Interpretationstexte-->Noch einer der eine Blockade hat

@soleluna

Weils so schön war
gleich nochmal:)
Z.B. Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen.
Irgendwie komm ich dann auf: Den Menschen vor lauter Leuten nicht mehr sehen...

- Oder es fliegt mir einfach ein Satz zu, der mich zum Nachdenken anregt, kürzlich war das:
"Ich kann nicht hinter dir stehen, wenn du dich vor mich drängst!"
 
@ Jongleur

Vielen Dank

scheinbar scheinen uns ab und an dieselben Gedanken zu faszinieren :) Ich kann mir selber oft nicht erklären, warum mich eine Aneinanderreihung von Worten so fesseln und soviel auslösen kann!!

Aber ist bestimmt etwas Gutes ;)
 
Tausende Wände etwa nicht? Und- eine Metapher - wofür?

"Tausend Wände" sind eine Metapher für Begrenztheit - da spielt die korrekte Anzahl keine Rolle. "Tausende" ginge natürlich auch, wobei ich "Tausende von Wänden" für korrekter halte.

Im Gegensatz zu welcher Sicht? Erklär das doch bitte näher.

"Kein Weg führt ersichtlich geradeaus" läßt bewußt die Möglichkeit offen, daß ein Weg existiert, der nicht vom Standpunkt des lyrischen Ichs, aber vielleicht von einem objektiveren Standpunkt, aus der Luft oder auf einer Karte erkannt werden kann.

Wir vergessen hier aber nicht, dass wir vom verDICHTEN sprechen?
Von einer Einladung ans auserlesene Publikum, mit zu denken?
mit dem Ziel, etwas Vages, Changierendes, Geheimnisvolles, Verhülltes zu schaffen..
.......................................................................................................................
und nicht bloß eine möglichst sachlichen Formel!

Je stärker die Andeutung, umso größer die Neugier. Wobei eine starke Andeutung präzise gebaut sein muss, aber nicht alles präzise ins Licht rücken darf!

Da wir beide uns aber auch nicht einigen können, dass "in gedanken sitzen" wesentlich prägnanter ist als "in seinen eigenen gedanken sitzen" ...

...unterscheiden wir uns zwar, wenn ich es bitter ernst nehmen würde, nicht in unserem Geschmäckern - ich kenne nicht den Deinen, Du nicht den meinen - aber doch zumindest in unseren Maßstäben:D

Deine Ausführungen will ich ja gar nicht bestreiten - so gesehen können wir uns durchaus einigen, wenn Du es nicht bitter ernst nimmst. Auch darauf, daß wir andere Maßstäbe haben - ich lasse bei meiner Bewertung eben einen größeren Spielraum zu. Prägnante Andeutungen sind eine Schraube, mit der man die Interpretationsmöglichkeiten einstellen kann - wenn dieses Prinzip durch die Diskussion klarer geworden ist, war sie doch schon fruchtbar.
 
"Tausend Wände" sind eine Metapher für Begrenztheit - da spielt die korrekte Anzahl keine Rolle. "Tausende" ginge natürlich auch, wobei ich "Tausende von Wänden" für korrekter halte..

Hm...die moderne Welt geht immer schlampiger mit Sprache um...ich muss das akzeptiere... aber ich versuche zu unterscheiden, wo eine gelungene Metapher die Sprache bereichert, und wo zum Beispiel eine schiefe Metapher infolge unsicheren Umgangs mit der Sprache vorliegt.

Es existiert ein klarer Unterschied zwischen

Massive Gebäude - 1ooo Wände

und

Massive Gebäude - tausende Wände

1000 Wände sagt mir, dass sie jemand gezählt hat. Warum bleibt eher im Dunkeln.
Es könnten auch die Zahl 1076 da stehen. Warum nicht?
Die einzige übertragene Eigenschaft, die ich erkenne lautet: Es sind viele.
DAS ist für mich, wenn überhaupt, höchstens eine (aussage)schwache Metapher.

Tausende
Wände hingegen sagt mir: Es sind einfach zu viele Mauern, um sie zu zählen.
Das Unüberschaubare erdrückt den Betrachter.
Diese Metapher wäre mir zwar zu oft benutzt, aber immerhin korrekt.

Dein "begrenzt" deutet hingegen nicht auf die Zahl, sondern auf eine Eigenschaft von Wänden: sie begrenzen. Da reichen in der Regel 4 Wände aus. Auch wenn es draußen noch 996 andere Mauern und Wände gibt ;)

Ich schreibe das Ganze nicht etwa, um mit Dir Haare zu spalten, sondern um Lust zu machen auf das wirklich Schöne einer Metapher: den scharf-sinnigen Vergleich!
 
