Haben Nicht-Musiker den besseren Musikgeschmack?

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Hallo Leute,

Der Titel fasst in einer Frage eigentlich schon allles zusammen, was mir seit geraumer Zeit auf dem Herzen liegt.

Einer meiner besten Freunde (den ich schon seit Kindheitstagen kenne) behauptet, dass er jede Art von Musik unvoreingenommen hören und bewerten kann. Er findet es gut, dass er, im Gegensatz zu vielen anderen Leuten in unserem Alter (zwischen 25-30 Jahre), "jede Musik" hören kann. Er kennt in jedem Musikgenre gute und schlechte Lieder und will zu jedem Genre prinzipiell offen sein... Er rühmt sich sogar damit, einer der tolerantesten Musikhörer aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis zu sein. Dabei beschränkt er sich nach längerem nachhaken doch nur auf die Grundtendenzen: Rock, Metal, HipHop und Elektro... (viele sind eben entweder Hip-Hop Fans, Rock Fans oder Elektro Fans)

Aber: wenn ich ihm Songs vorspiele, welche ich überdurchschnittlich gut finde, findet er sie zu 99% "erbärmlich schlecht" (sein Wortlaut). Denn in seinen Augen bzw. Ohren ist ein Musikstück nicht dann gut, wenn es clever komponiert, arrangiert oder produziert ist, sondern wenn es sich "harmonisch" anhört. Musik wie Rush, Steven Wilson, Dream Theater, Neal Morse oder Haken sind anscheinend nicht harmonisch genug. In seinen Ohren klingt es (so vermute ich) nicht aufregend genug oder es kommt nicht schnell genug auf den Punkt, die Spannungsbögen in den Songs sind eben meistens auch zu lang. So genau kann er es nicht erklären, aber das wäre mein Erklärungseinsatz. Ich habe jedenfalls noch keine nachvollziehbare Argumentation gehört. Konkret wird er dabei meistens nicht.

Er hingegen untermauert seine Meinung mit Songs von Slipknot, Five Finger Death Punch, Skrillex, Korn, und auch einzelne Hits aus dem (Mainstream) Pop-/Elektro- Bereich. Wie gesagt, er hört ja prinzipiell jedes Genre... Nur "meine Musik" macht er nach maximal einer halben Minute schlecht und will sich nicht darauf einlassen. Seiner Meinung nach hat es überhaupt nichts mit dem drauf Einlassen zu tun, sondern es gefällt eben nicht und Basta. "Was kann ich dafür, wenn mich der Song nicht anspricht?" "Muss ich mir etwa den Song solange anhören bis er mir gefällt" oder mei Favorit von heute abend: "Es wird schon seinen Grund haben warum niemand aus meinem Bekanntenkreis dieses Lied kennt" (es ging um einen Steven Wilson Song)

Eigentlich ist es mir auch ziemlich egal. Ich höre die Musik ja in erster Linie für mich... Aber, wenn ich dann die einfachsten und billigst komponierten Electro Hits und Metal Kracher kritisiere, werde ich als intoleranten Musikhörer dargestellt und meine Argumente werden mir im Munde umgedreht. Dabei würde ich mich doch nur freuen, wenn ich seinen Horizont etwas erweitern könnte und er irgendwann doch etwas Gefallen an "tiefgründiger Musik" finde würde. Gerade weil er sich doch als so musikbegeistert darstellen möchte (und weil er eben auch einer meiner besten Freunde ist).


Ich freue mich sehr auf eure Meinungen zu diesem Thema.

Gruß
Florian
 
Eigenschaft
 
Hallo Florian,

viele Menschen, insbesondere Nicht-Musiker, hören Musik ja nur so nebenbei, um zu entspannen oder mal wieder so richtig abzuzappeln. Da hat tiefgründiger oder komplexere Musik eher weniger Platz, denke ich. Hauptsache die oberflächen Kriterien, wie eine eingängige Melodie die man schnell mitsingen kann und die einen hohen Wiedererkennungswert hat, stimmen.

