[Gitarre] ESP LTD MH 1001 NT

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ESP-LTD MH 1001 NT


Guten!
Seit langem gibt’s mal wieder ein Instrument welches mich zu einem Review angeregt hat.​

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Die Subjektivität schwebt auch hier wie das Schwert des Damokles über uns. Dennoch versuche ich meine Erfahrung möglichst Objektiv zu halten. Bei Faktoren wie Spielgefühl oder Klang wird dies selbsterklärend schwierig. Letztendlich kann man jedem nur raten das Instrument von Interesse selbst in die Hände zu nehmen und anzuspielen.
Aber genug der Vorworte… lasst uns durchstarten!


Die Entscheidung:

Eigentlich wollte ich nur eine eher günstige und unkomplizierte Zweitgitarre für mein Sortiment. Wünsche: 2 Humbucker, simpler 3 Weg Schalter und feste Brücke. Da ich seit längerem nur noch Gitarren von Ibanez besitze (wegen der super Preis/Leistungsverhältnisse), wollte ich mal wieder zu einem altbekannten Hersteller wechseln: ESP bzw. LTD. Ich hatte vor Jahren eine LTD MH 1000 und dazu auch ein Review verfasst. Den Verkauf dieser Klampfe bereue ich noch heute. So habe ich eine LTD M 200 FM geordert (B-Waren Schnapper). Tolle Gitarre die wirklich gut verarbeitet war. Dennoch hat mich der Klang nicht voll überzeugt und ich musste feststellen, dass ich mittlerweile durch teurere Instrumente verwöhnt war. So kam mir die Gitarre einfach etwas „billig“ vor. Das Spielgefühl passte nicht wirklich. Also ging diese zurück. Als ich dann ein gutes Angebot für die MH 1001 NT bekam konnte ich einfach nicht anders und musste zuschlagen, zumal sie all meine Anforderungen auf dem Papier erfüllte…. Und hier sind wir nun .


Ausstattung:
Bauart
: Solid Body
Halskonstruktion: eingeleimter Hals
Anzahl Saiten: 6-saitig
Bundanzahl: 24 XJ
Mensur: 25,5" / 648mm
Korpusmaterial: Mahagoni, Riegelahorn Decke
Hals: Ahorn
Griffbrett: Ebenholz
Griffbrett Einlagen: Offset Block Inlays
Binding: Weiß um Korpus, Hals und Kopfplatte
Pickup Neck: EMG 85 BBC
Pickup Bridge: EMG 81 BBC
Pickup Wahlschalter: 3-Weg Schalter
Regelmöglichkeiten: 1x Volume, 1x Ton
Brücke: TOM Tonepros
Mechaniken: LTD locking Tuner
Hardware: Black
Farbe: See thru black
Lieferumfang: eine ordentlich verpackte Gitarre und ein Satz Inbusschlüssel




Optik/Verarbeitung:
Karton öffnen…. Noch einen Karton öffnen…. Folie entfernen und den Anblick genießen . Das erste was einem ins Auge fällt ist die schöne Ahorndecke die unter dem hochglanzpolierten Lack hervorscheint. Das Muster ist symmetrisch und nicht zu dunkel gebeizt. Je nachdem wie das Licht darauf fällt wirkt die Maserung schon fast 3-Dimensional. Top!

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Wo wir gerade schon beim Lack waren: Dieser ist Makellos. Die gesamte Gitarre glänzt als wäre sie mit Speck eingerieben. Im Gegensatz zur Decke ist der Rest der Gitarre weniger durchscheinend lackiert. Man kann das Holz erkennen, wenn man nahe am Instrument ist. Von etwas weiter weg wirkt sie dann aber schlichtweg schwarz.

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Dazu passend kommt die Hübsche mit einem tollen dunklen Ebenholz Griffbrett. Ein Punkt bei dem ich nun schon oft kleinere Mängel festgestellt habe sind Bindings. Umso überraschter war ich dass dieses an der LTD extrem sauber verarbeitet ist. Sogar um das Griffbrett herum ist dieses sehr sauber „verlegt“. Da kann ich mich in keiner weise beschweren. Die Hardware ist schlicht schwarz. So kann man immerhin nichts falsch machen ;P. Die EMG Pickups mit ihrer Optik von gebürstetem Aluminium sind nochmal ein zusätzlicher Blickfang und passen gut ins Farbkonzept.

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Die Bünde der Gitarre sind gut abgerichtet. Ich konnte keine Deadspots finden. Lediglich bei der Halskrümmung und Saitenlage habe ich noch einmal nachjustiert. Grund dafür ist jedoch schlichtweg meine Vorliebe für extremst flache Saitenlagen. Auch vorher war sie schon ordentlich Bespielbar, Oktavrein und ohne Schnarren eingestellt.


Fazit: Hier muss ich volle Punktzahl vergeben. Ich konnte einfach keinen Grund finden der eine schlechtere Bewertung rechtfertigen würde.

