Gefühlvoller Improvisieren

  • Ersteller Gammlisack
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Das Problem ist aber, und da müssen wir zu uns ehrlich sein, dass in vielen nicht so viel drin steckt. Ich würde mal behaupten, dass 99,9% der Gitarristen nur versuchen eine Kopie ihres Idols zu sein (ohne es je zu erreichen).
 
Das Problem ist aber, und da müssen wir zu uns ehrlich sein, dass in vielen nicht so viel drin steckt. Ich würde mal behaupten, dass 99,9% der Gitarristen nur versuchen eine Kopie ihres Idols zu sein (ohne es je zu erreichen).

Nee, sehe ich nicht so. Das stimmt für die ganzen YouTube- und Foren-Helden vielleicht. Aber im echten Leben kenne ich einen deutlich höheren Prozentsatz an wirklich ambitionierten Spielern. Die eifern eigentlich gar niemandem nach. Allerdings interessiert die irgendwelches Improvisieren auch nicht so sehr, da geht's eher um gute Songs und eine geile Interpretation dieser Songs. Gitarrensoli sind für sowas vollkommen uninteressant. Finde ich eigentlich auch gut so.

- Der Sack
 
Hi Leute,
ich hab ein Problem:
Früher war ich immer nur auf Technik und schnellspielen aus und hab dann halt dies auch auf meine Improvisation ausgelegt
Jetzt meinen meine Bandkollegen aber ich sollte weniger machen im Solo und mehr Gefühl rüberbringen.
Zum Improvisieren benutze ich die Mollpentatonik in allen Lagen in jeder Tonart und die Moll Skala...
Dabei fällt mir auf, dass die Sekunde gefühlvoll klingt, die Sexte wiederrum gefällt mir meistens nicht...
Das einzige was mir jetzt spontan einfällt ist weniger zu spielen und mehr Bendings oder so zu machen...
Was meint ihr? Gibts da vielleicht sogar irgendwelche Tricks? Andere Tonart spielen oder anderer Modus oder so?
lg
Alex
Bei der Frage beißt sich die Katze doch in den eigenen Schwanz. Gefühlvoll kommt von Gefühl, oder nicht? Soll heißen, lass dich beim spielen von deinem Gefühl leiten, nicht vom "logischen Gehirn". Technik, Skalen usw sind schön und gut, letztendlich aber nur ein mittel zum zweck.
 
Nee, sehe ich nicht so. Das stimmt für die ganzen YouTube- und Foren-Helden vielleicht. Aber im echten Leben kenne ich einen deutlich höheren Prozentsatz an wirklich ambitionierten Spielern. Die eifern eigentlich gar niemandem nach. Allerdings interessiert die irgendwelches Improvisieren auch nicht so sehr, da geht's eher um gute Songs und eine geile Interpretation dieser Songs. Gitarrensoli sind für sowas vollkommen uninteressant. Finde ich eigentlich auch gut so.

- Der Sack

Ich kenne auch Gitarristen, die so denken. Ich sage ja auch nicht, dass es diese nicht gibt. Trotzdem behaupte ich, dass es nur ein sehr kleiner Teil ist. Was aber auch nichts Schlimmes ist. Musik ist ein schönes Hobby und jeder soll es so ausüben, wie es ihn glücklich macht!
 
Gut, die Frage ist nach was wir suchen.

Suchen wir nach Spieltechniken, wie Gitarrist X seinen "Ton", seinen Sound erzeugt, wie er sein Plektrum hält und wie er anschlägt?

Oder suchen wir nach den Tönen, den Harmonien, enthalten in bestimmten Improvisationskonzepten, die charakteristisch für bestimmte Gitarristen sind?
Die Frage ist um was geht es in dem Thread.
Also ich denke eher, wenn es wie in diesem Thread um Gefühlvolles Improvisieren geht, nicht so sehr von beidem. Will damit sagen, das ein gewisses Musiktheoretisches Fundament und das damit verbundene sich auf dem Griffbrett auskennen u.s.w. wichtig ist. Ja Sound und Tonmaterial Rythmikauswahl u.s.w. lassen natürlich auch einen Gitarristen unter vielen anderen heraushören. Allerdings geht es am Ende ja darum "Wie" man einen Ton, den man meinetwegen Theoretisch genial in irgendeinem rafinierten Kontex anwendent spielt. Ich meine damit die spezielle eigene Art Töne zu Phrasieren. Die Phrasierung ist wie ich finde das wichtigste Werkzeug eines jeden Gitarristen. Tonauswahl und die eventuelle damit verbundene Versiertheit ist natürlich wichtig. Oder besser "kann" wichtig sein. "muss" aber nicht. Heißt. Wenn ich ein Technisches Nowhau hätte wie ein Joe Satriani (ihn in allen Ehren...), also Sportgitarristenmäßig unterwegs wäre. Also von mir aus Megaschnell viele Töne in kurzer Zeit presse. Dabei meinetwegen meine eigene geniale und exotischste Auswahl an Tonmatrial verwende, ist das noch nicht mal die halbe Miete und muss dann nicht zwingend gut klingen oder etwas besonderes sein. Anders rum. Erst durch meine Phrasierungen wird eine Spielweise zu etwas besonderem. Da Phrasierungen nach meiner Auffassung (wenn nicht statisch, oder nur nach Lehrbuch gespielt) immer mit Arteigenem Gefühl einhergeht, macht genau das einen Gitarristen aus, der sich von anderen Komplett unterscheidet. Man könnte schon fast sagen, das die Phrasierung wichtiger ist wie das Theoretische Nowhau auf dem Griffbrett. Also ein fortgeschrittener Anfänger mit guter Arteigener Phrasierung der Töne kann geiler Klingen als ein Profi ohne nennenswerte Phrasierung. Bei zweiterem sagt man als Zuhörer wau geil, aber es bleibt nach einer gewisser Zeit nichs hängen. Bei dem mit guter oder eigener abgefahrener Phrasierung bleibt was hängen, man vergisst es nicht. Arteigene Phrasierung = Arteigenes unverwechselbares Gefühl. Ich glaube was von Herzen kommt das geht auch zu Herzen. Gruß
 
