Großer Amp-Vergleich: JVM 410 vs. Rockerverb 50 vs. Laney VH100R vs. Vox AC30

MoCo
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Ahoi allerseits,

im Rahmen von ausgeprägtem GAS und dem ewigen Streben nach dem für mich besten Sound, habe ich mein Sparkonto geschändet und nunmehr 4 Amps zusammengekart, die ich miteinenander vergleichen wollte, um letzendlich 1 oder 2 davon zu behalten. Da ich normalerweise nur gebraucht kaufe, war ich guter Dinge, die Amps auch wieder ohne größere Verluste loszuwerden. Für das Testen hab ich im Proberaum eine Framus 412 Box mit V30 Speakern sowie eine Marshall 1960 mit GT75ern zur Verfügung.

Dieser Vergleichstest ist natürlich subjektiv und ich kann weder für Richtigkeit noch Vollständigkeit garantieren.

Los gehts.


Die Kandidaten
- Laney VH100R
- Marshall JVM 410
- Orange Rockerverb
- Vox AC30


Laney VH100R

Mein "alter" Amp, den ich schon ne ganze Weile besitze. Quasi die Referenz.
Der Laney bietet 2 Kanäle (Clean und Zerrkanal) die beide nochmal einzeln boostbar sind. Damit hat man in der Praxis 4 (fußschaltbare) Grundsounds: Clean, Crunch, Brett, Super-Brett. Dazu kommen nen gescheiter Reverb und FX-Loop. Der Amp ist damit also durchaus sehr flexibel. Klanglich kann man auch wenig aussetzen: Der Clean-Sound ist kristallklar (für mich als Stratspieler schon fast zu klar mit Singlecoils, läßt sich aber alles gute regeln) und der Zerrkanal klingt ein wenig wie ein geboosteter Marshall. Man hat im Endeffekt alles was man braucht - guten Clean, druckvolle Zerrsounds und einiges dazwischen. Mit der Marshall 1960 wird es aber schnell dumpf und matschig, besser ists mit den V30ern. Prinzipiell war ich mit dem Laney immer sehr zufrieden, nur bei den beiden Boost Kanälen hat mich halt der Crunch nie so richtig umgehauen und da hätte ich mir nochmal mehr Lautstärkekontrolle gewünscht. Denn wenn ich im Drive Kanal nochmal den Extra-Gain-Boost aktiviert hab, war das dann eben nur mehr Zerre, aber nicht lauter. Also so als Solo-Boost z.B. nicht so perfekt geeignet.


Orange Rockerverb 50

Was ich mir beim Rockerverb als erstes gedacht habe: Hey, Der klingt auch leise gut! Das mag sowohl an den "nur" 50 Watt liegen, hauptsächlich aber wohl am Output-Damping-Switch an der Rückseite. Laut genug für alles ist der Amp aber auch mit 50 Watt, keine Panik, da geht absolut die Post ab. Mit nur 2 Kanälen (Clean und Dirty) nicht ganz so flexibel wie der Laney oder Marshall, überzeugt der Rockerverb aber vor allem durch die Qualität. Der Clean-Sound ist nochmal eine Ecke runder und voller als beim Laney - top! Für Crunch Sounds muss man den Clean Kanal allerdings sehr weit aufreißen, das wurde mir zu laut, aber da kann man ja nen Treter nehmen. Der Dirty-Kanal deckt die Palette von Classic-Rock bis High Gain ab, klingt sehr differenziert und neigt kaum zu matschen - auch top! Die Richtung ist recht britisch und vergleichsweise modern. Wenn man diesen Sound-Charakter mag, ist der Rockerverb wirklich ein echter Qualitätsamp. Daumen hoch!


Marshall JVM 410

Zu meiner Schande muss ich vorweg sagen, dass ich diesen Amp aus Zeitgründen nicht allzu intensiv testen konnte. Man möge mir also verzeihen, dass ich diesen Amp nur stiefmütterlich behandeln konnte. Das ist insbesondere insofern schade, als dass dieser Amp die mit Abstand meisten Regler und Einstellmöglichkeiten bietet. Fakt ist: Der JVM 410 ist ein Monster was Flexibilität angeht. 4 Grundsounds mit verschiedenen Boosts so dass man im Endeffekt 12 fußschaltbare Sounds abrufen kann. Nun ja: Der Clean-Sound gefiel mir nicht so gut wie beim Rockerverb. Aber für Marshall Verhältnisse ist der schon ok (ich hatte zumindest mal nen JCM900 der mich clean überhaupt nicht überzeugt hat, die DSL's sollen ja clean besser klingen). Crunch fand ich den JVM besser als den Laney, aber lange nicht so gut wie etwa den AC30. An den Zerrsounds gabs nichts zu meckern, aber da fehlte mir irgendwie noch etwas im Grundcharakter. Das ist jetzt aber auch absolute Geschmackssache und Jammern auf hohem Niveau und vielleicht auch Nicht-Ausschöpfung der ganzen Feinjustierungen. In puncto Features und Ausstattung ist der Amp sehr vorbildlich, also auch ohne Frage nen sehr toller Amp.


