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Saitenhexer0711
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Hallo zusammen,
vergangenen Winter habe ich meine Leidenschaft zur E-Gitarre wiederentdeckt und dabei eine lange Odyssee bei der Suche des - für mich - „idealen Sounds“ hinter mich gebracht. Früher waren der Diezel VH4 (noch einer der ersten Exemplare) sowie der Mesa Boogie Dual Rectifier meine Steckenpferde, die über ein Bogner Überkab für ordentlich Druck gesorgt hatten. Zunächst habe ich diverse Transistor-Kombos ausprobiert (u.a. Vox VT20, Blackstar HT-5R, Laney Cub-Super 12), anschließend diverse Topteile (Orange Dark Terror, Engl Ironball, Diezel Paul, Diezel VH2) sowie Boxen (Orange 112, Mesa Recto Compact, Marshall 1936 Vintage) und Speaker (Celestion Vintage 30, Celestion G12 Vintage, Celestion G12T-75, WGS ET-65, WGS Veteran 30, Celestion Neo Creamback). Mein Anspruch an das Setup war ein guter Hardrock- bis Heavy-Sound, welcher sich jedoch bereits bei geringer Lautstärke hören lassen kann. Schließlich bin ich bin ich beim Diezel VH2 gelandet, den ich über eine Marshall 1936 Vintage 2x12er Box, bestückt mit dem Celestion Neo Creamback + WGS Veteran 30, gespielt habe. Nachdem die Tage wieder länger und wärmer wurden, hat sich meine Interessenlage wieder etwas geändert.
Als es wieder Winter wurde, widmete ich mich wieder mehr der Musik. Mit dem Setup war ich grundsätzlich zufrieden, allerdings wurde der Wunsch nach etwas Neuem laut. Der Diezel VH2 ist zudem ziemlich sperrig, der Transport eine entsprechende Tortur. Leider wurde der sich vielversprechend anhörende Lunchbox-Amp von Diezel ("VH Mini") nicht auf den Markt gebracht.
Friedmann JJ Jr.
Durch einen Bekannten bin ich schließlich auf den Friedman JJ Jr. gekommen. Dave Friedman hat sich unter anderem mit der Modifikation von Marshall-Amps einen Namen gemacht, weshalb ich mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Sache herangegangen bin. Tatsächlich war ich sofort begeistert. Schätzt man den typischen Sound von Marshall, wird man hier vermutlich nicht enttäuscht, wer die Kopie eines Plexi oder JCM 800 sucht, liegt hingegen falsch. Der Friedman klingt wesentlich ausgeglichener und besitzt deutlich weniger Fizz. Nicht zuletzt deshalb ist der Sound auch viel differenzierter (perfekte Saitentrennung auch bei höheren Gainstufen), zudem wirkt alles sehr dynamisch. Paradoxerweise kann der JJ Jr. den Ton auch relativ stark komprimieren (insbesondere im sogeannnten "JBE Mode"), dennoch klingt er dabei noch unheimlich offen. Das ist wirklich große Kunst der Verstärkerbaus. Spaß machen auch die unheimlich Straffen, aber niemals übertriebenen Bässe, knackige Power-Chords, auch mit gedämpften Saiten, kommen damit perfekt "auf den Punkt". Sehr schön finde ich auch den Clean-Kanal, dieser erinnert ein wenig an den Vox AC30. Es scheint tatsächlich geradezu unmöglich, eine schlechte Klangeinstellung zu finden. Weniger gut gefällt mir die Mittenlastigkeit, wobei das Geschmackssache ist. In der Regel steht der Mittenregler bei mir vor der 12 Uhr-Position. Nach ein paar Wochen habe ich die erste Vorstufenröhre (von JJ) gegen eine 7025-WA getauscht, davon hat der Amp nochmals profitiert. Im Vergleich zum Diezel VH2 besitzt der Friedman auch deutlich weniger Tiefmitten, wobei ich diese nicht vermisse. Leider bietet der JJ Jr. auch keinen separaten Gain-Regler für den Clean-Kanal, dezent angezerrte Sounds sind damit nur möglich, wenn man potentiellen Hörschäden in Kauf nimmt, wobei sich die Sounds, die (entfernt irgendwo) Richtung Plexi gehen sollen, auch im zweiten Kanal verwirklichen lassen. Apropos: Der Lautstärkeregler des Zerrkanals verrichtet sein Werk wenig linear. Gerade im Spektrum der Zimmerlautstärke ist ein ruhiges Händchen gefragt. Zwischen einer "Frau und Kleinkinder zu Hause"- sowie "allein zu Hause"-Lautstärke liegen allenfalls 0,3 - 0,5. Ab dem ersten Indexstrich (= 1,1; komische Skalierung, Anm.) wird der Amp ganz schön laut.