Dass Musikgeschmack subjektiv ist, ist ja auch jedem bewusst. Ich würde aber auch behaupten, dass Musiker im Vergleich zu Nicht-Musikern die Musik ganz anders wahrnehmen und fühlen. Man achtet einfach auf ganz andere Dinge und wie viele Menschen hören heute noch wirklich bewusst Musik? Außerdem kann man niemals völlig unvoreingenommen ein Musikstück hören.. Man hat immer irgendwas dazu im Kopf und das ist auch gut so! Wenn deinem Freund die Musik nicht gefällt, die du magst, solltet ihr vielleicht nicht gerade gemeinsam auf ein Konzert gehen. Macht doch einfach was, das Euch beiden gefällt! ;)

LG Annika
 
Hallo Annika,

danke für deine Antwort. Das was du sagst unterschreibe ich genauso, aber warum muss ich mir anhören, dass ich engstirniger in meiner Bewertung wäre? Ich meine, sein Geschmack ist definitiv massenkompatibler und auf Partys hab ich gegen diese Musik auch überhaupt nichts. Im Gegenteil komplexere Musik wäre in solchen Szenarien ein absoluter stimmungskiller, aber wenn wir zu zweit allein sitzen und uns gegenseitig Musik vorspielen, komme ich argumentativ nicht mehr dagegen an... Ich kann das alles sehr wohl verstehen, aber die Frustration ist trotzdem mittlerweile sehr groß. Gerade, weil er ja behauptet, dass er für alles so offen sei... Aber eben nur für das, was ihm gefällt :D

BTW: Das Thema beschäftigt mich gerade so, weil ich eben heute Abend wieder eine längere Diskussion mit meinem Kumpel hatte. Ich möchte jetzt aber auch keinen "Beziehungsratgeber" oder sowas :D sondern einfach allgemein eine Diskussion über dieses Thema anstoßen. Wir verstehen uns ja trotzdem immernoch sehr sehr gut...
 
Oder er will einfach nur provozieren. ;)
 
Was soll man da sagen, Dream Theater kann ich mir auch nicht lange anhören. Bin aber fasziniert von den Fähigkeiten der Herren. Letzteres kommt evtl. auch davon das ich mich selber an der Gitarre versuche. Aber das sind auch eher Extreme.
Das ein Nicht Musiker Musik anders wahrnimmt kann ich mir durchaus vorstellen. Was er an Beispielen bringt ist ja auch nicht unbedingt schlechtes Zeug. Aber eben massentaugliche eher leicht verdauliche Kost.
Das er toleranter und unvoreingenommen wäre weil er alle möglichen Genre hört und davon sicher auch nur das bekannte Zeug kennt und gut findet ist in meinen Augen Bullshit, er hat halt einen breiteren Musikgeschmack aber lässt sich scheinbar nicht auf das jeweilige Genre ein. Er konsumiert, mehr nicht.
Er nimmt das was man ihm vorsetzt und nennt es tolerant oder offen.
Das macht einen aber nicht toleranter. Er ist genauso voreingenommen oder unvoreingenommen wie du oder ich oder viele andere, nur bewertet er eben nach anderen Kriterien.
Ich höre hauptsächlich,Rock/ Hard-Rock - Metal. Techno,Hip-Hop oder Rap oder gar Pop oder Pop Rock(vor allem das moderne Zeug) sind für mich eine Katastrophe. Dennoch gibt es hier und da auch ein Song den ich irgendwie cool finde. Teilweise auch Bands wo ich sage "Die habens drauf". Fanta 4 zum Bleistift,the Prodigy , oder der Song "King of my castle" von Wamdue Project. Frag mich nicht warum...keine Ahnung.

