Wenn die letzte Schicht aufgetragen und wirklich durchgetrocknet ist (würde ca. eine Woche warten), werde ich die Lackoberfläche noch mal mit 2000er Schleifpapier glatt schleifen und mit MicroMesh die Schleifspuren entfernen (Kann mir da jemand 'ne Körnung empfehlen?).
Danach wird das Ganze dann mit Autopolitur auf Hochglanz poliert.

Wenn's soweit ist melde ich mich wieder mit dem Ergebnis, drückt mir die Daumen! :great:

Fragen und Kommentare sind wie immer willkommen.
 
Eigentlich hast Du Dir die Antwort selber gegeben, Du hättest so lange Schnellschleifgrund auftragen müssen, bis nach dem Anschleifen keine Dellen mehr zu sehen sind. Wenn der Klarlack schon aufgetragen ist ist es dafür zu spät, da hilft nur: viele Schichten Klarlack und anschließend viel Schleifen...
Übrigens mit der Holzpaste kann man ein ebene Oberfläche hinkriegen, besser geeignet allerdings für's Porenfüllen ist ein sogenannter Porenfüller wie es z.B. bei Stewmac zu kaufen gibt, im Gegensatz zu Holzpaste schrumpft und reist dieses Zeug nicht.
 
So liebe Freunde, es ist geschafft!

Die Gitarre ist nun Endlich fertig. Hat ja auch nur ein halbes Jahr gedauert... :D
Ich habe nach meinem letzten Post wie angekündigt noch ein paar Schichten Lack aufgesprüht, es waren glaube ich so vier bis fünf und selbst jetzt sind an einigen Stellen immer noch ein paar Poren zu sehen. Aber das hält sich wirklich im Rahmen und wird jetzt so belassen.

Dann habe ich wie schon angekündigt so ca. eine Woche nach der letzten Schicht Lack gewartet, dass dieser vernünftig durchtrocknet, und habe dann erst mit 1000er Schleifpapier, dann mit 2000er und danach mit 4000er und 8000er Micro Mesh Schön glatt geschliffen.
Danach habe ich die Politur rausgeholt und in ein paar durchgängen alle kleinen Kratzer die noch vom Schleifen übrig sind wegpoliert.

Das war dann das Ergebnis:
DSC_0450.jpgDSC_0451.jpgDSC_0452.jpg

Wer ganz genau hinschaut sieht auf dem zweiten Bild die zwei Stellen an der Zarge wo ich den Lack leider wieder durchgeschliffen habe. Lustigerweise an der Stelle, wo man den Arm aufliegen hat, so siehts ein wenig nach "roadworn/relic" aus... Stehe ich zwar eigentlich nicht so drauf, gerade weil die Gitarre sonst wirklich wie frisch aus der Fabrik aussieht, aber ich kann's jetzt ohne weiteres erstmal nicht ändern.

Dessen ungeachtet sieht das Finish einfach tausend mal besser aus, als ich es mir je erträumt habe. Besser hätte die Gitarre wirklich nicht werden können.
Der Lack ist je nach Lichteinfall entweder tiefschwarz oder einfach transparent, sodass man die Maserung des Holzes sehr schön sehen kann. Je nach Art des Lichts wechselt dies dann von einem leichten Grau zu einem sehr dunklen Braun. Also insgesamt quasi 3 Finishes die nahtlos ineinander übergehen. Sieht einfach fantastisch aus.

Und das Kopfplattenfurnier dass ich aufgeleimt habe, damit man von vorne die Leimstelle nicht sieht hat sich auch definitiv gelohnt.
Vom Ebenholzgriffbrett ganz zu schweigen. Dadurch wird die Gitarre erst so richtig schwarz und sieht sehr edel aus.

Nachdem der Lack endlich fertig bearbeitet war, ging es endlich an den finalen Zusammenbau. Habe die Hülsen für die String-Through Saitenführung und für die Bridge mit einem Gummihammer vorsichtig eingeschlagen und habe gebetet, dass der Lack drumherum nicht in alle Himmelsrichtungen wegplatzt, was auch zum Glück nicht passiert ist.
Dann noch Tonabnehmer und Elektronik rein, Mechaniken anbauen und die Gurtpins nicht vergessen und dann noch einen Satz Saiten aufziehen.

Und da ist sie nun in ihrer vollen Pracht:
DSC_0455.jpgDSC_0456.jpgDSC_0457.jpg

Ich werde mich auch noch mal ransetzen und ein paar Soundsamples aufnehmen.
Momentan bin ich allerdings mit dem Klang noch nicht so zufrieden. Die Gitarre hat gerade einen Satz EMG-HZ H4 drin und die gefallen mir so überhaupt nicht.
Ich hatte testweise auch mal ESP LH-300 drin und die klangen um Längen besser.
Sobald mal wieder ein bisschen Geld übrig ist, bekommt die Gitarre auf jeden Fall noch einen Satz EMG 81/60 spendiert.

Zum Abschluss möchte mich bei allen bedanken, die mir hier im Thread oder per PN mit Tipps zur Seite gestanden haben und muss sagen, dass ich ohne dieses großartige Forum nie so weit gekommen wäre! :great:

Über Fragen und Kommentare würde ich mich wie immer freuen.
 
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