Um mal hier etwas Spannung aus der Diskussion zu nehmen:
Man muss nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage legen.
Wenn jemand behauptet, dass Blues oftmals auf Pentatoniken basiert, bedeutet das ja nicht zwangsläufig, dass nur diese fünf Töne vorkommen dürfen, sondern es geht ja mehr um die zentralen Elemente des Stückes. Also etwa das Hauptthema, etc.
Diese ganzen Theoriebegriffe sind ja sowieso alle immer erst im Nachhinein entstanden. Da hat sich ja keiner hingesetzt und gesagt: "so, ich erfind jetzt mal den Blues, und dafür nehm ich...", sondern irgendwann hat sich mal jemand hingesetzt und geguckt "hey, es gibt viele Stücke, die auf einen reduzierten Tonvorrat/Skala beschränkt sind, vllt sollte ich dem mal einen Namen geben.."
Bei der ganze Idee von Tonleitern und Skalen geht es ja sowieso nicht darum irgendwie festzulegen, welche Töne man nun benutzen darf, und welche nicht, sondern darum eine tonale Basis zu finden, von der aus man verschiedene Effekte erzielen kann, wenn man die Grenzen aufbricht.
Als Beispiel: Wenn ich ein Lied in C-Dur hab, und ich spiele irgendwann ein F#, dann wird das schief klingen, weil der Ton nicht zur Tonleiter (respektive zu den anderen Tönen, die vorher und nachher waren) gehört, und daher meinen harmonischen Klangeindruck stört. Trotzdem ist das Stück noch in C-Dur, auch wenn da mal ein Ton vorkommt, der nicht zur Tonleiter gehört. (leiterfremder Ton)
Und ebenso ist es mit der Pentatonik: wenn ich Töne spiele, die nicht zur Pentatonik gehören, so fallen die auf. Trotzdem kann das Stück pentatonisch basiert sein. Es gibt kein Verbot von leiterfremden Tönen.
Man muss sich ein bisschen von diesem starren "richtig oder falsch"-Denken lösen. Es kann auch sein, dass Teile eines Stückes pentatonisch basiert sind, und andere nicht. Die ganze Theorie ist kein Konstrukt, dass ganzheitlich immer komplett etwas beschreiben kann, sondern dem jeweiligen Lied angepasst werden muss.
Deswegen ist es hier auch etwas schwierig, so allgemein über solche Dinge zu reden, weil sich immer Beispiele dafür und dagegen finden lassen.
Die Pentatonik ist sicherlich eine gute Grundlage, aber eher so zu verstehen: Es ist die maximale Vereinfachung, wenn man das nicht kann, ist alles andere noch schwieriger.
Man kann also sicherlich auch nur mit der Pentatonik Blues spielen, aber das ist sicherlich nicht die komplexeste, spannungsreichste Musik, die dabei rumkommt. (was aber ja nicht schlimm sein muss! Reine Feststellung!)
Aber Blues hat mit Sicherheit auch noch andere Elemente, die wichtig sind, und dazu gehören so Dinge wie der Text, das Feeling, der Sound, bestimmte Rhythmen, wie Shuffle, möglicherweise bestimmte Spieltechniken, wie Slide, Formen, wie das Bluesschema, und Harmonische/melodische Dinge, wie etwa die Blue Note etc.
Nicht immer alle, und nicht gleichberechtigt wichtig, aber die Gesamtheit macht es aus.
Deswegen ergibt sich eine Bandbreite von ... bis ... die man grob umrissen, als Bluesmusik bezeichnen kann, aber man sollte sich von diesem strengen Grenz-Denken lösen, sonst bekommt man irgendwann Probleme, wie "wo hört der Blues auf und fängt der Jazz an"... Diese Grenzen sind alle fließend und manchmal nicht greifbar.
Wegen soetwas muss man dann manchmal auch Dinge umreißen, und genauer beschreiben, was man sagen will, sonst redet man leicht aneinander vorbei, oder schreibt missverständliches Zeug..