Man kann auch so tun als wäre man Hobby-Psychologe und halt für sich festlegen das dein Kumpel evtl. auch gern ein Instrument spielen würde aber halt einfach nicht zu potte und dir es eben etwas madig machen möchte. Vielleicht will er wirklich einfach nur provozieren.
Oder, und das trifft man immer häufiger, er hört sich einfach gern reden. Und braucht was um sich selber etwas aufzuwerten. Ich würde die Krise bekommen mit solchen Typen.
Nur "meine Musik" macht er nach maximal einer halben Minute schlecht und will sich nicht darauf einlassen.
Also wenn jedes mal wenn du was vorspielst sei es nun von Platte oder auf der Gitarre nach nichtmal einer Minute das Gemotze losgeht, würde ich glaube irgendwann mal in einem noch recht lockeren Tonfall sowas wie "jetzt hast du mal Sendepause, ich muss mir ja auch immer deine Kassenmusik anhören,hör doch einfach mal zu"
 
Haha, danke Marschjus! Du hast ganz genau verstanden, was mein Problem mit der ganzen Sache ist. Natürlich haben wir gestern auch das ein oder andere Bier getrunken, weshalb ich mich darüber auch wieder ziemlich geärgert habe. Jetzt mit etwad Abstand bin ich auch wieder viel gelassener. Aber grundsätzlich unterschreib ich deinen Post zu 100% :great:.

Ich versteh einfach nicht, wenn ich zB Steven Wilson - Pariah anspielen, was bestimmt nicht Progmäßig vertrackt ist, aber eben durchaus vom Sound etwas Abseits des Mainstream ist. Dass es nicht anerkannt wird, dass es handwerklich und musikalisch einfach geil ist und Emotionen weckt. Für ihn ist es langweilig. Im Gegenzug will er mir zeigen, wie man "emotionale" Musik richtig macht und es kommt irgendein pseudomoderner Electro-Vodafone-Lebensgefühl Track mit fancy Frauenstimme... :confused::nix:

Versteht mich nicht falsch, ich kann solche Musik im richtigen Kontext auch feiern, aber ich wage zu behaupten, dass es eben auch Objektiv (!) bessere Musik gibt, aber davon kann ich ihn leider nicht überzeugen. Ich musste mich in Pain of Salvation zB auch sehr sehr lange einhören, ich glaube es war damals das Album Remedy Lane. Irgendwann hat es Klick gemacht und jetzt komme ich nicht mehr davon los und normalen Metal finde ich im Alltag eher langweilig (nicht beim feiern). Ich finds einfach nur schade, dass Nicht Musiker diese Genialität in bestimmter Musik nicht hören. Ich möchte ihm ja was näher bringen, gerade weil er sich ja als Musik-Kenner und Liebender gibt. Bei den allermeisten Leuten aus dem Freundeskreis versuche ich es ja garnicht erst...

Nachtrag: ich will mich auch nicht auf die paar Bands festlegen, die ich da oben genannt habe. Mit älteren "klassischeren" Sachen, wie Led Zeppelin, Queen oder Pink Floyd komme ich auch nicht weit.
 
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Geschmack ist doch was ganz persönliches. Ist ein Musikgeschmack gut, weil die Musiker virtuos sind? Oder weil alle es hören? Oder keiner? Mein Musikgeschmack ist so breit, dass den eigentlich jeder gut finden kann, oder total zum kotzen. Steve Wilson, den Du ansprichst, find ich über lange Strecken öde. Andere Sachen von ihm dann wieder toll. Tja. Wenn ich nen ganz durchen Tag hab läuft Angerfist, dann ist halt mal nix mit den drei Kings oder Buddy Guy oder auch George Benson usw.... Udo Jürgens hat Songs rausgehauen, da geht mir das Herz auf. Aber warum ist Tim Bendzko in den Charts? Oder Glasperlenspiel? Musikalisch und lyrisch ist das Abfall, trifft aber den Massengeschmack. Ist mein Geschmack schlechter, weil Witchcraft oder Audrey Horne oder Mayhem oder the Crown nicht so viel verkaufen? Was ist Geschmack überhaupt und von wo bis wo geht der und wer bestimmt darüber?
Als Musiker hat man oft das Problem, dass Ahnungslose einen beeindrucken wollen. Ja, Slipknot ist geil, können auch was, aber das ist, obwohl ich sie mag, Mainstream-Metal. Der alte Drummer war aber in jedem Heftchen, weil ach so heftig, also meinen Nichtmusiker, dass das automatisch genial ist. Diese Retrorockwelle war auch so ein Ding. DAS MUSS GEIL SEIN WEGEN DIE EINFLÜSSE, ALTER! Bei mir ist trotzdem Bluespills-Verbot, aber Ina Müller hör ich gern, dann KMFDM (ganz viel), dann Stoppok, dann Kaput Krauts und dann Jackson 5. Ist mein Geschmack jetzt gut, weil breit, oder schlecht, weil nicht zu definieren?
 
