Geige: Vibrato üben

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openhands
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Hallo,

ich habe vor einigen Jahren aufgehört Geige zu spielen, weil ich es selbst nicht mehr ertragen habe, ohne Vibrato zu spielen. Das hat sich einfach furchtbar angehört.
Kann mir jemand sagen, wie ich am besten das Vibrato üben kann? Mit Erfolgsgarantie? Oder kennt jemand eine Webseite, wo das gut beschrieben ist?
 
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Mit einem Lehrer. :)
Nee, im Ernst - allein ist das ausgesprochen schwierig, mit Erfolgsgarantie sogar unmöglich. Das Problem ist, dass jeder Mensch anders "gebaut" ist. Der eine ist eher für Armvibrato geeignet, der andere mehr für Handvibrato, die meisten haben eine Mischform. Es gibt keine seriöse Quelle, die es einem Autodidakten ermöglicht, ein vernünftiges Vib zu lernen.
Das beste Buch, das ich bisher darüber gefunden habe, lautet "das Vibrato auf der Violine" von Werner Hauck. Aber auch das Ding ist nicht für das auschließliche Selbststudium gedacht. Eher als Begleitmaterial. Aber - noch einmal: Ich rate ausdrücklich von Experimenten ohne Lehrer ab. Warum? Ganz klar.
Erstens ist die Chance auf Erfolg wesentlich geringer, da gerade in der Feinmotorik nur sehr wenig visuell kontrolliert und ggf. korrigiert werden kann. Du SIEHST es einfach nicht wirklich, ob Du die Bewegung korrekt ausführst.
Zweitens kann nur ein guter Lehrer beurteilen, welche Art des Vibratos für Dich die beste ist.
Drittens ist die Gefahr der Verspannung bei falscher Ausführung relativ hoch. Das kann von bloßem Nicht-Treffen des Tons über einfaches "Auaaa" bis hin zur Sehnenscheidenentzündung gehen.
Such Dir 'nen Lehrer, nur dann wird ein solch komplizierter Bewegungsablauf wie ein Vibrato auch etwas Gescheites.
 
Naja, was Arm- und Handgelenkvibrato angeht bin ich anderer Meinung. Ich habe beides gelernt, finde das Handgelenkvibrato aber viel besser, weil man da viel mehr Möglichkeiten zur Gestaltung hat.Armvibrato ist meiner Meinung nach auch sonst eine sehr krampfige Angelegenheit.Außerdem weiß ich nicht, wie man einem Schüler ansehen soll,welches Vibrato für ihn das geeignetere ist.Für mich hat das Geigespielen nichts mit Kraft zu tun und bei Armvibrato ist Muskelanspannung vorprogrammiert.Handgelenkvibrato richtig ausgeführt kann man ewig durchhalten.Ich rate auch dringend davon ab das ganze ohne Lehrer anzugehen.Es ist allerdings auch schwierig den richtigen Lehrer zu finden.Aber dazu kann ich dir folgenden Rat geben: Achte im Unterricht darauf, ob du Kraft benötigst um das Gezeigte auszuführen und ob sich das Ganze verkrampft anfühlt, oder ob sich alles entspannt.Wenn sich das,was du machst gut anfühlt, dann kannst du nicht falsch liegen.Und ich denke, das was du an Geld ausgeben musst für Unterricht lohnt sich allemal,denn wenn du mit einer falschen Haltung... spielst, kannst du schwere körperliche Schäden davontragen.
 
