Jazzpartitur

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Hi Leute,

ich muss demnächst ein Referat über "Jazzpartituren" halten. Jetzt hab ich angefangen mich da ein wenig zu erkundigen und keine brauchbare Literatur gefunden.

Deshalb wollte ich einfach euch fragen, ob ihr da brauchbare/verwertbare Dinge kennt.

Da es noch ein bisschen Zeit ist, wollte ich auch noch nicht gleich zum Dozenten rennen und ihn nach Literatur fragen.


Falls euch etwas einfällt, sagt mir einfach Bescheid,

danke

Haut Rein, Sausibausi
 
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Partitur ist Partitur!
...was sollte an einer "Jazz"-Partitur anders sein als an einer "Normalen"?
 
Partitur ist Partitur!
...was sollte an einer "Jazz"-Partitur anders sein als an einer "Normalen"?

Die Annordnung der Stimmen in einer Bigband- oder Combopartitur? Stimmverteilung (z.B. 1.+2. Altsax in ein System)? Zusammenfassung von Stimmgruppen mit Akkoladenklammern? Vielleicht noch Ergänzendes zu spezifischer Notation, z.B. von Drumset und Percussion? Sonstige Jazzspezifische Vortragsbezeichnungen oder Angaben ("Medium Up" statt "Allegro")? ... Das wären ein paar Fragen, beantworten kann ich sie selber nicht :redface:
 
das gibt es doch vergleichbar in anderen Musikstieln ähnlich...?!
 
Jaha, aber halt jazzspezifisch anders und das ist einem als nichtjazzer nicht unbedingt so geläufig wie eine Orchesterpartitur. Ok, das meiste kann man von irgendeiner Musterpartitur ableiten, aber vielleicht braucht er Literatur als Quellenangabe...
 
...was sollte an einer "Jazz"-Partitur anders sein als an einer "Normalen"?
Z.B.
Akkordsymbole statt Noten in der Rhythmusgruppe (Bass, Piano, Gitarre) mit sparsamen Hinweisen zur rhythmischen Ausführung.
In der Schlagzeugstimme werden nur die Kicks notiert, ansonsten reichen Angaben wir in 4 oder in 2.
Improvisierte Soli mit Akkordsymbolen. Trotzdem werden zusätzlich oft notierte Soli geschrieben für Musiker, die nicht improvisieren können.
Teile des Arrangements können aufgebrochen werden, z.B. durch improvisierte Soli über einen Vamp. Wie notiert man das? (open until cue etc.)

In Freejazzpartituren für Bigband habe ich schon so lustige Anweisungen gesehen wie: spiele dein Lieblingslied.

Ein mögliche Herangehensweise an die Frage könnte sein, sich mit der Geschichte der Bigband Arrangements von den Head Arrangements der frühen Count-Basie Bigband bis zu den Freejazz-Partituren von z.B. Steve Lacy zu informieren.

Ist das für Schule, Hochschule, Uni oder wofür?

Literatur? Naja, Partituren, würde ich mal sagen ...

Gruß,
McCoy
 
Leute, das ist doch peripher!
Wer sich in einer klassischen Partitur auskennt, der kommt auch in einer Big Band-Partitur zurecht.
 
Da hast Du natürlich völlig recht!
Aber Sausibausi ist laut seinem Profil Student der Musikwissenschaften, und in der Musikwissenschaft kommts wohl eher darauf an, zu solch einem Thema schlaue wissenschaftliche Äußerungen zu tun.
 
ich muss demnächst ein Referat über "Jazzpartituren" halten...und ihn nach Literatur fragen.

Vielleicht habe ich jetzt etwas am Erlauf der Threads falsch verstanden, denn ich bin ganz anderer Meinung als McCoy und WilliamBasie. :gruebel:

Die Unterschiede sind m.E. so groß, dass man ohne eigene Combo- bzw. Big Band- Erfahrung als Spieler und ohne umfassende Erfahrung als "sachkundiger" Jazz-Hörer neben den musikalischen Selbstverständlichkeiten keine wirkliche Chance hat, allein aus der Partitur hörenswerte Musik zu machen.

Unterschiede zur klassischen Partitur sind außer der Besetzung z.B.
spezielle Ausdrücke für Spielanweisungen wie Swing Feel, Latin Feel, Rock, Shuffle oder Effekte, hier einige für die Brass-Section: stem, hat, stand, doit, growl, + o usw.

