Folk Musik oder Volksmusik ? Kommerz dank Klischees ?

Wenn ich aber im Hinterkopf daran denke, dass tausende von Menschenleben beim Bau dieses Prunkschlosses, das ja lediglich ein Steckenpferd des Sonnenkönigs war, den Tod fanden, dann ist - vorsichtig ausgedrückt - mein Kunstgenuss beim Betrachten des Objekts stark eingeschränkt.
Ich kann dann trotzdem die planerischen Leistungen anerkennen. Und abreißen würd´ ich´s auch nicht lassen, glaube ich ;).

Vielleicht darf ich an dieser Stelle auch mal auf einen Tread im Country-Bereich hinweisen.
Dürfte ganz Interessant sein, glaub ich.
Habe ich gestern schon zur Kenntnis genommen – interessant. Wahrscheinlich sowas wie ein Quotenschwarzer, aber immerhin!

ZITAT: APFELSAFT… und im 21. Jahrhundert wird sie vor allem von Leuten gemacht, welche Spass an den Hüten haben und einfach nur die Musik mögen.
Apartheit in den Radiosendern hat´s allerdings gegeben (gibt´s vielleicht auch immer noch?). Und zu einer Zeit, als fast nichts mehr als "weiß" zu bezeichnen war, wurde aus verschiedenen Einflüssen ein Mix kreiert und der Name "Country" dafür ausgedacht. Das entwickelte sich sehr schnell sendezeit-füllend, denn es ließ sich (für Weiße) gleich gut was verdienen und ein Hype erzeugen. Alle Beteiligten (außer wieder mal die Schwarzen, deren Einflüsse auf diese Musik eigentlich nicht zu leugnen sind) waren darüber sehr froh – nicht nur über´s Geld. Wenn das kein "Bollwerk" ist …! Für mich ist, wie hier schon oft angemerkt, nun nicht erkennbar, dass sich an der diskriminierenden Grundhaltung der am Country verdienenden Menschen was geändert hat. Was ja nicht heißt, dass sie keine gute Musik machen können (habe ich doch auch schon mehrfach eingeräumt). Nur mir bringt´s keinen Spaß, dazu zu tanzen, mir die CDs zu kaufen etc. Für mein Empfinden wird mit/mit Hilfe der Musik noch immer etwas zur Schau gestellt/kultiviert/zelebriert, was sich von Apartheit u. ä. nicht ausreichend distanziert (hat).

Und ich finde, daß hier ne ganz merkwürdige Ausrede von Olli am Start ist, Country in die Ecke zu stellen.
Ich finde nicht, dass ich nach einer Ausrede suche.
  • Dass Countrymusiker gute Musiker sein können,
  • dass heute welche "am Markt" sind, die sich ´n Scheiß um alte Geschichtskamellen scheren,
  • dass die heutige Zeit alle möglichen Egal-Haltungen legitimiert,
  • dass man mit sooo vielen Ambivalenzen umgehen muss, dass es ungerecht erscheint, nun ausgerechnet gegen Country zu Felde zu ziehen (was ich übrigens nicht tue!)
– all das sind keine Argumente gegen mein(!) spezielles Unbehagen, das im Kontext mit dem eigentlichen Thread-Thema zur Sprache kam.

Was mich in diesem Thread etwas verwundert ist, dass "mit Musik Geld verdienen" etwas sein soll, was moralisch anfechtbar und irgendwie "niedrig" ist. Seht Ihr das tatsächlich so? Ich kann das nämlich überhaupt nicht nachvollziehen.
Auch das ist nicht der Kern der Sache. Wenn die Geldverdienenden mit der Symbolik rassistischer Diskriminierung (vielleicht?) nicht gebrochen haben, wenn u. U. sogar weniger Geld zu verdienen wäre, wenn man´s ausdrücklich täte. Und vielleicht wird ein großer Teil des Geldes auch gar nicht mit der Musik verdient, sondern mit den zugrunde liegenden Leitbildern, für die die Musik nur der Ausdruck ist? – Ich weiß es nicht, kann mich (aufgrund des ganzen Habitus der Protagonisten?) halt nur nicht damit anfreunden.

Ich für meinen Teil wäre froh wenn finanziell bei meiner Band mehr rumkommen würde.
Ich drück´ Dir ganz doll die Daumen :). Natürlich nur, wenn´s kein Country ist! ;)

Ich finde es absolut in Ordnung wenn z.B auch Volksmusiker mit ihrer "Musik" reich werden, …
Ich auch.

… schließlich gibt es ja auch immer Fans die bereit sind ihr Geld für diese Art der Unterhaltung auszugeben.
Das berührt jetzt wieder das eigentlichen Thread-Thema. Und da frage ich jetzt einfach mal: hast Du alle Beiträge gelesen?

