Kanzellen kaum ziehbar und Fragen zum Spielen

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flowison
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Liebes Musiker Board!
Ich bin sowohl neu in diesem forum, als auch an der harp.
Ich spiele seit 8 jahren schlagzeug und hab mir vor ca. 4 jahren gitarre beigebracht.

Seit ca. einem halben jahr, spiele ich mit dem gedanken mir mundharmonika beizubringen und gestern hats begonnen!!!
Ich habe mir von meinem nachbarn eine lee oskar tombo (steht drauf) in c dur gestimmt ausgeborgt und von dieter kropp: blues harp basics (leider die cd verschmissen).
In 2/3 stunden war ich mit dem heft durch und kann beherrsche die einzelton spielweise schon recht gut für paar stunden spielen.
hab das bending auch ganz schnell draufgehabt, was mich irrsinnig gefreut hat.

nun hab ich mich heute wieder hingesetzt und komme drauf, dass die 2. kanzelle kaum mehr ziehbar ist. -> Der ton klingt als ob meine oma ersticken würde.
Kanzelle 3. ist auch etwas schwerer als die anderen zu spielen aber noch im grünen bereich.

was kann das sein? spucke? schmutz? kaputt???

dann wollt ich euch noch fragen, wo ich jetzt mich am besten weiterbilden könnte?
ich habe sämtliche youtube videos angeschaut mit blues tabs etc, aber ist quasi immer dasgleiche.
deseiteren durchschaue ich noch nicht ganz die richter stimmung.
kann man nur 2 akkorde (c und g) spielen?

wie kann ich zb ein a-moll spielen?

wenn die gitarre C - F - Am - G spielt, was kann ich da als beispiel dazuspielen??

und letzte frage: wie reinige ich meine harp? kann sie, wenn ich sie 1 woche aufs segelschiff mitnehmen zum rosten anfangen??


Hoffe ihr könnt mir weiterhelfen!!!

Ein sehr motivierter harp beginner,
lg flow
 
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Hi flow

Warum die Ziehtöne nicht mehr gehen, läßt sich per Ferndiagnose schlecht sagen.
Da Du kräftig benden geübt hast, könnte es natürlich sein, daß Du zu ausdauernd kräftig gezogen hast. Und dann kann es durchaus passieren, dass die Zungen irgendwann nicht mehr spielbar sind. Sie können kaputt sein, müssen es aber nicht. Alles, was Du an Möglichkeiten aufgezählt hast, ist möglich. Außerdem kann sich der Lösabstand verändert haben.
Da hilft nur eines: aufschrauben und reingucken.
Im www gibt's diverse Filmchen, in denen gezeigt wird, wie das Innenleben einer Harp gepflegt wird.
Also Suche anschmeißen und Anleitungen sammeln. :cool:
Ansonsten: Vor dem Spielen den Mund gründlich mit Wasser ausspülen. Beim Spielen sind Naschereien und klebrige Getränke tabu.
Nach dem Spielen Mundharmonika ausklopfen.
Mit einem leicht angefeuchteten Mikrofasertuch lassen sich äußerliche Ablagerungen gut entfernen.
Pflegehinweise der Hersteller beachten.

Richter-Stimmung
Wenn Du eine C-Harp hast, kannst Du zwar Melodien in a-moll spielen, doch für Moll-Akkorde benötigst Du eine Harp, deren Blas- und Zieh-Töne so gereiht sind, dass sich diese ergeben.
Wirf mal eine Suche an mit > Richter-Stimmung Mundharmonika <
und gehe auf Bilder bzw. Images.
Das Suchergebnis sollte dann die ein oder andere Grafik auswerfen, auf der die Skala abgelesen werden kann.
Auf der Webseite von Klaus Rohwers findest Du einen Vergleich zwischen mehreren Stimmsystemen.
http://www.klausrohwer.de/privat/hobbies/muha/muhapubl/muhakunde.htm

