Frage zur Jazz-Harmonisierung eines Songs - Bsp. Blowin' in the wind

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durchs stöbern in diesem Unterforum bin ich auf diesen Thread gestoßen:
https://www.musiker-board.de/jazz/249589-ist-jazz-kurze-impro.html

Blondel hat darin folgendes gepostet:

Ich finde Kenntnisse in Sachen Harmonisierung wichtig und hilfreich.
Ich habe ein einfaches praktisches Beispiel.
Als ich noch jung und schön war, wurde immer wieder der Evergreen “Blowin´ In The Wind” von Bob Dylan am Lagerfeuer gespielt und gesungen. Der Song war damals schon sehr “abgeschmackt”. Um den Song ein wenig interessanter zu machen, habe ich habe seinerzeit ein wenig aus dem Fundus der Jazzer geklaut und die Begleitung in Vierklänge überführt.

Den Song mit der typischen Dur-Kadenz :

...C................F.............. .......G....(C/H)....Am............C.............. F...............G7......
| How many | roads must a | man walk | down, be- | fore you | call him a | man? | … etc


… habe ich harmonisiert mit C wird Imaj7, F wird II-7 … etc.

Also :
C = Cmaj7
F = Dm7
Am = Am7
G / G7 = G7

...Cmaj7..........Dm7.............. .G7.............Am7...........Cmaj7 .......Dm7..........G7.....
| How many | roads must a | man walk | down, be- | fore you | call him a | man? | … etc

Die Melodie bleibt unverändert, der Song bekommt aber durch die Harmonisierung einen ganz neuen Charakter. Wenn das Lied von einer tollen Sängerin vorgetragen wird, die mit dem Timbre ihrer Stimme die neu entstandene Melancholie tragen kann, entsteht (mit Glück) eine hypnotische Stimmung. Die Begleitung spiele ich auf der Gitarre mit den bekannten Barree-Akkorden im III. und V. Bund..

Nun zum Grund des Thread-Erstellens:
ich bin grad dabei, mir einige Jazz-Standards draufzuschaffen (Gitarre) - eigentlich war ich auf der Suche wie ich da am besten vorgehe als ich auf besagten Thread gestoßen bin - und durch diesen Beitrag von Blondel wurde ich dazu inspiriert auch an meiner Liedbegleitung zu arbeiten, da mir die simplen Dur/moll/7er oft zu langweilig sind. Daher würd ich auch gern spannungsreichere Akkorde einsetzen.
Nun, einmal zu diesem Schluss gekommen, hab ich mir dann gedacht, dass sich das ja recht einfach gestaltet, man ersetze einfach die Akkorde bzw. ergänzt sie eben. Dem ist aber augenscheinlich nicht so, ist wohl doch nicht ganz so einfach....
Meine Gedankengang war dieser:
C-Dur -> Cmaj7
D-Moll -> Dm7
E-Moll -> Em7
F-Dur -> Fmaj7
G-Dur -> G7
A-Moll -> Am7
B -> Bm7/b5

Da Blondel aber statt dem F ein Dm7 verwendet, bin ich ins Grübeln gekommen. In der Nacht im Bett hab ich mir darüber noch Gedanken gemacht und konnte nicht schlafen. :p Dort kam mir dann auch die Idee, dass vielleicht einfach nur eine II-V-I Kadenz draus gemacht wurde, als ich dann heut nachgeschaut hab, hab ich gesehn, dass da noch ein Am7 davor steht, kanns also eig. nicht sein (oder bezieht sich die II-V aufs Cmaj7 NACH dem Am7? sowas gibts ja auch....).
Weitergedacht.... habe überlegt, wie die Akkorde aussehen.
F = f-a-c
Dm7= d-f-a-c
kam aber auch nicht dahinter...
und da steh ich nun und hoffe, dass mich jemand abholt. :D

Die generelle Frage die sich daraus nun ableitet: Wie verjazzt (*) man Songs, die aus normalen (**) Akkorden bestehen?

Verzeiht mir die unwsisende Ausdrucksweise - mir mangelt es scheinbar grad an den Fachbegriffen....
* = Vierklänge à la maj7,m7/b5,add9,#9/11 etc.
** = Dur/Moll/7
 
Eigenschaft
 
Zum "verjazzen" gehört wesentlich mehr, als reine Dreiklänge durch Major-Akkorde und (Moll-)Septakkorde zu ersetzen.

