Der Lang Lang Thread

harpy
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Hallo ihr Lieben,
ich hab mir lang(e):D überlegt, ob ich diesen Thread eröffnen soll, aber ich mach's einfach mal:

Über Lang Lang gibt es sehr verschiedene Meinungen. Es wird oft behauptet (besonders in Kommentaren zu Youtube-Videos), dass er zwar ein technisch virtuoser Pianist ist, aber was Ausdruck/Interpretation angeht eine ziemliche Niete (so kommt das in der Kommentaren jedenfalls oft rüber.).
Wie gesagt, es gibt sehr unterschiedliche Meinungen. Ich selbst kann das nicht einschätzen, bin nur Hobby-Pianist. Mich würde einfach mal eure Meinung dazu interessieren. Natürlich sind die Ansichten zu solchen Dingen immer Subjektiv.

Auch in Zukunft kann/darf/soll dieser Thread dazu genutzt werden, alles reinzuschreiben, was mit Lang Lang zu tun hat, falls es einen aktuellen Anlass gibt und/oder ihr Lust zum Schreiben habt.:)

Abschließend gibt es noch zu sagen, dass ich kein Lang Lang "Fan" bin sondern relativ neutral. Ich dachte einfach, ich mach mal 'nen Thread auf, vllt gibt's ja Resonanz von euch.

Viel Spaß beim Austauschen! :)

LG
harpy



Hallo Mods,
könntet ihr den Thread bitte in die Plauderecke verschieben? Da ist wohl was schief gegangen... DANKE! :great:

Hallo Harpy,
ich finde, der Thread passt sehr gut ins Klavierforum! Wir brauchen ihn nicht zu verschieben.
McCoy, Moderator Klavier
 
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Hallo,

ich hatte im letzten Jahr das Glück, Lang Lang und einige andere Pianisten (Zimmerman, Perahia, Blechacz) in Konzerten zu erleben. Dabei war Lang Lang der erste von diesen Stars, so dass ich noch keinen Vergleich hatte. Ich muss sagen, das Erlebnis war schon ziemlich beeindruckend. Der Saal war nicht nur einfach ausverkauft, sondern es waren auch noch zusätzlich Plätze auf der Bühne, quasi hinter dem Flügel aufgestellt. Das Publikum feierte ihn dann enthusiastisch - er ist wirklich ein Superstar. Aber er gab anschließend dann auch noch ein "Meet & Greet", wo man sich ein Autogramm holen und Fragen stellen konnte und machte da wirklich einen sehr normalen und keineswegs abgehobenen Eindruck.

Ein paar Wochen bzw. Monate später hörte ich dann in Abständen die genannten anderen Pianisten und muss sagen, dass an der Kritik in Bezug auf die Interpretation wirklich was dran ist. Ich halte mich jetzt für keinen Profi, was die Beurteilung von Klaviermusik betrifft, aber durch die Bank alle anderen (auch der junge Blechacz, der ja altersmäßig am ehesten zu vergleichen wäre) haben mit ihren Interpretationen mein Herz mehr berührt. Vielleicht ist es deren größere Nähe zu europäischer/abendländischer Musik? Technisch ist sicher kaum ein Unterschied - von mir wäre der schon gleich gar nicht zu merken. Und menschlich finde ich Lang Lang sehr sympathisch, schon weil er seinen Ruf als Klassikstar auch immer wieder einsetzt, um vor allem junge Leute für klassische Musik zu begeistern.

