Hippie-Basslinien

  • Ersteller murmichel
  • Erstellt am
murmichel
murmichel
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
24.04.24
Registriert
29.11.14
Beiträge
1.303
Kekse
5.116
Ort
Bonn
Hippie-Basslinien? Was soll denn das sein? Ein paar Beispiele





Ich verbinde solche Basslinien mit der Zeit von 1967 bis 1977. Später sind sie anscheinend aus der Mode gekommen und von Funk-Bass verdrängt worden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sehr bewegt, meist in Achteln durchgehend Dampf machen. Wie in dem Beispiel von Melanie kann das in deutlichem Kontrast zum Rest sein.

Hat dieser Stil einen gebräuchlicheren Namen? Gibt es Bassisten, die besonders damit verbunden werden?
 
  • Gefällt mir
  • Interessant
Reaktionen: 4 Benutzer
Ja, Jamerson stimmt unbedingt. Bei Pastorius bin ich nicht so sicher, ob er den Stil trifft, den ich meine. Was selbstverständlich keine Aussage über die Qualität seiner Basslinien ist.
 
Ja klar. Pastorius ist schon eine Stufe weiter ... kommt aber, meine ich, aus dieser Schule, was in seinem Spiel
auch hörbar ist.

LG
Thomas
 
Liegt das auch in Deinem Beuteschema?


Weniger die durchgehenden Achtel, aber vom groove her für mich eindeutig hippie. Ich verbinde da auch eine Zeit, grob gesprochen rund um woodstock. Damals haben sich viele Stile gemischt, verwoben, haben sich Grenzen verschoben und aufgehoben. Musikalisch sehr spannend. Danach schälten sich dann Genres raus und das freie Fließen fand seltener oder woanders statt. Ist aber andererseits auch ein Grundbestandteil von Musik. Insofern: einerseits hatte das eine Hochzeit zu der von Dir benannten Zeit und andererseits gibt es das als Nische auch heute - gerne zwischen Garage, Folk, angejazzt (für mich steckt da auch ein gut Teil walkin Bass drin) und psychodelisch.

Aber vielleicht schieße ich da auch über´s Ziel hinaus ...

Höre sowas gerne. Hat auch immer was murmeliges - man könnte sich quasi in die Basslinie wie in eine Hängematte reinlegen und hin- und herschwingen.

x-Riff
 
Liegt das auch in Deinem Beuteschema?
Weniger die durchgehenden Achtel, aber vom groove her für mich eindeutig hippie.
Das (Steve Miller Band, The Joker) geht an meinem Beuteschema vorbei, weil für mich die durchgehenden, treibenden Noten dazu gehören. Dagegen ist der Bass beim Joker ziemlich zurückgelehnt. Noch ein Gegenbeispiel: "You Can't Hurry Love" hat zwar einen treibenden Bass, bleibt dabei aber lange unbeweglich auf einem Ton stehen.

James Jamerson ist hier dagegen sehr repräsentativ für was ich meine:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Dieser post hat sich mit dem Deinigen überkreuzt - nun würde ich davon ausgehen, dass das Beispiel nicht in Dein Beuteschema paßt: zu oft eher normale Bassbegleitung .... meine Einschätzung war: "mal begleitet er moderat, dann wiederum legt der Läufe hin, einmal quer, einmal längs und verschafft sich auf dem Bass ein gerüttet Maß an Freiheit - wäre ein Beleg dafür, dass diese Art Bass zu spielen in dieser Zeit weit verbreitet war - war ja durchaus ein Hit." Schätze mal, hat für Dich nur Annäherungswert ...



In deinen Beispielen hat der Bass eine sehr tragende Rolle und/oder ist sehr prominent im Mix - vielleicht liegt es auch daran ... aber ich sehe schon: in Deinen Beispielen kommen ganz schön viele gespielte Noten zusammen ...

x-Riff
 
. . . jupp, Motown gibts jede Menge. Kennt ihr den hier: Paul Jackson

 
Na das ist ja aber eindeutig Funk - viel zu wach und nervös für Hippies ... :engel:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Na das ist ja aber eindeutig Funk - viel zu wach und nervös für Hippies ... :engel:

. . . da ist was dran. Sorry, habe Happy statt Hippie gelesen. ^^

Basser Paul Jackson war u.a. bei Hancocks Headhunters.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke auch, dass vieles aus der Motown-Schmiede in andere Bereich rübergeschwappt ist. Im Prinzip für mich R&B (rythmn and blues) und im Bass eben auch vom walking bass / jazz übernommen.
Ich bin aber kein Musik-Theoretiker oder -Historiker. Insofern wäre die Frage in dem Bereich des MB auch ganz passend.