Zuletzt bearbeitet:
"Kein Weg führt ersichtlich geradeaus" läßt bewußt die Möglichkeit offen, daß ein Weg existiert, der nicht vom Standpunkt des lyrischen Ichs, aber vielleicht von einem objektiveren Standpunkt, aus der Luft oder auf einer Karte erkannt werden kann."

Hier reden wir über die Erzählerperspektive. Es ist eindeutig ein Text aus der ICH-Perspektive. Ich zitiere mal Wikipedia:

Bei einer Ich-Erzählung ist die Frage nach der Erzählperspektive scheinbar leichter zu klären. Die betonte Subjektivität markiert einen eingeschränkten Standpunkt, denn ein Ich-Erzähler kann nicht alles über die erzählte Welt wissen.
Der ICH-Erzähler leidet in diesem Gedicht vor allem unter Auswegslosigkeit: kein Weg führt gerade aus!

Warum sollte der verzweifelte ICH-Erzähler Gott spielen? Wieder Wikipedia

Demgegenüber hat ein auktorialer, also allwissender Erzähler unbegrenzten Zugang zu allen Informationen der erzählten Welt.
Nein, den Ausweg, den es garantiert gibt (da stimme ich mit Ankui und Dir überein) erwarte ich nicht von einem läppischen "ersichtlich", sondern DEN soll mir das Gedicht liefern.

Entweder es findet tatsächlich einen Ausweg (dann müsste allerdings erst am geklärt werden WORAUS?)
Oder es schildert mir eine Auswegslosigkeit, die mich betroffen macht.
Oder es schildert die Lust an einem endgültigen Ausweg..einen Ausweg, der mich niemals überzeugen würde, aber auch Selbstmord ist eine Realität.

Und noch einmal betone ich, dass auch diese ausführliche Stellungnahme nur anregen soll, über der Für und Wider einer Erzählerperspektive nachzudenken und von mir aus auch zu diskutieren.

Zugegeben ein Thema, was in der Lyrik, wo ja die meisten die ICH-Perspektive intuitiv wählen, meistens ignoriert wird.
 
Der Erzähler bleibt in seiner Ich-Perspektive, "ersichtlich" betont ja gerade diese Beschränkung. Er würde gerne mehr wissen, aber die günstigeren Perspektiven, die ich erwähnt hatte, kann er nicht einnehmen.

kein Weg führt geradeaus - der Erzähler schließt die Möglichkeit aus, daß es einen brauchbaren Ausweg gibt
kein Weg führt ersichtlich geradeaus - möglicherweise gibt es einen Ausweg, den der Erzähler nicht erkennen kann, aber auch nicht ausschließt
 
Ich finde den Kontext, in dem solche Teststellen stehen, entscheidend.

Wenn der Kontext eine Schilderung ist, eine Aussage über die Situation macht (allwissender Erzähler), dann ist ersichtlich überflüssig und schwächt. Da gibt es nur: Es gab keinen Weg. Oder: Es war kein Weg zu sehen.

Wenn der Kontext eine Beschreibung, eine Wahrnehmung aus der Sicht des Lyrischen Ich ist, schließt der Satz: "Da gab es keinen Weg" auch ein, dass er sich darüber täuscht. Der Satz "Ich sah keinen Weg" steht dann schon für eine Reflexionsfähigkeit des Lyrischen Ich. Oder für eine Betonung der sinnlichen Wahrnehmung, die möglicherweise für das Lyrische Ich kennzeichnend ist.

Und meine Anregung wäre:
Massive Gebäude,tausend Wände
Kein Sicht führt geradeaus
 
sorry, Doppelposting
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Erzähler bleibt in seiner Ich-Perspektive, "ersichtlich" betont ja gerade diese Beschränkung.

Nein. Nicht "ersichtlich" betont die Beschränkung. Sein "Ich" ist die Beschränkung. Das reicht, zumindest mir, aus. Ich weiss, das jedes ICH beschränkte Sinne hat.;)

Diese fundamentale Erkenntnis traue ich sogar IHNEN zu, Herr Delling...:D

Er würde gerne mehr wissen, aber die günstigeren Perspektiven, die ich erwähnt hatte, kann er nicht einnehmen.
Eine mutige Behauptung, allerdings mit nichts weiter als deiner Phantasie belegt....

Ich halte mal dagegen, dass das Gedicht eher den Tenor hat, die Suche nach dem "fehlenden" Puzzle-Teil aufzugeben...
...und es statt dessen zu lernen, mit einem unvollständigen Weltbild zu leben.

Provokant behaupte ich, dass das Gedicht NUR geschrieben wurde, um sich eine Last von der Seele zu schreiben. Um sich in die Notwendigkeit des nicht- alles- wissen- könnens zu ergeben.

