Ist Metal bzw. allgemein "harte Gitarrenmusik" die undankbarste Art von Kunst?

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Gemeint ist mit dem Titel das Verhältnis zwischen Aufwand/Zeit/Kosten, die man selber als Künstler investieren muss und der durchschnittlichen gesellschaftlichen Wertschätzung für das künstlerische Produkt, welches am Ende entsteht.

Ursprünglich fiel mir diese Relation v.a. auf, als ich mal vor Kumpels einerseits Sachen auf der Gitarre vorspielte und andererseits auf dem E-Piano eines jener Kumpels. Man muss dazu sagen, dass ich nur ca. 1% so viel Übung in letzterem Instrument habe wie mit der Gitarre und zudem zu jenem Zeitpunkt seit ungefähr 10 Jahren keine Tasteninstrumente mehr gespielt hatte. Dennoch sorgte mein Geklimper für äußerst positive Reaktionen, was man von meinem Gitarrenspiel nicht behaupten konnte. Ich bin mir auch relativ sicher, dass selbst die meisten professionellen Metal-Gitarristen an der Stelle keine positiv Resonanz erhalten hätten. Noch eklatanter verhält sich das ganze, wenn man den Prozess bis zu einem fertigen Song oder Album betrachtet: Die Sachen erstmal vernünftig spielen zu können, verlangt äußerst viel Übung (für den Durchschnittshörer klingt das natürlich alles nach überhaupt nichts, insoweit man nicht die Skills eines TheDooo o.ä. etabliert hat, wobei selbst letzterer von nicht wenigen so wahrgenommen wird wie jemand, der nach drei Jahren Blockflöte besonders viele hohe Töne schnell spielen kann), danach klingen die aufgenommenen Spuren aber auch bei sauberster Spielweise erstmal absolut nicht geil, wenn man sie zu einem Track zusammenfügen will.

D.h. es muss der Prozess des Recordings, Mixings und Masterings beherrscht werden (es sei denn, man will das alles für viel Geld in andere Hände abgeben, wobei dann allerdings klar ist, dass 99,99% der Künstler heutzutage ein Verlustgeschäft machen werden, da sich die Kosten über Verkäufe von Tonträgern niemals amortisieren werden), welcher im Falle von Metal ebenfalls sehr viel diffiziler ausfällt als in den meisten anderen Musikstilen. Auch da fiel mir immer wieder auf, dass - wenn ich mal spaßeshalber Songs in anderen Genres aufgenommen habe - sehr viel eher positive Reaktionen kamen bei einem Arbeitsaufwand von ca. 0,5% von dem, was ich für Metal-Tracks investiert hätte. Natürlich kann man nun wieder einige populäre Metal-Virtuosen nennen, die auch heutzutage einen gewissen Status genießen, aber der Zeitaufwand, welcher dort investiert worden sein muss, um zu dem entsprechenden Endergebnis zu kommen, hätte wahrscheinlich auch jedes andere Unterfangen im Leben zu einem Erfolg werden lassen (und zumeist schneller). Und dann gibt es eben auch viele, die trotz hochkarätiger Fähigkeiten völlig unbeachtet bleiben. Letzteres ergibt sich natürlich logischerweise auch in anderen Formen von Musik/Kunst, aber - wie eingangs bereits erwähnt und anschließend begründet - scheint mir das Verhältnis aus Aufwand/persönlicher Investition einerseits und Formen von Wertschätzung, die man dafür erwarten kann, bei Metal/harter Gitarrenmusik singulär ungünstig zu sein. Das wird mich persönlich nun nicht davon abhalten, weiter diese Musik zu machen, da mir die Musik als solche unfassbar viel gibt und das wird wahrscheinlich auch vielen anderen so gehen. Insofern würde ich die Frage im Threadtitel auch nicht unbedingt mit "ja" beantworten, aber die anderen genannten Aspekte bestehen aus meiner Sicht dennoch.
 
Ein echter Biergarten Thread! :mampf:
 
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Metal ist die dankbarste Art von Kunst, weil es mir die Leute vom Hals hält, die eh nichts zu meinem Wohlbefinden beitragen könnten. :m_git1:

(Ich verstehe natürlich absolut deinen Punkt.)
 
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Also, ich finde es ist große Kunst, Geräuschsammlungen für Musik zu halten.
Warum hat mich "Metal" nie abgeholt? Es gab mal einen Song "Fire Starter" (?), der war klasse gemacht und richtig neuartig. Komisch, ich kann sogar Klassik, Schlager, Rock, wirklich alles hören. Es darf nur nichts "aggressiv" sein. Singen, nicht schreien. Brei ist Brei. Lauter Brei macht taub.
 