Bei näherer Betrachtung wirst Du erkennen, dass sich auf der C-Dur-Harp nicht nur C-Dur (Tonika I. c-e-g) und G-Dur (Dominante V. g-h-d und G7 g-h-d-f) sondern auch d-moll (Sub-Dominant-Parallele II. d-f-a) spielen lassen. Da d-moll auf beiden Seiten vom H (int. B) eingerahmt wird, muß man aufpassen, dass man den Akkord nicht zu breit anspielt. Wenn die beiden Nachbartöne mitgespielt werden, klingt er grauslich. :rolleyes:
Es gibt eine Menge Lieder, die mit diesen Akkorden hinreichend begleitet werden können. Aber eben nicht alle.
Leider gibt es nicht wenige Mundharmonikaspieler, die auch solche Lieder auf Biegen und Brechen mit Akkorden auf einer Mundharmonika spielen, die nicht wirklich passen.
Wer bei folgendem Video genau hin hört, erkennt mehrere Stellen, wo die gespielten Harmonien völlig falsch sind und für musikalische Ohren einfach grausam klingen. Durch derartiges unmusikalisches Spiel hat das volkstümliche Musizieren auf der Mundharmonika einen entsprechenden Ruf.


Ein guter Mundharmonika-Spieler wechselt dagegen ganz geschickt zwischen einstimmigem und mehrstimmigem Spiel und hat bei Bedarf mindestens 2 Mundharmonikas in der Hand. Dadurch weicht er unpassenden Harmonien aus und kombiniert die benötigten Harmonien gegebenenfalls mit Hilfe mehrerer Instrumente.



Wenn Du wie auf der Gitarre auch mit einer Mundharmonika differenzierter harmonisieren und z.B. die Subdominante (IV) F und die Tonikaparallele (VI) a-moll spielen möchtest, benötigst Du also eine zweite Harp, auf die Du mitten im Spiel rüberwechselst. Aus diesem Grund gibt es sogenannte Wender-Mundharmonikas die zweiseitig bespielbar sind und Kreuzwender, in denen mehrere Harps angeordnet sind, die während des Spiels blitzschnell drehend gewechselt werden können. Das mag aber nicht jeder. Andere suchen sich lieber Harps, die sich gut zwischen die Finger klemmen lassen.

Eine Dur-Harp, auf der sich das gesuchte a-moll spielen läßt, ist die G-Dur-Harp. Außerdem findest Du auf der Harp das D-Dur.
Die in C-Dur gesuchte Subdominante IV F-Dur findet man auf der F-Dur-Harp als Tonika (I) und auf der B-Dur-Harp (int. Bb) als Dominante (V).
Die Kombination mit der F-Dur-Harp ist von den beiden Möglichkeiten die sinnvollere. Sie erlaubt zusammen mit den auf der F-Harp zu findenden Akkorden C-Dur C7 und g-moll gut klingende harmonische Übergänge.

Wer als Bluesharper das Spiel in der Cross-Position bevorzugt, muß die Akkorde anderen Funktionen zuordnen und andere Harps aussuchen.

Für die Tonart C-Dur benötigt man eine F-Harp.
I. C-Dur (Cross-Position)
IV. F-Dur
g-moll passt nicht zur Tonart.

Für die Dominante G-Dur in Crossposition benötigt man eine C-Harp
> V. G-Dur
> I. C-Dur
> VI. a-moll = Tonikaparallele zu C-Dur



Ich bevorzuge beim Akkordspiel die Straight-Position. Für diese Art zu Spielen war die Richter-Stimmung ja auch ursprünglich gedacht.

Die Kombination von C-Dur und G-Dur findet man in sogenannten Wender-Mundharmonikas sehr häufig. Die C-G-Wender gibt es in verschiedenen Größen in einfacher Stimmung (z.B. die Puck/Hohner), in Oktavestimmung (z.B. die Comet/Hohner) oder in Tremolostimmung (z.B. die Echo/Hohner) Echo und Comet sind wegen der getrennten Kanäle keine Bluesharps zum Benden! Durch die Verdopplung der Töne im Oktavabstand hat sie einen schönen vollen Klang. Ich spiele die Comet schon seit vielen Jahren und mag sie sehr gerne.
Die Comet ist auch als C-F-Wender erhältlich.
Kreuzwender sind mit den Tonarten Bb/F/C/G/D/A-Dur besetzt.

