"Was uns Musiklehrer zu erzählen vergessen..."

Die Unterrichtsmethoden entwickeln sich generell weiter, dazu zwingt alleine schon der "Markt" auf Facebook und YouTube.
Auch wenn das jetzt etwas off topic ist: Der Markt hat sich verändert, aber eher hinsichtlich der Zielgruppen. Die Weiterentwicklung der Unterrichtsmethodik betrifft daher insbesonders die Aspekte des lifespan learning, weil man den Bedürfnissen einer zu Beginn des Unterrichts zunehmend älter werdenden Klientel mit der herkömmlichen "Kindergartenmethodik" nicht gerecht wird. Darüber, dass hier das selbstorganisierte Lernen und der Einsatz multimedialer Begleitmedien mehr in den Fokus rückt, besteht bereits weitgehend Konsens. Zur Weiterentwicklung zwingen nicht YT & Co, sondern die Alterspyramide und ein verändertes Freizeitverhalten.

Der "YT-Markt" beschränkt sich hingegen überwiegend auf altbackene und geschwätzige Frontalberieselung und ist methodisch eher ein kulturtechnischer Rückschritt, weil die Methode des stupiden Vor- und Nachmachens noch aus den Zeiten überwiegend analphabetischer Gesellschaften kommt. Selbst in heutigen Kulturen mit nach wie vor überwiegend nichtschriftlicher Musiktradierung ist die Methodik effizienter, als das, was sich manche Gestalten auf Videoportalen gemeinhin als "Tutorial" anzubieten trauen.
 
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punkadiddle
  • Gelöscht von Claus
  • Grund: Überwiegend off topic, im Rest abwertend ohne Argument
Das mir das Buch und die darin zum Ausdruck kommende Attitüde des Autors aus diversen Gründen nicht zusagt (um es freundlich zu formulieren) dürfte ja offensichtlich geworden sein.
Was andere kritische Stimmen angeht, möchte ich nicht pauschal Partei ergreifen, aber ich hatte durchaus den Eindruck, dass hier nur Leute Kritik geübt haben, die das Thema sehr wohl interessiert, denn die Themen drehen sich im wesentlichen um Fragen musikalischer Motivation, um Übungsmethoden und das große Mantra des Autors, nämlich um die angebliche Unfähigkeit der versammelten Musiklehrerschaft, irgendetwas Konstruktives auf dem Weg zu "wahrer Musikalität" beitragen zu können. Und das dürften mit Verlaub Themen sein, mit denen sich hier viele jeden Tag mehr oder weniger intensiv auseinandersetzen - also dürfen sie sich auch dazu äußern.

Nichts Eigenes zum Thema beizutragen, ist hier durchaus sinnvoll: Wenn jetzt jeder auch noch anfängt, zu den Statements des Autors einen eigenen Gegenentwurf anzubieten, dann
würde der Thread so off topic gehen, dass zum Schluss keiner mehr durchblickt.
 
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punkadiddle
  • Gelöscht von Claus
  • Grund: Metakommentar
Insgesamt große Zustimmung zu Deinem Post, nur bei ...
Der "YT-Markt" beschränkt sich hingegen überwiegend auf altbackene und geschwätzige Frontalberieselung
... möchte ich - aber auch nur ganz leicht - intervenieren. Man kann (!) mit YT auch etwas Anderes machen (wenngleich nicht alleine), und ein paar Perlen gibt es. Für die allerallermeisten Clips würde ich die Einschätzung aber teilen.
(Es ist nicht das Medium alleine, das die Leute doof macht;-))
 
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Nun, ich könnte auch einwerfen, dass von den 4 Lehrern, die ich besucht habe einer als OK, zwei als gut und einer als genial im Gedächtnis geblieben sind und ich von daher den Pauschalvorwurf auch nicht unbedingt gut heiße. Ich habe teils Jahre später noch von dem gelernt, was sie mir erzählt haben weil ich es erst da umfassend verstehen konnte - dass diese Form von Kritik kommen wird, damit war zu rechnen. Das der TO in ein Forum, wo man davon ausgehen kann das auch einige Musiklehrer unterwegs sind so etwas reinstellt kann man schon auch als frech bezeichnen - nicht unpassend, aber frech - und speziell zu dieser Kritik eigentlich zumindest bis jetzt nichts zu sagen hat riecht für mich schon ein wenig nach einer Pseudodiskussion und in Wahrheit geht es einem unbekannten Autor darum, die Reichweite dieses Forums zu nutzen und die Kritiken sind eigentlich egal.
Man kann ja auch mal ganz nüchtern die Frage stellen - und da würde ich mich um eine konkrete Antwort sehr freuen:
Der TO meint, bei 7 Lehrern gewesen zu sein. Wie kommt er zu der Annahme, damit auf "alle" hochrechnen zu können? Die Worte, die mir einfallen um den Umstand zu klassifizieren sind allesamt nicht sonderlich positiv. Anmaßend wäre ein Beispiel.