Da stimme ich natürlich zu, auch oder gerade die Phrasierung macht viel Individualität aus.

Aber auch diese kann man sich durch Analyse seiner Vorbilder erarbeiten.

Ich will hier gar nicht so sehr immer in die Theoriekerbe hauen, da ich absolut zustimme dass man sowas am besten verinnerlicht und dann beim spielen wieder "vergisst", also intuitiv anwendet.

Dennoch halte ich es für die Diskussion in Threads wichtig sowas von der theoretischen Seite aus zu betrachten, da man schwer über "Gefühl" etc. diskutieren kann.

Es bringt mir nichts zu wissen das Jeff Beck intuitiv an Solos rangeht und einfach spielt was er fühlt. Aber wenn man mal ein paar Soli analysiert hat man einen Gegenstand an welchem man arbeiten kann.
 
Ich bin mit den beiden Vorpostern völlig dacor.

Mit Gefühl üben ist das nunmal so eine Sache, wie macht man das? Ich denke man kann das nicht wirklich, aber man kann seinen Repertoirbaukasten erweitern und festigen. Jede Spieltechnik ist ein Werkzeug. Das Werkzeug selbst macht noch nichts, aber je besseres Werkzeug man hat, desto bessere Arbeit kann man leisten und je mehr Werkzeug man hat desto vielfältiger sind die Arbeiten die man verrichten kann.

Die Anwendung der Werkzeuge kann man dann durch viel Spielen über Backingtracks üben, is gibt tolle bei youtube die teilweise 15 minuten durchlaufen, Cool Jazz und so.
 
Mit Gefühl üben ist das nunmal so eine Sache, wie macht man das? Ich denke man kann das nicht wirklich, aber man kann seinen Repertoirbaukasten erweitern und festigen.

Genau darum geht es.
Ein Vergleich mit Sprache hinkt gar nicht so sehr. Die Leute, die sich in verschiedenen Tonfällen und "gefühlvoll" ausdrücken können, beherrschen üblicherweise ihr Handwerkszeug, nämlich die Sprache.
Es gibt da sicherlich auch ein paar Intuitivkünstler - aber nicht jeder von uns ist so mit Talent gesegnet und von der Muse geküsst wie diese. Und da hilft es dann eben enorm, sich über die handwerkliche Schiene zumindest einen Überblick zu verschaffen.

- Der Sack
 
Hallo alle zusammen!!

Viele, viele kluge und tolle Dinge wurden bisher in diesem Thread geschrieben, dafür schon mal ein dickes Lob von mir an euch alle, obwohl ich bisher nur stiller Mitleser war! :great:


Was m.M.n. bisher noch unerwähnt blieb (hab nicht alles gelesen, man möge mich rügen falls dieses Thema schon behandelt wurde ;) ) ist die allg. Klangvorstellung während eines Solos!

Oft ist es einfach besser vorher innerlich das zu hören was man spielen will, als vorher das zu spielen was man nicht hören will.


Gehe ich davon aus, dass ich eine gefühlvolle Pharase sagen wir über 2 Akkorde spielen will. Natürlich ises wichtig dass der Solist die Akkordfolge gut kennt über welche er soliert. Nun stellt man sich vor, wo diese Phrase hingehen soll, man stellt sich die Frage welche Spannung haben die einzelenen Akkorde aufeinander, soll ich die Phrase abbremsen oder weiter gasgeben??
Setzt man sich mit diesen Fragen einmal auseinander, vl. wenn man sich die Akkordfolge einfach einmal anhört, ohne zu spielen, hat man schon eine Phrase im Kopf!


