Gitarre trocken anspielen - Ein Humbug?

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Für mich steht das trocken Anspielen auch an erster Stelle, wenn ich auf der Suche nach einer neuen Gitarre bin.
Denn wie andere schon sagten, geht es mir zuerst darum rauszufinden wie sie sich für mich anfühlt und wie die Klangentwicklung ist.
Überzeugt sie mich trocken, geht es an den Verstärker aber der Klang dort ist mir erstmal mehr als unwichtig.

Vielleicht liegt es daran, dass ich eine Vorstellung von gutem Klang habe, der vom Massengeschmack abweicht oder dass ich mir gerne auch mal Instrumente aussuche, die im Werkszustand bzw. Werkszustand kombiniert mit meinem restlichen Equipment nicht optimal für die von mir bevorzugten Klänge geeignet sind . Hat sie mich aber trocken überzeugt, dann weiß ich, dass ich mit ein bisschen basteln auch den verstärkten Klang so hinbekomme wie ich es möchte.
Deswegen gibt es für mich beim Testen schon die Kombination "trocken gut, am amp schlecht" (jedenfalls subjektiv schlecht) die jemand ein paar Seiten vorher ausgeschlossen hat.

Oft sind Gitarren mit der Standard EMG 81/60 oder Duncan JB/Jazz Kombi bestückt, die mir einfach nicht taugt, oder der Hersteller sieht den Einsatzbereich einer Gitarre eher in ruhigeren Gefilden und hat sie entsprechend zahmen PUs bestückt. Sollte ich so eine Gitarre nicht kaufen, nur weil ich damit etwas anderes spielen möchte? Trocken hat sie mich überzeugt, also biege ich mir den verstärkten Sound hin, bisher hat das noch immer geklappt :)
 
Für mich ist das trocken anspielen entscheidend.
 
deine Vorgehensweise ist aber schon sehr, sagen wir mal, "speziell":rolleyes:.
Warum ist das speziell?
Einfaches Beispiel:
Bis zum Update Anfang der 2000er hätte jede LP Standard der 80er und 90er, die mir trocken gefällt, mich auch am Verstärker überzeugen können.
Nun kommt Gibson aber plötzlich auf die Idee und baut in die Gitarre zahme Burstbucker I+II ein. Sehr gute PUs ohne Zweifel, aber jetzt ist die Gitarre ab Werk in Verbindung mit meinen alten Marshalls nicht mehr so wirklich für heftige Klänge geeignet.
Schon haben wir den möglichen Fall: trocken gute Gitarre, am Amp gut aber nicht meins.
Was nun? Stehenlassen und weitersuchen? Oder den verstärkten Klang im Werkszustand ignorieren und ein Set Tonabnehmer die zum persönlichen Geschmack passen einbauen und glücklich werden? ;)

Vielleicht ist es speziell, wenn ich sage, der verstärkte Klang im Werkszustand interessiert mich bei der Auswahl überhaupt nicht. Aber warum sollte ich mir vom Hersteller einer Gitarre vorschreiben lassen, was ich damit spielen kann?
Haben doch Millionen andere vor mir auch erfolgreich schon so gemacht und 3SC Strats zu Metalmonstern umgebaut, Punk auf SC Surfgitarren gespielt oder Jazz auf vermeintlichen Shreddergitarren...
 
Aber warum sollte ich mir vom Hersteller einer Gitarre vorschreiben lassen, was ich damit spielen kann?
Warum gehst du dann nicht zu einem "guten" Gitarrenbauer, der dir eine Gitarre so baut, wie du es gerne hättest, (ist schon klar, du bastelst auch gerne selber:)), aber das Antesten von Gitarren kannst du dir doch gänzlich sparen:rolleyes:.
3SC Strats zu Metalmonstern umgebaut, Punk auf SC Surfgitarren gespielt oder Jazz auf vermeintlichen Shreddergitarren...
naja, (Millionen???), der "Normalgitarrist" will halt eine Gitarre, wenn er die gekauft hat, die er dann auch spielen kann, ohne was zu verändern, verstehst du. Unabhängig davon, wie er herausfindet, welche für ihn passend ist. Die nimmt er dann, und spielt darauf, was ihm genehm ist.
 
