Klangbeeinflussung durch Diskantverdeck

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Welcher Sinn hat das Diskant-Verdeck (normal, ohne Jalousie) außer Ästhetik noch?

Ich habe vorhin eine verklemmte Zunge wieder gangbar gemacht und dabei auch das Verdeck herunten gehabt. Ergebnis war, daß ohne Verdeck die Bässe (des Diskantes) schwächer sind und die Höhen ein bißchen mehr herausstechen. Der Ton hatte fast etwas ungewohnt edles. Mit Verdeck klingt der Klang insgesamt ein bißchen dumpfer, dafür um einiges baßreicher.

Wie sieht das bei Euren Verdecks aus?
 
Eigenschaft
 
Hallo Ippenstein,

ich habe aus Deinem Beitrag doch mal einen eigenen Thread erstellt...

Selbstverständlich beeinflußt das Diskantverdeck maßgeblich die Klangerzeugung, ebenso wie der Verdeckstoff (siehe auch: https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/253037-verdeckstoff.html bzw. https://www.musiker-board.de/vb/akkordeon/291664-akkordeon-leiser.html).
Ohne Verdeck wird der Klang etwas prägnanter/schärfer. Nicht umsonst spielt Richard Galliano teilweise bei Auftritten komplett ohne Verdeck...
 
Hallo Ippenstein

Ich habe beobachtet, dass nur Richard Galliano und Luciano Biondini ohne Diskantverdeck spielen, beide Victoria Spieler.

Gemäss meinem AkKordeonbauer (Inhaber der Fa. Fisitalia) ist das eine Art Markenzeichen und hat kaum etwas mit dem Ton zu tun.

Gruss

Akko
 
Manfred Leuchter (Gola) habe ich auch schon mit ohne Verdeck erlebt. Ein anderes Mal (gleiche Location) war das Verdeck drauf.
 
Wobei dann ja ein Filz eingearbeitet sein müßte, da die Gaze zu grobmaschig ist bzw. das Gitter, das oftmals vorgespannt ist.

Mir wirft sich die Frage auf, wie Eure Instrumente klanglich beeinflusst werden. :)
 
Beim Verdeck geht´s in den meisten Fällen primär ums Aussehen, denn es stellt ja oft so was wie ein Markenzeichen dar wie der bekannte Morino-Kühler, oder die Saxophonklappen von Scandalli.

Es beeinflusst aber definitiv den Klang - Im extremsten Fall wirkt ein komplett geschlossenes Diskantverdeck wie eine Jalousie. In der Regel ist irgendein Mittelwert der Abdeckkung der Fall und entsprechend klingt´s mit Verdeck anders als ohne. Auf den Effekt wird auch in der Akkordeonliteratur öfters hingewiesen (z.B. bei Fehlhaber - Das kleine Buch der Akkordeon Akkustik).

Bei Profis wäre ich da aber vorsichtiger warum die das jeweils so machen.
Als ich nach einem Auftritt von Stefan Hussong fragte, warum er denn bei seiner Gola ohne das Verdeck gespielt hat, so daß die Jalousie freilag, bekam ich die einfache Antwort: Bei der Rückreise vom letzten Konzert kam der Flieger in Turbulenzen und da ging das Verdeck zu Bruch! Die Wirklichkeit ist manchmal ganz profan einfach.

gruß von maxito
 
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Bei Profis wäre ich da aber vorsichtiger warum die das jeweils so machen.
[Stefan Hussong:] Bei der Rückreise vom letzten Konzert kam der Flieger in Turbulenzen und da ging das Verdeck zu Bruch!

Das ist sicher auch eine Möglichkeit. Nur dass beim von mir erwähnten Konzert von Manni Leuchter er am Vormittag desselben Tages in einem Workshop ungefähr 200 Meter vom abendlichen Auftrittsort entfernt auf demselben Instrument mit Verdeck gespielt hatte. Dass dazwischen ein Transportschaden lag, ist zwar möglich, aber doch sehr unwahrscheinlich ...

Gruß,
INge
 
@Lil

Da das Verdeck ja durchaus eine Beeinflussung des Klangs hat, ist es natürlich schon möglich, daß da die Musiker auch mal experimentieren.