Bogner Ecstasy 3534
Da ich offen für neue Amps bin und gerne über den Tellerrand hinausblicke, bin ich über diverse Beispielvideos auf den neuen "kleinen" Bogner Ecstasy 3534 gestoßen. Nachdem ich ein Exemplar ohne große Wartezeit ergattern konnte, habe ich den XTC vergangene Woche in Empfang genommen. Reizvoll fand ich die Tatsache, dass der Amp einen "typischen Bogner-Klag" im noch kompakten Format sowie darüber hinaus zahlreiche Einstellmöglichkeiten bietet. Gute Voraussetzungen also, um den bereits ziemlich guten Friedman zu beerben.
Tatsächlich sehe ich den Amp mit gemischten Gefühlen. Der Sound ist zweifellos gut, das Voicing finde ich auch sympathisch. Allerdings klingt der 3534 - im direkten Vergleich zum Friedman - wesentlich "bedeckter" und dunkler. Vermutlich sind die Grundtöne unter 100 - 150 Hertz viel prominenter vertreten. Für einen, meinem Empfinden nach, offenen, klaren Sound sind vergleichsweise höhere Treble- und Presence-Einstellungen notwendig.
Die Vielzahl an Einstellmöglichkeiten ist zweifellos eine nette Spielerei, man kann beispielsweise die Charakteristik bzw. Gegenkopplung der Endstufe einstellen, zudem können die Höhencharakteristik (Clean-Kanal) und das Voicing (Zerrkanal 2 + 3) angepasst werden. Überdies bieten Kanal 2 und 3 einen (Gain-)Boost. Allerdings kann die Vielzahl der Einstelmöglichkeiten (9 Soundmodi im Cleankanal sowie jeweils 18 Soundmodi in den beiden verzerrten Kanälen) auch eine Überforderung mit sich bringen. Nach viel Experimentierarbeit beschränkt sich das Ganze auf 1-2 brauchbare Sounds je Kanal. Ebenso wie beim Friedman kann man hier auch sehr viel mit dem Gain-Regler erreichen. Insgesamt bietet der kleine Ecstasy aber vielseitige Soundmöglicheiten, deutlich mehr als seine Konkurrenten. Schön ist die Tatsache, daß der Lautstärkeregler der Effektschleife zur Regulation der allgemeinen Lautstärke herangezogen werden kann, d.h. die Kanallautstärke lässt sich damit gröber bzw. besser einstellen. Der Clean-Kanal ist im Übrigen auch brauchbar, kommt jedoch nicht an jenen des JJ Jr. heran. Leider sorgt das viele Licht auf für Schatten: Die Vielseitigkeit des Sounds geht meines Erachtens ganz klar zu Lasten der Soundqualität. Isoliert betrachtet klingt der Bogner gut, keine Frage. Im direkten Vergleich zum Friedman ist der Unterschied jedoch klar hörbar. Der Bassbereich ist beispielsweise deutlich "matschiger", vor allem bei High-Gain, zudem ist der Amp, wie beschrieben, weniger offen und weniger dynamisch (wobei ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten möchte, dass man mit verbundenen Augen hier eher einen Transistor-Amp vermuten könnte). Dreht man den Gain-Regler im dritten Kanal auf mehr als 10:00 Uhr, wird der Klang (mit eingeschaltetem Boost) ziemlich undifferenziert. Der größte Minuspunkt liegt bei den Nebengeräuschen. Während der Friedman allenfalls ein ganz dezentes Rauschen aufweist und auch der Diezel VH2 noch einigermaßen leise ist, nimmt man beim Bogner ein wirklich lautes(!) Grundrauschen und Brummen wahr (ungeachtet dessen brummen die Trafos auch relativ laut). Zunächst ging ich von einem Defekt der Röhren aus, allerdings habe ich nach kurzer Recherche in Erfahrung bringen können, dass dies ein typisches Phänomen ist. Selbst zwei Highgrade-Röhren in V1 und V2 werden da wohl nichts bringen. Ebenso wenig konnte ich damit erreichen, das Master Volume der Effektschleife herunterzudrehen. Das empfinde ich bei einem 2.450 Euro teuren Topteil als Frechheit und dies wird keinesfalls dem Renommee von Bogner gerecht. Die Verwendung eines Noise-Gates wäre zwar möglich, aber das sehe ich
Pro und Contra
A.) Friedman JJ Jr.