Was mir prinzipiell bei solchen "schlechten Lehrerdiskussionen" meist durch den Kopf geht:
Wer derlei Probleme hat, möge (mMn) eine >>Musikschule<< ausprobieren. Aus einem ganz einfachen Grund: Bei irgendeinem selbsternannten "Solo-Lehrer" muss man Glück haben. Das muss man zwar auch bei einem Musikschullehrer, aber die Luft nach unten ist deutlich weniger. Schließlich hat der Kollegen, wenns eine größere Musikschule ist sogar mehrere am selben Instrument. IdR gibt's sowas wie Musikschulkonzerte, wo man nicht nur gut lernt, mit anderen zusammen zu spielen, man sieht und hört sich und auch die Lehrer sehen und hören ihre Schüler und auch die ihrer Kollegen. Aber durch dieses Setup kann ich mir so ein"Versteckspiel", wie es der TO pauschaliert schwer vorstellen. Die gesamte Musikschullehrerschaft verschworen? Im Bunde mit den paar "Vorzeigeschülern", die diesen Weg wirklich bis ins Instrumentalstudium weiter gegangen sind und noch immer diverse Kontakte in die MuSch pflegen? Wohl eher nicht. Ich kenne da eher gegenteilige Negativbeispiele, wo bei talentierten Schülern viel Druck kommt zu Wettbewerben etc. zu gehen und möglichst schnell in allen Bereichen Fortschritte zu erzielen weil der Lehrer (und idR. die Eltern sonst geht das nicht lange) meinen, dass das Kind es ja zu den Philharmonikern schaffen könnte.
 
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Ich habe jetzt schon tagelang hier mitgelesen ohne mich einzumischen, weil ich diese Diskussion für nicht sehr fruchtbar halte und mich das Thema zu wenig interessiert.
Aber jetzt ist mir gerade die Fußzeile in Palm Muters Post darüber ins Auge gesprungen, und ich finde, die trifft doch wirklich den Kern der Sache.
Wobei das entscheidende Wort dabei ist: voller Enthusiasmus.

Wenn die tiefe Liebe zur Musik beim Schüler nicht vorhanden ist, wenn der Schüler keine Freude damit hat, sich mit Musik, wie auch immer, zu beschäftigen, auch OHNE einen sofort eintretenden Lernerfolg, dann kann sich jeder Lehrer auf den Kopf stellen und anstellen, was er will: Dann wird das nix werden.

Ein Lehrer-Schüler-Verhältnis hängt eben nicht nur vom Verhalten des Lehrers ab, sondern schon auch von dem des Schülers. Und es ist halt schon mal ein ausgesprochener Glücksfall, wenn da zwei zusammenkommen, die wirklich gut "miteinander können".

Bei allen Verhältnissen, wo dieser Glücksfall nicht eintritt, kann man nicht automatisch dem Lehrer 100 % der "Schuld" dafür zuweisen. Auch wenn natürlich oft genug
Flaschen darunter sind, wie in jeder anderen Berufsgruppe auch.

LG
Thomas
 
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Der Autor steht ja hier zur Diskussion zur Verfügung (was sich grade mit meinem Tippen überschnitten hat) ... abgeworfene Werbung und Link Dropping sieht anders aus ;).
Es wächst gerade der Verdacht, dass sich der Autor nun doch nicht wie erhofft an der Diskussion beteiligt. :confused: :gruebel: :whistle:
Aber macht ja nichts.
Wenn jemand nach Informationen über das Buch sucht, wird er/sie früher oder später in diesem Thread landen und kann sich dann ja seinen Teil denken.
;-)

Gruß
Lisa :)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Der TO meint, bei 7 Lehrern gewesen zu sein. Wie kommt er zu der Annahme, damit auf "alle" hochrechnen zu können?
Genau das habe ich mich auch gefragt, mir dann aber den dazu durch den Kopf schießenden Kommentar "verkniffen".
 
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voller Enthusiasmus.

