Hat die Lackierung Einfluss auf den Klang?

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Ro1land
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Hallo Gitarristen,

ich fürchte, dass irgendwann mein nächster schwacher Moment kommen wird und dann (mal wieder) ein Musikinstrument meine ohnehin schon stattliche Sammlung erweitert. Aber wem erzähle ich das? :rolleyes:

Zur Sache: Beim stöbern nach Akustikgitarren habe ich u.a. Modelle von Hanika betrachtet. Besonders fiel mir dabei auf, dass es manche Modelle "lackiert" oder auch "NAT" natural gibt. Anfangs dachte ich, dass dies lediglich optische Gründe haben würde und dass dies vielleicht 100 Euronen ausmachen könnte.

Weit gefehlt!

Also zumindest in der oberen Qualitätsklasse. Da kostet eine 60er pf Nat 2400,- und das gleiche Modell mit Lack schlappe 800,- :eek:Euronen mehr.

Ist das nur das Aussehen? Oder steckt da mehr dahinter, um den (deutlich) höheren Preis zu rechtfertigen? Was soll ich meinem Gewissen sagen, wenn ich vor einem solchen Teil stehe? :p

Gruß,
Roland
 
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Zitat v. Ro1land: Also zumindest in der oberen Qualitätsklasse. Da kostet eine 60er pf Nat 2400,- und das gleiche Modell mit Lack schlappe 800,- :eek:Euronen mehr.

Hi,

die eine ist einfach mit Mattlack versehen, die teurere hat einen polierten Boden und polierte Zargen sowie eine handpolierte Schellackdecke. Das wird der Preisunterschied sein, denke ich.
 
Alles hat Einfluß auf den Klang.
Die Frage ist nur, wieviel.
Was den Mattlack angeht, soist der schnell und einfach aufzutragen.
Hochglanz braucht etliche Arbeitsstunden beim polieren und auch in der Regel mehrere (dafuer dünnere) Lackschichten, bis es wirklich gut aussieht. Das kostet...
 
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ich habe hier eine konzertgitarre von MARINA (mark 11 m) - sehr dünner mattlack, auf den ersten blick denkt man, da wäre gar kein lack drauf...
ich liebe diese gitarre wegen ihres klangs und des schwingverhaltens. ich bilde mir ein, das sie besser klingt, als die gitarren mit viel lack...
irgendwie voller...
 
ich habe hier eine konzertgitarre von MARINA (mark 11 m) - sehr dünner mattlack, auf den ersten blick denkt man, da wäre gar kein lack drauf...
ich liebe diese gitarre wegen ihres klangs und des schwingverhaltens. ich bilde mir ein, das sie besser klingt, als die gitarren mit viel lack...
irgendwie voller...

... als mit viel (!) Lack auf jeden Fall, gerade dann wenn es - wie bei billigen Instrumnten häufig - dicke, wenig flexible Beschichtungen sind. - Schelllack wirkt sich wohl nicht negativ auf das Schwingungsverhalten aus (ob es positive Auswirkungen hat, wie es bei den Geigen manchmal als Folklore kolportiert wird, glaube ich nicht, kenne aber auch keinen a/b-Vergleich). Schelllack ist aber sehr teuer in der Herstellung und Applizierung. Da können gerne ein paar hundert EUR zusammenkommen, wie corkonian auch schon geschrieben hat.

@Ro1land, zu Deinem Gewissen: Einfach HÖREN (und vielleicht den Hals fühlen, wg. Spielgefühl).
 
Falls ich eine hochwertige Gitarre hole, so will ich unbedingt vorher anfühlen - und hören. Und beim richtigen Instrument, da kommt er dann immer, der schwache Moment.

Ich frage mich nun aber bei den Antworten, wieso die Dinger dann überhaupt lackiert werden.

1. ist teuerer
2. Klangverhalten wirkt sich eher negativ aus...

Ist es dann das bessere Aussehen oder gibt der Lack auch eine Schutzwirkung oder ists gar etwas vollkommen anderes?

Bzw. umgekehrt: Bekommt eine "Natural"-Gitarre sofort Furchen, wenn man mal leicht anschrammt oder verzieht sie sich sofort, wenn ein Wassertropfen darauf landet?
 
...
Ich frage mich nun aber bei den Antworten, wieso die Dinger dann überhaupt lackiert werden. ...
Ist es dann das bessere Aussehen oder gibt der Lack auch eine Schutzwirkung ...