Pro:
- Absolut hochwertige Zerrsounds
- Dynamik, Differenziertheit, Saitentrennung
- Generelles Voicing
- Sehr guter Clean-Kanal
- Für einen Röhrenamp erstaunlich geringe Stör-/Nebengeräusche
- Einfache Bedienung/Einstellung
- IR-Ausgang (sofern man ihn überhaupt braucht).
Contra:
- Lautstärke des zweiten Kanals sehr schlecht regulierbar
- Übermäßig mittenreicher Sound (Geschmackssache, kann zumindest auch reguliert werden).
B.) Bogner Ecstasy 3534:
Pro:
- Vielseitige, gute Zerrsounds (von Plexi-like bis Ultra-Heavy)
- Markentypisches, gefälliges Voicing
- Sehr gute Lautstärkeregelung, ideal für Spielen bei Zimmerlautstärke.
Contra:
- Eher zu viele Einstellmöglichkeiten, teilweise sind die Sounds unbrauchbar.
- Starkes, fast schon inakzeptables Grundrauschen/"weißes Rauschen" und Brummen.
Fazit
Wird der kleine Bogner Ecstasy meinen Friedman beerben? Grundsätzlich hat er das Potential dazu. Die von mir gewüschte Vielseitigkeit bringt er definitiv mit, wenngleich sich das Ganze am Ende auf 1-2 gute Sounds je Kanal beschränkt. Auch das markentypische, gefällige Voicing macht Spaß. Empörend sind jedoch die starken Neben-/Störgeräusche. Dies wird einem Boutique-Amp nicht gerecht. In den nächsten Tagen werde ich beide Amps nochmals ausführlich vergleichen und eine Entscheidung treffen.
Ein kompakter, leichter, nebengeräuscharmer (Röhren-)Amp mit hochwertigen, differenzierten und vielseitigen Sounds würden meiner Idealvorstellung entsprechen. Leider scheint der große Markt dies aktuell nicht herzugeben.
Je nach Interessenlage kann ich hier auch ein paar Soundbeispiele zur Verfügung stellen.
Es grüßt euch:
Der Saitenhexer
vergangenen Winter habe ich meine Leidenschaft zur E-Gitarre wiederentdeckt und dabei eine lange Odyssee bei der Suche des - für mich - „idealen Sounds“ hinter mich gebracht. Früher waren der Diezel VH4 (noch einer der ersten Exemplare) sowie der Mesa Boogie Dual Rectifier meine Steckenpferde, die über ein Bogner Überkab für ordentlich Druck gesorgt hatten. Zunächst habe ich diverse Transistor-Kombos ausprobiert (u.a. Vox VT20, Blackstar HT-5R, Laney Cub-Super 12), anschließend diverse Topteile (Orange Dark Terror, Engl Ironball, Diezel Paul, Diezel VH2) sowie Boxen (Orange 112, Mesa Recto Compact, Marshall 1936 Vintage) und Speaker (Celestion Vintage 30, Celestion G12 Vintage, Celestion G12T-75, WGS ET-65, WGS Veteran 30, Celestion Neo Creamback). Mein Anspruch an das Setup war ein guter Hardrock- bis Heavy-Sound, welcher sich jedoch bereits bei geringer Lautstärke hören lassen kann. Schließlich bin ich bin ich beim Diezel VH2 gelandet, den ich über eine Marshall 1936 Vintage 2x12er Box, bestückt mit dem Celestion Neo Creamback + WGS Veteran 30, gespielt habe. Nachdem die Tage wieder länger und wärmer wurden, hat sich meine Interessenlage wieder etwas geändert.
Als es wieder Winter wurde, widmete ich mich wieder mehr der Musik. Mit dem Setup war ich grundsätzlich zufrieden, allerdings wurde der Wunsch nach etwas Neuem laut. Der Diezel VH2 ist zudem ziemlich sperrig, der Transport eine entsprechende Tortur. Leider wurde der sich vielversprechend anhörende Lunchbox-Amp von Diezel ("VH Mini") nicht auf den Markt gebracht.
Friedmann JJ Jr.