Aber im wesentlichen hast Du mit Deiner Beobachtung recht, daß es darum geht, die vorhandenen Song-Akkorde durch andere, spannendere, zu ersetzen. Aber nicht nur das. Es geht auch darum, ganze Akkord-FOLGEN durch andere zu ersetzen, oder Zwischenakkorde einzufügen.

Um zum Beispiel in einem Song, dessen Tonart C-Dur sei, von Akkord C nach Akkord F zu gelangen, könnte man folgende Akkorde einfügen:
C - C7 - F
C - C7b13 - F
C - F#7b9#11 - F
C - Gm7 C7 - F
C - Bb/C C7/13 - F
Und noch viele andere und Kombinationen daraus ... immer vorausgesetzt, es paßt zur Melodie und zur generellen Song-Harmonik ...

Die Details würden hier wohl zu weit führen ... die füllen ganze Bücher. Aber wenn du im Internet weiterstöbern willst, dann gibt´s zu diesem Thama viel ...
z. B.:
http://www.wieland-harms.de/pdf/Harmonielehre-Regeln.pdf
http://www.justchords.de/theory/diareharm.html
http://de.scribd.com/doc/7120999/Jazz-Theory-Advanced
http://tamingthesaxophone.com/jazz-passing-chords.html

... um nur einige zu nennen ....

LG, Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
Aaaaah, das Stichwort heißt also nicht nur "Akkorde ersetzen" sondern "Akkordfolgen ersetzen", das hatte ich schon fast befürchtet, dass es nicht ganz so einfach geht. :D
Vielen Dank erstmal für die Hilfe, die Links werd ich mir in den nächsten Tagen mal zu Gemüte führen. Ich hatte mich mal ausgiebig mit Jazzharmonielehre auch beschäftigt, aber wenn mans nicht benutzt vergisst man Dinge auch wieder recht schnell...

Mal davon ausgehend, dass ich jetzt einen Song nicht komplett "verjazzen" sondern einfach nur ein bisschen Jazz-flair haben will: Ist meine Methode (mit dem 1:1 übertragen von den Akkorden) sinnvoll oder klingt das schräg? Also ich mein wenn ich statt Dreiklängen eben Vierklänge verwende und die bestehenden Akkordfolgen beibehalte.
Ich sollts wohl einfach ausprobieren, aber ich bin noch nicht so fit mit den Griffen auf der Gitarre, was Vierklänge angeht. Da muss ich noch dran arbeiten...
 
Dm7 ist die Subdominantparallele, F ist die Subdominante, sie haben mehrere gleiche Töne und deswegen kann man sie untereinander gut austauschen.
 
Krümel;6178922 schrieb:
Mal davon ausgehend, dass ich jetzt einen Song nicht komplett "verjazzen" sondern einfach nur ein bisschen Jazz-flair haben will: Ist meine Methode (mit dem 1:1 übertragen von den Akkorden) sinnvoll oder klingt das schräg? Also ich mein wenn ich statt Dreiklängen eben Vierklänge verwende und die bestehenden Akkordfolgen beibehalte.
...

Ein maj7-Akkord oder ein m7-Akkord hat mit Jazz noch recht wenig zu tun. Sowas, für sich allein genommen, verjazz den Song zwar nicht, aber es gibt ihm eine etwas andere Farbe, vielleicht etwas mehr Spannung. Aber ob das paßt oder nicht, ist immer eine Frage des Einzelfalls und des Geschmacks.

LG, Thomas
 
Okay, das hilft mir weiter, danke Thomas!
Ich werd also dann und wann mal einen Vierklang einbauen zwecks anderer Färbung, austesten wann was wo passt und mich separat dazu mit dem "richtigen verjazzen" befassen, das wird ja wohl eine etwas größere Baustelle. :D
Danke für die schnelle Antwort!
 
Das ist eine RIESEN-Baustelle, die dich mit all ihren Feinheiten und Aspekten ein Leben lang begleiten kann ... Wenn du das willst ...
 
Jo, mal sehen wo mich das hinführt. ;) So lang es mir Spaß macht mal sicher ;)
 

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