Lackierung mit Reißlack Crackle Finish DIY?

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Hallo Kollegen,
ich habe eine weiße Charvel MiM, Bj. 2017. Ich möchte den Korpus mit Reißlack im sogenannten Crackle Finisch Lackieren. Diesen Lack gibt es von Dupli Color. Hat das schon mal jemand gemacht? Am liebsten hätte ich rot schwarz, aber wenn ich den weißen Lack lassen könnte und mit schwarz drüber lackieren würde, wäre das auch ok, müsste dann nicht erst den weißen Korpus rot lackieren. Was meint ihr?
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Hier mal ein Bild, schwarz weiß Crackle, so in der Art sollte es aussehen.
charvel crackle.jpg
 
Eigenschaft
 
Hat das schon mal jemand gemacht?

Ja, ich. Aber keine Gitarre, sondern ein Regal. Ohne vorher jemals lackiert zu haben, war eine Bärensch***e. :D

Ich hatte damals Plastikote, da musste man ein "Set" kaufen - Untergrundfarbe und der Reißlack, von beiden gab es nur 2-3 Farben zur Auswahl. Ist das bei Dupli anders? Bei Plastikote reagierten beide Lacke miteinander für den Effekt und das Ganze in Sekundenschnelle. Ausbessern bzw nochmal drüber gehen war nicht möglich bzw. hat die Risse wieder geschlossen und sah *naja* aus.

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten/Hersteller bei denen die Farbe nicht "vorgegeben" ist.
 
Ich habe mir bei YT ein Video angeschaut, das wurde ein Controller einer Spielekonsole mit Dupli Color Crackle lackiert. Es schaut da so aus, daß nach der Reinigung und anschleifen mit 320er Schliefvlies erst mit einer Universalgrundierung, dann mit Acyllack die Grundfarbe lackiert wird, dann mit dem Crackle Lack in schwarz 2 recht dicke Schichten zügig lackiert wird, dann ergibt sich der Crackle Effekt. Nach Trocknung von ca. 12 oder mehr Stunden mit Klarlack versiegeln.
 
dann mit dem Crackle Lack in schwarz 2 recht dicke Schichten zügig lackiert wird, dann ergibt sich der Crackle Effekt.

Bitte bedenken dass der Crackle-Effekt von der Schichtdicke abhängig ist. Je dicker der Lack desto gröber die Risse.

Bei der oben abgebildeten Jackson kann man das sehr gut sehen. Wer das noch nie gemacht hat sollte vorher ein paar Proben sprühen um ein Gefühl für die Schichtdicke zu kriegen.
 
Ja, da hast Du recht, ist im YT Video auch so beschrieben.
 
Das war auch "mein Problem". Ich wollte eher grobe Risse, aber das Zeitfenster zur Korrektur der Schichtdicke ist ziemlich schmal. Sobald sich Risse bilden ist es vorbei.

Hier gibts eine (von vielen) Anleitungen mit "Grund-/Rissfarbe - Krakeliermedium/Krakelierlack - Deckfarbe": https://hobbeasy.de/krakelierlack/

Vielleicht für Ungeübte besser kontrollierbar?Iich habs nie probiert, hatte die Optik recht schnell satt. :redface:
 
Ich hatte auch mal so eine Idee für einen nicht lackierten Body mit einem Crackle-Lack. Das sah furchtbar aus, ist mir überhaupt nicht gelungen, habe das als Bastelprojekt weiter verkauft, da ich das auch nicht mehr runterbekam.
 
Habe das mal komplett selbst gemacht mit einer Ibanez. Ging erstaunlich gut muss ich sagen. Sie war vorher weiß, habe das angeschliffen und ein Neon Grün drüber. Danach mit dem Crackle Effekt in Schwarz. Alles im eigenen Garten gemacht. Mir ist der Body ein paar mal gegen den Wäscheständer an dem die Gitarre hing gekommen und es gab ein paar Abplatzer am Rand der Gitarre. Sieht definitv nicht so aus wie z.B. die Charvel, aber ich finde den Stil auch sehr interessant und gut. Ich bin und war zufrieden, für so einen Laien wie mich.

zw2D2Ls.jpg IjYpgN3.jpg nfcf3sF.jpg
 
Sieht interessant aus. Von welchem Hersteller stammte dein Reßlack?
 
Ach und wie schon erwähnt ist es wirklich empfehlenswert zuerst einen Testlauf zu machen. Grade wegen der Schichtdicke und der daraus resultierenden Veränderung im Reißmuster.

Das war diese Kombination hier:

20191024_214724.jpg
 
Ah, auch Dupli Color. Bekomme jetzt einen Kramer Korpus aus den 80ern, da werde ich mal das Ganze ausprobieren.
 