Durch einen Bekannten bin ich schließlich auf den Friedman JJ Jr. gekommen. Dave Friedman hat sich unter anderem mit der Modifikation von Marshall-Amps einen Namen gemacht, weshalb ich mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Sache herangegangen bin. Tatsächlich war ich sofort begeistert. Schätzt man den typischen Sound von Marshall, wird man hier vermutlich nicht enttäuscht, wer die Kopie eines Plexi oder JCM 800 sucht, liegt hingegen falsch. Der Friedman klingt wesentlich ausgeglichener und besitzt deutlich weniger Fizz. Nicht zuletzt deshalb ist der Sound auch viel differenzierter (perfekte Saitentrennung auch bei höheren Gainstufen), zudem wirkt alles sehr dynamisch. Paradoxerweise kann der JJ Jr. den Ton auch relativ stark komprimieren (insbesondere im sogeannnten "JBE Mode"), dennoch klingt er dabei noch unheimlich offen. Das ist wirklich große Kunst der Verstärkerbaus. Spaß machen auch die unheimlich Straffen, aber niemals übertriebenen Bässe, knackige Power-Chords, auch mit gedämpften Saiten, kommen damit perfekt "auf den Punkt". Sehr schön finde ich auch den Clean-Kanal, dieser erinnert ein wenig an den Vox AC30. Es scheint tatsächlich geradezu unmöglich, eine schlechte Klangeinstellung zu finden. Weniger gut gefällt mir die Mittenlastigkeit, wobei das Geschmackssache ist. In der Regel steht der Mittenregler bei mir vor der 12 Uhr-Position. Nach ein paar Wochen habe ich die erste Vorstufenröhre (von JJ) gegen eine 7025-WA getauscht, davon hat der Amp nochmals profitiert. Im Vergleich zum Diezel VH2 besitzt der Friedman auch deutlich weniger Tiefmitten, wobei ich diese nicht vermisse. Leider bietet der JJ Jr. auch keinen separaten Gain-Regler für den Clean-Kanal, dezent angezerrte Sounds sind damit nur möglich, wenn man potentiellen Hörschäden in Kauf nimmt, wobei sich die Sounds, die (entfernt irgendwo) Richtung Plexi gehen sollen, auch im zweiten Kanal verwirklichen lassen. Apropos: Der Lautstärkeregler des Zerrkanals verrichtet sein Werk wenig linear. Gerade im Spektrum der Zimmerlautstärke ist ein ruhiges Händchen gefragt. Zwischen einer "Frau und Kleinkinder zu Hause"- sowie "allein zu Hause"-Lautstärke liegen allenfalls 0,3 - 0,5. Ab dem ersten Indexstrich (= 1,1; komische Skalierung, Anm.) wird der Amp ganz schön laut.
Bogner Ecstasy 3534
Da ich offen für neue Amps bin und gerne über den Tellerrand hinausblicke, bin ich über diverse Beispielvideos auf den neuen "kleinen" Bogner Ecstasy 3534 gestoßen. Nachdem ich ein Exemplar ohne große Wartezeit ergattern konnte, habe ich den XTC vergangene Woche in Empfang genommen. Reizvoll fand ich die Tatsache, dass der Amp einen "typischen Bogner-Klag" im noch kompakten Format sowie darüber hinaus zahlreiche Einstellmöglichkeiten bietet. Gute Voraussetzungen also, um den bereits ziemlich guten Friedman zu beerben.
Tatsächlich sehe ich den Amp mit gemischten Gefühlen. Der Sound ist zweifellos gut, das Voicing finde ich auch sympathisch. Allerdings klingt der 3534 - im direkten Vergleich zum Friedman - wesentlich "bedeckter" und dunkler. Vermutlich sind die Grundtöne unter 100 - 150 Hertz viel prominenter vertreten. Für einen, meinem Empfinden nach, offenen, klaren Sound sind vergleichsweise höhere Treble- und Presence-Einstellungen notwendig.