Ich persönlich sehe das einfach so: Es gibt überhaupt keinen "guten" oder "schlechten" Musikgeschmack. Es gibt im Grunde genommen auch keine "gute" oder "schlechte" Musik. Es gibt UNTERSCHIEDLICHEN Musikgeschmack, so wie es unterschiedliche Musik gibt, von einfachsten (aber grad durch oft auch intensiv wirkenden) Songs über einfach gestrickte aber eingängige kommerzielle Musik bis zu hochkomplexen Kompositionen (die sich dann oft nur noch einem relativ kleinen Kreis von Hörern erschließt). Es ist nicht jeweils eine Art Musik "besser" oder "schlechter" als andere, sondern einfach nur ANDERS, und ebenso der Musikgeschmack von Leuten die für sich eher das eine oder das andere vorziehen …
Bei all den Beurteilungen oder gar Verurteilungen von anderer Musik oder anderem Musikgeschmack die ich immer wieder höre oder lese, sehe ich oft in erster Linie Profilierung und Selbstdarstellung der "Kritiker" im Vordergrund stehen.
Niemand muss sich wegen seines Musik- oder sonstigen Geschmacks schämen oder verteidigen müssen … Menschen sind nun einmal verschieden ...
 
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Junge Musiker machen oft den Fehler, dass sie zu einseitig sind und noch keinen Blick für's Gesamte haben!
Als ich ein junger aufstrebender Gitarrist ;) war habe ich mich oft selber in meinem Musikgeschmack eingeschränkt. Ich hab beim Musikhören nur auf die Gitarre geachtet und auch nur sehr einseitig Musik meines bevorzugten Stils gehört, weil ich meinte ich könne nur so etwas gut finden.
Zum Glück hat diese Phase nicht übermäßig lange gedauert und je älter ich wurde, desto offener wurde ich gegenüber anderen Musikrichtungen, was mich als Musiker weitergebracht hat und zugleich mein Leben enorm bereichtert hat.
 
Ich finds einfach nur schade, dass Nicht Musiker diese Genialität in bestimmter Musik nicht hören.
Was hat Metal mit Genialität zu tun? Metal strozt nur so von phallischem Gehabe. Ich glaube die Jungs haben alle einen zu kleinen P.... Dehalb ist das Genre mit all seinen Subgenres auch so verdammt marzialisch. Hat nix mit dem Thema zu tun. Wollte ich aber los geworden sein.
 
Ich weiß nicht wie das anderen geht …
Ich unterscheide da klar zwischen dem was ich selber gern spiele, was "meine" Musik" ist, was in mir etwas zum Mitschwingen bringt so das ich den Wunsch verspüre es selbst zu spielen, und dem was ich darüber hinaus insgesamt "mag", gern höre …
Und das geht quer über alle Genres und Stilrichtungen ...
 