Bevor man sich so ein teures Instrument zulegt, kauft man sich besser eine zweite und dritte Bluesharp. Da Du schon Gefallen an der Lee Oskar gefunden hast, würde ich an Deiner Stelle als nächstes eine Lee-Oskar in G-Dur und eine in a-moll (natürlich Moll) kaufen. Mit dieser Kombination lassen sich sehr schöne Harmoniefolgen finden.

Ob die Angst vor Rostansatz während des Segeltörns berechtigt ist, wenn Du in salzigen Gewässern unterwegs bist, kann ich Dir nicht sagen. Mit ein paar geeigneten Vorsichtsmaßnahmen (nach Gebrauch abreiben) sollte sich das Risiko in Grenzen halten. Da die LO einen Kunststoffkamm hat, würde ich sie im Zweifel vorsichtig in Süßwasser tauchen, wenn sie salzig schmeckt. Also ohne heftige Unterwasserbewegungen, langsam "fluten" und ebenso vorsichtig nach dem Einweichen wieder ablaufen lassen. Ich hoffe, das halten die Zungen aus. Ausprobiert habe ich es noch nicht! Zum Schluß so wie nach dem Spielen leicht ausklopfen.

Viel Spaß beim Tüfteln.:)

Gruß
Lisa

- - - Aktualisiert - - -

Und wer fleißig übt, schafft es mit der MuHa bis in die Carnegie Hall. :)



Gruß
Lisa ;)
 
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vielen dank liebe lisa für deinen super post!
du hast mir aufjedenfall mal sehr weitergeholfen.

leider habe ich die interesse etwas verloren, da ich ein falsches bild der harp hatte.
dachte es gibt eine grundstimmung (wie bei der gitarre eadghe) und vll ne sonderstimmung (ähnlich drop-d).
da ich ein minimalist bin (daher auch das interesse an dem instrument weil es rel. "simpel" zu spielen ist), und am lagerfeuer eine gitarre begleiten möchte,
find ich die gedanken gerade sehr mühsam, bei jedem song eine andere harp auszupacken... =((

auf jedenfall werd ich die c blues harp weiterhin üben und vll ändert sich meine einstellung ja, wenn ich diese mal etwas beherrsche.

jetzt wollt ich noch fragen ob du (oder jemand anders^^) seiten/videos/infos/tabs etc für NICHT mehr anfänger hat.

--> sprich, wenn man die einzeltöne und easy melodien drauf hat.