Es ist, mal kämpferisch gesagt, geradezu eine Ode an das undurchdringliche Dickicht der menschlichen Psyche;)

Wie ich daruf komme?

Wie viele Aussagen trifft das lyrische Ich zu der Hoffnung, das fehlende Puzzleteil zu finden? - KEINE!

Wieviel Aussagen trifft es zur Unauffindbarkeit des Puzzleteils? - Meiner Meinung nach steht das ganze Gedicht dafür!
----------------------------------------------------------------------------------------------
Welcher Dichter kennt schon seine versteckten Motive, seine verdrängten Traumata, die ihn zum Schreiben bringen.

Manchmal drängt sich der absurde Widerspruch zwischen sichtbaren Schreibziel und unsichtbaren Schreibanlass folgerichtig nur dem unbeteiligten Publikum auf.:gruebel:...;)
 
Wenn der Kontext eine Schilderung ist, eine Aussage über die Situation macht (allwissender Erzähler), dann ist ersichtlich überflüssig und schwächt. Da gibt es nur: Es gab keinen Weg. Oder: Es war kein Weg zu sehen.

Einspruch: Gerade der allwissende Erzähler dürfte sagen: Der gerade Weg war ihm nicht ersichtlich.

Der Vorteil des ICH-Erzählers dagegen ist , dass er authentisch wirkt mit all seinen Fehlinterpretationen. Seine Sicht ist von Gefühlen getrübt!

Würde hingegen der auktoriale Erzähler die Innenwelt jeder Handlungsperson berücksichtigen, geriete des Kunstwerk, egal ob Roman oder Gedicht, rasch total unübersichtlich.

Ein Vorteil des allmächtigen Erzählers ist es, dass er oft mit unkommentierten oder vielseitig kommentierten Handlungen das Paradoxe menschlichen Handelns mühelos ans Licht bringen kann.


Kein Sicht führt geradeaus
Leider ebenfalls Einspruch. Im Gegensatz zum Weg scheint die Sicht nicht "führen" zu können. Höchstens das gesichtete Ziel. Google mal die Kombination...Obwohl so ganz sicher bin ich mir da momentan auch nicht...

Eine Alternative

Massive Gebäude, tausende Wände
Keine Sicht auf ein lohnendes Ziel

Wer bietet mehr?;)

Allerdings

Kein Weg führt geradeaus ist schon wirklich gut!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab eine Pause gemacht um mir nach und nach stilistischen Mittel wieder anzueignen.
Ich bin schon mal froh darüber das ich hier zwischen euch eine richtige Diskussion entfachen konnte.
Und das wäre auch mein Ziel bei den zuhören: Sich zu überlegen wie etwas gemeint ist und warum, versteht ihr?

Die Phantasie und mutigen Anregung sind das, was ich bei den Zuhörern reizen möchte.
Es gibt zu viel an Musik, die zu Direkt ihre Absichten oder Themen formulieren. Für mich jedoch soll der Höher die Aussage des Textes und Meinung für sich selbst finden.

Ich werde eure Verbesserungen berücksichtigen.
Literatur ist ein Handwerk es fließt nicht einfach so von der Feder man muss üben üben üben und so werde ich das auch machen.
Rom würde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut;-)

Ich bin für jeden eurer Hinweise dankbar und freue mich, das ich euch zum nachdenken gebracht habe.
Weitere Ideen für Texte und Verbesserungen an Texte werde ich noch online stellen, um zu sehen, ob ich mich nach eurer Meinung auch verbessert habe.
Nochmals Danke an euch^^
 
Nein. Nicht "ersichtlich" betont die Beschränkung. Sein "Ich" ist die Beschränkung. Das reicht, zumindest mir, aus.

Was verstehst Du dann unter Betonung?

Ich weiss, das jedes ICH beschränkte Sinne hat.;)

Diese fundamentale Erkenntnis traue ich sogar IHNEN zu, Herr Delling...:D

Immerhin gibt es eine Ebene, auf der wir übereinstimmen - und sei es die Beschränktheit :rolleyes: .

Eine mutige Behauptung, allerdings mit nichts weiter als deiner Phantasie belegt....

Belegt sehe ich diese Behauptung mit den Formulierungen vom nicht "ersichtlichen" Weg, vom Gefangensein in "eigenen" Gedanken. Hier liegt gerade der Knackpunkt. Wenn diese Formulierungen wegfallen, so wie Du es forderst, wird meine Interpretation fragwürdig. Das ist die Schraube, mit der der Autor die Interpretation lenken oder offen gestalten kann - und diese Entscheidung sollten wir ankui überlassen. Ich hoffe, die Diskussion hat ihm die Problematik klarer gemacht.
 
benno,

ich hab nicht so recht das Gefühl, dass Du auf meine Argumente eingehst. - Musst Du ja auch nicht.
Wir beide drehen uns (nicht zum ersten Male) im Kreis. - Dürfen wir ja auch.
Aber ich habe keine Lust auf ein Hornberger Schießen.