Kann man selber herstellen mit vernünftigen Lacken. Das Duplizeug kann man nicht mit einem
vernünftigen 2K Lack überlackieren weil es auf Alkyharze basiert.
 
Ah, ok. Welche Lacke muß man nehmen und wie kann man das selbst machen?
 
Auf einen lediglich staubtrockenen nicht wasserlöslichen Lack wird gelöstes Dextrin vorsichtig aufgebracht. Beim Trocknen des Dextrin bilden sich Risse. Diese Risse füllt man mit einer anderen nicht wasserlöslichen Farbe und wäscht nach dem Trocknen das Dextrin mit Wasser ab. Die Rissbildung kann man über Wärme steuern. Anblasen ist schlecht aber mit einem Bügeleisen (ohne Dampf) in etwas Abstand geht das.
Nimmt man als Untergrund einen 2K Lack sollte man diesen vorher etwas abkühlen damit er nicht zu schnell trocknet. Kann man mit Kühlschrank machen. Die meisten Lacke brauchen eine min. Temperatur von 20C damit die Reaktion angestoßen wird.
Die Farbe die auf das gerissene Dextrin kommt sollte ein lösemittelhaltiger Basislack sein damit man das Dextrin
abwaschen kann. Der darunter liegende Lack sollte dann aber bereits durchgetrocknet sein. Geht bei normalen Temperaturen in der Regel innerhalb 8 Stunden.
Um das Ergebnis nach abwaschen des Dextrin überlackieren zu können sollte man ein Zeitfenster von 24 Stunden einhalten. In diesem Bereich verbinden sich 2K Lacke noch chemisch ohne anschleifen. Ein bisschen experimentieren muss man schon.
 
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Hört sich kompliziert an.
 
Ich finde, dass das super klingt. Das werde ich mit einem Probestück mal probieren
 
Hört sich kompliziert an.
Nö, ist es nicht. Genauso arbeitet das fertig angebotene auch. Ist uralte Technik. Basiert auf verschiedenen Trockenzeiten und unterschiedlichen Härten. Ein Alkydharz trocknet langsam und der Dextrinleim schnell.
 
Wer Dextrin vor Ort nicht findet kann es selbst herstellen. Maisstärke pur kaufen, Backpapier in den Backofen, Maisstärke drauf und ca. 2-3 Stunden bei 210 Grad erhitzen. Wenn es leicht Ockerfarben ist, paßt es. Wird fast nur noch in irgendwelchen überteuerten Fertigprodukten als Zutat angeboten. Übers Internet bekommt man es natürlich.
 
Gestern mal einen Test gemacht. Mangels Dextrin selbst aus Maismehl hergestellt.
2K Klarlack ablüften lassen und Dextrinlösung aufgebracht. Risse haben sich schon gebildet aber noch nicht so steuerbar wie gewünscht. Werde mal fertiges Dextrin bestellen. Es wird ja unter Zugabe von Säure hergestellt die später wieder neutralisiert wird. Könnte sich also etwas anders verhalten. Im Prinzip geht es also auch mit modernen vernünftigen Materialien und man muss nicht unbedingt auf ungeeignete Materialien ausweichen. Werde die Risse mal übersprühen und Ergebnis zeigen.
 
Geschafft. Erste Gang 2K Klarlack ist drauf. Das entfernen des Dextrin ist etwas tricki weil der aufgebrachte Lack für die Risse ja nicht wasserlöslich sein darf. Mit dem selbst hergestellten Maltodextrin aus Maisstärke dauert es bis zur Rissbildung einfach länger. Etlich Stunden bei normalen Temperaturen. Mit Erwärmung geht es dann schneller. Morgen bekomme ich industriell hergestelltes Maltodextrin 12. Gibt es 6,12,19. Die Zahl gibt die Länge der Molekülketten an. Je geringer die Zahl umso länger (Richtung Stärke). Je höher desto kürzer die Molekülketten mehr Richtung Zucker.
Im Gegensatz zu üblichen Reisslacken ist der dann Benzinfest, hochkratzbeständig und je nach Lack auch unempfindlich gegen Säuren und Laugen.
Genaue Anleitung gibt es die Tage auf Youtube. Bilder mit ersten Lackauftrag. Wird nochmal geschliffen und nochmal lackiert, dann wird die Oberfläche spiegelglatt. Wie man sieht gleich etwas mit Farbverläufen experimentiert. Man kann auch eine weitere Reisslackschicht auftragen usw. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Die Risse sind recht gleichmässig weil ich das Dextrin gleichmässig aufgetragen habe. Kann man über Auftrag und Wärme steuern wie man will. Auf jeden Fall funktioniert es super. Und das mit 0,59€ Maismehl. :)
 

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