MFG
flowison
 
...
dachte es gibt eine grundstimmung (wie bei der gitarre eadghe) und vll ne sonderstimmung (ähnlich drop-d).
da ich ein minimalist bin (daher auch das interesse an dem instrument weil es rel. "simpel" zu spielen ist), und am lagerfeuer eine gitarre begleiten möchte,
find ich die gedanken gerade sehr mühsam, bei jedem song eine andere harp auszupacken... =((
Nun ja. Was verstehst Du unter "Grundstimmung"?
Die gibt es bei Mundharmonikas auch, nur eben in verschiedenen Variationen.
Bei der Gitarre hast Du ein Griffbrett auf dem Du die Saiten abgreifen und im Ton verändern kannst. Dadurch lassen sich auf der Gitarre vollchromatische Skalen spielen. Und weil mehrere Saiten nebeneinander aufgezogen sind, lassen sich auch viele verschiedene Akkorde spielen.
Bei der Mundharmonika ist das total anders. Da hast Du Stimmzungen, deren Ton sich nur unter passenden Voraussetzungen mit viel Können nur in geringem Maße verändern läßt. Aus diesem Grund benötigt man für jeden Ton eine Zunge. Diese sind je nach Stimmsystem diatonisch oder chromatisch in verschieden langen Tonleitern in unterschiedlichen Konstellationen (Stimmsystemen) in Kanzellen angeordnet. Durch die verschiedenen Anordnungssysteme entstehen nicht nur verschiedene Tonleitern. Die Gruppierung in Blas- und Zieh-Zungen entscheidet zudem darüber, welche Akkorde gespielt werden können. Die C-Dur Richter-Stimmung ist nur eine von vielen. Die Vielfalt der Stimmsysteme und Tonarten ist so groß, weil die weltweite Harpgemeinde aus unzähligen Individualisten besteht, die in vielen verschiedenen Musikstilen Zuhause sind. Die Großen der Szene haben für die Umsetzung der von ihnen bevorzugten Musikstile eigene Spieltechniken und dazu passende eigene Stimmsysteme entwickelt, mit denen sich die für die verschiedenen Musikstile typischen Tonskalen besser spielen lassen. Weil trotz der vielfältigen Stimmsysteme die Wünsche mancher Harper dennoch nicht abgedeckt sind, bietet Seydel einen sogenannten Configuratur an, mit dem man seine Sonderwünsche realisieren kann.
Das ist so, weil die Musik der verschiedenen Musikstile nicht nur in zum Teil völlig verschiedenen Tonskalen Zuhause ist, sondern diese auch noch in x verschiedenen Tonarten gespielt werden können. Es ist unmöglich sämtliche denkbaren Tonskalen als Massenprodukt vorrätig zu halten. Bei Instrumenten, die mit einem vollchromatischen Tonraum ausgestattet sind, hat man dieses Problem nicht. Deshalb werden chromatische Mundharmonikas für gewöhnlich nur in der C/Cis-Variante angeboten. Theoretisch lässt sich darauf jede Tonart spielen. Da jede Tonart mit einem anderen Atemschema gespielt werden muß, erfordert der Wechsel der Tonarten sehr viel Übung. Die dafür notwendige Zeit kann oder will nicht jeder aufbringen. Deshalb bietet Seydel sein Modell Chromatic De Luxe in verschiedenen Tonarten an.
Wie viele andere Blasinstrumente auch, waren die Vorgänger der heutigen Mundharmonika wohl vorrangig als Melodieinstrument nutzbar. Richter wollte aber eine Mundharmonika haben, mit der man die Melodien zumindest mit den Grundakkorden begleiten kann. Die Idee, die Zungen in Blas- und Zieh-Richtung anzuordnen, war die Grundlage für sein Tonanordnungssystem. Es ist für in Dur komponierte Weisen optimiert. Das ist in deutschen Volksweisen die häufigste Leiterstruktur. Für andere Musikstile passt das aber eben nicht immer. (Deshalb siehe oben.) Für Lagerfeuer, Wandern und Segeltörn sollte da aber eine Menge passendes funktionieren. Deshalb ist Deine Entscheidung, auf der Richter-Harp weiter zu üben eine gute Entscheidung. Die C-Dur-Harp ist der allgemein übliche Einstieg.

Du möchtest darauf nun möglichst vielseitig spielen und durch die in der Tonskala fehlenden Tone nicht eingegrenzt werden. Deshalb übst Du das Benden. Das ist eine von mehreren Möglichkeiten. Ob es der für Dich richtige Weg ist, muß sich noch zeigen. Wenn man damit nicht klar kommt, gibt es Alternativen.


...auf jedenfall werd ich die c blues harp weiterhin üben und vll ändert sich meine einstellung ja, wenn ich diese mal etwas beherrsche.

jetzt wollt ich noch fragen ob du (oder jemand anders^^) seiten/videos/infos/tabs etc für NICHT mehr anfänger hat.

--> sprich, wenn man die einzeltöne und easy melodien drauf hat.

Wie grandios Bending-Spiel auf der Richter-Harp sein kann, macht unter anderem auch der Musiker Howard Lewy vor.

Von Howard Lewy gibt es in YT jede Menge zu sehen. Wenn Du etwas erreichen willst, sieh Dich bei ihm um. Er hat unglaubliche Spieltechniken drauf und unterrichtet auch.