LG,
Babs
 
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Lang Lang zeigte sich bei kammermusik als feinfühliger, anpassungsfähiger musiker, Wenn er mit "rauf- und- runter-musik" (so sagten meine kinder, wenn papa zugange war, man kann dem nicht entgehen, er konnte aber auch anders) beeindruckt, passt er sich seinem publikum an.
Ein maßstab ist für mich, ob klavier nach klavier klingt oder unter wissenden händen zu musik wird, eine frage des anschlags mit seinen unwägbarkeiten. Ich nenne das: mit den ohren spielen.
Ich halte für irrig, interpretationen "werten" zu wollen, jeder spielt anders, auf seine weise, und darauf kommt es an. Ich freue mich, wenn andere es anders machen, jedes stück hat eine bandbreite, von verballhornungen abgesehen, die im profibereich kaum vorkommen.
Persönliches spielt auch eine rolle, wenn eine pianistin erklärt, wie sehr sie Mozart liebe und dann ein Allegretto im affentempo runterrasselt, sträuben sich schon mal die haare.
Die kleine welt der klavierspieler ist bunt.
 
Hallo,
Ich muss sagen, das Erlebnis war schon ziemlich beeindruckend. Der Saal war nicht nur einfach ausverkauft, sondern es waren auch noch zusätzlich Plätze auf der Bühne, quasi hinter dem Flügel aufgestellt. Das Publikum feierte ihn dann enthusiastisch - er ist wirklich ein Superstar.

Eben das meine ich. Dadurch, dass ich so viele (eher schlechtere) Kommentare über sein Spiel gelesen habe, frage ich mich manchmal: Ist es nur die Show, die ihn zu diesem Superstar macht? Oder das für einen Klassik-Künstler schon relativ beispiellose Marketing? Marketing kann sehr viel bewirken.
Auf Arte kam mal ein Konzert, der Flügel vor einer Video-Leinwand mit beeindruckenden Bildern, Rauch auf der Bühne etc... Soll das Ganze über etwas hinwegtäuschen, wird Lang Lang nur deshalb so hochgejubelt? Nicht nur deshalb, ganz sicher nicht! Dass er ein super Pianist ist, steht außer Frage. Ich hab vor jedem Respekt, der vor so einem riesen Publikum spielt (oder generell vor Publikum:D) .

Ich sag es nochmal: ich stelle diese Fragen ganz unvoreingenommen, bin weder Fan noch "Gegner" von Lang Lang. Aber auf eine Frage bin ich gestern noch gekommen, die wahrscheinlich sogar der Grund war, aus dem ich diesen Thread eröffnet habe: Taugt Lang Lang MUSIKALISCH als Vorbild? Ich persönlich orientiere mich an dem, was ich höre. Das heißt, ich höre ein Stück an und kriege die verschiedenen Facetten mit, nennen wir's mal amateurhaft "Da wird es laut, da wird es leiser, da klingt es lieblich, schneller, langsamer" usw. Kann/Sollte ich mir da Lang Lang als Vorbild nehmen oder ist er viel zu ungenau in der Interpretation? So kommt es mir manchmal irgendwie vor. :confused:



Oh Mann, ich komm mal wieder mit dem "Antworten"-Button nicht zurecht... Der macht was er will... :D
 
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Aber er gab anschließend dann auch noch ein "Meet & Greet", wo man sich ein Autogramm holen und Fragen stellen konnte und machte da wirklich einen sehr normalen und keineswegs abgehobenen Eindruck.
Das finde ich auch, zumindest was man so im Fernsehen sieht. Hoffen wir, dass er privat kein Ekel ist :D, wär schade. Ich denk mir, es ist ziemlich schwer, nicht abzuheben, bei dem Hype, der um ihn gemacht wird.



Am Samstag war er im Fernsehen, bei "Klein gegen Groß" und ist gegen einen 12-jährigen Steppke angetreten. Wenn ich das Video finde, stell ich's hier rein. Da kam er mir jedenfalls auch sehr nett vor. Aber wie gesagt, letztendlich lässt sich das für uns wohl nicht beurteilen. Ich bin da immer vorsichtig, bei Stars im Allgemeinen, im positiven wie im negativen Sinne. :) Aber zumindest, dass er sympathisch rüberkommt, ist ehrenwert!