Nur warum der Manfred Leuchter das aus klanglichen Gründen gemacht haben soll, ist mir noch nicht ganz klar (wenn ihn mal einer trifft, kann er ihn ja fragen - dann wissen wir´s sicher!), denn im Konzert spielt er normalerweise über Anlage verstärkt. Und da sitzt sein echt guter Tontechniker am Mischpult und gleicht den Sound an den Raum an. Und das was das fehlende Verdeck an Klangbeeinflussung bringt, kann der Mann am Mischpult viel einfacher und wesentlich weitreichender korrigieren.
Wenn das Verdeck wegen des Klangs weggelasen wird, dann bringt der Effekt doch am ehesten noch was wenn man "unplugged" spielt - insofern wäre es beim Workshop eher angebracht gewesen wenn´s da fehlte !? oder?

Gruß von maxito
 
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Nur warum der Manfred Leuchter das aus klanglichen Gründen gemacht haben soll, ist mir noch nicht ganz klar (wenn ihn mal einer trifft, kann er ihn ja fragen - dann wissen wir´s sicher!), denn im Konzert spielt er normalerweise über Anlage verstärkt.
Warum er das gemacht hat, kann ich nicht sagen - nicht mal vermuten. Ich kann nur meine Beobachtung weitergeben, dass er es gemacht hat. Und eben ulkigerweise beim nächsten Konzert am gleichen Ort (Trossingen, Kesselhaus) nicht. Über Anlage gespielt hat er beide Male.

Wenn das Verdeck wegen des Klangs weggelasen wird, dann bringt der Effekt doch am ehesten noch was wenn man "unplugged" spielt - insofern wäre es beim Workshop eher angebracht gewesen wenn´s da fehlte !?
Und auch hier von mir nur: ich habe keine Ahnung ... dazu kommt, dass ich den Workshop nicht besuchen konnte (hatte einen anderen belegt und an zwei Orten gleichzeitig zu sein habe ich noch nicht gelernt). Dass er dort mit Verdeck gespielt hatte, wurde mir nur von einem Workshopteilnehmer erzählt.

Gruß,
INge
 
Bleibt also weiterhin spannend!

Vielleicht kriegen wir den Grund ja noch raus!

Auf jeden Fall fand ich die Idee mal mit und ohne Verdeck zu spielen doch interessant genug um es selber auszuprobieren, ob sich so noch weitere „Klangfarben“ erzeugen lassen.

Mein Resultat: Bei meiner Morino bringt´s nicht viel ( jedenfalls nicht so viel, dass es sich lohnt) – liegt vermutlich daran, dass das Verdeck der Morino insgesamt schon ziemlich „luftig“ ausgelegt ist und deswegen nur sehr wenig „Jalousie Wirkung“ erzeugt. Bei Instrumenten, die größere geschlossene Flächen im Verdeck aufweisen, könnte es aber durchaus sein, dass der Unterschied deutlich und interessant klingt.

Gruß,
maxito
 
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hi,

hier ein video von renzo ruggieri
bei 4:00 nimmt er das verdeck ab und spielt weiter

http://www.youtube.com/watch?v=el23sKpJp30

IMHO wird der Klang ohne Verdeck etwas lauter, obertonreicher, schneller ansprechend und "giftiger"
 
Ich habe letzthin ein wenig mit Diskantabdeckungen experimentiert und konnte so den Klang meiner Tango IVS und der Concerto III für meinen Geschmack positiv beeinflussen. D.h. er ist speziell bei der Tango weniger schrill und voller. Dazu habe ich je eine Lage Modellierfilz und Karton auf die Diskantabdeckung geklebt (kleiner Aufwand - grosser Effekt).
Bei Recherchen im Internet entdeckte ich, dass einige italienische Akkordeons eine Diskantabdeckung haben, bei der Oeffnungen über den Klappen angebracht sind. Hat das klangliche Gründe? Und wenn ja, welch?

Hier die Instrumente:
Bugari Champion http://cgi.ebay.de/Ital-Akkordeon-Bugari-Armando-Castelfidardo-Champion_W0QQitemZ280434589405QQcmdZViewItemQQptZTasteninstrumente?hash=item414b343edd (sehe ich das richtig? Die hat kein Cassotto?)
und eine Excelsior
http://cgi.ebay.de/Excelsior-Casotto-120-Baesse-Akkordeon_W0QQitemZ150395518150QQcmdZViewItemQQptZTasteninstrumente?hash=item2304457cc6

Danke für Eure Antworten, Euer Accordion
 
Hallo accordion,

das was du auf den beiden Links sehen kannst sind zwei Formen einer Jalousie. Das ist ein Verdeckkasten, bei dem durch einen Schieber die Öffnungen geschlossen werden kann. Damit kann man den Klang beeinflussen. Die Obertöne werden etwas stärker abgedämpft und der Klang wird insgesamt etwas weicher. Geht etwas in die Richtung wie Cassotto, wirkt aber insgesamt etwas anders und klingt auch anders. Es gibt auch etliche Instrumente mit Cassotto die zusätzlich noch eine Jalousie haben.