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Versteht mich nicht falsch, ich kann solche Musik im richtigen Kontext auch feiern, aber ich wage zu behaupten, dass es eben auch Objektiv (!) bessere Musik gibt, aber davon kann ich ihn leider nicht überzeugen.
Darin liegt für mich des Pudels Kern: Du versuchst ihn zu überzeugen - und das stößt generell auf Widerstand. Zumal er der Überzeugung ist, dass er Dich überzeugen könnte ...

Ich finds einfach nur schade, dass Nicht Musiker diese Genialität in bestimmter Musik nicht hören. Ich möchte ihm ja was näher bringen, gerade weil er sich ja als Musik-Kenner und Liebender gibt.
Der zweite casus knacksus: Eigentlich ist Dein einziges Argument, dass Du mehr von Musik verstehst als er, weil Du ein Instrument spielst (und deshalb vielleicht Dinge hörst, die andere nicht hören etc.). Und eigentlich ist sein einziges Argument, dass er mehr von Musik versteht, weil er kein Instrument spielt (und deshalb nicht vorbelastet ist, sich in Dinge vergräbt, die keinen interessieren etc.).

Bei den allermeisten Leuten aus dem Freundeskreis versuche ich es ja garnicht erst...
Halt es einfach bei ihm genau so.

Natürlich beharkt Ihr Euch ganz gerne - und wenn Du mal loslassen würdest von der "Ich muss ihn unbedingt überzeugen"-Haltung, dann könntest Du das halb ernste, halb lockere Geplänkel, Argumentieren, Vorzeigen und Vorführen auch genießen.

Das erinnert mich alles an meinen alten Klassik-Musik-Lehrer, dessen letzte Argumente waren, dass klassische Musik komplexer ist als Pop-Musik - und das ist ein Argument, was (bedingt) trifft, aber absolut nichts zur Sache tut, wenn es um den Genuß von Musik geht: genauso wie ein Bild nicht besser wird, je mehr Farben und je mehr Quadratmeter Leinwand man bemalt und je mehr Vorder- und Hintergrund es hat und je durchdachter und komponierter es ist etc. - genauso ist ein song oder ein Stück Musik nicht besser, weil es komplex oder lang oder durchkomponiert ist oder weil hundertzwanzig Instrumente drin vorkommen - sondern es ist eben komplexer.

Aber bevor ich mit Dir jetzt Stellvertretergespräche führe: Versuch mal folgendes: Mach mal "ommmmm", lass von dem Anspruch ab, ihn belehren zu wollen und sieh diese ganzen Gespräche sportlich und versuch, Spaß daran zu haben - das bereichernde kommt von ganz alleine.

Ach so: Weder Musiker noch Nicht-Musiker haben den besseren Musik-Geschmack. Die Orientierung an "guten" Geschmack und ausgewählte Leute, die Leuten ohne Geschmack Dinge mit Geschmack nahebringen und Geschmacksbildung betreiben, stammt aus einer Zeit, als man noch sehr von oben nach unten dachte ... wodurch beispielsweise Blues und anverwandte Formen regelmäßig als niedere Kunst belächelt und allerhöchstens in Nischen der Gesellschaft mit allgefälliger Duldung ihr Dasein fristen durften ...
Vielleicht spürst Du so eine Haltung ja auch als Metal-Fan und es empört Dich (zu Recht, wie ich finde) - aber die Anwort darauf wäre vielleicht nicht, jetzt die Haltung derer einzunehmen, die meinen, andere Leute belehren zu müssen, was guter Geschmack ist ...

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Werdet mal erwachsen.

Musik ist individuell, jeder macht seins, und gut is' - wenn man Gleichgesinnte findet ist das toll - sonst eben nicht.

Ich finde es ja witzig, was ihr da an großen Unterschieden diskussions-würdig findet, dabei bewegt ihr euch ja in einem offenbar winzigen musikalischen Areal. Es ist ja offenbar nicht so, dass hier ein Metal-Fan auf einen Acoustic-Country-Fan trifft, oder ein Schlagerfreak auf einen Klassik-Freak.

Macht euch mal locker.