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D.h. es muss der Prozess des Recordings, Mixings und Masterings beherrscht werden (es sei denn, man will das alles für viel Geld in andere Hände abgeben, wobei dann allerdings klar ist, dass 99,99% der Künstler heutzutage ein Verlustgeschäft machen werden, da sich die Kosten über Verkäufe von Tonträgern niemals amortisieren werden)
Eines der Hauptprobleme, weil Metal immer mehr im Baukastensystem produziert wird und generisch wird. Echte Drummer sind eher selten, der Bassist kommt auch oft aus der Tüte und der Snaresound ist wichtiger als gutes Songwriting.
 
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Ich glaub das ist allgemein das Schicksal von Musik abseits des Mainstreams.
Ging mir früher ähnlich. Ich hatte mich in den Stil von Rory Gallagher reingefuchst und teilweise Ton für Ton rausgehört und nachgespielt.
In meinem Umfeld hieß es dann immer, "spiel doch mal was Ganzes", "was Gescheides".
Was "Gescheites" war das was, was man aus der Hitparade kannte, und das musste ja dann ungleich anspruchsvoller sein, da ich keine Ambitionen hatte sowas zu spielen.
 
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ich denke das kann man so alles nicht über einen Kamm scheren, vieles ist nicht vergleichbar und jedes Genre hat mit seinen eigenen Herausforderungen zu kämpfen.
Ein 1 Person Projekt (Singer Songwriter) mit Gesang und einem Instrument (zb Gesang und Klavier) wird ganz andere Herauforderungen haben als eine 5 Köpfige Metal Band, und in der Pop Welt gehts überhaupt wieder ganz anders zu, und wer mag was zu Swing und BigBand erzählen?

Was sehr Metal spricht ist eine sehr loyale Hörerschaft und Fangemeinde, das hast du in anderen Musikstilen weitaus weniger
 
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Als Hobby-Musiker finde ich Metal toll. Es gibt hier wenigstens noch eine relevante Subkultur und durch die Technik kann man als Band einfach vernünftige Demos aufnehmen.

Sonst würde ich davon aber weggehen zu sagen Metal ist anspruchsvoller als XY.
Nur weil etwas komplex ist, ist es nicht gut und nur weil ein Song simpel ist, ist er nicht schlecht. Ein kompliziertes Solo kann das Highlight eines Songs sein oder die Leute aus dem Saal treiben usw.
 
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Ja. Aber diese loyale Fangemeinde ist allerdings auch sehr spießig bezüglich Hörgewohnheiten und Erwartungen
 
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Eigentlich ist es recht einfach.....es ist geschmackssache. Und da steht man eben mit zunehmender "Härte" der Musik auch immer alleiner da.
Es gibt auch Stilrichtungen des Metal denen ich absolut nichts abgewinnen kann......wo ich nicht einmal genau sagen kann ob alle Musiker sich darüber einig sind ob sie auch wirklich das gleich Stück spielen.
Und je technisch versierter/verspielter etwas ist, um so weniger holt es die Breite Masse ab.
Also ein Sänger mit A-Gitarre und einem traurigen Liedchen über seine verlorene Liebe hat es da auch bei nur 3 Akkorden wohl einfacher als ein virtuoser Rock/Metalgitarrist.
Das gibt es aber in vielen Stilrichtungen....bis zu einem gewissen Schwellwert ist es Massentauglich und darüber wird es zunehmend dünner.
 
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Hallo,

Musik ist ein Hobby und damit eine Art der Selbstverwirklichung. Der Aufwand den ich in meine Musik stecke benötigt für mich keinen Gegenwert von anderen. Trotzdem freue ich mich natürlich über jeden dem meine Musik gefällt.
Im Metall und anderen Nischen herrscht so eine gewisse Zeitlosigkeit und ältere Stücke können über Jahrzehnte ihren Wert behalten. Deshalb empfinde ich Metall als sehr dankbar.
Im Gegensatz dazu würde ich Pop als sehr undankbar empfinden da diese Musik im Prinzip für andere geschrieben wird und schnell an "Wert" verliert. Ich möchte nicht, dass die Dinge in die ich etwas von mir selbst stecke nach 3 Jahren als alter Mist abgestempelt werden.

Grüße René
 
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als ich mal vor Kumpels einerseits Sachen auf der Gitarre vorspielte und andererseits auf dem E-Piano eines jener Kumpels. ... sorgte mein Geklimper für äußerst positive Reaktionen, was man von meinem Gitarrenspiel nicht behaupten konnte.
Hören deine Kumpel Metal?