Grüße
Oliver
 
Habe ich gestern schon zur Kenntnis genommen – interessant. Wahrscheinlich sowas wie ein Quotenschwarzer, aber immerhin!

Vielleicht solltest Du mal wieder eine Blick rüberwerfen...

Darf ich fragen, woher Du Deine abstrusen Erkenntnisse nimmst? Country hatte noch nie was mit Rassismus zu tun, Country (als Musikform) entstand in ständigem musikalischem Austausch der weißen und schwarzen Musiktraditionen der ländlichen Bevölkerung der Südstaaten, die meisten Country-Musiker bekannten sich ganz offen zu den Einflüssen, die der schwarze Blues auf sie hatte (Bob Wills, Jimmie Rodgers, Hank Williams seien da alle mal erwähnt), und traten bereits zu Zeiten der Rassensegregation mit schwarzen Musikern gemeinsam auf (nochmals Bob Wills, sowie Johnny Cash seien da als bekannteste erwähnt); ebenso sahen sich schwarze Musiker wie Muddy Waters und Howlin Wolf wesentlich von Country beeinflußt; es gab bereits ab den 20/30er Jahren auch schwarze Country-Musiker, bei den Songschreibern gab's ebenfalls einen regen Austausch.

Nur weil vielleicht irgendwelche Politiker oder Wirtschaftsmagnaten Musik für sich zu instrumentaliesiern versuchten, ist deswegen weder die Musik selber rassistisch, noch sind es die Mehrzahl der ausübenden Musiker (ganz im Gegenteil, Musiker wie Bob Wills, Hank Williams, Jimmie Rodgers, etc. waren stolz auf die schwarzen Einflüsse in ihrer Musik, und taten dies auch öffentlich kund).
 
Aus gegebenem Anlaß, und weil hier sehr merkwürdige Verschwörungstheorien gebastelt werden (von wegen "Country Music war demnach der wichtigste Träger der Kultur der Südstaaten und wurde von daher neben ihrem Wert als unverhohlen kommerzielles Industrie-Produkt "als Bollwerk gegen die schwarze Unkultur sowie gegen das kritische Liedgut der anwachsenden amerikanischen Arbeiterbewegung" angesehen und politisch-gesellschaftlich gefördert") hab ich mal versucht, eine kurze Geschichte der Country Music unter besonderer Berücksichtigung ihrer Wechselwirkung mit afroamerikanischer Musik zu schreiben - aber weil ich diesen Thread hier nicht zu sehr "off topic" entgleiten lassen will, findet ihr den "drüben", im Country Music-Forum:
https://www.musiker-board.de/vb/cou...afroamerikanischen-einfl-sse.html#post3562802
 
Kleine Info am Rande: zur Zeit ist dieser Thread sehr Country-lastig. Ich lasse ihn trotzdem hier stehen, da das Thema eigentlich genre-übergreifend ist.

Aber die Bitte an alle: orientiert euch bitte am eigentlichen Thema und stellt Country nicht in den alleinigen Vordergrund.
 
Aber die Bitte an alle: orientiert euch bitte am eigentlichen Thema und stellt Country nicht in den alleinigen Vordergrund.

Guter Vorschlag! So wie ich's verstanden habe, war aber "Country-Musik" hier zuerst nur eine Art Beispiel - vielleicht könnte mann auch Chiffre, Variable oder Platzhalter - für Musik, die auf Grund der Klischees, die sie bedient, nicht für jeden verdaulich ist. Statt Country-Musik hätte da also auch was Anderes stehen können - vielleicht sowas wie Alpengejodel. Das wäre dann auch kein Versuch, eine Diskussion über Alpengejodel anzuzetteln. Und es ginge auch nicht darum, dass jemand Musik aus dem Alpenraum oder Musik, in der gejodelt wird, grundsätzlich abwertet.

So gesehen gibt es eine Parallele zu dem, was einmal "Groschenhefte" hieß. Wenn da jemand nebenbei was Kritisches zu einer bestimmten Variante sagt, ist das kein Aufruf, über diese Variante zu diskutieren, sie zu verteidigen usw. ( Interessanterweise soll der Erstautor der erfolgreichsten deutschen Serie um den FBI-Agenten "Jerry Cotton" zuerst die Absicht gehabt haben, die gängigen Krimis zu persiflieren!.) Ein paar auch für unser Thema interessante Fragen wären: Ist jeder, der als einer von ca. 100 Autoren einen Jerry Cotton-Band - und vielleicht noch einen SF-Titel in diesem Format - geschrieben hat, ein Künstler? Einer, den wir ohne Weiteres mit einem Autor gleichsetzen können, der versucht, etwas auszudrücken, das ihm auf den Nägeln brennt, obwohl er wegen des Themas oder seiner Ausdrucksform keinen Erfolg hat? Oder liegt da nicht der Verdacht nahe, dass da Leute mit etwas Geld verdienen, das völlig beliebig und gerade nicht "ihre" Musik - sorry, ihre Literatur ist? Und was ist mit dem Apparat, der ihnen die Handlung ziemlich weitgehend vorschreibt und darauf achtet, dass nichts im Manuskript steht, was die Vermarktung gefährdet?
 