Stimmt^^
Der Lehrer der Rubrik "Genial" hat mal (sinngemäß) gesagt: "Kennst du es, wenn kleine Kinder laufen lernen wollen? Sie haben keine Ahnung, sind total unbeholfen und fliegen dauernd auf die Fresse. Trotzdem hangeln sie sich froh jauchzend ob des Reizes auf zwei Beinen zu stehen sofort wieder am nächsten Geländer nach oben, obwohl sie genau deswegen vor 5 Minuten weinend am Boden gelegen sind. Und das machen sie den ganzen gottvedammten Tag lang - und brauchen sie das Geländer nicht mehr, fliegen sie weiter dauernd auf die Fresse. Aber, obwohl weiterhin zu krabbeln wesentlich schmerzfreiher wäre, sie stapfen trotzdem sofort irgendwie auf 2 Beinen weiter. Und fliegen wieder auf die Fresse. Und siehe da, die meisten können ziemlich perfekt gehen und laufen nach ein paar Jahren. Wer musizieren nicht auf einem so urtümlichen Niveau wirklich in derselben Form erforschen will wie ein Einjähriger die Fähigkeit, sich kontrolliert auf zwei Beinen zu bewegen der kann nach anderen Ursachen suchen noch und nöcher, warum nix weitergeht, es wird nichts bringen".

Ich glaube schon auch, dass viele mit der Erwartungshaltung zu Lehrern gehen die darauf fusst, dass durch "normale" (Schul-)Lehrer z.B. ja (fast) jeder lesen und schreiben kann sowie zumindest die Fläche eines Dreiecks berechnen kann, auch wenn es ihn oder sie nie sonderlich interessiert hat. Da wird doch der eigens engagierte Musiklehrer es ja bitte schaffen, dass ich nach ein paar Jahren ganz passabel Instrument XY spielen kann - und zwar er, nicht ich, ich hab ja keine Ahnung. In Mathe kann man sich so als klassischer Viererschüler irgendwie "durchmogeln" und immer nur ein bisschen was machen - durch ist durch. Das geht bei einem Instrument auch, allerdings hat das die blöde Angewohnheit, dass es das gnadenlos hörbar macht. Nur mit einem Vierer in Mathe können die meisten Nicht-Matheaffinen leben, aber niemand will Musik machen, die er selbst mit einer 4 benoten würde.
Nur, dass man sich dann eben auch wie ein strebsamer Schüler verhalten muss, der von sich aus weit mehr macht weil es ihn einfach interessiert als der Lehrer mit einem im Unterricht bearbeitet, soweit reicht es bei vielen dann wieder nicht.

Ich hatte deswegen z.B. auch nie ein Problem in die Richtung "Ich will unbedingt Rock/Metal spielen aber mein Lehrer meint, ich soll mal das und das und........".
Ich verstehe nicht, was sich daran ausschließt, was man speziell selber will macht man doch sowieso. So die letzten 2 Jahre die ich bei ihm war hat er gemeint, zum Thema Metal kann er mir nichts mehr beibringen (er war hauptsächlich in der irischen Folklore und im Jazz zuhause), ich lerne ab jetzt nur noch alles andere bei ihm. Der Job des Lehrers ist es, dir eine möglichst breite Basis zu schaffen, damit du möglichst gut machen kannst, was du willt. Wer den Weg abkürzt auf "Der Job des Lehrers ist es, dir beizubringen was du willst" hat schon verloren.

Grüße
 
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...Wenn ich meine Steuererklärung mache, erlebe ich so etwas nicht. Da fluche, schimpfe, und ringe ich auch, aber ich habe keinen Spaß...
ist subjektiv, meine Nichte ist Steuerberaterin, die hat Spaß an Steuererklärungen...


Ich habe Lobo in die Richtung verstanden, daß der Spaß das Ziel ist, der Weg dahin (siehe auch bei Dir) nicht immer spaßig sein muß und vor allem nicht immer spaßig sein kann, weil sonst der kontinuierliche Fortschritt fehlt, der letztendlich beim Erreichen wieder Riesenspaß macht.
 
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ist subjektiv, meine Nichts ist Steuerberaterin, die hat Spaß an Steuererklärungen...