D.h. es muss der Prozess des Recordings, Mixings und Masterings beherrscht werden, welcher im Falle von Metal ebenfalls sehr viel diffiziler ausfällt als in den meisten anderen Musikstilen.
Das sagt vermutlich so ziemlich jeder über seinen Stil.
 
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Jedenfalls ist E-Gitarre ohne jede musikalische Einbettung nix, womit man den Normalo länger als 90 Sekunden erfreuen kann. Ich glaube, da würde selbst Brian May oder John Mayer gesagt: "Spiel mal was Schönes."
Ich, obwohl vom Fach, merke das selbst bei den öchzigmilliarden YT-Videos, die ich alle nicht mehr gucke. Und da ist es auch egal, ob Rabea Dingens die Wände wackeln lässt oder TPS-schöngeistig auf der Tele herumgeperlt wird.
E-Gitarre ist kein Soloinstrument und so vorgeführt langweilig.

Ob Metal undankbar ist? Ich kenne eine Menge Leute, die ihn leben. Nein, ist er nicht. Finden die nicht, finde ich nicht. In der Branche wird i. ü. enorm Geld verdient. Nur nicht von jedem. Aber auch das ist nicht undankbarer als in anderen Lebensbereichen.
 
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die man selber als Künstler investieren muss und der durchschnittlichen gesellschaftlichen Wertschätzung für das künstlerische Produkt
Wem es um (breite) gesellschaftliche Anerkennung geht, soll Musik machen, die die breite Gesellschaft kennt, mag und versteht.

Wer Metal mag, soll Metal machen und sich diese Anerkennung von Gleichgesinnten holen - da verstehe ich schon, dass das nicht immer ganz leicht ist. Eine auftretende Band bekommt ihre Rückmeldung, als Home-Metaler ist man oft eher der eine nervige Nachbar, der dauernd laut ist und im familiären Umfeld kommt vermutlich das grauslichste Weihnachtslied in miserabelster Intonation irgendwie auf einem Keyboard geklimpert besser an als du spielst in beneidenswerter Sauberkeit und mit astreiner Technik ein Metalsolo.

Aber ich hab mich im Metal (bzw. den zugehörigen sozialen Kreisen) eigentlich uA. auch wegen der "Schei* auf die anderen Weicheier und erst recht diese Dosen-Musik-Fans"- Mentalität (ich überzeichne etwas, aber ich denke es ist klar, was ich meine) immer durchaus wohl gefühlt, was du beschreibst ist wenn du so willst die Kehrseite dieser Medaille.


Aber das ist auch nicht nur im Metal so.
Glaubst du, dem Jazz-Gitarristen, Sax-Spieler, .... geht es groß anders?
Ich hab 10J im Verein Posaune gespielt, als Orchester auftreten kam natürlich gut, aber wie glaubst du fielen die Reaktion auf ein wirklich arschschweres Solo von mir im Vergleich zu klein Maxi, der schon eine Trompete halten kann aus? :redface:


Bleibt unterm Strich: Du musst wissen, wofür du das machst. Machst du es für dich und es macht dir Spaß hast du doch eh schon gewonnen.
Machst du es nicht für dich, sondern in irgendeiner Form für andere hoffe ich, dass du dafür bezahlt wirst.

LG
 
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Undankbar im Sinne von Karriere machen oder beliebt sein?
Wer von so vielen Leuten wie möglich für sein musikalisches Werk geliebt werden möchte, muss das machen, was bei der Mehrheit gut ankommt. Wessen Herz für Metal schlägt, muss sich mit allen anderen Metal Jüngern den Pool der Fans teilen. So ist das nun einmal. "Du bist gemein, weil du meine Musik nicht wertschätzt, obwohl ich so viel übe" hilft da wenig.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Mach Musik in erster Linie für dich und nicht für andere. Und bitte lass dich nicht dazu hinreißen, andere Musikstile zu werten Im Sinne von " ich muss doch viel mehr üben/investieren/ertragen als die anderen.
 
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"Ist Metal die undankbarste Art von Kunst?"

Bei welcher anderen Musikrichtung nehmen es denn die Fans in Kauf, sich auch noch bei Wind und Wetter im Schlamm zu wälzen (s. Wacken), um ihre Lieblingsbands zu sehen? ;)
 
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Hier kommen wir zum entscheidenden Punkt: Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Oder ganz blöd gesagt: Wenn ich kunstvoll gefertigte Burger aus Kot produziere, wird die trotzdem niemand essen.
Ergo: Wenn Du Wertschätzung willst, dann mache Musik, die vom Publikum wertgeschätz wird. M.E. ist Metal da noch gut dabei. Mach mal z.B. Freejazz, das will wirklich keiner hören...
 
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