Ja aber...

Baritons sind ja logischerweise für tiefe tunings da. Aber warum sollte man sich so dicke Drähte draufkloppen?
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Echt jetzt?
Ist Dir noch nicht aufgefallen, dass Bassaiten auch dicker sind als Gitarrenseiten?
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Du darin keinen Sinn sehen willst...
Ich will's versuchen zu erklären:
Baritongitarren sind durch die verlängerte Mensur in der Lage bei Verwendung derselben Saitenstärke und Spannung wie bei einer Normalmensur tiefere Noten zu erzeugen.
Ähnlich dem Unterschied Les Paul / Strat-Mensur - LPs benötigen, durch die Mensur bedingt,
dickere Saiten um dasselbe Verhältnis von Saitenspannung zu Saitendurchmesser zu Tonhöhe d. Note zu erreichen. Bei der Bariton verhält es sich demnach genau umgekehrt, es werden
weniger dicke Saiten benötigt umd dasselbe zuvor genannte Verhältnis zu erreichen.
Ein Beispiel:
man nehme eine
25,5" Standardmensur
und erweitere sie "im Gedanken" um zwei weitere Bünde HINTER dem Sattel.
Um diese Rechnung durchzuführen muss man wissen mit welchen Formeln Bundabstände (Bund zu Bund und Sattel zu Bund) berechnet werden.
Die Formel die hierbei nötig ist, ist folgende:
(¹²√2), die zwölfte Wurzel aus 2 ->(
http://en.wikipedia.org/wiki/Twelfth_root_of_two)
Die Zahl die hierbei herauskommt ist ~1,05946309435929 - diese Zahl beschreibt das Distanzverhältnis von einem Bund zum nächsten.
Will man die Distanz vom ersten zum zweiten Bund ermitteln, so nimmt man z.B.die Distanz Sattel<>erster Bund und
teilt sie durch die obengenannte Zahl.
Wenn man jedoch die gesamte Mensur mit dieser Formel
multipliziert, so erhält man resultierend eine Mensur die um einen Bund
länger ist - der erste Bund ist nun dort, wo zuvor der Sattel war und aus einer 22-bündigen Gitarre würde eine 23-bündige werden.
Man rechne:
25,5" -> Ton E
25,5" *
(¹²√2) = 27,02" - > Ton D#
27,02" *
(¹²√2) = 28,62" -> Ton D
Eine 28,62" Baritongitarre wäre demnach in der Lage bei gleicher Saitenstärke und Saitenspannung wie bei einer 25,5"er die Leersaite um einen Ganzton tiefer klingen zu lassen. Den Umkehrfall kann man sich ganz einfach durch die Verwendung von Kapodastern verdeutlichen -> Mensur wird durch permanente Betätigung eines Bundes um die Länge dieses Bundes verkürzt -> Tonhöhe steigt -> Spannung bleibt diesselbe.
Die Gründe warum solche Saitensätze existieren wurden natürlich schon genannt:
1. Erhöhte erforderliche Länge, da sich die Kopfplatte mit ihren Mechaniken sich weiter vom Ankerpunkt an der Brücke entfernt.
2. Aus dem Grund dass Baritonstimmungen recht tief runtergehen können - hier gilt immer noch dasselbe wie bei jeder Mensur, will man tiefer gehen und die Saitenspannung erhalten, so muss die Saite dicker werden. Um mit derselben Saitenstärke und Spannung in der Stimmung BEADf#B spielen zu können, müsste man auf einer 34" (!) Mensur spielen.
(34" = 25,5" * (¹²√2)^5 // ^5 da BEADf#B fünf Halbtöne unter Standardstimmung liegt.)
3. Um das Ausschwenkverhalten der Saite zu verändern. Je länger die Mensur und dünner die Saite, desto stärker das Ausschwenkverhalten der Saite. Viele Leute spielen deshalb auch dickere Saiten auf Gitarren mit Standardmensur in Standardstimmung um ebenjenes Verhalten einzudämmen und ein strammeres Spielgefühl zu erreichen.