Ich habe Lobo in die Richtung verstanden, daß der Spaß das Ziel ist, der Weg dahin (siehe auch bei Dir) nicht immer spaßig sein muß und vor allem nicht immer spaßig sein kann, weil sonst der kontinuierliche Fortschritt fehlt, der letztendlich beim Erreichen wieder Riesenspaß macht.
Dem stimme ich zu! Ich hab mich anfangs sehr schwer mit meinem Instrument getan, wenngleich es mir immensen Spaß gemacht hat zu spielen. Als Kind war es mir einfach ein Rätsel, wieso ich nicht den Rest meines Sets bespielen darf, sondern nur auf der Snare herum trommeln darf ^^
Der Anfang wurde mir noch dadurch erschwert, dass ich insgesamt 9 verschiedene Lehrer hatte, da es an meiner Musikschule ein Kommen und Gehen mit den Schlagzeug-Lehrern war. Dennoch habe ich mich nie beschwert, wenn ich bei jedem Lehrer zunächst wieder vor der Snare saß, weil ich nach einer Weile verstanden habe, wieso ich das muss.
Als ich dann zum ersten mal ans Set durfte wurde mir das noch weiter deutlich.
Ich möchte sagen, dass man kein Instrument über Nacht lernt. Es ist viel mehr ein intensives Studium desselben bis du es irgendwann einmal mehr oder weniger gemeistert hast. Dafür brauchst du eine Begeisterung, die sich durch das Studium zieht und auch ein Mitteilungsvermögen, falls du Schwierigkeiten hast.
Dein Lehrer kann dir diese Begeisterung zu einem gewissen Teil vermitteln, aber von dir muss noch mehr kommen. Wenn du dich nicht mitteilen kannst, kann er dir auch nur begrenzt weiter helfen.
Ich finde, dass Musik-Lehrer für zu viel verantwortlich gemacht werden und dass auch noch meistens von den Leuten die sie nicht einmal unterrichten (z.B. von Eltern).
Beste Grüße :D
 
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Was mir beim Lesen der Probe auffiel:

Im Allgemeinen drängt sich ein populärwissenschaftlicher Eindruck auf. Schon der Titel impliziert eine Art Heilsversprechen, indem das Gefühl hergestellt wird, dass da noch irgendwo ein Geheimnis schlummern muss. Der sprachliche Stil ist in meinen Augen leider etwas zu vereinfacht. Das zeigt sich auch in Formulierungen, bei denen ich innerlich tief seufze: bspw. "handelsüblicher Instrumentalunterricht". Solche Aussagen würde ich zulassen, wenn entsprechende Verweise auf eine Datenlage folgen würden, die zeigen wie denn durchschnittlicher Unterricht aussieht. Was dann kommt sind aber eher Verallgemeinerungen und subjektive Erfahrungen.

Kritik am Bildungssystem ist absolut berechtigt. Seit kurzem lese ich von Precht "Anna, die Schule und der liebe Gott". Auch dort werden Luftschlösser gebaut, allerdings ist die Argumentation fundiertet. Precht verweist auf Studien, kritisiert sie aber auch. Im Bezug auf den Musikunterricht an Schulen kann ich "Lernziel Musik" von Gruhn empfehlen. Ausgehend von psychologischen Erkenntnissen und einer leichten Kritik am derzeitigen Medienkonsum (die heute wahrscheinlich schärfer ausfallen würde, weil das Buch schon einige Jahre alt ist) wird ein Theorie für den Musikunterricht entwickelt.

Sicherlich muss man als Autor an das Zielpublikum denken, ich halte es aber für fatal, wenn man solche Meinungen als Fakten präsentiert. Momentan kann ich mir als Leserschaft nur Helikoptereltern vorstellen, die sich selbst für Bildungsexperten halten.

Im Laufe der Diskussion kamen auch einige Standpunkte auf, zu denen ich noch etwas sagen möchte:

1. Es gibt keine Lerntypen
2. Der Begriff Spaß ist heikel in diesem Kontext, eben weil er sehr unterschiedlich gedeutet wird. Ein wissenschaftlich fundierterer Begriff wäre deshalb vielleicht Motivation oder Flow.

Wer derlei Probleme hat, möge (mMn) eine >>Musikschule<< ausprobieren. Aus einem ganz einfachen Grund: Bei irgendeinem selbsternannten "Solo-Lehrer" muss man Glück haben. Das muss man zwar auch bei einem Musikschullehrer, aber die Luft nach unten ist deutlich weniger.
Dem kann ich nur zustimmen. Allerdings muss ich wieder darauf hinweisen - ohne einen privaten Feldzug starten zu wollen - besonders staatliche/städtische Musikschulen halte ich für empfehlenswert. Private Musikschulen haben manchmal ein Konzept, ähnlich dem was in dieser Leseprobe propagiert wird; Leitidee: Habe Spaß, Üben ist böse.
 
Dem kann ich wiederum nur zustimmen.

Das erste, was ich mir beim lesen des Öffnungspost dachte war bei folgende Passage:
Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht - also, dass der Unterricht, wie er klassischer Weise abläuft, nur bis zu einem gewissen Grad hilfreich ist?
Was? Genau diese Frage müsste man doch vor dem Schreiben eines Buches mit diesem Titel stellen. Oft. Sehr oft - an verschiedenste Adressaten.