5/5 :great:Daumen






Spielbarkeit:

Wie oben bereits erwähnt sind meine Hände schon länger Ibanez Hälse gewohnt. Entsprechend war es erstmal überraschend den dickeren Hals der LTD zu fassen. Dieser ist bedingt durch die 42 mm Sattelbreite erstmal merklich schmaler als der einer Ibanez (43 mm). Gleichzeitig ist das U-Profil deutlich dicker. Für mich wirkt es allerdings eher wie in D-Profil. Eine Schablone zum Überprüfen habe ich leider nicht. Macht aber auch nichts denn der Hals ist absolut angenehm in der Hand. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass ich ihn mehr mag als den meiner Prestige Ibi. Grund: Akkorde lassen sich angenehmer greifen während Shredden/Solieren immer noch reibungslos von der Hand geht. Seinen Teil dazu trägt auch der eingeleimte Hals bei. So ist der Hals/Korpus Übergang fließend und quasi nicht zu bemerken.

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Die Erreichbarkeit der oberen Bünde ist total unproblematisch dank des Cutaways. Was mich noch mehr begeistert hätte wäre allerdings der „compound radius neck“ der früheren Deluxe Serie. Dieser wurde zu den hohen Bünden hin schmaler was ich nochmal einen Tick angenehmer fand.
Ein weiterer Punkt der mir positiv auffiel ist das Verhalten am Gurt. Die Gitarre hängt ausgewogen vor der Plauze und die Positionierung vorm Oberkörper ist… *wie beschreibe ich das am besten*… weiter rechts als die einer Ibanez RG?!? Außerdem ist sie schön leicht wodurch auch lange Gigs kein Problem sind (jeder Bassist liegt spätestens jetzt am Boden vor lachen haha).
Die TOM Brücke fühlt sich beim Spielen absolut unproblematisch an. Nichts Positives, nichts Negatives. Ich hatte anfangs Angst, dass mir der gewinkelte Hals mit der TOM Bridge nicht zusagt, dass hat sich aber nicht bestätigt. Ich komme wohl einfach mit allen Steg Typen gut klar. Stimmprobleme gibt es soweit keine. Die Locking Tuner verrichten ihre Arbeit gut und machen einen Saitenwechsel nochmal einfacher/schneller (für die Faulen unter uns). Ich wäre aber auch mit normalen zufrieden gewesen.

Fazit: Super angenehm. Ich liebe dass Konzept der MH. Es macht einfach Spass das Instrument zu bespielen.


4.5/5 :great:Daumen






Sound:
Trocken angespielt wirkt die LTD sehr Badewannig. Ein deutliches Mittenloch ist hier hörbar wodurch die Gitarre sehr warm daherkommt. Wie sie am Verstärker klingt ist aber nochmal eine ganz andere Geschichte… oder doch nicht? Wir werden sehen!

Aufnahmekette:
Interface Eingang -> Clean Aufnahme
Interface Eingang -> Bias FX: Default Low Gain bzw. High Gain


Clean:

Halstonabnehmer:
Sehr warmer und für mich persönlich bass lastiger Sound. Eher mumpfig.




Stegtonabnehmer:
Die Gitarre klingt ausgewogener. Lediglich ein paar hohe Mitten würde ich mir noch wünschen.




Steg+Hals:
Der Halstonabnehmer bringt sich hier leider mehr ein als der am Steg. So wirkt der Sound auch hier etwas bass lastig aber offener als in Halsposition.





Distortion:

Halstonabnehmer:
Ähnlich wie im Clean-Kanal wirkt der Halspickup auch hier leider recht mumpfig. Eine Verstellung der Pickuphöhe hat mir hier leider nicht weitergeholfen. Soli singen trotzdem, wenn auch zu „warm“ und ohne genügend „Kanten“ für mich persönlich.

Low Gain


High Gain


Lead



Stegtonabnehmer:
Hier geht’s ziemlich rund. Schönes Attack, ordentlich Druck, typisch EMG. Man muss sie eben mögen. Irgendwie fehlt mir auch hier der gewisse Touch an Mitten. Nachdem ich diese mit dem EQ reingezogen hab gefällt mir der Sound wirklich gut, obwohl ich eigentlich nicht mehr unbedingt der größte EMG-Fan bin. Hier werden Shredder glücklich.

Low Gain


High Gain


Lead



Steg+Hals:
Tatsächlich gefällt mir der Sound hier sehr gut für harmonische Leadstimmen die nicht zu sehr aus dem Bandkontext hervorstechen sollen. Warm, ausgewogen, passt.

Low Gain


High Gain


Lead



Generelles:
Zusammengefasst finde ich die Kombi aus EMG 85 und 81 hier zu unausgewogen. Der Hals Pickup ist mir einfach im Vergleich zum Steg Pickup zu Basslastig und mir fehlt die natürliche Brillanz passiver Pickups. Dennoch: die LTD ist ein Metalbrett. Im High Gain Bereich klingt sie tight und differenziert. Noch ein Pluspunkt ist die hervorragende Abschirmung. So konnte ich auch mit High Gain keine Störgeräusche der PUs vernehmen. Auch Clean macht die Klampfe einen durchaus guten Eindruck. Hier klingen passive PUs aber doch deutlich natürlicher und ja… logisch… weniger komprimiert.