Beides! Bei Schelllack ist die Schutzwirkung allerdings gering. Die Verarbeitung ist arbeitsintensiv und damit teuer und der Lack muss öfters aufgearbeitet werden. Schon Schwitzen kann sich nachteilig auswirken, aber vor allem wird Schelllack bei Wärme weich und anfällig. Da zählt wohl mehr die Tradition und das Aussehen - den akustischen Unterschied werden "Normal"gitarristen verkraften können. ;)
 
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Ich möchte nur kurz einwerfen, dass bei Geigenbauern die genaue Zusammensetzung des Lackes oft ein über hunderte Jahre gehütetes Familiengeheimnis ist. Ohne Sch.. Also wird´s wohl irgendeine Bewandnis haben mit dem Lack. ;)
 
Ich möchte nur kurz einwerfen, dass bei Geigenbauern die genaue Zusammensetzung des Lackes oft ein über hunderte Jahre gehütetes Familiengeheimnis ist. Ohne Sch.. Also wird´s wohl irgendeine Bewandnis haben mit dem Lack. ;)

Für 800 Euro muss man schon verdammt gute Ohren haben, finde ich. ;) Und was das Gewissen angeht: Denkt auch mal jemand an die armen Schildläuse? An meinen Zimmerpflanzen wäre ich auch gnadenlos, aber bei Lacken finde ich es schon gut, dass es modernere Methoden gibt. :) Vielleicht hilft auch, was Kraushaar zu den alten Familiengeheimnissen sagt? ;)
 
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Vielleicht hilft auch, was Kraushaar zu den alten Familiengeheimnissen sagt?

Danke für den Link, das hört sich soweit vernünftig an (und stellenweise etwas lustig: ...kann man Polyesterharz in einem Spritzgang millimeterdick auf das Instrument rotzen... :rofl:)

und beantwortet meine Frage so richtig gut :great:. Jetzt kann ich nachvollziehen, dass hier mal jemand meinte, eine Natural-Gitarre hätte knackiger geklungen als der lackierte Counterpart.

Und wegen der Schildläuse und dem Gewissen: Also wahrscheinlich werden die den Großteil der 800 Lack-Extra-Euro für ihren Panzer bekommen - da hält sich mein Mitleid dann auch in Grenzen :D.
 
Zum Thema Klang und Lack:

Ich hatte eine Ramirez, Modell Jeronima, eine richtig tolle, klar, laut, warm und trotzdem und transparent klingende, sehr dynamisch spielbare Gitarre mit einer kristalin wirkenden Lackierung von beträchtlicher Stärke. Irgendwann musste ich die wertvolle Gitarre leider verkaufen und gab sie vorher zu einem Gitarrenbauer, um einen kleinen Schaden am Rand der Decke (leichter Abdruck vom Kofferschloss durch Ungeschicklichkeit meinerseits) beheben zu lassen. Dabei informiert ich den Gitarrrenbauer davon, dass ich die Gitarre verkaufen wollte und zu welchem Preis.

Als ich nach vier Wochen das Instrument wieder abholen wollte, hatte der Gitarrenbauer einen Käufer für die Gitarre gefunden und die Reparatur nicht nach meinen, sondern nach dessen Vorgaben ausgeführt: Den alten Lack komplett runter und neuer Schelllack-Aufbau.

Trotz handwerklich sauberer Ausführung der neuen Lackierung, die die Schwingungsfähigkeit des Holzes angeblich viel weniger behindert, war das Instrument ruiniert. Der Charakter, der Charme der Höhen, all das war komplett weg. Keine wirkliche Brillianz mehr, aber auch keine richtige Wärme mehr, irgendwie indirekt und muffig im Ton, die Dynamik weg. Der Klang einer 400,-- Gitarre, nur zum Preis von 4.000,--

Fazit:
Es liegt nicht an der Stärke des Lacks, sondern daran, ob der Lackaufbau zum Instrument passt und seine positiven Eingenschaften unterstützt.
Der Gitarrenbauer hat masiven Ärger bekommen und mich danach nie wieder gesehen.
Der Käufer hat die nach seinen Vorstellungen ruinierte Gitarre bezahlt. Glücklich war er damit nicht.

Wolfgang
 
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Genauso ist es, wer einmal richtige Gitarren ausprobiert hat, merkt sehr schnell die Unterschiede. Der Lack hat wie ich finde einen großen Einfluß auf die Charakteristik des Klanges. Nicht jeder empfindet so, aber das ist dann halt nicht meine Meinung. Meine Gitarren sind alle ohne Hochglanz-Lack.

Umfangreiches vollzitat gelöscht, da überflüssig. Bitte künftig sinnvoll zitieren!
Danke, BenChnobli
 
ich habe gerade in einem anderen thread von meiner lackieraktion an meiner konzertgitarre berichtet. ich hatte die decke komplett mit sprühfarbe überzogen, was in einem dumpfen und sustainlosen klang resultierte, der sich allerdings mit der zeit verbesserte. natürlich war die farbe nicht für diesen zweck konzipiert, und die ausführung war in all ihren zügen laienhaft. aber es war beeindruckend zu erleben, wie der lack die decke am schwingen gehindert hat.
 
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