Es muss ja keine empirisch perfekte Doktorarbeit sein, aber so oft, wie das Wörtchen "Ich" in den Sätzen der Leseprobe vorkommt ist das Ganze ohne einer sinnvollen, nachvollziehbaren Argumentation warum "ich" ausgerechnet auch auf mich zutreffen sollte ziemnlich schwer ernst zu nehmen. Weil, sorry;
Kurz noch ein Wort zur Zielgruppe: das sind Hobby-Musiker, die merken, dass was nicht funktioniert und sie nicht weiter kommen, aber überhaupt nicht wissen, woran es vielleicht liegen könnte.
Unter diesem Gesichtspunkt würde ich das - verzeiht mir den politischen Schwenk - als "musikpädagogischen Populismus" bezeichnen. Ihr Unzufriedenen, derer es viele gibt und die nicht mal genau Wissen warum, hier ist die einfache Lösung.

Was ich überaus bezeichnend finde, @WilliamBasie hat es vielleicht etwas böse, aber vollkommen korrekt gesagt: Wenn die Referenzen lediglich das eigene Empfinden und seine Meinung über irgendeine Schweizer Akademie usw. ist, aber der TO noch nie selbst andere nach seinen eigenen Richtlinien unterrichtet hat - das entzieht einfach einen enormen Brocken Glaubwürdigkeit.So ist das ganze nunmal nur eine große Version von einem Satz, der mit "Ich glaube, dass ...." anfängt. Da muss man zu den Philosophen oder den Theologen gehen, aber bei >>praktischen Tätigkeiten<< wie z.B. musizieren ist so etwas eher nicht zu gebrauchen.
 
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Momentan kann ich mir als Leserschaft nur Helikoptereltern vorstellen, die sich selbst für Bildungsexperten halten.
Für diese Klientel ist das Buch wahrscheinlich im Schreibstil zu dümmlich (und da es offenkundig auch nicht lektoriert wurde, stilistisch, orthografisch und grammatikalisch zu fehlerbehaftet), außerdem traue ich zumindest den Helikoptereltern aus dem bildungsbürgerlichen Milieu durchaus zu, bei einer Ratgeberlektüre zunächst mal die formalen Mindestanforderungen zu überprüfen: Gibt es sauber ausgezeichnete Zitate, Referenzen, bibliografische Angaben, Hinweise auf weiterführende Literatur? Antwort: Nein!
Der einzige Literaturhinweis, den ich bisher in diesem Machwerk entdecken konnte, ist aüßerst fragwürdiger Natur und war bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens inhaltlich überholt (siehe Post #24), ansonsten lebt der Autor offenbar in einer hermetisch abgeschlossenen Ego-Blase und versucht, aus der Luft gegriffene Schlussfolgerungen aus seiner unaufgearbeiteten Lernbiografie zum Diktum für die musikalisch Gescheiterten dieser Erde zu machen. Krieg den Hütten des Musiklehrerproletariats, Friede den Palästen der Spaßgesellschaft!
 
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Sorry aber..... Dich wollte ich auch nicht als Musiklehrer haben.... :govampire:
 
HD600
  • Gelöscht von Claus
  • Grund: fortgesetztes off topic
(...) Musikpädagogisches Wissen, das längst in die Praxis eingeflossen ist, und über das seit Jahrzehnten ein weitgehender Konsens besteht, als "Resultat von über 25 Jahren Erfahrung", d.h. deiner Erfahrung zu verkaufen, ist einfach unredlich. (...)

(ich habe den Ausdruck, auf den ich mich beziehe, in Deinem Zitat in Fett herausgestellt)
Wenn man bedenkt, daß der Autor Anfang 30 ist, bekommen die 25 Jahre Erfahrungen eine ganz andere Dimension.

Gruß, Bert
 
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Alter Schwede, was für eine rege und kontroverse Diskussion! Es geht auch ohne den TE, wäre ja nicht das erste mal im Forum ... (vielleicht kommt er auch wieder zurück).

Würde gerne mehr schreiben, aber es ist schon so spät. Deshalb hier für´s erste nur ein Kommentar zur kurzen Leseprobe aus Post #1, respektive dem ersten Absatz daraus:

Dieses selbstständige Entdecken, oder im ersten Schritt vielleicht nur vorsichtige Variieren, kommt im handels-üblichen Instrumentalunterricht normalerweise nicht vor. Oder hat dich dein Lehrer schon einmal animiert, ohne Vorgaben einfach loszulegen? Dabei ist das bewusste Ausprobieren meiner Erfahrung nach die wohl effektivste (und vielleicht sogar einzige) Methode, etwas wirklich zu Lernen und vollständig zu verinnerlichen.
Es wird deutlich, dass der TE das selbständige Entdecken in dem ihm widerfahrenen Unterricht vermisst hat. Hat er es den Lehrern gegenüber angesprochen? In dem kurzen Script erfahren wir es nicht. Aber er schreibt von seinen eigenen Entdeckungs-Erfahrungen und dass sie ihm geholfen haben. Das kann man nicht kritisieren, es ist ihm im Gegenteil zu gönnen. So weit, so gut, aber nun kommen die Schlussfolgerungen und kategorisch-verallgemeinernden und pauschalen Empfehlungen, ja fast Lehrsätze wie im zitierten Abschnitt. Und diese Aussage stimmt in dieser pauschalen Form vorne und hinten nicht.

Tatsächlich stimmt im Allgemeinen, dass etwas, dass man vollständig verinnerlicht hat auch am besten beherrscht wird. Auch dass eigenes, bewusstes Ausprobieren und die eigene Erfahrung sehr tiefe Quellen des Wissens und des eignen Könnens sein können, ist unbestritten.
Aber dies als die effektivste - und vielleicht einzige - Methode des "wirklichen" Lernens zu postulieren ist schlicht Unsinn.

Es kommt auf die Materie und die Gegenstände des Lernens an, auf die Kontexte und ganz zuvorderst auch auf die individuellen Auffassungsmöglichkeiten und Fähigkeiten des Lernenden selber an. Nicht zu vergessen die Vorerfahrungen und das Vorwissen, wie insbesondere die Gehirnforschung es berichtet - neu zu lernendes muss nämlich an vorherig erfahrenes und gelerntes anknüpfen um gut gespeichert zu werden. Ein individueller Mix also, mit dem der Lehrende rechnen und mit dem er umgehen muss, was von ihm eine gute Beobachtungsgabe und einen sensiblen Umgang mit den Schülern fordert. Daran mag es den Lehrern des TE möglicherweise gemangelt haben. Um das wiederum fair beurteilen zu können, müsste aber auch die andere Seite zur Sprache kommen. In der Leseprobe wird dazu nichts erwähnt.

Um die Absurdität dieses Postulats zu verdeutlichen seien mir zwei zugegebenermaßen sehr überspitze Beispiele erlaubt - aber in der Überzeichnung wird oft der Kern der Sache besonders deutlich.
Wenn eine Fahrschule damit werben würde, dass man "ohne Vorgaben einfach loslegen", "den Fahrschüler gerne selbständig entdecken lassen" möchte, da nur "das Ausprobieren effektiv" sei - hätte man zu so einer Fahrschule vertrauen? Wahrscheinlich würde man ihr sehr schnell die Zulassung entziehen, es würde sich auch bald kein Versicherer mehr für deren Fahrzeuge finden.
Oder, noch etwas extremer: Würde man bei einer Firma für Starkstrom-Elektrik vorbehaltlos eine Lehre anfangen wollen, wenn sie mit solchen Aussagen für ihre Lehre werben würde? :engel:

Nun ist die Musik ohne Zweifel ein viel, viel besseres Spielfeld für Experimente jeder Art, auch ein viel, viel ungefährlicheres als der Straßenverkehr oder ein Hochspannungstrafo. Aber die vielen Berichte von Autodidakten, die sich üble Spielfehler angeeignet haben und dann am Instrument traurig und frustriert fest gelaufen sind, sind auch alles andere als lustig.
In diese Kategorie gehört im übrigen auch das unselige Konzept des "Schreiben Lernens wie man spricht", das ein gutes Jahrzehnt bundesweit durch viele Grundschulen geisterte und von dem man sich gottseidank so allmählich wieder verabschiedet. Das war - leider - im Ergebnis alles andere als harmlos wie die unzähligen Beschwerden und Alarmberichte der weiterführenden Schulen bezeugen, die mit halben quasi-Legasthenikern zurecht kommen und sie aufwändig nachschulen mussten (bzw. die Eltern qua Nachhilfe), die nach der vierten Klasse nicht ansatzweise korrekte Rechtschreibung gelernt hatten.
Seinen Ursprung hatte dieses Konzept in einer ultra-naiv verklärt-überhöhenden Ideologie, die den Kindern die "Kompetenz" zuschrieb, alleine durch das Ausprobieren (das Korrigieren war in dieser "Methode" bis in die dritte Klasse hinein laut Lehrplan verboten, mindestens verpönt!) zur korrekten Rechtschreibung zu gelangen.
Eine Katastrophe und vom Ansatz her grundfalsch. Denn die Schriftsprache ist im Gegensatz zur gesprochenen Sprache ein reines Artefakt, dass nur nach Regeln und wenn man so will, nach Schablone gelernt werden kann. (Wer möchte kann das gerne selber mit einer Fremdsprache seiner Wahl, die er nicht beherrscht ausprobieren und sie rein nach dem Hören versuchen korrekt aufzuschreiben.)

