Erster richtiger Jazz Versuch - direkt anhören

ginod
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Hi Leute,

Vorne weg ich bin Gitarrist.
Ich beschäftige mich noch nicht so lange mit Jazz. Erst in dne letzten Monaten wurde mein Interesse sehr stark an dieser Musik. Gehört habe ich sie allerdings schon früher öfters mal.

Ich habe mich nun tatsächlich mal gewagt an einem Jazz Standard und wollte es mal aufnehmen um Kritik zu bekommen. Mich interessiert dabei, ob ich gewisse Dinge verstanden habe oder an anderen Dingen noch arbeiten sollte. Einfach gute detailierte Kritik von Leuten die mir sagen können woran ich arbeiten soll.

Das STandard heißt Stella by starlight (werden wohl viele kennen).

Der Backingtrack ist komplett selbst eingespielt (außer die Drums die kommen aus einem Programm). Das bedeutet ich habe mich auch mal an einer Walking Bass Spur probiert obwohl ich Gitarrist bin, hoffentlich ist es ok so ^^.

Im ersten Durchlauf des stückes habe ich einfach strickt die MElodie gespielt ohne viel zu verzieren. Das liegt ehrlich gesagt daran, dass ich noch Probleme habe Melodien auszuschmücken oder zu umspielen (naja muss ich noch üben). Beim zweiten Durchgang fang ich dann an zu Improvisieren. Die ersten paar Takte habe ich noch versucht strukturiert vorzugehen. Das bedeutet ich habe mir genau überlegt welcher Akkord gerade drunter liegt und habe versucht das enstprechende Appregio mit einzubeziehen. Außerdem wollte ich eigentlich bei passenden Akkorden exotischere Tonleitern wie melodisch moll verwenden. Im großen und ganzen ist es aber dann doch erstmal bei einer sehr aus dem Gefühl heraus geschossenen Improvisation geblieben mit ein paar chromatics. Ich bin einfach mal gespannt wie es euch gefällt und ich bitte natürlich um konstruktive Kritik und nicht einfach nur "ist blöd" oder so ^^.

Vielen Dank schonmal im Vorraus.

PS: Falls Interesse besteht lade ich das Backing gerne hoch, damit ihr vielleicht zeigen könnt wie man es besser macht ;-)

Hier der Link:
 
Eigenschaft
 
Da ist ja schon mal viel Gutes dabei ...

Aber versuch mal, weniger Noten zu spielen, aber Dich dafür auf solche zu beschränken, die eindeutig zum jeweiligen Chord passen. Und mit denen dafür rhythmisch erfinderischer zu sein, in dem Sinn daß Du sie so anordnest, daß rhythmisch sinnvolle kleine Pattern/Figuren/Riffs herauskommen.

Wo ich nämlich Verbesserungspotential sehe, ist die Tonauswahl, ist ein sichereres Timing, und die rhythmische Phantasie. Denk einfach daran ... aus jeder Akkordprogression soll im Idealfall eine neue kleine Melodie werden, die man auch nachsingen können soll, mit melodischem und rhythmischen Spannungsverlauf ...

Das ist zumindest meine persönliche, wohlwollende, Meinung dazu ...

LG, Thomas
 
Vielen Dank für die tolle Kritik. Genau so etwas habe ich gemeint. Da sind viele Tipps drin, was man besser machen kann
 
Mich interessiert dabei, ob ich gewisse Dinge verstanden habe oder an anderen Dingen noch arbeiten sollte. Einfach gute detailierte Kritik von Leuten die mir sagen können woran ich arbeiten soll.

Hi,

zu dem von turko Gesagten möchte ich noch Folgendes anmerken:

nach meinem Verständis ist die Rhythmik in Jazz-Orientierter Musik das A und O. Bei einem Medium Swing Stück sollte die melodische Achtelbewegung ganz klar im Vordergrund stehen.
Konsekutive Achtel sollen legato und leicht auf dem off-beat betont gespielt werden. Das ist Swing-typisch. Viertel werden in der Regel etwas kürzer gespielt als ihre eigentliche Dauer.
Von all diesem ist in Deiner Einspielung nichts zu hören.
Du solltest Dir angewöhnen mitzusingen, dann kommst Du auch nicht so schnell in Versuchung die ganze Zeit Doubletime Phrasen spielen zu wollen. Das Tempo bist Du viel zu schnell angegangen. Du hängst immer der Time hinterher und klingst pressiert. No Relax, schade.

Wie kannst Du das verbessern?
Zunächst brauchst Du ein rhythmisches Konzept. Wie wäre es übungshalber zunächst kleine 4-taktige rhythmische Achtelfigurmotive sequenzartig durchs Thema zu führen?
Dadurch strukturierst Du und bist gezwungen Dich an Vorgegebenes zu halten. Improvisieren lernt man nicht indem man einfach drauf los spielt.

In melodischer Hinsicht versuche mal ein paar schöne Linien durchs ganze Stück auszuarbeiten.
Das macht man dann zunächst in Halbe oder Ganze Noten. Kennst Du den Begriff Guide Tone? Sicher.
Es geht darum melodisch zielgerichtet zu spielen. Der Hörer muss die Melodie nachvollziehen können und gegenbenenfalls auch schon, zumindest an entscheidenden Stellen, vorausahnen.
Dazu muss man Stimmführungsregeln kennen und auch gehörmäßig nachvollziehen.
Spannung - Entspannung ist dabei das gorße Thema.
E-7 A7, die kl. Sept von E-7 leitet zur gr. Terz von A7.
Welche Töne leiten nun bei "Stella" von A7 nach C-7? Nicht einfach hier Durchgänge zu hören. Da muß man sich hin setzen und langsam probieren und gegenbenenfalls korrigieren.
Versuche also zunächst eine Guidetoneline durchs ganze Stück zu schreiben. Hernach spielst Du sie zunächst in langen Tönen, dann in Achtelgruppen, jazzphrasiert. Dabei kannst Du dann auch dem Guidetone angrenzende Töne des Tonmaterial der jeweils aktuellen Chordscale nehmen.
Du sollst dabei weniger vertikal in Harmonien, sondern vielmehr horizontal in Lines denken. Das ergibt den so wichtigen Fluß. Natürlich musst Du dazu auch die entsprechenden Chordscales drauf haben, aber das ist sowieso Grundvorraussetzung.

Du hast sehr gute Ansatzpunkte und ich denke dass Du noch nicht mit Deinem Spiel zufrieden bist. Das ist immer gut und führt Dich weiter. Schraube das Tempo ordentlich zurück, denke Dir ein paar rhythmische Achtelfiguren für Deine Sequenzen aus und mache Dir eine Guidetoneline klar.
Viel Erfolg dabei.

CIAO
CUDO
 
auch wieder super Kritik vielen Dank. Steckt viel Information drin zum verbessern. Ab September bekomme ich dann endlich meinen lang ersehnten Jazzgitarrenunterricht bei nem sehr guten Jazzer und dann werde ich das Stück nochmal aufnehmen und mal schauen was bei raus kommt. Bis dahin kann ich dank eurer Infos noch an vielen Dingen arbeiten . Vielen Dank !
 

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