Im nächsten Video zeigt er, dass er auf einer Bluesharp problemlos mit einer chromatischen Mundharmonika mithalten kann:


Das wären dann so die "Fernziele". :D

Bleiben wir im Hier und Jetzt. ;)
Bei jedem Song eine andere Harp auspacken muss nicht sein, wenn der Gitarrist bereit ist, alle Lieder (sofern sie nicht in moll oder dorisch stehen) in C-Dur (Du spielst in straight position) oder G-Dur (Du spielst in cross position) zu spielen. Und:
Wenn Du dem Gitarrenspieler die Begleitung überläßt, brauchst Du Dir keine Gedanken über auf der Bluesharp fehlende Begleitharmonien zu machen!

Sollte "Dein" Gitarrenspieler C-Dur und G-Dur nicht mögen, benötigst Du eine Harp, die zu dessen bevorzugter Tonart passt.
Wenn der Gitarrespieler in E-Dur spielen möchte, benötigst Du entweder eine E-Harp (straight position) oder A-Harp (auf der spielt man E-Dur in cross position)
Eine G-Harp passt zu G-Dur (straight) und D-Dur (cross).
Eine F-Harp passt zu F-Dur (straight) und C-Dur (cross).

Meiner Erfahrung nach sind E-Dur, C-Dur und G-Dur die gebräuchlisten Tonarten am Lagerfeuer.
Nicht ohne Grund gibt es deshalb die C/G-Wender.

Da jede diatonische Tonleiter durch Verlagerung des harmonischen Schwerpunkts auch in Moll gespielt werden kann, steckt in jeder Dur-Harp auch ein Stück Moll-Tonleiter.

Wichtig ist, dass Du Dir darüber klar wirst, wo die Stärken und wo die Grenzen der verschiedenen Harps sind. Denn es gibt (siehe Link zu Klaus Rohwers) verschiedene Formen und Stimmungen. Auch ein Howard Levy hat einen ganzen Koffer Muhas dabei! Guck mal, was er auf dem Notenständer des Flügels stehen hat!



Ich schätze mal, dass es alles Richter-Harps sind, aber eben in unterschiedlichen Tonarten, damit er in verschiedenen Lagen spielen kann.

Mit Formen und Stimmungen meine ich nicht nur die verschiedenen Tonarten sondern auch die Stimmsysteme (Richter, Solo, Chomatik und Sonderstimmungen). Davon mußt Du Dir die Mundharmonika aussuchen, die zu Deinen musikalischen Zielen und Deinem Können am besten passt. Die Grundlage ist die Dur-Harp. Also bist Du schon mal auf einem guten Weg. Als Vorbereitung für Lagerfeuer-Sessions würde ich mir nun eine Liste von bekannten Liedern zusammenstellen, die in diese Stimmung passen. Dann wird probiert, wie diese sich auf der Mundharmonika am besten spielen lassen.
Wesentlich bei der Auswahl ist nicht die Tonart, sondern allein die Struktur und der benötigte relative Tonraum. Lieder mit dem Tonraum "c d e f g" oder "g a h c d" oder "f g a b c" haben alle gleichermaßen den relativen Tonraum "1 2 3 4 5". Nimm Dir also Dein bevorzugtes Liedrepertoire vor und schau nach, welchen Tonraum diese Lieder haben. Dabei rechne die Tonleiter immer in Zahlen um. Häufig auftretende Tonräume für Dur-Melodien sind:

- 1 2 3 4 5
- 1 2 3 4 5 6
- 1 2 3 4 5 6 - 8
- 1 2 3 4 5 6 7 8
- 5 - - 1 2 3 4 5 ...
- 5 - 7 1 2 3 4 5 ...
- 5 6 7 1 2 3 4 5 ...