In dem Sinn finde ich auch den Ausblick, sogar bis zur Komposition durch Ausprobieren ohne Vorgaben gelangen zu können, mehr als gewagt.

Ganz abgesehen davon, dass gute, verständliche und sorgfältig strukturierte Vorgaben enorm viel Zeit sparen helfen.
Auch (genau genommen gerade) Vorgaben erfordern einen guten Dialog mit dem Schüler, schon alleine, um heraus finden zu können, ob diese Vorgaben in dieser Form für den Schüler verständlich und hilfreich waren - und sie ggf. besser anpassen zu können.

Der TE bat um Kritik und er möge sich nicht wundern, dass er bisweilen nass wird, wenn er seinen Kopf aus dem Fenster hält, denn es kann auch schon mal regnen.
 
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Der TO meint, bei 7 Lehrern gewesen zu sein. Wie kommt er zu der Annahme, damit auf "alle" hochrechnen zu können? Die Worte, die mir einfallen um den Umstand zu klassifizieren sind allesamt nicht sonderlich positiv. Anmaßend wäre ein Beispiel.

Was mir prinzipiell bei solchen "schlechten Lehrerdiskussionen" meist durch den Kopf geht:
Wer derlei Probleme hat, möge (mMn) eine >>Musikschule<< ausprobieren.

Ich war in meiner Jugend bei 3 Musiklehrern mit 30 Jahren Abstand bei 6 weiteren. Teils nur ein paar Monate, teils mehrere Jahre. Für eine Reihe unterschiedlicher Instrumente: 4x Klavier, 1x Cello, 2x Querflöte, 1x Cajon, 1x Bassgitarre. Die Hälfte davon an privaten Musikschulen. Die Lehrerinnen und Lehrer waren alle nette Menschen und von jeder und jedem habe ich etwas gelernt oder bin sogar noch dabei. Manchmal nicht so viel, wie ich gehofft hatte. Lag der manchmal bescheidene Lernerfolg ausschließlich an den Lehrern? Sicher nicht. Ausschließlich an mir? Nein, eher auch das nicht.

Aus meiner Erfahrung habe ich hoffentlich etwas gelernt, was mir bei der Auswahl hilft, wenn ich nochmal nach Musikunterricht Ausschau halte.
  • Ich plane gerne. Dabei geht es nicht um den Plan selbst und schon gar nicht um eine rigide zeitliche Taktung, vielmehr geht es mir um das zielgerichtete Vorgehen.
  • Ich brauche einen Lehrer, der meine musikalischen und instrumentellen Fähigkeiten und Defizite versteht und mit mir explizit daran arbeitet.
  • Ein Lehrer sollte etwas davon verstehen, was der Körper beim Spielen des Instruments tun muss und was nicht und was dabei schief gehen kann.
  • Ich komme nicht zum Spaß zum Unterricht; der Spaß kommt daher, dass ich anschließend etwas besser kann oder weiß, wie ich es besser üben kann.
  • Mir ist die intellektuelle Reflexion über das Spielen des Instruments, wie auch über den Unterricht wichtig.
  • Ein didaktisches Konzept, das ausgefeilter ist als "das hat mein eigener Lehrer schon so gemacht".
  • Eine Probestunde ist viel zu wenig, um einschätzen zu können, ob ein Lehrer für mich passt.
Meine Erfahrung hat ergeben, dass ich bei Musiklehrern nichts davon als selbstverständlich annehmen kann. Sei es, weil sie etwas davon begründet nicht wollen, was verhandelbar wäre, oder weil sie es nicht können.

Die hier mitschreibenden Musiklehrer mögen nun vielleicht den Eindruck bekommen, dass ich ihren Kollegen mit diesen Überlegungen bitteres Unrecht antue. Bevor ihr zur vermeintlich nötigen Ehrenrettung ansetzt, überlegt vielleicht, ob wirklich alle diese Kollegen so kompetent, ständig weitergebildet und engagiert sind, wie ihr es seid. Ich finde es übrigens auch bei Musikunterricht völlig legitim, diese Tätigkeit allein zum Gelderwerb auszuüben (obwohl dann die gewählte Tätigkeit etwas unglücklich ist). Das führt nur dazu, dass die Kunden bei der Auswahl etwas genauer hinschauen müssen, s.o.
 