Günter Sch.;6333746 schrieb:
Ich halte für irrig, interpretationen "werten" zu wollen, jeder spielt anders, auf seine weise, und darauf kommt es an. Ich freue mich, wenn andere es anders machen, jedes stück hat eine bandbreite, von verballhornungen abgesehen, die im profibereich kaum vorkommen.
Das sehe ich auch so!!!
Aber: Ich persönlich bin immer der Meinung, der Komponist hatte ja ein gewisses Ziel beim Schreiben, durch das Setzen von bestimmter Intonation usw. Wenn man es da als Pianist "übertreibt" und wie du sagst z.B. ein Allegretto im Affentempo runterrasselt, ist das eben auch nix, weil es das Stück verfälschen oder ggf sogar ruinieren (?) kann... Individualität ist was Schönes und Sinnvolles, find ich absolut auch (!!) aber bitte in MAßEN eingesetzt.;)


Tut mir Leid wg der vielen "Aktualisiert"-Dinger aber ich musste kurz was ausprobieren :):redface:

Die sind jetzt weg. Wenn Du mit dem Antwort-Button auf einen direkt vorher geschriebenen eigenen Beitrag antwortest, tritt die automatische Beitragszusammenführung in Funktion und die Aktualisiert-Meldung erscheint. Besser ist es, wenn Du dafür den Bearbeiten-Button benutzt. McCoy
 
Lang Lang ist auch für mich ein sehr heikles Thema!

Für mich gibt es in der Interpretation von (E-) Musik einen Faktor, den ich die Wahrhaftigkeit des Ausdrucks nennen möchte. Als Beispiel möchte ich gerne den heute selten gewordenen Ausdruck der Anmut heranziehen. Wann würde man von Anmut sprechen? Man stelle sich ein Kind vor, das in einer Blumenwiese spielt - z.B. Blumen für die Mutter pflückt - und dabei so in sein Spiel versunken ist, daß es außer sich, der Blumenwiese und der selbstgestellten Aufgabe, für die Mutter einen Strauß zu pflücken, nichts weiteres von seiner Umwelt wahrnimmt. Ein erwachsener Betrachter, der diese Situation von Außen wahrnimmt, kann nun versuchen, sich selbst in das Kind hineinzuversetzen, sich dabei selbst also gewissermaßen in die Erlebnisse seiner eigenen Kindheit erinnernd zurückzuversetzen (möglichst ohne dabei sentimental zu werden), und dabei kann er das Erlebnis der Anmut erfahren.

Nun stelle man sich dieselbe Szene in einem Hollywoodfilm vor: das spielende Kind sitzt auf einer Blumenwiese, wird aus der Ferne oder von oben herangezoomt, es folgen Szenen, in denen man in Großaufnahme die Augen des Kindes, die gepflückten oder noch zu pflückenden Blumen sieht etc. Dazu ertönt süßliche Geigenmusik. Das Ergebnis ist: Kitsch. Viele Menschen im Kino sind von solchen Szenen innerlich ergriffen. Ich nicht, ich stelle mir dann immer den lärmenden Hubschrauber vor, in dem die Kamera platziert ist, oder das Aufnahmeteam, das auf der ganzen Wiese verteilt ist, nur nicht dort, wo die Kamera gerade hinfilmt etc. Also eine alles andere als anmutige Situation.

In der romantischen Musik ist Anmut ein Ausdruck, ein Gefühl, eine seelische Regung, die (neben anderen) sehr häufig vorkommt. Man denke z.B. nur an Chopins Nocturnes oder an einige seiner Mazurken. Wenn nun jemand diese Stücke spielt, der nicht mehr in der Lage ist, sich in diese anmutigen Erlebnisse der eigenen Kindheit ernsthaft - oder, um den oben verwendeten Ausdruck zu benutzen: wahrhaft - zurückzuversetzen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als dem Publikum und - schlimmer noch - sich selbst vorzutäuschen, er hätte beim Spielen dieses Erlebnis der Anmut. Dafür wird dann ergriffen in die Luft geschaut, der ganze Körper in Ekstase hin und her gewogen etc. Aus Anmut wird Sentimentalität. Ebenso wird aus Ergriffenheit Pathos: Dabei kann man trefflich den Kopf hin und herschütteln und verzweifelt dreinschauen.

Ein ähnliches Beispiel ist die Grazie, die eigentlich eine durch den Tanz- oder Fechtlehrer veredelte, bewußt gemachte Anmut ist. Man unterschätze das auf kunsthistorischer Ebene nicht: Durch alle diese künstlerisch bedeutsamen seelischen Übungen wurde (und wird?) der Urwaldbanause, der Höhlenbarbar über Jahrhunderte hinweg musikalisch, literarisch und durch die bildende Kunst (also durch den Tanz-, Fecht-, Klavier-, Zeichen- und Literaturlehrer) zu dem zivilisierten Menschen erzogen, den wir heute kennen.

Lang Lang kann zweifellos hevorragend Klavierspielen. Aber wenn ich ihn in all den kursierenden Videos sehe, habe ich den Eindruck, als sei er das Kind in dem Hollywodfilm, daß - umgeben von lärmenden Hubschraubern und unzufriedenen Filmregisseuren - versucht sich und dem Publikum vorzutäuschen, es habe all diese Gefühle. Meiner Meinung nach fehlt Lang Langs Gefühlen die Wahrhaftigkeit, er täuscht vor. Ein weiterer Kandidat - bei dem ich dieses Vortäuschen das erste Mal entdeckt habe - ist übrigens Andrei Gavrilov. Wenn ich ihm hier zuschaue, fühle ich mich wirklich betrogen.

In den alten Zeiten hat man versucht, durch den Tanz- und Fechtunterricht den Körper so zu trainieren, daß die Seele zu den entsprechend veredelten Gefühlen erzogen wird: Grazie, Anmut, Erhabenheit, Ehre (z.B. im Gefecht) etc. Ich glaube, Lang Langs körperlich-technische Ausbildung ist seiner seelisch-musikalischen Ausbildung weit überlegen. Mir aber gefällt zumeist die Musik besser, bei der das genau umgekehrt ist: Vladimir Horowitz (der in seinen Konzerten zum Komponisten des gespielten Werkes wurde, aber durchaus des öfteren mal daneben traf), Arthur Rubinstein (über Chopin: there is nohing pompous, er soll mal über sich selbst gesagt haben: 50% Trefferquote), Arturo Benedetti Michelangeli (der die Debussy Preludes spielen konnte, als hätte er sie gerade erst erfunden) u.v.a. Aber auch Musiker wie z.B. John Coltrane, McCoy Tyner, Horace Silver, Charlie Parker oder Miles Davis waren genau an dieser Baustelle zu Gange.

Viele Grüße,
McCoy

Edit:

Literatur zum Thema:
Über Anmut und Würde, Friedrich Schiller.
Über das Pathetische, Friedrich Schiller.
Über das Erhabene, Friedrich Schiller.
 
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Was McCoy da geschrieben hat, beschreibt für mich genau, was ich meinte mit: seine Interpretation hat mich nicht so berührt. Und da ich ihn praktisch von vorn gesehen habe (seitlich vom Balkon, die Hände waren vom Flügel verdeckt), hatte ich auch genug Zeit seinen schmerzlichen und auch für mich übertriebenen Gesichtsausdruck zu studieren ;-) Warum er das macht, kann natürlich nur er selber wissen. Aber da ist schon viel Show dabei und seine Art der Vermarktung ist dafür sicher nicht unwesentlich. Als ich ein paar Wochen später Blechacz hörte, hab ich nur gedacht: "Der ist etwa im gleichen Alter, spielt viiieeel schöner und kriegt dennoch das Haus nicht voll, geschweige denn hat er diesen Hype um seine Person."

Zimmerman und Perahia stehen natürlich über den Dingen, die haben nicht mal eine Zugabe gegeben. Wer auch noch voll sympathisch rüberkam, war Andsnes (mein neuer Liebling am Beethoven-Himmel). Ich glaube, man muss auch noch etwas abwarten, wie Lang Lang mal in 20 Jahren rüberkommt. Für mich ist ein großer Pianist eigentlich erst einer, der über einen langen Zeitraum reift und konzertiert und immer besser wird. Das muss er erst noch beweisen, finde ich.

LG,
Babs
 
Lang Lang ist ein sehr guter Pianist. Schafft er es mich zu berühren? Die Antwort ist `nein´. Auf diese kurze Formel könnte man meine Beziehung zum Klavierspiel von Lang Lang bringen. Und jetzt kommt das `Aber´ ;)
Wenn ich die Augen schließe und ihn nicht beim spielen sehe, dann kann man schon hören, dass er absolut sein Handwerk versteht. Aber es gibt zig Pianisten, die ähnlich gut ihr Handwerk verstehen. Ich denke, dass Lang Lang zu der neuen Generation von Musikern gehört, die nicht "nur" gut spielen können, sondern auch die Fähigkeit haben sich zu präsentieren. Und diese Art sich zu präsentieren mag ich an Lang Lang nicht. Und ich gebe zu, dass das mein "Hörempfinden" negativ beeinflusst.
Ein anderes Beispiel, welches ich schon einmal hier irgendwo gepostet habe. Vor jetzt schon einiger Zeit habe ich mal eine Pianistin erlebt, die sich sowas von überhaupt nicht präsentieren konnte, aber als die Frau am Flügel saß und die ersten Töne anfing zu spielen, standen mir alle Haare zu Berge. Diese Pianistin wird leider nie zu Lang Lang aufschließen können. Was ich damit sagen will ist, dass es heutzutage nicht nur darauf ankommt gut spielen zu können, sondern man muss sich als Pianist auch gut verkaufen können. Sei es das man gut aussieht und/oder sich gut präsentiert. Nur schön spielen reicht nicht mehr.
 
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Aber, Mod-Paul: Ist das nicht schrecklich? Oder anders gefragt: Wären Horowitz oder Rubinstein unter diesen Umständen Weltstars geworden? Ach, ich glaub nicht, dass mir diese Entwicklung gefällt...
 
Das ist schrecklich! Aber so sieht es nun mal jetzt aus. Vielleicht wird´s irgendwann wieder eine Rückbesinnung geben. Auch wieder weg von dem Höher-Schneller-Weiter-Gedanken. Ansonsten gibt es ja bei den Festivals immer wieder tolle Pianisten, die man Abseits des Medienrummels für sich entdecken kann.
 
Wenn man mal weg von Pianisten zu Sängern schaut, ist das Marketing dort auch nicht anders, eher noch ein bißchen vordergründiger. Schön ist anders, Stars gehen auf und versinken im Fünfjahresplan (oder schneller), sobald sie ausgebeutet sind, wird der Nächste hergenommen...

Das dürfte nicht mehr zu ändern sein, daher bleibt nur die Erinnerung an die Klassiker.

(Sry für das Abdriften in andere Gefilde, lag aber nahe, da diese Entwicklung global ist ;))
 
Lang Lang ist auch für mich ein sehr heikles Thema!
[...]

Ich kann grundsätzlich wie immer nur zustimmen, aber ich würde sowohl Lang Lang als auch Gabrilov zumindest die Möglichkeit zustehen, dass sie das ehrlich so meinen, spüren und da nichts gespielt ist. Ich führ mich auf der Bühne auch ziemlich auf (natürlich nicht so wie Gavrilov, das ist schon extrem) und würde mich da auch niemals bremsen lassen. Ganz im Gegenteil! Seit ich die Hemmungen zu körperlichem Ausdruck fallen gelassen habe, spiele ich freier, "besser" und mehr nach dem Gefühl, das ich in diesem Augenblick habe, bzw. das mir das Stück gibt. Schauspielern würde ich höchstens im U Kontext, und da ist es ja angemessen. Will sagen: vielleicht brauchen die das um ihre ureigensten Gefühle zum Ausdruck zu bringen!