Fazit: Klanglich kann die Gitarre auch hier Überzeugen. Jeder Metalhead wird hier sicher zufrieden sein. Ich persönlich werde jedoch bei Gelegenheit die PUs tauschen da ich einfach nicht der allergrößte EMG Fan bin (vermutlich zu Fishmann Fluence PUs um die Vorteile von aktiven und passiven Tonabnehmern zu vereinen). Meckern tue ich hier allerdings auf sehr hohem Niveau.

3/5 :great:Daumen



Herstellungsland:

Das hier ist ein eher ungewohnter Unterpunkt aber ich möchte einfach mal darauf aufmerksam machen. Denn eigentlich war ich in der Annahme dass die Deluxe Reihen (also die 1000er Serien) von LTD im koreanischen WMI-Werk gefertigt werden. Bei den älteren Modellen war dies auch so. Nicht schlecht habe ich daher gestaunt als mir nach längerem anspielen der Schriftzug „Indonesia“ auf der Kopfplattenrückseite auffiel.

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Oft liest man im Internet, dass Gitarren aus Indonesien von schlechter Qualität wären und nur die koreanischen ordentlich Verarbeitet seien. Dies kann ich eindeutig widerlegen. Ich hätte nie im Leben erwartet, dass meine LTD keine koreanische ist! Auf solche Vorurteile sollte man also nicht allzu viel geben. Wie es mit der Streuung aussieht kann ich natürlich nicht beurteilen aber Montagsmodelle gibt es überall. Dennoch: Ihr solltet euch nicht von einem Schriftzug abschrecken lassen. ESP/LTD wissen offensichtlich was sie hier machen. Schade nur, dass der Hersteller hier Kosten einspart und der Verbraucher am Ende nichts davon am Preis bemerkt. Aber dass ist wieder ein anderes Thema…


Resultat:

Ich bin glücklich den Schritt zur LTD MH 1001 gewagt zu haben. Die Gitarre ist ein top verarbeitetes Stück Holz. Die Bespielbarkeit ist für mich nahezu perfekt und der Sound grundlegend ordentlich. Der Preis von rund 1000€ ist für diese Gitarre definitiv gerechtfertigt.


Gesamtdaumen:
Optik/Verarbeitung --5/5
Speilbarkeit --4.5/5
Sound --3/5
____________________________________
12.5 von 15 :great:Daumen
 
Eigenschaft
 

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Die MH (so auch die H) war als ich auf meine letzte Gitarrensuche ging, auch eine meiner heißesten Kandiaten. Wäre mir da nicht eine Schecter Cygnus in die Quere gekommen :D und hätte mich die Kannte, wo man den rechten Arm anlegt nicht so gestört, hätte ich heute auch so eine.

Klanglich und Konstruktiv (bis auf diese eine Stelle) finde ich die Spitze. Was den Halstonabnehmer angeht: Naja, das ist relativ klar, dass der nie so brilliant klingt, wie der Stegtonabnehmer. Das ist halt der Saitenschwingung geschuldet, die weiter oben immer bassreicher ist, als unten. Und ich finde auch nicht, dass der Klang sonderlich mumpfig, für den Hals ist.

Ich hätte jetzt auch nicht gedacht, dass die aus Indonesien kommt. Ich dachte das die komplette 1000er Reihe von LTD aus Korea kommt. Scheinbar hat sich bei denen da was geändert.

schönes Review übrigens
 
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Danke fürs Feedback :great:

Die Sache mit dem HalsPu ist halt Geschmackssache. Das dieser immer basslastiger klingt als der am Steg ist selbsterklärend. Ich fände nen PU mit weniger Bässen dennoch ansprechender.
Bei meiner Prestige RG ist das Verhältnis harmonischer gehalten.
 
Was dabei wieder einmal auffällt ist, dass gerade bei Budget Modellen ( wobei ich nicht weiß, was eine LTD kostet ) die Optik und die Verarbeitung besser abschneidet als der Klang. Das kann durchaus ( nicht immer ) mit dem Einbau neuer PUs kompensiert oder geändert werden - aber mal ehrlich ... lieber kein Binding und kein Riegelfurnier verbauen - und dafür bessere PUs.
Schließlich sollte das Hauptaugenmerk auf dem Klang liegen. Aber sieht nett aus, auch wenn diese Art von Gitarren heute nicht mehr mein Ding sind. Früher hatte ich sowas aber auch, quasi die Schwester von ESP ( Horizon ) Bei der hatte ich mich damals übrigens für die übelste der drei vorhandenen Farben im SHop entschieden ( Magenta ), weil das Modell einfach besser klang. Ich glaube die anderen beiden waren schwarz und blau - beides optisch cooler als Magenta, aber sie hatten mir klanglich weniger zugesagt als die mit der schlimmen Farbe ;-)
 
Also der klang ist ja immer Geschmackssache und auch ne Frage der Kombination mit Amp + Effekten etc.
Die Tonabnehmer sind ja definitiv keine schlechten.
 

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