Zur Einordnung: Wer mir Dream Theater vorsetzt kriegt auch insofern ein Problem mit mir, dass ich mir das Genudel freiwillig nicht länger als 2-3 Minuten anhören will. Komischerweise scheine ich aber mit Leuten Umgang zu haben, die - abseits vom eigenen Musikgeschmack - immer "allgemeintaugliche" Musik finden, wenn man sich mit anderen Menschen trifft. Ich lege auch keine tollen verkratzten Blues-Aufnahmen von 1927 auf, es sei denn es fragt jemand aktiv danach.
 
Die Ausgangsfrage ist interessant, aber aus meiner Sicht auch falsch gestellt. Nicht besser oder schlechter, einfach anders...

Jemand, der mangels musikalischer Bildung, nicht einordnen kann, welchen harmonischen Hintergrund eine Komposition hat, wie schwierig das Rhythmus-Pattern jetzt zu spielen ist, oder wie viele Jahre an Übung es erfordert, einen einzeln Ton so zu artikulieren, der wird Musik einfach danach beurteilen, welche Emotionen sie bei ihm auslöst. Das ist vollkommen okay, dafür ist Musik doch da.

Andererseits gibt es Musiker, die Musik vollkommen verkopft hören, und Sachen nur gut finden, weil sie schwierige Passagen enthalten, den markanten Signature-Ton von XYZ haben, in Diskussionen mit anderen Musik-Fans gehypt werden, oder was auch immer. Da wird Bauchgefühl und Emotion dann komplett ausgeschaltet.

Ich selber würde mich irgendwo dazwischen einordnen. Musikalisch nicht ganz unbeschlagen, aber auch offen für meinen Bauch. Ich lasse mir da auch von Genres nichts vorschreiben. Manchmal find ich Musik einfach schön, manchmal beeindruckt sie mich. Ich höre sogar manchmal in Metal rein und finde Sachen, die nicht uninteressant sind. Dann überzeugt mich mal wieder ein Liedermacher-Text...

Aber auch ich hatte immer wieder Phasen, in denen ich bestimmte Musik oder Musiker total gut fand und rauf und runter gehört habe. Insbesondere dann, wenn ich mich selber daran versucht habe. Mit etwas Abstand muss ich immer noch bei allem sagen, dass die Sachen anspruchsvoll und technisch auf hohem Niveau sind, mich aber musikalisch nicht mehr alle so berühren. Dann ist das so, und gut ist. Es gibt genug Neues zu entdecken...

Was ich aber immer vermeide, ist andere Menschen mit meinem Musikgeschmack zu missionieren. Vielmehr halte ich selber die Ohren offen, was es sonst noch auf der Welt gibt, dass mir gefällt. Wenn umgekehrt jemand zu mir kommt, weil ihm mein Geschmack gefällt, prima, dann kann man sich austauschen. Auf werde ich niemandem versuchen seinen Musikgeschmack auszureden oder ihm seine Musik schlecht zu machen. Wenn ich gefragt werde, erkläre ich aber gerne, warum es mir nicht gefällt.

Nur darf man als "verkopfter Musikkenner" (nicht falsch verstehen) nicht erwarten, mit einem Bauchhörer mit technischen, theoretischen oder spielerischen Argumenten diskutieren und überzeugen zu können. Da hat der Bauch-Hörer immer die einfacheren und schlagenderen Argumente: "Gefällt mir einfach nicht!"...

Gruß,
glombi
 
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Jemand, der mangels musikalischer Bildung, nicht einordnen kann, welchen harmonischen Hintergrund eine Komposition hat, wie schwierig das Rhythmus-Pattern jetzt zu spielen ist, oder wie viele Jahre an Übung es erfordert, einen einzeln Ton so zu artikulieren,
das finde ich für eine unterscheidung gut/schlecht auch absolut unerheblich. Wie du schon sagst kommt es halt darauf an welche Emotionen ausgelöst werden. Und da kann es je nach Genre auch z.T wenig zweckdienlich sein wenn etwas extrem anspruchsvoll durchkomponiert wurde.
Ich stelle mir gerade eine Dream Theater Version von "smells like teen spirit" vor, mit 3 Minuten hammer Solo eines jedem der Bandmitglieder. Ob da die Energie des Songs noch rüber kommt?
 