Daran siehst Du, dass es eben große individuelle Unterschiede beim Vibrato gibt. Du kommst besser mit dem Handgelenk-Vib klar, bei anderen Leuten ist es wiederum anders gelagert. Die Gestaltungsmöglichkeit hat erst einmal nichts mit der Art des Vibratos zu tun sondern damit, wie gut der Geiger mit dem Vibrato klarkommt.
Armvibrato ist keinesfalls eine krampfige Angelegenheit. Es gibt Leute, die wesentlich besser mit diesem Vibrato zurechtkommen als mit einem reinen Handvibrato, das vielfach "leierig" klingt. Man kann das nicht so ohne weiteres sagen, deswegen bin ich eher vorsichtig bei pauschalen Aussagen.
Gestaltungsmöglichkeit beim Vibrato beinhaltet zwei zentrale Punkte: Vibratogeschwindigkeit (Frequenz) und Schwingungsweite (Amplitude). Viele Schüler können ihre Frequenz nur ungenügend mit reinem Handvibrato variieren. Denen rate ich selbstverständlich zunächst zum Armvibrato und "schummel" mich dann langsam zur Mischform vor. Andere haben wiederum nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Amplitude nur mit Armvibrato zu verändern. Oder genau umgekehrt. Das macht diesen Beruf eben so hochinteressant.
Ich weiß nicht, wie lange Du schon unterrichtest, aber nach ein paar Jahren kannst Du das ziemlich schnell herausbekommen, welche Art von Vibrato für den Schüler geeignet ist. Das ist dann reine Erfahrungssache.
Geigespielen funktioniert nicht mit Kraft, da gebe ich Dir recht. Du kannst allerdings nicht generell sagen, bei Armvibrato sei Muskelanspannung vorprogrammiert. Es kommt auf den Schüler an. Und der Lehrer ist dazu da, dieses zu erkennen, sonst ist er kein guter Lehrer. Ebenso wird ein guter Lehrer erkennen, wenn der Schüler verspannt ist.
Zum Thema Lehrersuche - geh nicht in die erstbeste Musikschule und nimm den erstbesten Lehrer sondern hör Dich erst einmal um. Geh in Konzerte (z.B. Jugendorchester) und schau Dir an, wer eine gute Haltung hat. Die Leute kannst Du fragen, bei wem sie Unterricht haben. Geh in Schulen und frag dort die Musiklehrer, wen sie Dir empfehlen können. In vielen Gymnasien etc. gibt es z.T. ausgezeichnete Schulorchester. Die Orchesterleiter wissen schon eine ganze Menge, von welchen Lehrern erfahrungsgemäß "gute Leute" kommen und welche Lehrer eher Problemfälle produzieren. Sprich mit diesen Musiklehrern - häufig können sie Dir gut weiterhelfen.
 
Ich habe nach vier Jahren Jungstudium gerade angefangen Hauptfach Violine zu studieren, unterrichte also noch nicht. Durch das intensive Ausüben einer Kampfkunst habe ich mir über die Jahre eine gute Körperbeherrschung und damit auch eine gute Körperwahrnehmung erarbeitet. Und von dieser Perspektive aus kann ich nur sagen, dass für das Armvibrato mehr Muskeln (Bizeps und Trizeps damit der Winkel in dem der Arm gebeugt ist beibehalten werden kann und Schultermuskulatur um den Arm nach vorne und hinten zu bewegen) arbeiten müssen als beim Handgelenkvibrato (Unterarmmuskulatur um die Hand hin und her zu bewegen, und Bizeps leicht, weil der Arm ja gebeugt ist) Natürlich ist jeder anders beweglich oder kräftig.Je nachdem wie trainiert oder verkürzt oder flexibel die Muskulatur ist.Aber etwas gröber betrachtet ist jeder Mensch gleich gebaut.Wenn jemand beim Handgelenkvibrato "eiert"(heißt wahrscheinlich unregelmäßig), dann strengt er sich noch zu sehr an.Sollte man da nicht eher noch an der Grundhaltung des Armes etwas ändern, damit der wirklich locker hängt und das Handgelenk volle Beweglichkeit hat?
 
Wollte dem noch hinzufügen, dass ich hoffe, das alles klingt nicht zu anmaßend, denn so ist es nicht gemeint.Ich kann nur sagen, was ich bis jetzt gelernt habe und versuche eben auch durch Diskussionen dazuzulernen.
 
Noch ein abschließender Gedanke von mir (die Diskussion ist alt und kann ewig fortgeführt werden):
Meiner Erfahrung nach lassen sich mit einem Armvibrato noch andere Farben erzielen als mit einem Handgelenkvibrato (nicht besser oder schlechter, nur anders), und es ist nicht falsch, diese auf einer anderen Bewegungsform beruhenden Klangnuancen für die Gestaltung eines komplexeren Stückes zur Verfügung zu haben. Es ist natürlich Geschmackssache, wie man sich eine bestimmte Passage vorstellt, aber je größer das Spektrum der Klangfarben ist, umso mehr Möglichkeiten hat man.
Vibrato ist vielleicht eine der persönlichsten Angelegenheiten beim Geigen. Deshalb sind Diskussionen über die technische Ausführung nur so weit sinnvoll, als es um grundlegende Fragen des korrekten Bewegungsablaufes geht.
Jeder muss dabei seine eigene "Sprache" finden und auf die Suche nach Schattierungen gehen.
 
Hallo,

ich übe auch gerade Vibrato und das an der Wand. D.h. Schneck-schneck an die Wand gedrückt, damit ich am Kinn die Entlastung habe um mich auf das Handvibrato zu konzentrieren und dann mal üben. Tip meiner Lehrerin. Bin auch ganz begeistert, finde, dass ich damit Fortschritte mache.

Grüsse
Snowflake
 

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