Hohner Marine Band und Wasser

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Frank Columbo
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Hallo liebe Harp-Gemeinde,

wie der Titel schon verrät habe ich eine Frage zu den Hohner Marine Bands:

Das Tunken einer Marine Band in Wasser soll einen "fetteren" Sound zur Folge haben. Auch Neil Young tunkt seine Marine Bands in Wasser, bevor er sie spielt. Ich habe bisher verschiedene Meinungen dazu gelesen, einige sagen, das passt schon, andere "um Gottes Willen, bloß nicht", weil es die Lebensdauer drastisch senke. Habe auch schon überlegt, ob die "Tunker" wie Neil Young möglicherweise destilliertes Wasser dafür nutzen, ob das einen Unterschied ausmachen könnte?...

Würde mich mal interessieren was so die Marine Band-Spieler unter euch davon halten (jedenfalls soll das Wassertunken auch nur bei Harps mit Holzkanzelle, wie z.B. den Marine Bands etwas bringen)

Vielen Dank schon mal im Vorraus!

Liebe Grüße
Columbo
 
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Hallo Columbo,

das normale Leitungswasser hat im Mittelwert etwa 16°-18 ° Deutscher Härte. In manchen Gegenden beträgt die Wasserhärte sogar bis zu 25° Deutscher Härte ( abgekürzt DH ). Destilliertes bzw. Osmosewasser haben dagegen 0° Deutscher Härte. Bei hohen Härtegraden sprechen wir von Hartem Wasser. Bei sehr geringen Härten sprechen wir von weichem Wasser. Was ist damit gemeint und warum diese Erklärungen? Ganz einfach. Hartes Wasser hat eine harte Haut, weiches Wasser hat eine weiche Haut. Hartes Wasser besitzt eine größere Molekühle und weiches Wasser besitzt eine kleine Molekühle. Große Molekühlteilchen vermischen sich schwerer untereinander als kleine Molekühlteilchen. Je feiner also die Wasserteilchen, desto leichter ist sein Kriechverhalten. Je besser sein Kriechverhalten desto leichter kann es selbst in kleinste Holz Kapillare ( kleinste und feinste Holzgänge, Röhrchen ) eindringen. Vermutlich wird dementsprechend solches Wasser für den Holzkanzellenkörper eingesetzt, um so ein aufquellen des Holzkanzellenkörpers und so eine noch höhere Dichtigkeit zu erzielen. Ich könnte mir einen solch durchaus erklärbaren Grund vorstellen. Ob das auf Dauer gut ist weiß ich nicht. Und ob das Auswirkungen auf einen fetteren Sound hat weiß ich auch nicht. Auswirkungen auf Klangqualitäten wird auf alle möglichen Kanzellenkörper zugeschrieben. Andere wiederum sagen, der Kanzellenkörper habe darauf überhaupt keinen Einfluss. Den Kirmesmusikanten wurden alle möglichen Gerüchte nachgesagt warum ihr Akkordeon solch einmalige Klagqualitäten habe, unter anderem, er habe das Holz in Pferdeurin getaucht. Der wegen ihrem Klang berühmten "Stradivari" werden ganz besondere Behandlungen des Holzes durch den Geigenbauer Antonio Giacomo Stradivari nachgesagt. Vielleicht kommt von dort her der Spruch, " Je älter die Geige desto süßer der Klang ˮ. Man könnte auch sagen, " je älter das Instrument desto süßer der Klang". Ich besitze z.B. eine sehr alte Mundharmonika die " Hohner Regina " , Baujahr vermutlich in den 20ern bzw. ende der 20er Jahre. Das Hohner Museum in Trossingen hat mir darüber keine klare Angaben gegeben. Da der Hohner Service sich nicht um eine Restaurierung kümmern konnte bzw. nicht wollte, nicht konnte, habe ich das selbst übernommen. Ich habe diese vollkommen zerlegt und den Holzkanzellenkörper besonders behandelt wie auch die übrigen Teile. Sie sieht aus wie gestern aus dem Laden gekauft. Bei div. Mundharmonikaveranstaltungen haben mir zahlreiche Mundharmonikaspieler den besonderen außergewöhnlichen Klang dieser Mundharmonika bestätigt. Das setzt schon hohes Fachwissen wie z.B. auch ein sehr hohes Maß an Musikgehör voraus, um das heraus zu hören.

