Weiterhin lässt sich Nitrolack leichter dünn auftragen (viele mit Polyurethanlack lackierte Gitarren haben ja millimeterdicke Lackzwangsjacken an
Warum sollte das sein? Ich sehe keinen Grund dafür, dass nur Nitrolack dünn aufgetragen werden könnte. Und meine Erfahrungen mit Sprühdosen bestätigen mich darin.
Der dicke Lack sollte einfach das Holz schützen, was er auch tut. Bei meiner dünn mit Nitrolack lackierten Highway I, reicht es, leicht mit z.B. einer anderen Gitarre anzustoßen und schon ist eine Delle mehr im Holz. Andererseits haben mit dickem Lack überzogene Gitarren oft sogar Absplitterungen des Lackes, soviel zur angeblichen Weichheit des Polyurethan-Lackes.
Gitarren von Eko waren berüchtigt für deren dicken Lack, der oft ganz einfach von selbst Risse bildete. Ich habe noch so eine Gitarre, meine allererste E-Gitarre btw., diese hier:
Eko Manta
Die ist mir seinerzeit einmal hinuntergedonnert und dabei wurde ein Stück Holz freigelegt, sichtbar rechts unten am Korpus (2 Mal auf das Foto klicken, dann wird es größer und ganz groß,

). Die Stelle hatte ich mit Holzkitt ausgefüllt, da war sie dort wieder glatt aber weiß. Der Kit hat sich über die Jahre wieder aufgelöst.
OK, ich schweife ab! Jedenfalls ist das Korpusholz dieser Gitarre so weich und die Lackierung so hart, dass ich davon überzeugt bin, dass sich dieser dicke und harte Lack nur positiv auf den Klang der Gitarre auswirken kann, der sich allerdings insgesamt in Grenzen hält.
Aber sofern ich mich erinnern kann, wurde dieses Konzept: Harte Schale, weicher Kern, auch bei den Hälsen der Parker Fly umgesetzt.
Jedenfalls bezweifle ich, dass Nitrolack prinzipiell gute und Polyurethan prinzipiell schlechte Klangeigenschaften hätte. Dünne Lackierungen sind mit beiden Lackarten möglich, ebenso gibt es in Bezug auf Härte des Lackes keine eindeutigen Zuordnungen.
Und noch dazu ist hier die Rede von E-Gitarren, von denen wir schon wissen, dass die Schwingung des Holzes sich nur indirekt auf den Klang, der durch die Tonabnehmer kommt, auswirkt. Ich behaupte jetzt nicht gar nicht, sondern nur indirekt.
Dann kommt noch dazu, dass wenn so ein Holzklotz einmal schwingt, er sich durch die, im Vergleich zur Stärke des Korpi,
immer dünne Lackschicht nicht wirklich bremsen lässt.