im ersten Takt eines Liedes im 4/4 Takt quasi nur 3/4?

Salzi
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Hi Leute,

dummer Fragen gibt es ja nicht. :)
Kann mir jemand sagen, warum hier im ersten Takt quasi nur 3 viertel platz finden?
...Sorry, das Foto ist etwas verschwommen.

IMG_20130529_234152.jpg
 
Eigenschaft
 
Ich hätte jetzt auf "vom Komponisten so gewünscht" getippt.

Ist aber nur ne Annahme. Wir haben auch n Lied bei dem eben genau der Anfang verkürzt gespielt wird, als Intro sozusagen.
 
Das nennt sich Auftakt. Manche Stücke beginnen nicht volltaktig, sondern eben nur mit einer Viertel, oder zwei Viertel usw. als Auftakt. Stell' es dir als Vorwort in einem Satz vor, oder den unbetonten Anfang eines Wortes.

http://de.wikipedia.org/wiki/Auftakt
 
Ah, ok.
Vielen dank für die Antworten.
Wieder was gelernt.
Warums am Anfang dann nicht einfach mit ner viertel Pause aufgefüllt wird, damit es aufgeht. (von meinem Beispiel ausgegangen)
Aber manches muss mann glaube ich eher hinnehmen als verstehen. :D
 
Es wird nicht aufgefüllt, weil der "Rest" des Taktes sich am Ende des Stücks befindet. Kann auch in der Mitte sein (bei einer Wiederholung oder so etwa).
 
Tatsächlich, hier gibt es noch einen Takt mit einer halben- und drei Viertelnoten.
Und warum macht man sowas?
Gibt es da ne Erklärung für?
 
Das ist so, weil die Melodie eben nicht auf dem Schwerpunkt anfängt, sondern vorher. Sie führt halt zur 1 hin.
 
Tatsächlich, hier gibt es noch einen Takt mit einer halben- und drei Viertelnoten.
Und warum macht man sowas?
Gibt es da ne Erklärung für?

Auftakt als Hinführung zur Taktbetonung (=Schwerpunkt) kann man sich folgendermaßen vorstellen/erklären/bewußt machen:

1. "Vorgeplänkel"
Stelle Dich an einen Platz, an dem Du Dich frei bewegen kannst.
1.1. Summe/pfeife eine Melodie, die einen geraden Takt (z.B. 2/4 od. 4/4) hat und mit der Taktbetonung beginnt.
1.2. Gehe dazu am Platz oder im Kreis im Metrum. (In unserer Ausbildung wurde dazu "Grundbewegung" gesagt.) Im 2/4- oder 4/4-Takt machst Du also auf jeder Viertelnote einen Schritt. Im 2/2-Takt wären die Halben das Metrum/die Grundbewegung.
> Wenn Du mit dem rechten Fuß auf der Taktbetonung einsetzt und diese auch in der Bewegung leicht betonst, fühlst Du im 2er und 4er Takt, dass immer dieselbe Seite betont wird. Diese Körperseite/dieser Fuß führt.
1.3. Verstärke die Betonung, indem Du auf die Taktbetonung klatscht.
>> Du hast jetzt 3 Dinge gleichzeitig zu tun: a) Melodie/Rhythmus singen oder sprechen b) Grundbewegung gehen c) Taktbetonung klatschen

1.4. Summe eine Melodie in einem Dreiertakt, die mit der Taktbetonung beginnt.
1.5. Gehe dazu am Platz oder im Kreis. > Die Betonungen wechseln ständig von rechts nach links. > Es ergibt sich eine schwingende Bewegung.
1.6. Verstärke die Betonung, indem Du auf die Taktbetonung klatscht.

In diesem "Vorgeplänkel" konntest Du hoffentlich erfühlen, welche Bedeutung Taktformen und Taktbetonungen haben.
Jetzt zu Deiner Frage:

2. Auftakt erfühlen
2.1. Summe eine 2/4 oder 4/4 Melodie mit Auftakt.
2.2. Fällt die erste Note mit dem Metrum zusammen, kannst Du direkt mit dem Gehen einsetzen.
2.3. Klatsche auf die Taktbetonung
2.4. Probiere aus, wie es sich anfühlt, wenn Du die Taktbetonung auf die erste Note schiebst.
2.5. Mache es wieder richtig und hebe die Arme während des Auftakts an.
>> Wenn Du es richtig machst, erlebst Du den Auftakt als eine Art Luft oder Schwung holen oder auch sich sammeln. Je nach dem. Das ist ohne Lehrervorbild nur mit Worten schwer vermittelbar. Wenn man gelernt hat, Rhythmen exakt in Schritte umzusetzen, erlebt man Auftakte je nach Art des Rhythmus unter anderem auch als Anrollen oder Hineingleiten in die erste Betonung.
2.6. Suche Dir eine Melodie aus, die versetzt zum Metrum beginnt und finde heraus, was sich in der Bewegungsspannung ändert.
2.7. Setze nicht mit dem Singen, sondern zuerst mit Grundbewegung und Taktbetonung ein. Dann fädele Deinen Gesang oder Deinen Sprechrhythmus ein.

Viele Fragen zu Rhythmen, Taktordnung und deren Notation lassen sich am besten beantworten, wenn man sie als Bewegung versteht und umsetzt, zuerst großräumig, dann verinnerlicht und "minimalisiert" aus der Körpermitte ansetzend. Wer Rhythmen nur mechanisch auszählt und als periphere Bewegung der Hände und Füße umsetzt, hat es meistens schwer.
Ich hoffe, die Übungen helfen Dir weiter.

Gruß
Lisa
 
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Sehr interessante Ausführungen, Lisa!

Und warum macht man sowas? Gibt es da ne Erklärung für?

Mein Erklärungsmodell ist - wie bei vielen musikalischen Phänomenen - die Sprache. Sprache organisiert Bilder, Bedeutungen und Bezüge in Begriffe und Wörter. Viele Sätze (sogar die meisten) starten nicht mit dem Hauptwort oder dem Verb, sondern diese zentralen sinngebenden Wörter kommen später. Erst kommen Satzteile, die nähere Umstände oder Personen beschreiben.

Musik ist oft ähnlich gebaut, weil Sprache und Musik im Gehirn sehr eng zusammenhängen und anthropologisch zwei Ausformungen eines gemeinsamen grundlegenden Lautäußerungsbedürfnisses sind. Sprache und Musik sortieren Laute hierarchisch. Oft kommt Vernachlässigbares zuerst und Wichtiges später. Der Mensch liebt offensichtlich hierarchisch organisierte Klänge. In der musikalischen Rhythmik entsteht aus dieser anthropologischen Grundlage der Auftakt.

Wird Sprache mit Musik unterlegt, ergibt sich die Notwendigkeit eines Auftakts aus der Sprache heraus oft von ganz allein (Schlag 1 fett gedruckt): Das Wandern ist des Müllers Lust / Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben / The winner takes it all ... .

Interessant finde ich daher immer Situationen, in denen die zentrale Aussage gleich zu Beginn einer Äußerung kommt. Das ist z.B. bei militärischen Befehlen der Fall ("stillgestanden!"). Das ist das genaue Gegenteil von einer Auftakt-Situation. Ein interessanter Mittelweg ist der Beginn von Beethovens 5.Sinfonie, wo das zentrale Thema den Hörer am Anfang gleich voll "überfällt", es aber trotzdem auftaktig gebaut ist.

Harald
 
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