Also ich spiele Standard D und zwar mir 11-49er Saiten und 25,5" Mensur.
Ich habe sehr viel ausprobiert was Mensurlänge und Saitenstärke angeht und obiges ist für mich dabei rausgekommen.
Ich finde dass die Mensur sehr wohl ein Kriterium ist, wahrscheinlich sogar das wichtigste an einer Gitarre überhaupt!
Wenn man eine Gitarre baut fängt man nicht umsonst mit der Mensur an zu planen. Sie gibt alles andere vor. Schon bei klassicshen Instrumenten war klar: tiefere Stimmung = längere Mensur. Nicht umsonst hat eine Violine eine kurze Mensur, eine Bratsche eine Längere und ein Kontrabass eine sehr lange. Bei E-Gitarre, Bariton Gitarre und Bass verhält sich das gleich.
Natürlich kann man leicht tiefere Stimmungen mit dickeren Saiten realisieren, aber es ist dennoch nicht das selbe! Umso dicker die Saite, bei gleicher Mensur, desto länger wird die Einschwingdauer, das heißt der Ton wabert etwas bis er seine richtige Höhe erreicht hat und stehen bleibt. Dieses Phänomen kennt man besonders bei stark tiefer gestimmten Gitarren, die dann eben "rotziger" oder "räudiger" klingen aber man hört das auch schon leicht bei 24,75" Mensuren auf D-Stimmung! Weitere Probleme kann es bei Intonation und Oktavreinheit geben.
Erstes Phänomen wird auch als Stilmittel eingesetzt, hat also durchaus eine Daseinsberechtigung. Wenn man aber einen möglichst sauberen Attackreichen Ton haben will, der möglichst schnell steht, dann sollte man seine Mensur richtig wählen! Wenn man einen Chabba-Wabba Ton will, der dreckig und fies klingen soll (nicht abwertend gemeint) kann man auch eine Gitarre mit kurzer Mensur tiefer stimmen.
Dass man dickere Saiten wählen muss umso kürzer die Mensur ist, ist klat. Dass dickere Saiten aber anders klingen als dünnere sollte auch klar sein. Dickere Saiten klingen voluminöser, dünnere dagegen perkussiver. Wenn man einen eher perkussiven Klang, bei gleichem Saitenzug haben will sollte man also eine längere Mensur wählen.
Das hieße für mich (ich will einen präzisen Ton mit viel Attack), dass ich bei D-Stimmung auf jeden Fall eine Gitarre mit 25,5" Mensur und dabei relativ dünne bis mittlere Besaitung haben will.
Natürlich ist das bei einer D Stimmung alles noch nicht allzu extrem, aber es macht einen Unterschied!
Rein technisch funktionieren tut sowieso fast alles, man muss aber wissen was man will!
Man sollte also wissen welches Spielgefühl (eher straff oder eher locker) man haben will, welche Tendenz im Klang (eher hart oder eher weich) man bevorzugt und welche Priorität man der Präzision in Intonation und Oktavreinheit gibt.
Danach wähle man dann: 1. Mensur und 2. Saitenstärke bei (in diesem Fall) vorgegebener Stimmung.
Bei Ibanez gibt es die RGD Serie, deren Gitarren ab Werk eine Standard-D-Simmung haben und die zu diesem Zweck sogar eine 26,5" Mensur besitzen! Schon komisch, dass es vom gleichen Hersteller auch 7-Saiter (H-Stimmung) mit 25.5" Mensur gibt