Vox AC30

Lange Zeit habe ich meinen AC30 Crunch Sound immer aus Pedalen geholt. Klang auch mit dem Vox hauseigenen OTTB meist sehr gut. Das Original ist und bleibt aber natürlich das Original. Bisher hatte ich den AC30 gemieden, weil er mir zu unflexibel erschien. Er mag seine 2 Inputs haben (Normal und Top Boost) aber ist ja von Haus aus eher ein Einkanäler, den per Footswitch kann man da leider nix umschalten. Mit nem ABY Switch kann man sich aber dann doch helfen und so zwischen Normal und Top Boost wechseln und ihn wie einen 2-Kanäler benutzen. Problematisch können da aber unter Umständen die Lautstärkeunterschiede werden, insbesondere wenn man den Top Boost weit aufreißt, weil man Gain braucht. Und da ist schon das nächste Problem: Besonders viel Gain hat der Amp nicht. Für richtig hartes Brett geschweige denn Metal reicht das hinten und vorne nicht. Nun traf es sich aber, dass der örtliche Musikladen um die Ecke nen AC30CC2 reinbekommen hat. Ich bin dann prompt hin, um mal zu schauen, wie der Amp mit Pedalen harmoniert und tatsächlich: mit den richtigen Tretern bekommt man auch mit dem AC30 das nötige Brett. Letzendlich war ich überrascht, wie sehr das kracht. In vielen Fällen klingt ne gute Amp-Zerre eben besser als Pedale. Umso erstaunter war ich dann, wie gut der Amp mit den Tretern zerrt. Man könnte tatsächlich sagen: Das hat Eier! Das ziemliche Gegenteil einer sterilen Zerre: dreckig, aber mit viel Schmackes und viel Charakter. Ich habe nen Digitech Bad Monkey für mittlere Zerre und nen Boss MD2 für stärkeres Brett verwendet. Beide Pedale passen sehr gut zum Amp. Metal sollte mit nem entsprechenden Pedal auch funktionieren, wobei man klar sagen muss, dass das natürlich einfach kein Metal Amp ist.
Was den Clean und speziell den Crunch Sound angeht, klingt der AC30 eh schon sagenhaft gut. Hat mich echt beeindruckt.
Ich persönlich habe mit dem AC30 tatsächlich "meinen" Sound gefunden. Für Metaler zwar eher ungeeignet, sollte er gerade für Pop-Rock, Indi und Classic Rock wirklich nen sehr guten Grundsound bieten. Nachteil aber: Der 212 Combo ist mit 32kg echt super schwer - das ist wirklich kein Spaß! :)



Mein Fazit:

Alles in allem kann ich guten Gewissens sagen, dass alle 4 Amps qualitativ absolut hochwertig sind und mich überzeugen konnten. Gerade bei den Zerrsounds muss man eben selbst testen, was einem gefällt und wieviel Flexibilität man überhaupt braucht. Falls es interessiert: Die Framus Box mit den V30ern klang hier für mich besser als die Marshall 1960. Beim Clean Sound waren die Highlights klar der Rockerverb und der AC30, wobei der Rockerverb da mehr Headroom nach oben bietet. Beim Crunch führt der AC30 für mich die Liste mit großem Abstand an, gefolgt vom Marshall der hier eben wesentlich mehr Möglichkeiten zur Feinjustierung bietet, als der Laney oder der Orange.

Ich habe mich nun entschlossen, den AC30 zu behalten und vielleicht auch noch den Rockerverb, auch wenn 2 Amps eigentlich mein Budget sprengen.. :/
Meine Gründe dafür sind, dass der AC30 Crunch klar mein Lieblingssound ist und ich dabei nicht länger Kompromisse fahren möchte. Dazu kommt, dass ich die Zerre mit den Tretern einfach sehr überzeugend fand, viel Charakter und Schmackes.

Wie gesagt: Dieser Vergleich spiegelt stark meine persönlichen Soundvorlieben wieder und ist ohne Frage sehr subjektiv.
Ich hoffe aber, dass diese Impressionen trotzdem für den ein oder anderen hilfreich sind!

Also danke für die Aufmerksamkeit und greetz
moco
 
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schöner vergleich, interessant zu lesen!
 
Konnte heute mein Vox auch mal wieder in die Zerre halb aufgerissen Brilliant/Hi aufreißen...hach wat schön.... leider nicht mit meiner LP

Gibt nichts schöneres und der Druck haut ein um...
 
Schöner Vergleich...mein Rockerverb 50 sollte auch bald ankommen ;D
 
Nochmal ein kleiner aktueller Nachtrag zum AC30:

Ich habe jetzt einige Zerrpedale am AC30 getestet. Besonders empfehlen kann ich die MI Audio Crunch Box. Das Pedal liefert eine satte Marshall-Zerre mit erstaunlichen Gain-Reserven. :) Dazu noch ein Pedal für leichter angezerrte Sounds (z.B. MI Audio Blue Boy oder was Tubescreamerartiges, auch das günstige Bad Monkey klingt sehr gut am AC30) und man hat 3 qualiativ sehr hochwertige Grundsounds, die meiner Meinung nach viele günstigere Mehrkanal-Amps locker in die Tasche stecken.

Wenn einem die Höhen beim AC30 zu schrill vorkommen, kann man noch eine sehr einfache Modifikation vornehmen (siehe http://voxmods.com/wiki/Top_Boost_Channel_'Treble_Cap_Mod') und einen Kondensator entfernen. Man kann auch einen weniger starken Kondensator stattdessen Einlöten um die Höhen nur ein Stück weit zu verringern. Alternativ hilft aber auch das Einspielen der Speaker.

Und was die angeht: Mir persönlich gefallen die leider recht teuren Alnico Blue's deutlich besser als die GS1230: sehr warmer runder Sound.
 
Wie sind denn die Clean-Sound im Vergleich zum Defender? Ich hab den AC30 ja schon gehört und das hat mir sehr gut gefallen. Der JVM hingegen garnicht. Wie ist da der Orange?
 
Nach meinem Empfinden klingt der Rockerverb clean besser als der JVM, aber auch nicht so gut wie der AC30.
Den Defender hatte ich aber auch nur für ne Woche und hab ihn nur zu Hause gespielt. Mir sind da leider zwei Stück von abgeraucht und dann hatte ich keine Lust mehr. :)
 

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