Harte Breaks in der Musik

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Oli1992
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Hallo, irgendwie beschäftigt mich in letzter Zeit eine Frage. Oft wird Musik in einer Stimmung geschrieben, es wäre völlig deplaziert den Hörer herausszureissen und plötzlich beispielsweise mit einem anderen Stil fortzufahren. Es gibt viele schlecht komponierte Beispiele, in denen das der Fall ist. Die einzelnen Teile haben keinen Bezug zum Ganzen und man wird quasi "hin und her geworfen". Anderseits gibt es auch Musik mit solch harten Breaks, die extrem schön sind bzw. einen richtig kicken :D. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob man mit der Achterbahn fährt und plötzlich so ein Loch kommt. Wo liegt nun der Unterschied zwischen diesen schlecht und gut komponierten Beispielen? Wann ist ein solcher Break deplaziert? Oder sind diese vermeintlich harten Breaks gar nicht so harte Breaks, da sie beispielsweise schon vorher im Stück angedeutet wurden. Vielleicht liegt auch der Trick, darin schnell zur alten Stimmung zurückzukehren?

Was denkt ihr hierüber und wie geht ihr mit solchen "Breaks" in euren Kompositionen um? Habt ihr vielleicht Beispiele, wo solche Breaks gut passen (jeglicher Musikrichtung/Gattung)?
 
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Wo liegt nun der Unterschied zwischen diesen schlecht und gut komponierten Beispielen?

Gute Frage. Die ist stilunabhängig kaum zu beantworten. Musikalische Brüche folgen immer dem Prinzip, den Hörer zu überraschen. In der Regel wird es ja wohl eine bewusste Entscheidung des Komponisten bzw. der Musiker sein, eine Stimmung radikal zu ändern.

Ob ein Bruch glaubwürdig oder unglaubwürdig wirkt, entscheidet sich erst dann, wenn ein Hörer das Stück mit seiner musikalischen Vorerfahrung hört - ob der Bruch funktioniert, ist also vom Hörer und seiner Erfahrung abhängig. Nicht alleine von der Musik, das ist ein IMHO wichtiger Punkt. Musik wird also immer zeit- und gesellschaftsabhängig bleiben, die musikalischen Brüche und außergewöhnlichen Besonderheiten von vor ~200 Jahren wirken heutzutage z.B. kaum noch im gleichen Maße (Haydn - Sinfonie m.d. Paukenschlag/Abschiedssinfonie, Mozart - Polymetrik im Don Giovanni, der erste Akkord von Beethovens 1.Sinfonie, der mit der Tradition eines Dreiklangs am Anfang bricht). Ähnlich werden auch heutige Brüche in einigen Jahren Kalter Kaffee sein.

Habt ihr vielleicht Beispiele, wo solche Breaks gut passen (jeglicher Musikrichtung/Gattung)?

Ich finde Eddie Daniels' Version der Vier Jahreszeiten von Vivaldi ziemlich genial. Er spielt die 4 Violinkonzerte auf der Klarinette, begleitet von einem Streichorchester. Soweit zwar ungewöhnlich, aber ein konventionelles Klangbild. Manche Solopassagen improvisiert er allerdings jazzmäßig und wird dabei von Klavier, Bass und Schlagzeug begleitet. Hier der erste Satz des Frühlings:



Andere Leute, denen ich das vorspielte, fanden das eher abstoßend oder unangemessen - und konnten das auch durchaus gut begründen. Musikalische Brüche sind nicht jedermanns Fall.

Harald
 
Ich finde solche krassen Breaks in jedem Fall total interessant. Ob sie jetzt gut oder schlecht plaziert sind sei (erst)mal dahin gestellt. Ich denke man kann auch nicht pauschal sagen was einen guten und einen schlechten Break unterscheidet, bzw. woran man diese speziell erkennen kann. Wie HaraldS schon sagte geht mit dem Break in der Regel eine Überraschung einher. Je nachdem wie diese gelingt wird der Break dann letztendlich auch als gut oder eben nicht so gut empfunden. Ein Erfolgsrezept gibt es demnach nicht.

Ich schreibe selber gerne progressive Songs und habe mich auch ein wenig mit solchen Breaks und schlagartigen Wendungen in Songs befasst. Beim Schreiben progressiver Riffs schaue ich immer darauf, dass etwas komplett anderes als erwartet eintritt. Eben etwas, dass für den Hörer vorher nicht absehbar ist. Und dieses "Etwas" ruft beim Höhrer im Optimalfall einen Gedankengang wie "Wow, da hatte ich jetzt etwas anderes erwartet, aber so klingt das ja noch viel geiler" hervor. Das ist für mich persönlich das Ziel von solchen Breaks oder Wendungen. Wie genau man das realisiert steht nur auf einem anderen Blatt.
 
Ja, gebe ich vollkommen recht. Es kommt sicherlich immer auf die Erfahrungen des Hörers an. Was heute ein harter "Break" ist , kann in 2 Jahren der Standard sein. Demnach kann man natürlich auch keine pauschale Aussage bezüglich des Gelingens machen. Es bleibt halt eine subjektive Angelegenheit.

Trotzdem weiß ja jeder für sich, inwiefern eine musikalische Passage für ihn selbt einen harten Schnitt darstellt. Worauf ich hinaus will ist: Es gibt Musik die wunderschön eine Atmosphäre aufbaut ohne jeglichen "Break". Sei es die Minimal Musik von Phillip Glass, Einaudi etc. oder Beethoven 7. Symphonie... Die Stücke bauen sich auf und man fragt sich später, wie man an diese musikalische Stelle gekommen ist, weil man kaum merkt(nicht zu wörtlich nehmen) wie sich die Musik verändert. Meiner Meinung ist diese Musik atmosphärisch dicht und ich kann bestens in diese "Stimmung" eintauchen. Hier gibt es ja eigentlich keine großen Überraschungen, trotzdem wirkt die Musik.

Also inwiefern ist Überraschung in der Musik ästhetisch/schön/angemessen? Heisst es also, das Extrem der zu großen Überraschung bzw. des zu harten Breaks ist in jedem Fall unästhetisch? Wie gesagt, was für den einen eine große Überraschung ist, ist für den anderen normaler Kram. Also der eine wundert sich, wie kann der das mögen, dabei ist es in Wahrheit für den anderen gar kein so harter "Break"... Gibt es Prinzipien in denen ein harter "Break" gelungen ist, oder ist es schlicht: "Mach ihn hart, aber nicht zu hart". Oder gibt es vielleicht noch mehr im Sinne "Wenn du den jetzt extrem hart machst, musst du dafür aber da ein bisschen weniger....etc." Es gibt für mich Musik in denen ein harter Break absolut fehlplaziert wäre. Inwiefern unterscheiden sich bzw. was sind die Prinzipien dieser beiden Stile? Sicherlich, ein Erfolgsrezept gibt es nicht.

Das Beispiel von Eddie Daniels' finde ich sehr schön. Hier ist es in meinem Fall so, ich kann mit beiden Teilen was anfangen, aber sie passen nunmal nicht zueinander. Zumindest nicht mit diesem Übergang. Es wirft mich aus der Bahn und ich empfinde es als unangenehm. Warum ich diesen Break nicht so wie du? Ist es nun so, dass du diese Breaks auf jazzige Stile mehr gewohnt bist? Ist es weil du mit den einzelnen Teilen mehr vetraut bist? Mit anderen Worten: Wo stolpert das Prinzip in meinen Ohren , wo es in deinen funktioniert?
 
Interessantes Thema.

Meiner Meinung nach muß sich IRGENDWAS vom Vorgängerabschnitt, irgendeine Komponente, sei es in stark veränderter (variierter) Form, im neuen Abschnitt wiederfinden. Gerne auch so, daß man es gar nicht bewußt wahrnimmt ... aber dennoch funktioniert es nur so. Eín VÖLLIGER Bruch verschiedener Abschnitte wird nie "funktionieren", weill das nach Willkür und Beliebigikeit ausschaut und klingt .... und man will in allem immer auch ein wenig Struktur und Form spüren ... jedenfalls ist das mein Gefühl.

Thomas
 
Sehe ich sehr ähnlich wie turko. Es wird zwar oft gepredigt, man solle überraschen, allerdings ist das Extrem dieses Prinzips absurd. Wie du schon sagtest, komplette Veränderung heisst Beziehungslosigkeit und funktioniert nicht. Ein Fehler der mir oft unterlaufen ist: Man hört sich sein Stück/Song immer wieder an und gewöhnt sich an den harten Break, erst beim wiederanhören 2 Tage später fällt einem auf wie deplaziert das wirkt. Ich würde mich über weitere gelungene oder ungelunge Beispiele freuen. Hier auch eines meinerseits: http://www.youtube.com/watch?v=Q3Yc3HhSl1Q . Bei 3:18. Für mich übrigens sehr geluingen und sicherlich ist es kein Abbruch aller musikalischen Parameter. Auch wird hier mit einer kleinen Überleitung gearbeitet....
 

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