Und wie wär's mit dieser Version?



Oder dieser?

 
So nach meiner Klausurphase diese Woche und zwei Gigs am Wochenende, habe ich nun wieder Zeit mal zu antworten.
Da jetzt doch schon einige Antworten kamen, möchte ich nicht auf alles einzeln eingehen.

Missionieren möchte ich ja nicht unbedingt... Ich würde mich einfach nur freuen, wenn ich mit jemand anderem meine Lieblingsmusik teilen kann und es eben eine ähnliche Begeisterung auslösen würde wie bei mir. Es frustriert halt schon ein wenig, wenn man oft zusammen sitzt (mindestens alle zwei Wochen) und alles was man versucht auf wenig Gegenliebe stößt und man selbst dann zum x-ten mal Five Finger Death Punch, Rammstein, etc. hören muss. Die Musik find ich ja nicht schlecht, nur eben mit der Zeit etwas langweilig. Lieder und Alben mit verschiedenen Stimmungen, Geschwindigkeiten, Stilistiken und abwechslungsreichen Arrangements find ich auf Dauer einfach spannender. Es muss ja nicht unbedingt Dream Theater sein...

Dass das alles Geschmackssache ist, ist ja vollkommen klar. Ich denke, ich bin auch erwachsen genug, um das einordnen zu können. Ich habe mit dem Startpost schon auch etwas meinen Frust von der Seele geschrieben und dachte, dass das Thema ganz interessant sein könnte und habe es deswegen eröffnet. Danke auch schonmal für die bisherigen Antworten!

Ich stelle mir gerade auch die Frage, ob mein Geschmack mit der Zeit immer spezieller wird und mich "0815" Musik immer mehr nervt und ich irgendwann garkeine normale Musik mehr hören kann? Keine Ahnung, vielleicht tritt auch irgendwann genau das Gegenteil ein. Dass mein Musikalischer Horizont ansich eigentlich auch ziemlich beschränkt ist, ist mir dabei ebenso bewusst. Mit Jazz oder Klassik z.B. hab ich mich auch noch nie richtig auseinander gesetzt, da finde ich auch keinen Zugang zu. Es gibt soviel Zeug, wo soll ich da anfangen? Aber, wenn ein Kollege Jazz Fan wäre und sich in dem Genre auskennen würde und er mir etwas zeigen wollte, würde ich mir sicherlich gerne mal anhören.
Allerdings erhielt ich für meine Begeisterung für eine Orchesteraufführung von Ennio Morrichones Filmmusik, welche ich auf Youtube gefunden habe, ebenso negative Resonanz. Obwohl er doch jedes Genre/ jede Musik (gerne) hört? Egal, ich möchte eigentlich garnicht so sehr meine "Beziehung" zu meinem Kumpel thematisieren und lieber allgemein über das Thema diskutieren bzw. gerne mal von euch hören, ob ihr ähnliche Situationen erlebt habt und ähnliche Beobachtungen gemacht habt? Und wie ihr damit umgeht oder was ihr davon haltet?

(Nachtrag: Es kamen ja auch schon gute Antworten, die in diese Richtung gehen, danke dafür!)