Gruß Ulrich
 
Hm, die Siebziger und Hippie verbinde ich eher mit "seifigen" Synkopen im Bass :engel:
Eher pulsierend als treibend ...
Jamerson ist da nicht meine erste Assoziation dieser Zeit.

Wie hier bei "Je t'aime":



Da spielen auch zwei Bässe gleichzeitig, durchaus gängig in den Siebzigern
 
Evtl. Bob Babbitt

 
Evtl. Bob Babbitt
Ja, das trifft gut, was ich meine. Passt auch historisch; mit Jim Croce muss es irgendwann um 1970 gewesen sein.

Die Frage ist nun, ob es für diesen Stil einen gebräuchlichen Namen gibt. Wie schon anfangs geschrieben, ist mein Eindruck, dass solche Basslinien ab Mitte der 1960er auftauchen und 10 Jahre später wieder verschwinden. Es ist auch nicht so, dass dieser Stil zu der Zeit dominant gewesen wäre.

Angenommen, ein Session-Bassist ist damals ins Studio gekommen, was hat der Produzent gesagt, wenn er so eine Basslinie haben wollte? "Mach's wie Jamerson"?
 
Angenommen, ein Session-Bassist ist damals ins Studio gekommen, was hat der Produzent gesagt, wenn er so eine Basslinie haben wollte? "Mach's wie Jamerson"?
Weiß nicht genau - jedenfalls kam Sixto Diaz Rodriguez mit einer Gitarre und ein paar songs ins Studio und sein Manager hat dem Studio-Bassisten irgendwas ins Ohr geflüstert.
Vielleicht: Mach, dass es nicht so langweilig klingt und eher ein bißchen groovy, ein bißchen chillig und etwas abgefahren, aber nicht zu sehr. Gerade so, dass es sich abhebt von dem ganzen langweiligen Schnulzenzeug und der Standardware im Plattenladen. "Pepp dat ma bissken auf" könnte die Anweisung gewesen sein ...

 
Hippie-Basslinien? Was soll denn das sein? Ein paar Beispiele
Die Beispiele finde ich nicht stilistisch zusammenhängend. Das erste Beispiel demonstriert ein Riff, die Idee dazu kommt eigentlich aus dem Swing.



Die anderen Beispiele zeigen einen "Minimalbass" von Akkordton plus Approach oder mit einem "Durchgang" wie bei Bob Babbit, minmaler geht es kaum.
Für melodiös einfallsreiches Bassspiel jener Zeit war Paul McCartney ein sehr wichtiger Einfluss, dessen Fundus aus Arrangements für das tiefe Blech der großartigen traditionellen Brass Bands der Bergbauarbeiter stammte, mit deren Musik man aufgewachsen war.

Auch den Motown Bass würde ich nicht hippiesk einordnen, anders als weiße Wohlstandskinder brauchten schwarze Musiker sozial bedingt keine Ideen von Jack Kerouac, Allen Ginsberg oder Timothy Leary und kein Motto wie "tune in and drop out".
Berührungspunkte gab es natürlich im Widerstand gegen das repressive, weiße Establishment, gegen den Vietnamkrieg und durch die Drogenaffinität, zumindest beim "Gras".
Hippies sahen damals gerne so aus, als hätten sie in ihren Klamotten übernachtet. Wie man in Dokumentationen von TV- und Liveauftritten jener Zeit sehen kann. war bei schwarzen Musikern dagegen durch die Bank topmodisch gepflegtes Äußeres angesagt.
So zeigt z.B. der Woodstock-Auftritt von Sly & the Familiy Stone, dass zum Höhepunkt und auch Abgesang der Hippiebewegung zwar einzelne beliebte Attribute der Hippiebekleidung wie die Fransen übernomen wurden, die aber am edel ausstaffierten und auf Maß geschneiderten Bühnenkostüm.

Es wurde im Bassbereich bestimmt schon oft genannt, ein sehr empfehlenswertes Buch zum Bass jener Zeit ist "Standing in the Shadows of Motown" von 1996, dem 2002 eine gleichnamige Dokumentation folgte.
https://en.wikipedia.org/wiki/Standing_in_the_Shadows_of_Motown

Gruß Claus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Julie Driscoll & the Trinity



bzw

 
Ich denke, Carol Kaye sollte da auch noch genannt werden.
"How to play Electric Bass" war z.B. meine erste Bassschule.

Hier einige Kostproben:

 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben