Komponieren lernen

Korgun
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Guten Abend,

Ich würde mich sehr gerne in der Kunst des Komponierens weiterbilden, vorallem im Styl der Romantik. Nur ist das große Problem, dass es hier in der Umgebung keine Lehrer gibt die überhaupt Kompositionsunterricht geben, und auch das Angebt an Lektüre eher knapp ist(zum großteil nur harmonielehre, aber keine komposition), bzw. das was ich bisher gefunden habe.
Auf das Studium zu warten, bzw überhaupt Komposition zu studieren kommt für mich eher nicht in Frage, da ich auch noch andere Ziele habe, und ich mich mit moderner Komposition auch nicht wirklich anfreunden kann.

Was Harmonielehre und Ähnliches angeht bin ich schon bewandert, allerdings Komposition und Melodieführung (zum teil) sind für mich böhmische Dörfer. Ich komponiere zwar schon relativ viel, aber das meiste eher intuitiv. Ich weiß nicht wirklich, was ich da warum mache.

Könntet ihr mir also ein paar Ratschläge geben wie ich mich da weiter bilden könnte? Bücher, Internetseiten, vielleicht auch Übungen, Lehrer/Schulen/Institute, irgendetwas was mich irgendwie weiter bringen könnte. Muss auch nicht unbedingt Romantik sein, interessiere mich auch für Klassik und Barock, allerdings ist so bei ~1900 meine Grenze^^
 
Eigenschaft
 
Ich frage mich, warum du komponieren lernen willst, wenn dein interesse ab 1900 erlischt. Da wird es doch eigentlich erst interessant.
Willst du stilkopien anfertigen, obwohl es soviel meisterhafte originale gibt?
Du kannst natürlich die verfahrensweisen der letzten jahrhunderte studieren und analysieren, das ist der "offizielle" studiengang; aber ohne den wunsch, wenigstens einen schritt weiterzugehen und originelles zu schaffen, wo bleibt die motivation?
Und wer soll sich deine "barocken" oder "romantischen" zweiten aufgüsse anhören?
Selbst in diesem mikrokosmos von "board" wirst du manchen rat und hilfreiche literaturhinweise finden, suchen musst du schon selbst, es herrscht eher überfluss als mangel.
 
Nunja, wieso muss unbedingt immer das Neue, das Tolle, Gute sein? Und muss ich etwas schreiben, damit es anderen gefällt, reicht es nicht, dass es mir gefällt? Und mir persöhnlich eben gefallen ca. 90% der modernen kompositionen nicht wirklich, sondern eher dinge die in der romantik und voher enstanden sind, natürlich wäre eine komplette kopie sehr langweilig und auch eigentlich sinnlos, da gebe ich dir recht.
Doch um irgendwo anzufangen, nehme ich mir doch die stylisitik vor, die mir persöhnlich gefällt, und baue dann meinen eigenen Ideen ein, um dann etwas Neues dadurch zu schaffen. Denn, ich will hier keinem zu Nahe treten, ich find die Entwicklung wie sie ihren lauf genommen hat in der Moderne, nicht wirklich gelungen. Nur meine kleine persönliche Meinung.
Und ich habe eben sehr starkes Verlangen selbst Dinge zu schaffen. Das diese dann eventuell nicht dem Zeitgeist entsprechen und keiner hören will, ist mir persöhnlich ziemlich schnuppe, machs ja erstmal eh nur für mich.
 
Günter Sch.;2453219 schrieb:
Willst du stilkopien anfertigen, obwohl es soviel meisterhafte originale gibt?

Warum nicht? Eklektiker gibt's in der Musikgeschichte zuhauf (und sogar recht erfolgreiche wie z.B. Gustav Holst). Muss ja nicht jeder ein Berg, Henze oder Nono werden (schon gar nicht, wer zuhause was basteln will).

Ich würde mich sehr gerne in der Kunst des Komponierens weiterbilden, vorallem im Styl der Romantik.

Dabei musst Du halt berücksichtigen, dass die Romantik alle vorangegangenen Entwicklungen einschließt und auf ihnen beruht. Zudem haben immer zeitgeistige, philisophische Entwicklungen und Betrachtungen der Welt und des Menschen dabei eine Rolle gespielt: Lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Romantik.

Ich unterstelle mal, dass Dir selber klar ist, dass es einen Schnellkurs "Wie werde ich in 12 Monaten Johannes Brahms" nicht gibt. Du kannst auch nicht mal eben mit 1 oder 2 Standardwerken die Musikgeschichte in flagranti nacharbeiten.