Ein paar auch für unser Thema interessante Fragen wären: Ist jeder, der als einer von ca. 100 Autoren einen Jerry Cotton-Band - und vielleicht noch einen SF-Titel in diesem Format - geschrieben hat, ein Künstler? Einer, den wir ohne Weiteres mit einem Autor gleichsetzen können, der versucht, etwas auszudrücken, das ihm auf den Nägeln brennt, obwohl er wegen des Themas oder seiner Ausdrucksform keinen Erfolg hat? Oder liegt da nicht der Verdacht nahe, dass da Leute mit etwas Geld verdienen, das völlig beliebig und gerade nicht "ihre" Musik - sorry, ihre Literatur ist? Und was ist mit dem Apparat, der ihnen die Handlung ziemlich weitgehend vorschreibt und darauf achtet, dass nichts im Manuskript steht, was die Vermarktung gefährdet?

Wie antwortete Brahms einer Dame auf die Frage, wie ihm denn so ausdrucksstarke Musik einfalle ? "Meine Gnädigste, die Verleger bestellen sie so."

Ein künstliches Kunstwerk kann durchaus von Wert sein. Authentizität hat natürlich immer Style - aber manche Menschen sind tatsächlich in der Lage, Verve auf Bestellung abzusondern. Bisweilen hat ein Auftragsautor auch rein zufällig eine Idee, die gut ins Marketing-Schema passt.

Egal, wie unterschiedlich Kunstproduktion und Selbstausdruck als Kulturquellen zu bewerten sind - man sollte, meines Erachtens nach, einer guten Idee nicht übel nehmen, woher sie kommt.

Wer also einen guten Jerry Cotton schreibt, ist meiner Meinung nach durchaus als Künstler zu bezeichnen. Trotz dem, was ich in diesem Thread an früherer Stelle über Authentizität geschrieben habe, bin ich der Meinung, dass Kitsch eigentlich O.K. ist - wenn er auf das Wesentliche reduziert wird und dort bleibt, wo er hingehört. Er wird erst dadurch bedenklich, dass er Identitätslücken wie Amalgam ausfüllt.

Friedensreich Hundertwasser: "Ohne Kitsch ist das Leben ärmer."

Wie es mit der Identifikation mit solcher Kunst aussieht, ist eine andere Frage.
 
Ein künstliches Kunstwerk kann durchaus von Wert sein. Authentizität hat natürlich immer Style - aber manche Menschen sind tatsächlich in der Lage, Verve auf Bestellung abzusondern. Bisweilen hat ein Auftragsautor auch rein zufällig eine Idee, die gut ins Marketing-Schema passt.


Ist natürlich auch schon wieder OT bezügl. Folk - aber ein so ein Beispiel in der Musik wär Motown in den 1960ern, wo quasi industriell in Akkordarbeit von Musikern maßgeschneiderte Hits am Fließband abgeliefert wurden - und dabei einige der großartigsten Soul-Songs aller Zeiten entstanden - wem's interessiert: die Filmdoku "Standing In The Shadows Of Motown" gibt da guten Einblick!

Und damit gebe ich zurück ins Folk-Studio... :D
 
Ist natürlich auch schon wieder OT bezügl. Folk - aber ein so ein Beispiel in der Musik wär Motown in den 1960ern, wo quasi industriell in Akkordarbeit von Musikern maßgeschneiderte Hits am Fließband abgeliefert wurden - und dabei einige der großartigsten Soul-Songs aller Zeiten entstanden - wem's interessiert: die Filmdoku "Standing In The Shadows Of Motown" gibt da guten Einblick!

Stimmt - wobei häufig alte Gospels und Spirituals die Steilvorlage stellten. "Stand by me" basiert beispielsweise auf einem traditionellen Gospel, nur im damals zeitgemäßen Gewand. Aus dem "Lord" wurde "Darling". Womit wir schon wieder beim Folk wären - Dieter Bohlen schreibt natürlich niemals so tolle Popsongs, der kann ja auch nicht auf einen reichen Fundus tradierten Liedguts zurückgreifen. Wie schon geschrieben, Ich beneide die Amis ;)

"Standing In The Shadows Of Motown" ist für mich als Bassisten natürlich Pflicht ^^
 

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