Die Vielzahl an Einstellmöglichkeiten ist zweifellos eine nette Spielerei, man kann beispielsweise die Charakteristik bzw. Gegenkopplung der Endstufe einstellen, zudem können die Höhencharakteristik (Clean-Kanal) und das Voicing (Zerrkanal 2 + 3) angepasst werden. Überdies bieten Kanal 2 und 3 einen (Gain-)Boost. Allerdings kann die Vielzahl der Einstelmöglichkeiten (9 Soundmodi im Cleankanal sowie jeweils 18 Soundmodi in den beiden verzerrten Kanälen) auch eine Überforderung mit sich bringen. Nach viel Experimentierarbeit beschränkt sich das Ganze auf 1-2 brauchbare Sounds je Kanal. Ebenso wie beim Friedman kann man hier auch sehr viel mit dem Gain-Regler erreichen. Insgesamt bietet der kleine Ecstasy aber vielseitige Soundmöglicheiten, deutlich mehr als seine Konkurrenten. Schön ist die Tatsache, daß der Lautstärkeregler der Effektschleife zur Regulation der allgemeinen Lautstärke herangezogen werden kann, d.h. die Kanallautstärke lässt sich damit gröber bzw. besser einstellen. Der Clean-Kanal ist im Übrigen auch brauchbar, kommt jedoch nicht an jenen des JJ Jr. heran. Leider sorgt das viele Licht auf für Schatten: Die Vielseitigkeit des Sounds geht meines Erachtens ganz klar zu Lasten der Soundqualität. Isoliert betrachtet klingt der Bogner gut, keine Frage. Im direkten Vergleich zum Friedman ist der Unterschied jedoch klar hörbar. Der Bassbereich ist beispielsweise deutlich "matschiger", vor allem bei High-Gain, zudem ist der Amp, wie beschrieben, weniger offen und weniger dynamisch (wobei ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten möchte, dass man mit verbundenen Augen hier eher einen Transistor-Amp vermuten könnte). Dreht man den Gain-Regler im dritten Kanal auf mehr als 10:00 Uhr, wird der Klang (mit eingeschaltetem Boost) ziemlich undifferenziert. Der größte Minuspunkt liegt bei den Nebengeräuschen. Während der Friedman allenfalls ein ganz dezentes Rauschen aufweist und auch der Diezel VH2 noch einigermaßen leise ist, nimmt man beim Bogner ein wirklich lautes(!) Grundrauschen und Brummen wahr (ungeachtet dessen brummen die Trafos auch relativ laut). Zunächst ging ich von einem Defekt der Röhren aus, allerdings habe ich nach kurzer Recherche in Erfahrung bringen können, dass dies ein typisches Phänomen ist. Selbst zwei Highgrade-Röhren in V1 und V2 werden da wohl nichts bringen. Ebenso wenig konnte ich damit erreichen, das Master Volume der Effektschleife herunterzudrehen. Das empfinde ich bei einem 2.450 Euro teuren Topteil als Frechheit und dies wird keinesfalls dem Renommee von Bogner gerecht. Die Verwendung eines Noise-Gates wäre zwar möglich, aber das sehe ich
Pro und Contra
A.) Friedman JJ Jr.
Pro:
- Absolut hochwertige Zerrsounds
- Dynamik, Differenziertheit, Saitentrennung
- Generelles Voicing
- Sehr guter Clean-Kanal
- Für einen Röhrenamp erstaunlich geringe Stör-/Nebengeräusche
- Einfache Bedienung/Einstellung
- IR-Ausgang (sofern man ihn überhaupt braucht).
Contra:
- Lautstärke des zweiten Kanals sehr schlecht regulierbar
- Übermäßig mittenreicher Sound (Geschmackssache, kann zumindest auch reguliert werden).
B.) Bogner Ecstasy 3534:
Pro:
- Vielseitige, gute Zerrsounds (von Plexi-like bis Ultra-Heavy)
- Markentypisches, gefälliges Voicing
- Sehr gute Lautstärkeregelung, ideal für Spielen bei Zimmerlautstärke.
Contra:
- Eher zu viele Einstellmöglichkeiten, teilweise sind die Sounds unbrauchbar.
- Starkes, fast schon inakzeptables Grundrauschen/"weißes Rauschen" und Brummen.
Fazit
Wird der kleine Bogner Ecstasy meinen Friedman beerben? Grundsätzlich hat er das Potential dazu. Die von mir gewüschte Vielseitigkeit bringt er definitiv mit, wenngleich sich das Ganze am Ende auf 1-2 gute Sounds je Kanal beschränkt. Auch das markentypische, gefällige Voicing macht Spaß. Empörend sind jedoch die starken Neben-/Störgeräusche. Dies wird einem Boutique-Amp nicht gerecht. In den nächsten Tagen werde ich beide Amps nochmals ausführlich vergleichen und eine Entscheidung treffen.
Ein kompakter, leichter, nebengeräuscharmer (Röhren-)Amp mit hochwertigen, differenzierten und vielseitigen Sounds würden meiner Idealvorstellung entsprechen. Leider scheint der große Markt dies aktuell nicht herzugeben.
Je nach Interessenlage kann ich hier auch ein paar Soundbeispiele zur Verfügung stellen.
Es grüßt euch:
Der Saitenhexer