Bez. Erfolg und Können: Das gleiche Phänomen gibts ja wo anders auch. Stichwort: Susan Boyle und Paul Potts. Werde niemals verstehen, wieso man sich in Wien (!) statt in der Staatsoper mit die besten Sänger der Welt, lieber eine Boyle oder einen Potts anschaut.

Meine Meinung zu Lang Lang: technisch hervorragend, menschlich äußerst sympathisch, bringt die Klassik wieder unter die jungen Leute (das schaffen eben nur solche Stars wie Lang Lang oder Garret), aber für meinen Geschmack von der Interpretation her zu sehr "Dienst nach Vorschrift", trotzdem aber sicher nicht schlecht! Sein Konzert mit den Philharmonikern im Schloss Schönbrunn war hervorragend!


Edit by ts2: die vollständige Quote eines so langen Beitrages muß nun wirklich nicht sein!
Danke.


Edit: stimmt, Sorry...
 
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Seit ich die Hemmungen zu körperlichem Ausdruck fallen gelassen habe, spiele ich freier, "besser" und mehr nach dem Gefühl, das ich in diesem Augenblick habe, bzw. das mir das Stück gibt.
Bitte meinen Beitrag nicht falsch verstehen: Ich habe absolut nichts gegen körperlichen Ausdruck in der Musik, und man sollte sich dabei auch durch nichts hemmen lassen. Klavierspielen, überhaupt Musizieren ist ja immer nur durch körperliche Betätigung möglich (den Mausklick am Rechner lasse ich mal außen vor.) Meiner Ansicht nach ist musikalischer Ausdruck immer die Folge von körperlichem Ausdruck. Klavierspielen ist also eigentlich Tanz. Ganz nebenbei treffen die Finger aber auch noch die richtigen Tasten und es entsteht dabei ein schöner, dem körperlichem Ausdruck entsprechender musikalischer Ausdruck. Bei Lang Lang scheint mir das genau umgekehrt: sein körperlicher Ausdruck ist dem musikalischen Ausdruck hinzugefügt, aufgesetzt, nicht Ursache desselben. Dadurch entsteht in mir nicht das Erlebnis von Schönheit.

Viele Grüße,
McCoy

- - - Aktualisiert - - -

Edit: Je länger ich diesen Satz
Meiner Ansicht nach ist musikalischer Ausdruck immer die Folge von körperlichem Ausdruck.
lese, desto falscher erscheint er mir :D: Natürlich ist musikalischer Ausdruck, oder musikalisches Empfinden - im Grunde meine ich damit die singende Seele - wiederum die Ursache für den körperlichen Ausdruck. Mensch, ist Klavierspielen schwer.
 
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Es ist ein unterschied zwischen "ausdruck" und "grimassieren". Des klavierspielers erstes gebot ist, im rechten augenblick die rechten tasten anzuschlagen und zwischen werk und hörern zu vermitteln, er darf sich eben so wenig wie ein schauspieler seinen eigenen emotionen hingeben, sondern in doppelrolle emotionen nachempfinden und kontrolliert übertragen.
Es ist allerdings mode geworden, hörer auf diese weise beeindrucken zu wollen. leider oft schlecht gespielt.
Man beobachte einen dirigenten im konzert und im orchestergraben, wo die aufmerksamkeit nicht auf ihm ruht, und er schlicht seines amtes waltet. Mehr oder weniger eitelkeit gehört allerdings zum berufsbild, verstöße gegen den guten geschmack müssen nicht sein, da wäre hilfreiche kritik angebracht.
 
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Ich finde nicht, dass man da etwas verbieten soll. "Man darf nicht" ist doch gerade in der Kunst immer fehl am Platz, oder?
 