Ich frage mich, woran es liegt, dass eher komplexe Musik keinen großen Platz mehr im Mainstream hat. Ich bin schon der Meinung, dass sich die meisten Leute garnicht mehr richtig auf das Musikhören einlassen. Wie auch schon oben geschrieben wurde: Musik wird nebenbei gehört oder zum Feiern in den Klubs gespielt. Das muss dann eben knallen und vorwärts gehen. Im Alltag und im Auto muss es eingängig sein, am besten muss man den Refrain nach einmal hören mitsingen können. (Nochmal fürs Protokoll: Ich finde das nicht per se oder aus Prinzip schlecht, nur auf Dauer eben langweilig, so mancher Pop Song kann ich auch feiern)

Ich finde das generell einfach nur schade. Wer hört sich auch schon gerne ein Konzeptalbum von vorne bis hinten konzentriert mit voller Aufmerksamkeit an oder wenigsten mal ein Song der aus mehr besteht als aus Strophe, Refrain und ner Bridge und länger geht als 5 Minuten? Vielleicht mit einem längeren Instrumentalen Intro und einer ausgedehnten Steigerung im Mittelpart (Stichwort: längere Spannungsbögen)... Wahrscheinlich wirklich nur Leute, die durch das aktive Musikmachen einen einfacheren Zugang dazu haben. Aus eigener Erfahrung glaube ich auch, dass man das Hören "komplexer" Musik üben muss und kann schon auch verstehen, dass das anstrengend ist und man vielleicht auch nicht die Zeit dazu hat. Aber ja, find's halt schade...


PS: Der Threadtitel wurde auch bewusst provokant gewählt. Klar, dass es kein Besser oder Schlechter gibt... Nur bei der Diskussion mit dem Nicht-Musiker habe ich mir schon irgendwann selbst die Frage gestellt. Vielleicht ist mein Musikgeschmack wirklich so "schlecht"? Zumindest so speziell, dass es die meisten so empfinden. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
@flo92 , Du schreibst, Du willst nicht missionieren, aber andere sollen sich an DEINEM Musikgeschmack erfreuen. Hä? Ist das nicht missionieren?

Babe und ich hatten früher ne 50/50-Regel und ich "musste" manchmal eben ne Police-Platte und ne Spliff-BestOff hintereinander hören. Ich brauch manchmal bestimmte Musik gegen meine Launen. Danach war sie dran, erst ein Deep-House-Sampler und dann was von (aha!) Steve Wilson. Wir hatten musikalisch schwere Zeiten, aber uns verstanden, weil wir uns, wenn mal Streit war (meine Oooohren, beide) auf Radio Swiss Jazz einigen konnten.

Musik ist Emotion und ich seh bald endlich wieder Fischer Z live, geh aber auch genau so gern Psytrance feiern, mit allem, was dazu gehört. Ich bin weder New Waver, noch Bademeister, aber der Sound kickt Dich, oder halt nicht. Ich versteh Dich voll, mir geht es manchmal auch so, mein Bruder ist nuuuur Blues (aber dann klickt es doch). Aber die Sache kann man auch auf Futter übertragen. Die Olle mag keine Kässpätzle? Geh mir weg mit der...
 
Ne, von sollen hab ich meiner Meinung nach nichts geschrieben.

Und mit Essen hat das auch weniger zu tun. Es sei denn, wir würden füreinander Kochen... Aber so eine Freundschaft ist es sicher nicht.
 
Ich hab das auch bewusst provokant formuliert:D und doch, Essen, Lieblingshunde, Sportskanone oder gemütliche Frau mit Hüften (NO SEXISM!), da scheiden sich die Geister, wie bei der Musik. Uuuund, vor allem: Wir sind Musiker! Das macht es umso schwerer! Ich höre im derbsten Black Metal filigrane Harmonien, andere kotzen. Mein Vater brüllte früher bei Wagner (find ich geil) "mach den Krach leiser", meine Mutter meinte mal "der Sänger ist ja verrückt, aber mach das von gestern nochmal". Das war fu**ing Cradle of Filth, meine Eltern sind beide gute Sänger und in nem Chor, bei dem ich erst dachte "jaja, Chor halt" und dann haben die mich umgeblasen. Hätte ich auch nicht gedacht.
Die Leute haben immer nen anderen Zugang zu Kunst. Da hilft nur Konsens.
 

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