Wenn Du Dir bewusster machen willst, was Du tust, dann fang beim Stichwort "Kontrapunkt" an - das ist die Ausgangsbasis aller harmonischer und melodischer Entwicklung.
 
Mit zunehmenden kenntnissen wachsen mitunter auch die erkenntnisse.
Eine redensart, die ich oft im zusammenhang mit "neuer musik" gehört habe: "wir sind auf dem wege, aber noch nicht angekommen!" Vielleicht gibt es einen ausweg, auguri!
 
@ Korgun

Wenn du in der Musiktheorie und Harmonielehre fit bist, dann empfehle ich folgende Bücher, beide von
Diether de la Motte:
- 1. Harmonielehre
- 2. Kontrapunkt

beide erschienen im dtv/Bärenreiter -Verlag.
Die Bücher sind so aufgebaut, dass sie die verschiedenen Epochen der Musik vom Mittelalter bis in die Moderne an Hand von bedeutenden Kompositionen abhandeln.
Aber Vorsicht: Es ist keine Feierabendlektüre, die man sich einfach mal durchliest, es sind regelrecht Arbeitsbücher und man muss sich schon intensiv damit auseinandersetzen.
Vom selben Verfasser gibt es auch noch ein Buch "Wege zur Komposition", das ich aber nicht kenne.
Ansonsten kann ich nur unterstreichen, was Günter schreibt: "...Mit zunehmenden Kenntnissen wachsen mitunter auch die Erkenntnisse.."

Beste Grüße
Effjott
 
Vom selben Verfasser gibt es auch noch ein Buch "Wege zur Komposition", das ich aber nicht kenne.
Ich kenne es: originell, aber nicht jedermanns geschmack.
 
Hans_3 schrieb:
Dabei musst Du halt berücksichtigen, dass die Romantik alle vorangegangenen Entwicklungen einschließt und auf ihnen beruht. Zudem haben immer zeitgeistige, philisophische Entwicklungen und Betrachtungen der Welt und des Menschen dabei eine Rolle gespielt: Lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Romantik.

Ja, das ist mir bewusst, wollte es eben nur etwas eingrenzen.

Hans_3 schrieb:
Wenn Du Dir bewusster machen willst, was Du tust, dann fang beim Stichwort "Kontrapunkt" an - das ist die Ausgangsbasis aller harmonischer und melodischer Entwicklung.

Ja, das ist doch etwas =) Dankeschön, dann werde ich dort mal anfangen.

Effjott schrieb:
Wenn du in der Musiktheorie und Harmonielehre fit bist, dann empfehle ich folgende Bücher, beide von
Diether de la Motte:
- 1. Harmonielehre
- 2. Kontrapunkt

beide erschienen im dtv/Bärenreiter -Verlag.
Die Bücher sind so aufgebaut, dass sie die verschiedenen Epochen der Musik vom Mittelalter bis in die Moderne an Hand von bedeutenden Kompositionen abhandeln.
Aber Vorsicht: Es ist keine Feierabendlektüre, die man sich einfach mal durchliest, es sind regelrecht Arbeitsbücher und man muss sich schon intensiv damit auseinandersetzen.
Vom selben Verfasser gibt es auch noch ein Buch "Wege zur Komposition", das ich aber nicht kenne.
Ansonsten kann ich nur unterstreichen, was Günter schreibt: "...Mit zunehmenden Kenntnissen wachsen mitunter auch die Erkenntnisse.."

Dankeschön, werde mir die Bücher mal näher ansehen.

Man kann also sagen, dass das beste wäre sich durch die Bücher zu arbeiten und simultan noch Stücke die man spielt, oder einfach nur in die Figner bekommt zu analysieren?!
 
Die analysen sind sehr wichtig.
ich habe in meinem Leben 4 entscheidende Analysen gemacht.
Meine erste große analyse war es die komplette Kunst der Fuge zu lesen.
also nicht einmal durchblättern, sondern wirklich bewusst lesen, sich die Musik dabei anhören, und überlegen, warum das so ist. Seitdem ist mein Kontrapunkt sehr viel besser geworden.
Die zweite bedeutende analyse war die von Beethovens 1. Klaviersonate.
Seitdem weiß ich was motivisch Thematische arbeit ist.
Dann habe ich Regers Mozartvariationen analysiert, was mich in meiner Variationstechnik sehr viel weitergebracht hat.
Und zu guter letzt habe ich mich noch ausführlich mit der d-moll introduktion und passacaglia von Reger befasst. Das hat mein harmonisches Verständnis schon sehr erweitert.