Gruß,
maxito
 
Hi,

Ich habe bei meiner Hohner Ventura IV/120 dünne, selbstklebende Filzstücke (siehe Baumarkt: "Filz-Zuschnitt" von fix-o-moll, 10 x 20 cm) auf die Innenseite der Diskantabdeckung geklebt. Der Sound ist nun sehr viel "jazziger" (weicher) und wirklich gut, und bei Bedarf kann ich die Abdeckung ja abnehmen...
Walter
 
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Hallo Leute,
ich habe heute bei meiner Paolo Soprani, auch das Diskantverdeck von innen mit selbstklebenden 5 cm breiten Klettverschlußstreifen (die Hälfte mit dem Filz) beklebt und bin positiv überrascht vom Ergebnis. Der Klang ist deutlich weicher und dumpfer geworden. Da meine Paolo Soprani ein Metallgitter als Schallöffnung hat, kann das auch wieder problemlos entfernt werden. Bei Gaze wäre ich vorsichtiger. Bis jetzt habe ich aber nur mit „Zimmerlautstärke“ probieren können, wenn es bei lauterem Spiel genau so gut klingt, bleibt es drin.
Gruß, Didilu
 
Hallo Didilu,

hmm ich finde ein Akkordeon soll ruhig frisch und offen klingen -
am besten wäre es du hättest eine Jalousie konstruiert - dann
bist du am flexibelsten.
Wg. Jalousie - Firma Oellerer baut so Teile nachträglich in deren
Akkordeon - falls Interesse dort nachfragen,

viele Grüsse
musixman
 
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Hallo musixman,
das mit dem einkleben von Filz ist ein schneller Versuch um überhaupt mal die Klangunterschiede zu testen. Ich denke schon über eine Jalousie-Lösung nach. Ich sehe da eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Erstens eine Holzkonstruktion wie bei den Links von accordion oder zweitens Klappen mit Filzbelag direkt mit Scharniere innen am Verdeck anbringen. Das, und noch eine Erweiterung der Register habe ich mir für das nächste Jahr vorgenommen. Wenn ich nicht weiterkomme, werde ich gerne Deinen Vorschlag annehmen und bei Oellerer nachfragen.
Gruß, Didilu
 
Eine Jalousie einzubauen habe ich mir auch schon überlegt, bloss den Einbau eines Bedienungshebel dürfte schwierig werden, ohne das Diskantverdeck dauerhaft zu verändern (und ein neues kostet beinahe soviel, wie ich für die Tango gezahlt habe....:gruebel:). Zudem habe ich bei meiner sonntäglichen Bastelrunde festgestellt, dass der Platz unter dem Verdeck sehr begrenzt ist.
Abdeckung mit Filz und Karton, ursprüngliche Version
Bei der ersten Version musste ich den Karton durch einen dünneren ersetzen, da die Clavishebel bei einigen Tönen am Karton ankamen (was zwar noch interessant tönte, aber nicht beabsichtigt war :redface: ).
Ich weiss nicht, wie da 2 Lagen Holz noch Platz haben sollten, auch weil ein Abstand zwischen den Lagen und auch zum Verdeck hin sein muss, um Resonanzen zu vermeiden.
Deshalb verwendete ich den Filz, klanglich wirkte sich der bei mir nicht aus. Ich vermute, für den Jalousie-Effekt muss die Abdeckung ziemlich luftundurchlässig sein.
Natürlich wäre es schön, ich hätte eine bedienbare Jalousie, doch finde ich mittlerweile den Klang der ungedämpften Tango einfach nicht mehr schön. Rausgerupft ist der Einbau ja schnell....
Was mir noch unklar ist, wie dicht die Jalousie sein darf, ohne die Luftzirkulation zu unterbinden. Im Moment jedenfalls habe ich noch keine Vakuumpumpe :) .
 
Zuletzt bearbeitet:
Du solltest mal eine dicke Folie einfach auf das Diskantverdeck legen und dann so lange hin und her und rumschieben, bis Du den idealen Klang hast. Ich habe das Gefühl, daß Du die Höhen etwas dämpfen willst, damit die Mitten und Tiefen besser zur Geltung kommen. Genau das schaffst Du mit einer Folie, v.a. wenn Du sie diagonal anordnest. Eine Jalousie macht alles dumpfer - ob es Deinen Vorstellungen entspricht? Du kannst es mit der Folie testen.

Viele Grüße

Andreas
 

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