Mit Musikalischen Grüßen
 
Hallo,

die Frage war:
"Würde mich mal interessieren was so die Marine Band-Spieler unter euch davon halten (jedenfalls soll das Wassertunken auch nur bei Harps mit Holzkanzelle, wie z.B. den Marine Bands etwas bringen)"

Meine Antwort ist:
Gar nix.
Nach mehrfachem Aufquellen durch die Tunke geht das Holz kaputt, es verzieht sich, wird immer undichter (blödes Wort) und wird rissig.
Mehr Sinn macht es imho die Nägel durch Schrauben zu ersetzen und das Holz vorsichtig zu behandeln.
Hierzu kann z. B. Walnussöl (Apotheke) gute Dienste leisten um das Quellen durch den Speichel zu reduzieren.
Es gibt aber natürlich auch noch andere Möglichkeiten das Quellen einzuschränken.

Einen "besseren" Sound dadurch erzielen - hmmm - würde lieber an der Spieltechnik arbeiten
um den Sound fetter zu machen.

... Andi
 
Nachtragzu meinem Beitrag:

Mundharmonika mit Holzkanzellenkörper in Wasser tauchen.

Ja oder Nein. Nicht nur die Blues-Harp ( der Begriff Harp kommt wohl aus dem Englischen ) oder Diatonische Mundharmonika haben einen Holzkanzellenkörper, das gilt für viele andere Mundharmonikas wie z.B. Oktav,Tremolo, Chromatische und Orchestermundharmonika genauso. Viele davon haben einen Holzkanzellenkörper. Eine anhaltende Dichtigkeit der genagelten sowie deren Wartung ist das Hauptproblem mit dem sich die Besitzer solcher Mundharmonikas herum schlagen müssen. Ein weiteres Problem ist der von Herstellern sehr ungenügend behandelte Holzkanzellenkörper. Die einen schwören auf Holzkanzellenkörper weil diese gegenüber anderen Materialien einen wärmeren Klang abgäben. Andere wiederrum sagen, Aluminiumkörper ziehen und speichern Kälte und wiederum sagen andere, bei transparenten Klarsichtkörper könne man besser hinein gucken. Aber darüber zu schreiben wäre allerdings ein Kapitel für sich. Bleiben wir bei der Ausgangs Frage. Wer also die Mundharmonika ins Wasser taucht oder in spezielles Reinigungswasser wie von Ultraschall Geräten darf nicht den Fehler machen, die Mundharmonika im Anschluss zum Trocknen allzu dicht an Wärmequellen wie z.B. Heizkörper zu legen. Denn dadurch können Risse im Holzkanzellenkörper entstehen. Holzkanzellenkörper sollten nicht einseitig sondern allseitig behandelt werden. Das aber ist nur möglich bei allseitigem Zugang. Dieser allseitige Zugang ist bei genagelten Kanzellenkörper nicht möglich. Hohner nagelt seine Holzkanzellenkörper immer noch Vorsintflutlich wie vor mehr als 50 Jahren. Wartungsfreundlich gegenüber den Mundharmonikaspielern ist das freilich nicht. Aber auch darüber ließe sich lang diskutieren.


Ardvos-Holzölvon Livos ist rein biologisch, Speichel und Schweißecht nach DIN 53160. Das Eindringverhalten ist sehr hoch. Es ist zwar etwas teurer als Walnußöl dafüraber auch Strapazierfähiger. Was für den Holzkanzellenkörper ganz wichtig ist,es verhindert Formänderungen durch Ausdehnung oder Schrumpfung. Daneben gibt es weitere aushärtende Öle wie kaltgepresstes Leinsamenöl und Tungöl u.a.

Ich rate zu wartungsfreundlichen Mundharmonika´s und dass sind nur die vollverschraubten.
Jeder Handwerker der mit Holz zu tun hat weiß, schrauben ist in vielen belangen besser als nageln.

Mit Musikalischen Grüßen
 

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