Ja , und die anderen bauen sich eben etwas um . Es ist so , tatsächlich .
 
Hallo,

im Regelfall spiele ich meine E-Gitarren verstärkt - daher interessiert mich der trockene Sound nur beim Kauf, dazu später.

Ich hatte mal eine Strat, die schon trocken sang wie eine Nachtigall. Am Amp bei Zimmerlautstärke war die Gitarre wundervoll. Bei Proberaumlautstärke mit einem Schlagzeuger war der Sound aber matschig, die Gitarre wand sich regelrecht vor lauter bewegter Luft und musste zu jedem Ton gekämpft werden. Wir haben uns dann schnell getrennt - entscheidend is auf´m Platz.

Danach hatte ich eine Strat, die genau das Probenraumszenario brauchte und da erst zum Leben erwachte. Leise zuhause gespielt war das ein langweiliges Brett. Musste auch gehen, mir gefiel die Farbe dann doch nicht...

Bei mir gibt es vier Kriterien für den Erwerb und die auch noch in einer Reihenfolge:

1. Ist die Gitarre politisch korrekt? Gitarren mit Riopalisander kommen mir nicht ins Haus und bei Unternehmen, die für ihre (aus meiner Sicht) zweifelhaften politischen Ansichten bekannt sind, unterstütze ich nicht.

2. Gefällt mir die Gitarre optisch?

3. Fühle ich mich von der Bespielbarkeit her wohl? Das ist bei schlecht eingestellten Gitarren etwas schwierig, zugegebenermaßen. Das probiere ich trocken, dafür muss ich keinen nerven.

4. Klingt das in meinen Händen, an meiner Anlage für meine Bedürfnisse gut?


Gruß

erniecaster
 
Warum gehst du dann nicht zu einem "guten" Gitarrenbauer, der dir eine Gitarre so baut, wie du es gerne hättest, (ist schon klar, du bastelst auch gerne selber:)), aber das Antesten von Gitarren kannst du dir doch gänzlich sparen:rolleyes:.
Ist das nicht schon mit Kanonen mit auf Spatzen schießen, nur weil man mit der PU Ausstattung einer Gitarre die ansonsten gefällt nicht zufrieden ist? ;)

Die Hersteller können bei ihren Standard Modellen halt nicht jeden Geschmack berücksichtigen und orientieren sich an dem was sich am besten verkauft. Was ja auch vollkommen ok ist. Wenn das mir nicht passt, kann ich es ja schnell und unkompliziert ändern, eine komplette Custom Lösung für so ein kleines Problem find schlicht "drüber". Außerdem kann ich eine Custom Gitarre nicht vorher testen, eine von der Stange schon ;)
 
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Beim "trocken anspielen" prüft man Sustain, Resonanz und Obertöne der Gitarre. Es ist die Wechselwirkung der verwendeten Materialien und ihrer Konstruktion, die die Schwingung der Saite bestimmt und damit "später" auch den verstärkten Ton mitformt.

Genau so sehe und handhabe ich das auch. Habe ich auch bei einer Solidbody Gitarre beim trocken Anspielen nicht schon ein gutes Gefühl hänge ich die Gitarre erst gar nicht an den Amp. Das zählt zumindest für mich so, andere sehen, oder fühlen das vielleicht anders. Ich aber brauche das gute Gefühl, damit auch etwas passiert zwischen Instrument und mir;)

BTW: Manchmal merkt man das aber auch erst nach einer gewissen Zeit, dann wandert das Instrument halt in den Gebrauchtmarkt. Dann hat man halt wieder mal mehr mit den Augen anstatt den Ohren gekauft:D
 
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Außerdem kann ich eine Custom Gitarre nicht vorher testen, eine von der Stange schon ;)

Hmmm, ich will dir nicht generell widersprechen, aber es gibt gut ausgestattete Läden, in denen man auch Custom Gitarren angesagter Marken antesten kann. Ich zB. tat es im Neustädter Gitarrenstudio. Dort habe ich meine Schwarz Custom Challenger gesehen, gespielt und gekauft. Meine zweite Challenger wurde dann von Gerhard Schwarz nach meinen Wünschen gefertigt. Unten den Reviews findet man die, falls es wen interessiert.

Aber es stimmt auch schon, wenn man sich eine komplette Eigenkreation bauen lässt, dann weiß man halt nicht, ob es dann auch exakt dem entspricht was man erwartet, zumindest nicht vom Klang. Da ist dann doch ein Risiko mit im Spiel. Aber gute Gitarrenbaumeister haben eine "Handschrift", auf die man sich schon verlassen kann.
 
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Ich find beides extrem wichtig. Wenn ich eine neue Klampfe anspiele nehme ich sie immer erst ohne Verstärker in die Hand, wenn sie dann gut anfühlt kommt der Soundtest.
 
Hmmm, ich will dir nicht generell widersprechen, aber es gibt gut ausgestattete Läden, in denen man auch Custom Gitarren angesagter Marken antesten kann.

Eine "Custom"-Gitarre die ich im Laden antesten kann ist aber gerade keine für mich gefertigte Custom-Gitarre, also keine Gitarre von einem

Gitarrenbauer, der dir eine Gitarre so baut, wie du es gerne hättest,

Es ist ein Instrument das nach den Vorstellungen eines anderen gebaut wurde.

Insofern ist da doch kein prinzipieller Unterschied zu jeder anderen Gitarre die im Laden hängt. Gefällt dann eben oder nicht.
 
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Der Threadtitel stößt ins Auge. Könnte auch heißen:

Gitarre trocken anspielen - Ein Humbuck oder ein singlecoiläres Ereignis?

:D
 
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Ich spiele jede Gitarre im Laden erst mal trocken an. Einfach, weil sie nicht neben dem Amp stehen sondern woanders.
Bevor ich eine Klampfe extra zum Ampraum trage und dort vielleicht warten muss bis die Kiddies, die die Squire Tele mit High Gain am Orange testen, fertig sind - muss sie schon "trocken" gut schwingen und keine Deadspots haben und sich gut spielen. Gibt immer noch genug Gitarren, die ich dann am Amp gleich wieder weg lege.... Hochgelobte Lieblinge der Forengemeinde teste ich natürlich auch mal am Amp, obwohl sie "trocken" tot klingen - das ist dann am Amp aber auch immer so.
Ich habe noch keine Gitarre gehört, die "trocken" kein Sustain hat und am Amp aber schon. Ich kenne ja auch genug andere Gitarristen - die nicht so selektieren wie ich, meine ich...
Meine Ibanez RG aus Linde mit dem "sustaintötenden" Edge Trem schwingt "trocken" total gut übrigens. Wäre schön, wenn meine Strat auch so schwänge ;)
 
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Ich habe in diesem Thread schon einen Beitrag verfasst (#148), wo ich mich eindeutig für ein Trockenanspielen positioniert habe.
Allerdings gibt es Ausnahmen! Habe vor nicht allzu langer Zeit eine Teuffel Birdfish angespielt. Trocken sehr enttäuschend, sehr flach... am Amp klang die Birdfish aber dann wesentlich besser. Der Sound war trotzdem nicht mein Fall, da ich eher der klassiche Paula-Tele-Strat-Spieler bin und die Birdfish einen ganz eigenen Sound hat, den ich aber auf keinen Fall als schlecht bezeichnen würde. Der Sound ist speziell, anders als das was man sonst so kennt.
 
Allerdings gibt es Ausnahmen! Habe vor nicht allzu langer Zeit eine Teuffel Birdfish angespielt. Trocken sehr enttäuschend, sehr flach... am Amp klang die Birdfish aber dann wesentlich besser.

Die Birdfish ist ja nun auch ein Konstrukt, dass schon sehr weit von der klassischen Bauform abweicht.

Mit Sicherheit wird es aber auch andere E-Gitarren geben, die trocken nur mäßig klingen, am Amp aber großartig.

Man kann daher wohl sagen, dass es keine zwingende Kausalität zwischen akustischem und verstärkten Klang einer E-Gitarre gibt. Aber es gibt nach meiner Erfahrung eben eine starke Korrelation.

Außerdem würde ich im Zweifel eine Gitarre die trocken und am Amp großartig klingt, rein vom Gefühl her immer bevorzugen.

Deshalb habe ich kein Problem damit, dass eine durch den "Trockentest" möglicherweise zu früh aussortierte am Amp aber hervorragend klingende E-Gitarre mir hier und da entgangen sein mag.

Täglich entgehen mir durch bloßes "Nichtkaufen" zigtausende von Gitarren, hunderte davon bestimmt hervorragend. Das Zeil kann es daher ohnehin nicht sein, jede gute Gitarre ausfindig zu machen. Ein par subjektiv gute Gitarren für sich selbst zu finden sollte doch ausreichen.

Und da kommen wir alle mit jeder Anspielmethode doch früher oder später hin :)
 
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Meine Ansicht mag den ein oder anderen seine Ansicht sprengen aber ich versuche so gut es geht diese aus Sicht eines Tontechnikers/Sounddesigner, der selbst keine Gitarre spielt, zu erklären.

In meinem Kosmos muß alles trocken sein, denn nur so kann ich die maximal mögliche Auf/Nachbearbeitung walten lassen ohne Kompromisse eingehen zu müssen. Wie diese Kompromisse aussehen schildere ich etwas später.
Unter trocken verstehe ich bei akustischen Guits eine reflextionsfreie Erfassung des Signals durch den Aufnahme-Raum, des/der Mics (samt seiner Position(en)) und etwas weniger durch die Wahl des Mic-Preamps.

Bei E-Guits sind fast immer Amps und oder Tretminen im Spiel, aber am Ende ist es auch hier wie bei der akustischen Guit der Geschmack entscheidet was zum Kontext passen soll. Hier verstehe ich unter optimal trocken dann Verzerrungen aller Art sowie Effekte der ganzheitlichen Art (Also keine Reverbs, Delays)

Nur dann kann ich mittels Komps und EQs das Grundsignal derart aufbereiten, dass am Ende der Maßanzug auf den restlichen Kontext bezogen herauskommt. Reverbs und Co kann ich dann später generieren als auch indiviuell anpassen was ich besonders bei Reverbs als Pflichtprogramm ansehe und genau dieses Fehlen der Hauptgrund für mumpfende Mixe ansehe, die mich auch als Mastering-Onkel dann und wann in den Wahnsinn treiben.

Bei akustischen Guits gibt es im Grundklang 2 Positionen: Dynamikschwankungen und tonale Schwankungen (leicht gezupft klingt matter/sanfter als die Saite zum zerbersten angerissen) Das gilt zwar auch für die eGuit aber je nach Amp/Tretmine ist es weniger heftig). Die Problemtatik diese Signale kompromislos im Mix einzulassen sind immer dann vorhanden, wenn man sich keine Gedanken gemacht hat was Reverbs aber auch Delays mit unkomprimierten/noneqed Signalen anstellen, besonders wenn noch die tonalen Schwankungen dazu kommen. Reverbs haben die fiese Eigenschaft Frequenzen zu addieren, überzubetonen, unterstreichen uvm. Muß man nun derlei vollgestopftes Signal im Mix einlassen beginnt die Flickschusterrei, die sowohl das Grundsignal als auch die Effekte erfasst.

Daher kann ich nur jedem ans Herz legen, entweder in der Kette sich um die o.g. Positionen Gedanken zu machen, aber besser noch das Signal so trocken wie es nur geht zu erfassen, denn ab dann kann man es in jede Richtung gezielt steuern, anstatt nervtötend den Kompromiss zu suchen.
 
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Aber du wirst wohl kaum eine E-Gitarre akustisch aufnehmen? Also ein unbearbeitetes direkt-Signal kann ich ja verstehen...
 
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