Natürlich analysiere ich auch andere Stücke, aber wenn du dich mit ein paar Stücken wirklich sehr intensiv befasst, dann bringt dich das extrem weit.

Ich werde demnächst, wenn die Technik es mir endlich wieder erlaubt meine analyse der Regerschen Passacaglia hochladen. vielleicht hilfreich für den einen oder anderen.
 
Endlich ein lehr-, aufgaben- und nachschlagewerk, das musik als ganzes auffasst: melos, rhythmik, harmonik, stimmführung (kontrapunkt), form- und stilkunde. Die methodik: wissen- spielen (klavier empfehlenswert) - schreiben.

"Der musikalische satz" , ein handbuch zum lernen und lehren, 291 seiten DIN A4, herausgeber Walter Salmen und Norbert J. Schneider, Helbling/Rum/Innsbruck, ISBN 3-900590-03-6, 30.-€

Klar und übersichtlich werden verfahrensweisen verschiedener epochen vom 14.jh. bis zur gegenwart in typischen modellen vorgestellt und knapp aber ausreichend analysiert. Jazz und Rock sind nicht vergessen, nicht dodekaphonie und minimalmusik, Messiaen und Beatles. Für alle die, die sich ernsthaft bemühen, eine fundgrube (in Österreich wahrscheinlich standardwerk).
 
Das hört sich doch mal gut an!!
Werde mich gleich mal schlau machen,
wo ich das herbekommen kann (Amazon und Bücherei - Fehlanzeige!!)

Vielen Dank für den Tipp! :great:
 
Hallo Lieny,
lass dich nicht entmutigen, dass es so viel zu lernen gibt, aber 600 jahre mitteleuropäische musikgeschichte sind kein pappenstiel, und du hast das leben noch vor dir.
Ich habe das werk zur hand, und wenn fragen auftauchen, bin ich gern behilflich, wir haben dann eine gemeinsame basis.
Man muss es auch nicht von anfang bis ende durchstudieren und alle aufgaben lösen wollen. Musical wird ebensowenig erwähnt wie oper, es geht mehr um den feinbau als die musikalischen großformen, weiterführende literaturhinweise fehlen nicht.
 
Schade, dass Musicals nicht erwähnt werden... Nun ja ich denke es wird schwer in der Richtung etwas zu finden, denn im Musical werden so viele verschiedene Musikrichtungen angeschnitten... und es ist wahrscheinlich auch nicht das beliebteste Thema.

Durch 600 Jahre Musikgeschichte werde ich mich wohl nicht ganz durchkämpfen, aber ich bin mir sicher, dass vieles davon sehr wissenswert für mich ist!

Was mich interessiert nehme ich mit und was nicht lasse ich liegen :D
 
Die analysen sind sehr wichtig.
ich habe in meinem Leben 4 entscheidende Analysen gemacht.
Meine erste große analyse war es die komplette Kunst der Fuge zu lesen.
also nicht einmal durchblättern, sondern wirklich bewusst lesen, sich die Musik dabei anhören, und überlegen, warum das so ist. Seitdem ist mein Kontrapunkt sehr viel besser geworden.
Die zweite bedeutende analyse war die von Beethovens 1. Klaviersonate.
Seitdem weiß ich was motivisch Thematische arbeit ist.
Dann habe ich Regers Mozartvariationen analysiert, was mich in meiner Variationstechnik sehr viel weitergebracht hat.
Und zu guter letzt habe ich mich noch ausführlich mit der d-moll introduktion und passacaglia von Reger befasst. Das hat mein harmonisches Verständnis schon sehr erweitert.

Natürlich analysiere ich auch andere Stücke, aber wenn du dich mit ein paar Stücken wirklich sehr intensiv befasst, dann bringt dich das extrem weit.

Ich werde demnächst, wenn die Technik es mir endlich wieder erlaubt meine analyse der Regerschen Passacaglia hochladen. vielleicht hilfreich für den einen oder anderen.

du hast vollkommen recht dieser beitrag ist goldig
 
möchtegernbach;4234715 schrieb:
du hast vollkommen recht dieser beitrag ist goldig
und 2 jahre alt.

im Buch "Wege zum Komponieren" geht es übrigens zum Teil um das Schaffen von Vorstellungskraft. "Gehörbildung im Stillen"... ich finde diesen Ansatz sehr gut, habe aber noch nicht darüber hinaus gelesen. Leider basieren die Übungen auf der Annahme man würde das Buch in einer Gruppe studieren...
 

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