Angus Gehört eben zu den "Ohren", denen der Nylon-Sound bzw. dessen Eigenschaften gefallen.
Dagegen gibt es ja nichts einzuwenden... ist halt Geschmackssache.
Viele Gitarren haben ja ab Werk Kunststofffsättel. Wenn einem das bei den Leersaiten gefällt, macht es natürlich Sinn gegriffene Saiten klanglich anzupassen.
Ich war lange Zeit "Klangnazi" und fand alles blöd, was nicht MEINEN Vorstellungen von Sustain (also lang) entsprach aber hab dieses Jahr durch ein paar echte Freaks auch viel dazu gelernt. Jedes Material hat andere Klangeigenschaften und es wäre vermessen etwas als gut oder schlecht zu bezeichnen.
Man muss sich eher mit den Eigenschaften befassen und für sich selbst klären was für einen das Beste ist. Dazu gehört aber leider auch genau zu wissen, was man eigentlich will. Natürlich kennt jeder das Gefühl von "Ich will so klingen wie...", aber so einfach ists dann eben auch nicht - denn dazu gehört ein identisches Instrument, mit identischen Pickups, identischen Saiten und Plek, sowie ein identischer Amp...aber vor allem eine identische Spielweise und Art zu hören. Das ist fast nicht zu erreichen... also sollte man in diesem Punkt eher versuchen auf eigenen "Ohren" zu stehen.
Ich versuche Dir mal einen kurzen Querschnitt zu geben... Achtung, jetzt wirds theoretisch

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Eine Klangbeschreibung ist natürlich extrem schwierig - was für mich "warm" ist, kann man auch anders sehen, deshalb versuche ich mal neutral zu bleiben
Nylon ist ein Kunststoff und im Vergleich zu Metallen oder Naturmaterialien wie Knochen verhältnismäßig weich. Weiche Materialien "federn" bzw. schwingen schlecht und übertragen Schwingungen daher auch anders. Weiche Materialien neigen dazu bestimmte Frequenzen anders, schlecht oder garnicht zu übertragen. Stell Dir als Extrem mal Gummi und Glas vor.... das erklärt sich von selbst. Gummi wird nicht umsonst als Puffermaterial verwendet und Glas macht schon Töne (Schwingungen) wenn man nur dran reibt.
Nylon ist also eine Art Frequenzfilter. Nylon überträgt vor allem Höhen schlecht und Bässe nur bedingt. Auf einer Gitarre kannst Du Dir das etwa wie eine MP3-Spur vorstellen. Nun mag man meinen, dass das Abschneiden von Frequenzen immer schlecht ist.... Nun sind aber alle Randbedingungen auch dafür entscheidend, ob es nötig ist bestimmte Frequenzen überhaupt zu erfassen. Für unterwegs brauchst Du eben keinen Dolby-Surround-Sound....da tuts auch MP3.
Nylon (bzw. auch andere Kunststoffe) bewegen sich im Allgemeinen im Mittenbereich mit einer guten Tendenz zu Hoch- und Tiefmittten.
Warum Angus nun Nylon spielt weiß ich auch nicht.... aber für das was er vor hat, ist es eben der perfekte Sound. Er braucht keine brillianten Höhen und keine durchschlagenden Bässe.... ganz einfach. Also Nylon aufs Holz und er bekommt die satte, komprimierte Dröhnung.
Knochen ist ein Naturmaterial mit einem gewissen Fettanteil. Dieser Fettanteil sorgt für gute Schmierung. Ein mechanisches System, das gut geschmiert ist, erzeugt weniger Reibung. Ein Großteil von Verstimmungsproblemen basiert auf Reibung bzw. schlechtem "Glide".
Nun ist Knochen aber auch ein in sich spröder Werkstoff. Spröde Werkstoffe sind in der Regel gute Schwingungsübertrager.....Knochen ist also ein (eigentlich) gutes, schwingungsübertragendes Material..... wäre da nicht der Fettanteil. Fett ist eine Flüssigkeit im Material....
Flüssigkeiten sind sehr schlechte Schwingungsübertrager und wirken sogar dämpfend. D.h. der Knochenwerkstoff selbst ist super... das Fett darin wirkt dem eigentlich guten Material aber als Puffer entgegen.
Im Verhältnis zu Kunststoff ist Knochen aber ein immernoch besserer Schwingungsübertrager bzw. ein geringerer Frequenzfilter.
Knochen hat ggü. Kunststoff eine bessere Höhenbandbreite und deutlich massivere Bässe.
