Martin WPunkt schrieb:
Natürlich ist die Interpretation wichtig. Gegen was ich mich aber vehement wende, ist die nervige Zur-Schau-Stellung der Interpreten (CD-Cover) bei gleichzeitiger visueller Ignorierung der Komponisten. Besser finde ich da den Ansatz von Hyperion oder MDG, mehr oder weniger bekannte Gemälde aufs Cover zu drucken. Hauptsache keine tief dekolltierte Geigerin auf einer Violinkonzert-CD....
Ja, das ist schon ne komische Sache.
Ich lese öfter den SPIEGEL, da sind oft Werbungen für klassiche Musik drin, wo fast die ganze Werbungsseite mit einem Oberkörperportrait des (~25-jährigen) Pianisten ausgefüllt ist.
Oder bei den Violinen dann halt die bereits von dir so passend charakterisierten jungen Damen mit tiefem Ausschnitt.
Andererseits bietet diese "verpoppstarisierung" der klassischen Musik auch die Chance, das Menschen, die damit normalerweise nicht so viel am Hut haben, auch darauf aufmerksam werden. Siehe zB Nigel Kennedy, der in GB in den ganz normalen Charts gelandet ist.
Aber auch klassische Musik dient nunmal der Unterhaltung, und wer sich am besten verkaufen kann, der ist auch am bekanntesten.
Ich war jetzt im letzten Monat bei zwei Klavierkonzerten. Einmal hat Marc Ehrenfried gespielt, ein angebliches "Wunderkind", das mit 14 die Beethoven-Klaviersonaten über Originaltempo herunterklimpert und der zwischendrin immer mal wieder Ansagen gemacht hat, die meine Oma, mit der ich da war, ganz toll fand, ich persönlich eher peinlich, aber naja.
Und heute war ich bei einem schon etwas älteren Pianisten, der es zwar mehr drauf hatte als Mr Wunderkind, dessen Namen ich aber jetzt schon nicht mehr weiß.
Woran das liegt? Vermutlich daran, dass der eine sein Publikum nicht nur durch seine Klavierfertigkeiten, sondern auch durch seine (fragwürdigen) Moderationsfähigkeiten unterhalten hat. Sowas bleibt einfach eher im Gedächtnis und kommt beim allgemeinen Publikum nicht an. Und dass seine Interpretationen eher dürftig waren, ist wohl kaum jemandem im Publikum aufgefallen ...