Klingende, aber nicht unbedingt aus der Notation notierte Unterschiede ergeben sich im Swing für die Interpretation von Achteln und je nach Zusammenhang kurz zu spielenden Viertelnoten. Für's Weitere sollte man die Feinheiten kennen, wenn man Arrangements von bedeutenden Big Bands wie Basie, Kenton, Ellington, Mintzer usw. spielt. In den Noten von Mintzers TV Blues steht eben nicht der ironische Unterton, mit dem das zu spielen ist.
Weitere Unterschiede ergeben sich aus dem Umgang mit Akkordymbolen, z.B. für die Gitarre. Die werden je nach Big Band Stil unterschiedlich wiedergeben, sind aber das Voicing, oft sollen nur zwei bis drei Töne daraus klingen, ohne dass das notiert wäre. Andere Notwendigkeiten wie der richtige Strum stehen auch nicht in der Partitur. So etwas muss der Gitarrist wissen und der Conductor im Zweifelsfall hören und korrigieren können.

Ein schönes Buch mit CD ist von Fred Sturm, Changes Over Time, Advance Music 1995. In diesem englischsprachigen Werk werden anhand von vergleichenden Studien diverse Arrangement-Aufgaben behandelt. Die ausgewählten Arrangements stammen von 1906 bis 1994 und bekannten Namen wie Jelly Roll Morton, Benny Carter, Gil Evans, Bill Holman, Sammy Nestico, Thad Jones, Clare Fischer...
 
Erst mal danke für die zahlreichen Antworten

... aber vielleicht braucht er Literatur als Quellenangabe...

ja das ist eines der Probleme.

So ein bisschen "Halbwissen" hab ich auch, also z.B mit den Akkordsymbolen, Impros, etc. Ist allerdings nur Halbwissen und ja, ich studier Musikwissenschaft und da bringt mir das relativ wenig.

Das was allerdings zonquer sagt, ist genau das was ich brauch (am besten mit Literaturangaben); diese ganzen Feinheiten für die man wirklich tief in der Materie drin sein muss um sie zu kennen.
 
So ein bisschen "Halbwissen" hab ich auch, also z.B mit den Akkordsymbolen, Impros, etc. Ist allerdings nur Halbwissen und ja, ich studier Musikwissenschaft und da bringt mir das relativ wenig. Das was allerdings zonquer sagt, ist genau das was ich brauch (am besten mit Literaturangaben); diese ganzen Feinheiten für die man wirklich tief in der Materie drin sein muss um sie zu kennen.

Ich sehe da mehrere Ansatzpunkte für Literatursuche:

- erst mal die allgemeine Musiklehre und Notensatz
  • dtv-Musikatlas
  • Albert C.Vinci: Die Notenschrift
  • Herbert Chlapik: Die Praxis des Notengraphikers
http://www.jazzleadsheets.com/images/examples3.pdf

- dann instrumentenspezifische Notationsregeln im Jazz. Da wären Instrumentalschulen die erste Wahl
  • Sperie Karas: Jazz Drumming. Dort wird gut erklärt, wie eine Big-Band-Schlagzeugstimme aussieht und zu interpretieren ist
  • Bill Dobbins: Jazz Piano Harmony. Ein Grundlagenbuch zum Jazzpiano, mit ausführlicher Besprechung von Akkordsymbolen und Voicings
und unsere MB-Diskussion von 2006: https://www.musiker-board.de/notati...-notation-neuzeit-blues-jazz.html#post1757766
http://hum.lss.wisc.edu/jazz/jazz.drums.html

- dann didaktische Literatur für Big-Band-Leiter, in denen der Umgang mit Jazzpartituren thematisiert wird
  • Werner Sostmann: Die Schüler-Big-Band
  • Joe Viera: Die Big Band in der Schule
  • Richard Lawn: Jazz Ensemble Director's Manual, darin vor allem das Kapitel "Jazz Ensemble Instrumentation"
  • Carl Strommen: The contemporary chorus (für Jazzchöre)

- Literatur für Analyse und Komposition
  • Henry Mancini: Sounds and Scores. Da geht es in erster Linie um Hollywood-Filmorchester der 60er-Jahre, aber zum Thema Big-Band-Arrangement und Notenschriftkonventionen im Jazz steht auch einiges drin
  • Rayburn Wright: Inside the score. Dort werden 8 Partituren abgedruckt und analysiert. Das dürfte dein Thema ziemlich genau treffen
  • Sammy Nestico: Der professionelle Arrangeur. Ich hab mein Exemplar verliehen und bekomme es nicht zurück :mad:, sonst könnte ich genaueres dazu schreiben...

Sehr lesenswert sind im Zusammenhang mit Musiknotation in der Jazz-/Popularmusik übrigens die Artikel von Lee Monroe und seinen Mitarbeitern von Expressmusic aus Orlando, Florida.

Harald

P.S.: Ich verschiebe mal in die Musikwissenschaft, weil es ja nicht um ein Einsteigerniveau geht, sondern um studientechnisch verwertbare Dinge.
 
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