...für mich wirkte schon immer jeder joe cocker (uuuuh...achtung...uuu-musik ;-) ) ehrlicher als diese aufgesetzten verrenkungsgrimassen der e-musiker
naja und davon mal abgesehen, da ich in beidem ausgebildet wurde aber die popularmusik letztendlich vertieft habe
halte ich ohnehin rein gar nichts von der unterscheidung zwischen e und u

was für mich klar erkennbar ist: diese ganzen MOVES der klassischen interpreten, seien es fratzen oder verbiegungen sind ebenso antrainiert wie die fingerfertigkeiten
und stehen den tanzschritten von madonna in nichts nach.

für mich ganz persönlich wird es immer dann lächerlich wenn die bewegungen über das mittel zum zweck hinausschießen.
nunja scheinbar ist der zweck "vermarktung" ein angemessener.

lang lang?
dem kann ich nicht ins gesicht gucken , sonst bekomme ich stresspickel
ich persönlich brauche auch keinen katalysator um musik zu empfinden-deshalb ist sein gesichtsgulasch für mich nur störend.
 
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was für mich klar erkennbar ist: diese ganzen MOVES der klassischen interpreten, seien es fratzen oder verbiegungen sind ebenso antrainiert wie die fingerfertigkeiten
und stehen den tanzschritten von madonna in nichts nach.

Nein! Ein Hancock macht z.B. das gleiche, also hat es mal nicht mit Klassik zu tun. Ich mache auch bisweilen solche Moves (mein Körper "verbiegt" sich dauernd) und kann mit Sichereit sagen, dass ich das noch nie trainiert habe. McCoys Gavrilov oder Lang Lang sind sicher Extrembeispiele dafür, aber per se zu sagen, das ist alles nur Show finde ich Schwachsinn.

Warum soll etwas für Cocker in Ordnung sein, aber für einen klassischen Pianisten nicht?
 
na - schon ein bisschen meine botschaft verstehen!
immerhin steht da nicht nur joe cocker in meinem text nicht wahr?
aber um dem schwach(en)sinn einhalt zu gebieten:

ich finde es scheinbar dann nicht affig, wenn es von innen zu kommen scheint.
wobei
doch
falls es bei herrn lang von innen kommen sollte - trotzdem affig.

zum thema antrainiert
na klar wird das gelehrt " guck mal daa ist die melodie fließend und wenn die da soo fließt dann muss auch dein ganzer körper fließen -siehste SO muss das aussehen.
tja
gibts ja auch bei gitarristen oft
"guck beim solo muss dieser ton soo aussehen"
hehe ich meine immerhin gibt es ja sogar luftgitarre weltmeisterschaften
weils wahnsinnig cool ist so ein MOVENDER gitarrero zu sein.

naja unterm strich guck ich mir die leute an und denk entweder
idiot
oder
coole sau

bei brad mehldau eher coole sau
bei the boss hoss eher idiot
das witzige ist wohl dass die boss jungs cool sein wollen und brad eher nicht

;-)
 
das witzige ist wohl dass die boss jungs cool sein wollen und brad eher nicht

Und darin liegt sicherlich einer der Gründe: der eine will (so tun als ob), der andere muß nicht so als ob tun - weil er es ist.
 
Das mag alles sein, aber im Endeffekt zählt doch die musikalische Leistung! Stell dir vor, du hörst eine Beethoven Interpretation und findest sie perfekt. Dann siehst du das erste mal das Video von dem Pianisten und er macht Rückwärts Saltos während dem Spielen. Änderst du dann deine Meinung?

Nur weil sowas AUCH trainiert wird, würde ich das nicht grundsätzlich jedem unterstellen. Mir ist es Banane, was die da oben aufführen, solange mich die Musik berührt. Und an uns liegt es sicher nicht, darüber zu Urteilen, ob jemand das so spürt, oder ob er eine Show abzieht. Oder anders gefragt, warum soll ein Rock Gitarrist eine Show abziehen dürfen, aber ein Klassik Pianist nicht?
 

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