Knochen ist damit ein Material, was die Mitten von Nylon durch hohe und tiefe Frequenzen erweitern. Im Höhenbereich kommt es noch nicht sehr weit, aber im Tiefenbereich dafür schon ganz ordentlich.
Meine persönlichen Favoriten sind die Metalle, weil sie ab Werk einfach besonder "berechenbar" sind....Naturmaterialien sind das nicht. Messing und Aluminium sind dabei am Gängigsten, aber auch Stahl als "Allzweckwaffe" genau dazwischen. Messing ist als Material sehr spröde und damit ein extrem guter Schwingungsübertrager. Messing erlaubt ein extrem großes Frequenzband bis in sehr feine Obertöne hinein. Hier kommen wir schon in nicht mehr wahrnehmbare Höhenbereiche (Mitten sowieso komplett), aber im Tiefbassbereich ist Messing nicht wirklich träge genug. Tiefen kann Aluminium etwas besser, ist für extrem brilliante Höhen aber etwas zu weich. Stahl hat Eigenschaften zwischen Messing und Alu und ist daher gern die goldene Mitte.
Dann haben wir noch das Extrem.... Holz.... Selten zu sehen, aber es gibt sie.... Holzsättel und Reiter.... in den hohen Freuquenzen sind die Brutale Abschneider, aber kommen ganz gut in extreme Tiefen. Warum, kann ich allerdings nicht wirklich erklären. Ich kann hier nur eine Vermutung aufstellen und behaupten, dass Holz im Tiefbassbereich einfach sehr Schwingfreudig ist.
Nun kann man sich eins dieser Materialien aussuchen oder die abgefahrene Sonderlösung wählen... einen Compoundsattel (bei Reitern leider nicht möglich) zusammengesetzt aus verschiedenen Materialien. Alu und Messing habe ich mal probiert... ist quatsch...klingt wie Stahl. Mit Kunststoff kann man wegen schlechter Klebehaftung leider auch nicht experimentieren. Aber Metall- und Holzkombinationen gibt es.... kombiniert man z.B. das Höhenbetonte Messing mit Tiefenbetontem Holz kann man ein abgefahren breites Frequenzband erzeugen. Es ist allerdings auch nicht so weit nach oben oder unten gehend, wie die Einzelmaterialien für sich genommen. (und Herstellung ist teuer... ein Compoundsattel z.b. aus Messing+Ebenholz kostet locker 80-100€)
soweit zur Theorie.... jetzt mal die Praxis....
Will man nun z.B. einen HighGain-Sound fahren, sind verzerrte "Hoch-Höhen" der Tod für jedes Trommelfell (also Messing ist damit raus) und Tiefbässe hört man nicht mehr (Holz ist auch raus)

.... hier sind alle unnötigen Frequenzen also einfach quatsch und es funktioniert z.B. das mittenbetonte Nylon ziemlich gut (vielleicht ein Grund von Angus?!). Nun hat Nylon aber kein besonders breites Frequenzband... Will man aber eine Basis schaffen ist es genau das richtige.
Hat man eine Rhythmusgitarre am Start und will selbst sauber und HighGain solieren, ist vielleicht Knochen das bessere Material.... immernoch fett am Braten, aber man will ja über die R-Klampfe hinweg klingen. Also braucht man etwas mehr Frequenzvielfalt.
Ist man nicht mehr ganz so stark verzerrt und will man besonders brilliant nach vorn, ist vielleicht Alu die bessere Wahl....
Hat mans mit dem verzerren jetzt eh nicht so doll und will lieber jedes leidenschaftliche Herzgefühl im Solo durch die Finger ins Gehirn pumpen, braucht man alle Frequenzen, die man bekommen kann.... Messing... klare Sache.
Und noch die zwei Extreme.... denken wir an einen Doom-Metal-Sologitarristen, muss die Sache die tiefstmögliche Stimmung vertragen... Durchsetzung ist hier nur bedingt nötig, weil sowieso alles an der unteren Hörgrenze spielt und wir nicht zu sehr auffalen wollen: Holzsattel...
Irgendwo dazwischen sind dann Compound-Sättel mit jeweils nach Bedürfnis "zugemischtem" Holz- oder Messinganteil.
Kostenpunkt (mit Kollegen-Relation):
Nylonsattel: gibts meist fertig....kleine Nacharbeit... 20€ +/-Hauspreis
Knochensattel: Anfertigung nötg.... irgendwo bei 40-70€
Messingsattel/Alusattel: Aufwändig.... 50-80€
Compoundsattel: ab 80€
PS: Zuviel Text für Rechtschreibkontrolle...muss so gehen...