Experiment: Einfach mal einen BT dreimal Anhören. Ich wette, JEDER von uns hatt eine klare vorstellung der Einstiegsphrase über die ersteb beiden Akkorde! Dabei ist es egal, ob die Phrase vl. so schwer klingt, dass man sie mit seinen eigenen Technik-Skills nicht spielen könnte. Aber ich glaube jeder hat zumindest einmal die Phrase im Kopf.


Hier möchte ich einmal die fast gehörlose (!) Perkussionistin Evelyn Glennie zitieren: "Als Musikerin kann ich den Ton, den ich kreiere, wirklich hören, weil ich ihn zuerst imaginiere."

Hat man nun diese Einstiegsphrase gefunden, beginnt der schwierige Teil: Man muss diese Phrase mit Hilfe seines Instruments ausdrücken! ;)
Soll heißen: Man muss wissen, welche Töne man sich vorgestellt hat (deshalb trainieret euer Gehör!! ;) ), man muss fähig sein diese Töne technisch auf sein Instrument umzusetzen, mann muss die Phrase rhythmisch so platzieren, wie man es sich vorgestellt hat, man muss die Phrase so phrasieren, wie man es sich vorgestellt hat, man muss ...

[Hierbei möchte ich auch noch auf den 17. Beitrag dieses Freds von David Bereuther verweisen der hier eine tolle und m.M.n. sehr nützliche Übung vorschlägt!]




Klar? Einspruch? Zustimmung?


Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum es eig. recht wenige TOP-Solisten gibt, weil man muss all diese Aspekte über Jahre so verinnerlicht haben, dass man sie intuitiv und augenblicklich anwenden kann, und dass über ein komplettes Solo!

Aber das schöne ist, jeder kann es, so wie (fast) alles im Leben mit vieel Geduld erlernen!!




Ich hoffe ich konnte dem TE und allen anderen mit meinem Beitrag vl. auch ein paar neue Anreize geben!
Grüße, a slowly Rolling Stone
 
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Stimme auch ganz und voll zu. Ergänzend auch zu meinem vorhergegangenen beitrag möchte ich noch etwas hinzufügen. Im Grunde wurde ja hier nun viel aufgezählt was passieren muß oder um Gefühlvoll spielen zu können. Damit das Pferd nun nicht von hinten aufgezäumt wird, sollte der Weg dahin auch erläutert werden. Zum Beispiel die wichtigen von mir betonten Phrasierungen. Es gibt ja nun sehr viele Möglichkeiten einen Ton zu phrasieren. Um da nun hnin zu kommen, bedarf es einer gewissen Fingerfertigkeit. Je nach dem welche Technik man anwenden möchte in gewissen Schwierigkeitsgeraden. Ohne die kann man die besten Ideen im Kopf haben, sie aber mangels schwacher fingerfertigkeiten nicht umsetzen. Da hilft nur üben üben üben. Ja auch trockenübungen ect.
Die Kopf zu Hand koordination die irgendwann mal unterbewusst ablaufen sollte ist die wohl wichtigste vorraussetzung um Gefühlvoll spielen zu können. Auch wer gehandycapt ist, ist dazu genauso in der Lage wie jeder andere. Eim freund von mir wurde mal der Arm wieder angenäht (seine schlaghand). Die Nerven sind immer noch nicht verwachsen seitdem. Wenn er die Gitarre schlägt, muss er immer den ganzen Arm mitbewegen. die Hand kann er nur angewinkelt nach innen halten. Und zupfen geht nur mit dem großen oder Ringfiner. Die Bewegung kommt komplet aus dem Arm da die Hand steif ist. Also nichs aus dem Handgelenk, nie Plektrum oder 16/32 tel läufe bei schnellem Tempo u.s.w. . Leute wenn wir immer zusammen spielen oder auf na Session sind, dann ist es immer er der die bude rockt und die Leute mir seinem Gitarren spiel verzaubert. Und das nicht aus Mitleid oder so. WEil die meisten sein Handycap erst später feststellen. Der hat aufgrund seiner Behinderung sich einen so dermaßen geilen Anschlag angeeignet. Auch um dies auszugleichen, war wohl gezwungen, Rythmisch mehr mit seiner Greifhand zu machen. Er hatte nie Unterricht gehabt, aber ein Gitarrenlehrer hatte ihm eine nahezu perfekte (Rythmische) Technik der Greifhand assestiert. Solo, Accordspiel mit eingebauten basslaäufen und das mit nur einem Finger in komischer Position, bekommt er einzigartig hin. Er hat aus seiner Not eine Tugend gemacht. Und ja er spielt einiges Technisch gesehen völlig unkonventionell, aber...ich konnte dadurch viel über mich lernen. Und auch des eine und andere abschauen, gerade durch seine Behinderung ebend. Das er Dinge hinbekommt, womit ich mit gesunden Händen so meine Schwierigkeiten habe. ICh möchte damit auch zum Ausdruck bringen, das man an solchen dingen auch sehen und lernen kann, worauf es bei einem guten und GEfühlvollem Gitarrenspiel auch ankommt. Grüße
 

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