In der Dur-Richter-Harp findest Du die Stufen
1 2 3 - 5 -7 1 2 3 4 5 6 7 8 2 3 4 5 6 - 8 straight Position / Dur
Will man Dur in cross Position spielen, steht einem "umgerechnet" folgende Tonleiter zur Verfügung:
4 5 6 - 1 - 3 4 5 6 b7 8 2 3 4 5 6 b7 8 2 - 3
Auf der C-Harp:
c d e - g - h c d e f g a h c d e f g a - c
G-Dur benötigt bekanntermaßen ein fis. Also muß man tricksen.
Wie das funktioniert, mußt Du dann einen Cross-Harp-Spieler fragen. Das ist nicht meine Welt. :rolleyes:

Die aufgelisteten Tonleitervarianten lassen sich mit Ausnahme der letzten mit der roten 6 alle auf einer Dur-Harp ohne Bending in straight-position spielen. Die rot markierte 6 entspricht in C-Dur-Liedern dem a, in E-Dur-Liedern dem c1, in F-Dur-Liedern dem d1, in G-Dur-Liedern dem e1 usw. Dieser Ton fehlt also auf der Richter-Harp und läßt sich nur mit Bending spielen.
Weil ich im Bending nicht so fit bin, kaufte ich mir vor vielen Jahre eine chromatische Mundharmonika. Das ist eine völlig andere Welt! Irgendwann entdeckte ich dann das Solo-Tuning für mich. Die guten Varianten dieser Harp-Form lassen sich wie die Richter-Harp mit Bendings spielen. Die "normalen" Töne sind aber alle "drauf". So dass man das Bending nur braucht, wenn in einer Melodie chromatische Zwischenstufen auftauchen. Ich habe mir die Marineband 364/24 Soloist von Hohner gekauft. Auf dem 3-oktavigen Tonumfang läßt sich eigentlich so gut wie alles spielen, was einem so an Lagerfeuerliedern einfällt. Auf der C-Dur-Solostimmung lassen sich natürlich auch sämtliche Paralleltonarten spielen wie z.B. d-dorisch, f-lydisch und a-moll. Mit einer MuHa in Solo-Stimmung spiele ich hauptsächlich im Melodie-Modus. Welche Akkorde spielbar sind, ergibt sich aus der Tuning Chart (siehe verlinkte Seite) Das Pendant von Seydel steht noch auf meiner Wunschliste. Für die mit Edelstahlzungen ausgestattete Solist Pro 12 in Solo-Stimmung muß man etwas tiefer in die Tasche greifen. Das Modell ist konfigurierbar. Dafür muß man noch mal was drauf legen. Das lohnt sich aber, wenn man häufig auf E-Dur-Gitarrenspieler trifft.

Viel Erfolg mit Deiner Harp!

Gruß
Lisa
 
Als bedeutende Vorbilder fallen mir direkt noch zwei weitere Harpspieler ein, die in ihrer musikalischen Gestaltungskraft nur schwer zu überbieten sind.

Da wäre zum Einen Toots Thielmans

und zum anderen Larry Adler


Gruß Claus
 
Hi Claus
Ja, das sind zwei große Künstler. Die beiden sind allerdings Vertreter der "chromatischen Sparte". Wer das als "Feld-Wald-Wiesen-Mundharmoniker" nicht weiß, kann kaum glauben, dass sie ihre Musik auf einer Mundharmonika spielen. Mit diesen Instrumenten sind Triller und Melodiefiguren möglich, die sich in dieser Form auf einer Bluesharp beim besten Willen nicht realisieren lassen. Auch unterscheidet sich das Klangbild des chromatischen Mundharmonikaspiels deutlich von dem auf der Bluesharp. Wer genau hinhört, kann das bei dem bei 3:30 beginnenden Duett von Howard Lewy und Rildo Hora gut heraus hören.
Für besondere Mundharmonikamusiker brachte und bringt Hohner immer wieder besondere Serien heraus. Für Adler war es die "Larry Adler professional 12 und Larry Adler professional 16" und für Toots Thielemans die "Toots Mellow Tone" und "Toots Hard Bopper", die eine ganz eigene Qualität haben.
Während die chromatischen Instrumente als Konzertinstrument angesehen werden und manche Modelle schwindelerregende Summen kosten (Suzuki Tremolo Chromatic ca 1.200,-€), werden Bluesharp und andere Formen der Richter-Instrumente eher als "simple" Volks-/Folk-Instrumente gewertet. Da kommt der unbedarfte Kunde dann schnell ins Schlucken, wenn er sieht, was größere Tremolo- und Oktav-Instrumente kosten. Als Lehrerin werde ich immer wieder mal zu verschiedenen Instrumenten befragt. Dabei stellte ich wiederholt fest, dass die Mundharmonika als richtiges Instrument selten erst genommen und eher als Spielzeug verschlissen wird. Wenn man sieht, wieviel Spaß schon die Kleinen damit haben können, ist das verständlich. In YT findet man dafür genügend Belege. Auch herzzerreißene MuHa-Jaul-Duette sind darunter, die gewiß hohes Nachahmungspotential haben. :D Schade nur, dass dabei die tatsächlichen Möglichkeiten des Instruments vielfach völlig verkannt werden.