Die hier mitschreibenden Musiklehrer mögen nun vielleicht den Eindruck bekommen, dass ich ihren Kollegen mit diesen Überlegungen bitteres Unrecht antue.
Nein, tust du nicht - die Qualitätslage ist leider sehr unterschiedlich, da gibt es auch nichts zu beschönigen.
 
EDIT; @murmichel ; @OckhamsRazor hat ohl 10sec vor mir auf antworten gedrückt^^


Ich stell mal nur eine deiner Aussagenmit einer des TOs gegenüber:
Ich plane gerne. Dabei geht es nicht um den Plan selbst und schon gar nicht um eine rigide zeitliche Taktung, vielmehr geht es mir um das zielgerichtete Vorgehen.
Ich brauche einen Lehrer, der meine musikalischen und instrumentellen Fähigkeiten und Defizite versteht und mit mir explizit daran arbeitet.
Kurz noch ein Wort zur Zielgruppe: das sind Hobby-Musiker, die merken, dass was nicht funktioniert und sie nicht weiter kommen, aber überhaupt nicht wissen, woran es vielleicht liegen könnte.

Verstehst du, weorauf ich hinaus will?
Zielgerichtet seine eigenen Baustellen zu bearbeiten ist das A und O des Instrumentalunterrichts.
Das hat ja auch der TO - offenbar ja auch erfolgreich - gemacht. Nur, alleine dein ein Postiung wirkt wesentlich reflektierter und vor allem empathischer (im Sinne von "nicht sosehr lediglich die höchstpersönliche Blase verallgemeinert") als den Eindruck, den ich bis jetzt zum Threadanliegen gewinnen konnte. Würdest du deine Erfahrungen in Buchform gießen und mit dem einem Titel versehen, der suggeriert das du was weißt bzw. vermitteln kannst was "normale" Instrumentallehrer nicht können oder gar wollen? Mit dem Anspruch, dass das mehr oder weniger allgemein gültig für Andreas bis Zoey ist, die so gerne Gitarre und Klavier spielen könnten, es aber einfach nicht schaffen und nicht wissen warum? Eben.

Das halte ich übrigens für den vielleicht größten Trugschluss, "Zielgruppe Musiker, bei denen nix weitergeht und nicht mal wissen, warum" - dass kann man auch übersetzen mit "Wenn man nicht weiterkommt kann man den Schinken des TO lesen anstatt nach individuellen Ursachen zu suchen" (wo wir wieder beim "populismus" sind) bzw. unterstellt der TO ja tatsächlich, dass er wohl davon ausgeht, dass alle Amateure, die Probleme haben diesselben haben wie er. Das ist mindestens egozentrisch.


Das mit der Musikschule will ich nochmal präzisieren, dass war gar nicht an Adressaten wie dich gerichtet:

Wer derlei Probleme hat, möge (mMn) eine >>Musikschule<< ausprobieren. Aus einem ganz einfachen Grund: Bei irgendeinem selbsternannten "Solo-Lehrer" muss man Glück haben. Das muss man zwar auch bei einem Musikschullehrer, aber die Luft nach unten ist deutlich weniger.
Das will ich natürlich NICHT so verstanden wissen, dass von Ein-Mann-Unternehmen Musiklehrer prinzipiell abzuraten ist. Das war hauptsächlich bezogen auf Anfänger - und ich kann mir gut vorstellen, dass der TO anderthalb Jahrzehnte einer war. Wenn er meint, 7 Lehrer während Kindheit/Jugend, bei keinem hat er nachhaltiges gelernt, verschiedene Instrumente; da kanns nicht sonderlich in die Tiefe gegangen sein. Ich wage mal zu behaupten, würdest du als Tastenmensch, der ja offenbar so prinzipiell einen Plan hat was er tut bzw. wo er hinwill an einen Lehrer geraten kannst du ja recht bald feststellen, ob bei diesem Lehrer für dich was zu hohlen ist.

Ob im Rahmen einer MuSch oder Inserattafel im Supermarkt ist da komplett egal.
Aber, hat mannoch gar keinen Plan, aber soviel Realitätssinn dass das Projekt Instrumentalist wohl eher Jahre dauern wird bleibt man nunmal schnell auch bei einem wirklich schlechten Lehrer. Ist nunmal kein geschützter Berufsstand, jeder darf Instrumente unterrichten. Und genau da halte ich es für überaus sinnvoll, sich an eine Musikschule zu wenden weil man eben nicht selbst beurteilen kann, ob ein Lehrer was taugt oder nicht.

LG
 
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Vielleicht ist das alles nicht die Aufregung wert. Immerhin wurde es ja nicht bei UTB oder CH Beck publiziert. :D
 

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