Außerdem sind unsere unterschiedlichen Positionen für Dritte ja auch ausreichend klargestellt.
Lassen wir es dabei.

ciao
 
Halliallo,

Also, vielen vielen Dank für eure zahlreichen Antworten, Tipps, Anregungen, usw..
Ich kann garantiert jede Menge davon gebrauchen. Ich bin mir sehr sicher. ;)
Ihr seid echt Klasse und mit soviel Response habe ich gar nicht gerechnet. Ich denke ich werde jetzt das Ganze viel umgezwungener sehen, als vorher. Unter Druck setzten bringt gar nix, am Ende kommt eh nur eine Blockade xD.

Gruß
Ersguterjunge :great:
 
So hat ein bissel gedauert ;-)
Ich muss mich dafür entschuldigen aber der "Nebenjob" hat ganz schön viel zeit gefressen.
Momentan bin ich wider am schreiben. Die 2 Wochen Gedankenpause über das Thema haben ganz schön geholfen.^^

Naja Joungler wird es nicht freuen das ich wieder in englisch etwas geschrieben habe.
Ich fühle mich aber beim schreiben der Texte in englischer Sprache um einiges wohler als wenn ich sie in deutsch schreibe.

Hier der text (wenn Übersetzung gefordert ist poste ich sie gerne nach)

Closed eyes are open doors
Dare yourself and see
Did it (all) already happen ?
Nigthemares taking comfort from me
Slipping trough this filthy veil
Take one more step into that open dorr
Take one more step to eternity



 
Die Strophe klingt nach einem "Wage es, in dein Inneres zu schauen";, aber eher nicht im Sinne eines "Erkenne dich selbst", sondern im Sinne einer psychedelischen Reise in das Universum der Gedankenwelt des Ichs. Die Augen zu schließen, um Türen in eine andere Welt aufzustoßen. Aber, ob dort die Ewigkeit zu finden ist, das ist mir zu unschlüssig und es ist auch nicht im Text angelegt, wie wird aus Albträumen eine Ewigkeit?

Das Englisch schwächelt etwas. Ich versuche ne grobe Korrektur:

Was willst du mir der zweiten Zeile sagen?​
"Wage (es) dich zu erkennen" oder "Wage (es), (etwas) zu sehen"?​
Beides könnte richtig heißen: "dare to see" oder "take a chance to see" oder anstatt "to see" kannst du "to realize" nehmen.​

Du hast "nightmares" falsch geschrieben und außerdem müsste es heißen: "nightmares take control of me" oder "assume control of me"

"through" hast du auch falsch geschrieben und "door"

Die letzte Zeile muss "into eternity" heißen, weil das Du irgendwohin räumlich eintreten soll, deshalb "into"

Als erster Entwurf ist das zu gebrauchen, aber versuche die Situation bildlicher zu beschreiben. Wie sieht die Phantasiewelt aus, warum ist sie abltraumhaft, wie sieht dieser Albtraum aus? Wie komm ich aus dem Albtraum in die Ewigkeit? Welche Ewigkeit und was bringt sie dem Ich? Ist sie das Ziel? Überleg, ob du die Perspektive eher in ein Ich anstatt in ein Du verlagerst, dann kann das Ich die Bilder intensiver beschreiben, da es diese hautnah erlebt.

Weitermachen!​
 
Die 2. Zeile steht unmittelbar mit der 1. In Verbindung. Man erinnert sich bewusst an frühere Situationen, darum auch die rhetorische frage in der 3. Zeile, ob dies alles schon geschehen sei.
Manche Erinnerungen sind einfach für uns Albträume. Jeder von uns hatte in seinem Leben schon mal eine Situation in der er nicht fliehen konnte.
Manche sind so tief in uns verankert, das uns selbst Jahre danach, wenn wir uns versuchen zu erinnern, ein Schauer über unseren Rücken läuft.
Die letzten beiden Zeilen sind im imperativ verfasst, weil ich den Hörer auffordern will, seine eigenen schrecklichen Erinnerungen endlich zu verarbeiten.
Die Ewigkeit steht dafür,das die Erinnerungen, selbst wenn sie mal wie verdrängt erscheinen, dennoch in uns für immer ruhen werden.

Naja die Rechtschreibfehler waren dumm. Hätte Nochmal korekturlesen sollen^^`
 

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