Gruß
Lisa
 
boah, VIELEN LIEBEN DANK LISA für deinen großartigen post!!!

ich weiß, dass das griffbrett einer gitarre und die stimmzungen einer blues harp total unterschiedlich sind, (wusste ich früher eben nicht) und fands halt schade =))

ich werd jetzt weiterhin viel üben und hoffe, dass es im selben tempo weitergeht wie bisher.

kann man von den genannten youtube videos mitlernen?
oder sollt ich mir am besten ein neues buch zulegen?

mfg
flowison
 
Hi Flow
Schmeiß die YT-Suche an und filter alles raus, was irgendwie mit Howard Levy zu tun hat. Bei der Sichtung der mehrseitigen Ergebnisliste findest Du Konzerte, Interviews und Erläuterungen von Spieltechniken, sowie Hinweise auf Levys Homepage und Online-Schulungsprogramm. Welchen Nutzen Du daraus ziehen kannst, bzw. wieviel Du beim Ansehen lernen kannst, liegt bei Dir.

Neues Buch?
Ich wüßte im Moment nicht welches.
Lege Dir eine Notenmappe mit den Liedern und Melodien an, die Du spielen können möchtest und sortiere die nach dem verwendeten Tonraum. Das bringt Dich Deinem Ziel, ein MuHa-Repertoire für Lagerfeuer und Segeltörn "drauf" zu bekommen am besten näher.
Übe zuerst die Lieder mit dem kleinsten (identischen) Tonraum. Dann erweitere den Tonraum Schritt für Schritt. Dieses Grundprinzip steckt in jeder Instrumentenschule. Außer meinem eigenen Buch "Lieder und Tanzweisen für Mundharmonikas in diatonischer Stimmung" kenne ich keines, dass mit rund 150 Melodien systematisch die Kernoktave erschließt. Die Erläuterung des Tonraumes erfolgt zwar in Bezug auf die kleine Speedy, weil Vorschulkinder und Erstklässler damit am schnellsten erste Erfolge erzielen. Da dieser Tonraum jedoch als sogenannte "Kernoktave" in allen Richter-, Solo- und chromatischen Mundharmonikas enthalten ist, lässt sich das Buch mit jedem dieser Instrumente benutzen. Die enthaltenen Lieder streifen auch Dein Thema. Das Buch ist vorrangig als Notensammlung gedacht, mit der man systematisch den Tonraum des Instruments verinnerlicht. Irgendwelche Hinweise zur Spieltechnik wirst Du darin nicht finden.

Gruß
Lisa
 
Hi Flow
Falls Du nach bunt gemischten Liederbüchern suchst, die auch Wander-, Lagerfeuer- und Seemannslieder enthalten ... bei diesen werden Inhaltsverzeichnisse angezeigt:
http://www.mundorgel-shop.de/epages...egories/Category1/Verlagseigene_Liederbuecher Beim Klick auf das Liederbuch öffnet sich die Detailanzeige.
Liederkiste http://www.schott-musik.de/shop/1/show,129351.html (> Register "Inhalt")
http://www.weltbild.de/media/txt/pdf/9783802400360-017742485-unser-froehlicher-gesell.pdf
http://www.stretta-music.com/tag-seemannslieder-noten

Schnelles Suchen eines Liedtitels (windows): strg+f > Suchen-Feld am unteren Bildschirmrand ausfüllen ... Der Rest ist selbsterklärend

Ansonsten:
Liedtitel mit Suchmaschine im www aufstöbern.
Auf vielen Webseiten werden gemeinfreie Lieder mit Noten angeboten.

Gruß
Lisa
 
Hi flowison,

meiner Ansicht nach entwickelt sich die Unterhaltung hier alles in allem MÄCHTIG schnell - und nicht unbedingt sehr strukturiert in eine nachvollziehbare Richtung.

Um erstmal deinen Status zusammenzufassen:
- in 2 - 3 Stunden ein komplettes Übungsbuch durchgeackert
- danach gelingen schon ein (relativ) sauberes Einzeltonspiel und Bendings
- Kanzelle 2 und 3 funktionieren auf einmal schlechter oder (fast) gar nicht

Dazu meine Meinung:
In zwei bis drei Stunden erlernt kein Mensch auch nur ansatzweise ein brauchbares Harpspiel! Auch das saubere Einzeltonspiel wird zwar zufällig manchmal gelingen - dann aber wahrscheinlich mit einer völlig unbrauchbaren, weil zu engen und verkrampften Lippenhaltung. Das führt dann weiter dazu, das Bendings, wenn sie denn im Einzelfall auftauchen, nur mit Kraft und damit technisch falsch und materialmordend ausgeführt werden. Deine Kanzellen zwei und drei sind aber wahrscheinlich (noch) nicht kaputt.

Auch die Löseabstände solltest du als Anfänger erstmal in Ruhe lassen und deine Harp schon gar nicht ausklopfen! Brocken, die groß genug sind, um durch Klopfen herausgeschüttelt zu werden, kriegst du auch mit einer Pinzette oder einer Zahnzwischenraumbürste gepackt - gegen Feuchtigkeit (Speichel, Atemluft) hilft das Geklopfe eh nicht. Das einzige was du damit tatsächlich erreichst, sind Erschütterungen, die im dümmsten Fall das Innenleben der Harp verschieben oder beschädigen. Im Normalfall reicht es, die Harp nach dem Spiel äußerlich mit einem Tuch abzureiben und dann gut belüftet zum Trocknen abzulegen.

Dass die Draws auf Kanzelle 2 und 3 nach erstmaligem Gelingen auf einmal nicht mehr gehen, ist ein bekanntes Anfängerproblem. Natürlich besteht auch die Möglichkeit eines technischen Defekts - wahrscheinlich ist aber, dass du die Töne technisch falsch erzeugen willst. Versuch mal, die Kanzellen mit lockerer Mundhaltung und ganz entspannt anzuspielen. Sieh die Harp nicht als Blasinstrument, sondern als "Ateminstrument" - das beschreibt auch schon einen richtigen und wichtigen Teil der Spieltechnik.

Steck dir erreichbare Ziele! Videos von Howard Levy, Toots Thielemanns und anderen Harp-Göttern bewundere ich auch gern - für den persönlichen Ehrgeiz sind sie (zumindest anfangs) aber wesentlich brauchbarer als für die Weiterentwicklung des eigenen Harpspiels.

Und zu guter letzt: Ein gutes Lehrbuch ist das "Mundharmonikaspielen, mein schönstes Hobby" von Perry Letsch - hinter dem altbackenen Titel verbirgt sich ein didaktisches sehr gut aufgebautes Werk (mit Übuns-CD)

Viel Spaß und Erfolg!
Matz
 
Danke bluesmash für deinen post!
ich muss dich leider enttäuschen, einzeltonspiel funktioniert wunderbar
und bendings an den meisten kanzellen auch! (Aber nur zieh bendings, blow muss ich mir erst anschauen).
ich bin auch total entspannt auf den lippen und motorisch relativ gut!

Bei den ersten 3 kanzellen klappt das einzeltonspiel auch, doch der ton ist meist leise oder kaum vorhanden, genau wie bei den letzten 3 kanzellen.

ich glaub mitlerweile auch nicht mehr, dass da was kaputt ist, doch ich habs noch nicht ganz gecheckt bei diesen kanzellen.
 

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