Live Musik nur noch als Hintergrundbeschallung ? Wie sind eure Erfahrungen ?

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Hi,

ich mache seit längerem die Erfahrung, das die Zuhörer die angebotene Livemusik eigentlich nur noch als Hintergrundbeschallung für ihre sonstigen Aktivitäten benötigen.

1. Als ich 1969 mit der Livemusik begann, ging man auf die Konzerte berühmter Bands um deren Musik zu hören und die Bands live zu sehen. Heutzutage scheinen 80% der Konzertbesucher das Konzert erst zuhause auf dem Smartphone wahrnehmen zu wollen oder nur zeigen zu wollen, wo sie gerade waren.

2. Spielt man selber wird auch bei ruhigen Songs, wo man eine entsprechende Atmosphäre aufbauen will, so hemmungslos weitergequatscht, das ich bis auf 1-2 Lieder diese aus unserem Repertoire schon gestrichen habe.

3. Im Bereich Hardrock kann man fast spielen was man will, nach kurzer Zeit ertönt aber immer der Ruf "spielt ihr nix von ACDC" ? Nichts gegen die Männer aus Australien,
aber die Zuhörerwelt kann doch nicht überwiegend aus "Highway to Hell", "Whole lotta Rosie" und "TNT" bestehen, oder ?

4. Irgendwie scheint es auch egal zu sein, ob man mit hochwertigem Custom Shop Equipment oder mit irgendwelchen Schrottteilen auf die Bühne geht, den Unterschied hört anscheinend auch keiner mehr.

Wie sind eure Erfahrungen/Meinungen zu dem Thema ? Ähnlich oder bin ich da vielleicht zu kritisch mit dem geschätzten Publikum ?
 
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Zumindest bei Punkt 4 muss man aber sagen: Man hört es inzwischen auch wirklich kaum mehr raus und ist es wichtig ob die Gitarre nun 200€ oder 2000€ gekostet hat? Juckte den normalen Konzerbesucher eh nie.

Mir ist nur einmal negativ aufgefallen als wir bei ner Jugendveranstaltung waren wo wir eine von 10 Bands waren. Da standen ca. 60% der Zuschauer durchgehend draußen und haben eine geraucht oder nichts gemacht. War schon ziemlich unschön die ganze Aktion
 
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Ich glaube, hier sind ganz verschiedene Sachen, die in deiner Wahrnehmung aufeinandertreffen. Aber es bringt nicht viel, die in einen Topf zu schmeißen.

Das mit den teueren Instrumenten ist nicht nur egal (wie Der Alucard geschrieben hat) - es war auch nie anders. Einen Trend kann man da nicht feststellen.

Der Umgang mit Smartphones ist ein Problem, ja. Irgendwann werden wir uns hoffentlich an diese Technologie gewöhnen (und an die, die danach kommt! VR?) und lernen, wieder den Moment zu genießen.

Ich gehe sogar heute noch auf Konzerte, weil ich die Band sehen will. Ist deine These, dass die Menschheit kein Interesse mehr an Musik hat? Ist eine simplere Erklärung vielleicht, dass die Leute nur einfach kein Interesse an deiner Musik hat? Bitte nicht persönlich nehmen, ich kenn das nämlich auch. Meine Band hat mal bei einem Business-Event gespielt, wo unser Rapper etwas über Crowdfunding und Unternehmensgründung erzählt hat. Die Anzugträger hatten sowas von keine Lust auf unsere Musik, das glaubst du nicht. ;) Unsere Schlussfolgerung war aber nicht, dass die Menschheit keine Musik mehr hören will.

Es ist immer bequem, sich über "die Leute" zu beschweren. Das hilft aber keinem. Seinem Ärger mal kurz Luft machen, okay. Aber dann muss man sich doch hinsetzen und sich Gedanken darüber machen, was man selbst ändern kann.

Wenn du seit 1969 Livemusik machst, dann wäre eine mögliche Erklärung: Du machst wahrscheinlich nicht die Musik, die junge Leute hören wollen. Musst du auch nicht, und verstellen soll sich keiner. Und ältere Leute haben nicht die Begeisterung und Energie, jedes Wochenende auf ein Konzert zu fahren. Damit ist das Phänomen doch ziemlich hinreichend erklärt.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Und Livemusik, die im Hintergrund läuft, ist nun wirklich nichts neues. Man bedenke die Zeit, bevor es Musikaufnahmen gab. Das ist also auch kein neumodisches Unding.
 
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Der Begriff Konzert wird heute inflationär verwendet, so stelle ich fest, dass nahezu jede Partyband oder Coverband gerne den Begriff für ihre Auftritte nutzt. Was dann aber geboten wird, ist eigentlich kein Konzert, sondern mehr oder weniger gute musikalische Unterhaltung, egal welches Genre. Der Begriff Konzert sollte vielleicht wieder nur bei Konzerten verwendet werden, weil es den Anspruch des aktiven Zuhörens hat. Die dargebotene Musik muss dann aber auch konzertant sein, bei der sich das Zuhören lohnt, egal warum. Das war aber früher nicht anders!
Ebenfalls kam es auch früher vor, dass Bands nicht zu bestimmten Veranstaltungen passen. Da wurde m.E. im Vorfeld nicht optimal miteinander kommuniziert. Das ist dann für beide Seiten höchst unbefriedigend.

Was jetzt die teuren Instrumente anbelangt, nun das konnten die Zuhörer nie einschätzen. Aber wir Musiker können es und mich inspiriert ein gutes Instrument und das wiederum merken (hoffentlich) auch die Zuhörer.

Und es war auch schon immer so, dass ältere Generationen nicht mehr Woche für Woche Musikverantstaltungen besuchen, das hat mehr Gründe als bereits erwähnt. Ich mache jetzt ca. 50 Jahre Musik auf der Bühne, darunter Jahrzehnte vor viel Publikum, aber ich bin mir auch im Klaren, dass die jungen Leute heute eine Musik hören, die ich nicht spiele und auch nicht mehr spielen will. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass ich heute vor weniger Menschen spiele, als zu der Zeit als "meine" Musik Mainstream war. Das ist aber alles ganz normal und deswegen auch nicht schlimm.

Was mir aber zusehends immer mehr Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass Musik nichts mehr wert zu sein scheint. Musik wird kaum noch als Form künstlerischen Ausdrucks wahrgenommen, sondern wie ein immer verfügbarer Konsumgegenstand. Vielleicht trägt dies auch zur oben beschriebenen fehlenden Würdigung der Livemusik bei?
 
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...wobei ich mich ueber Konzerte freuen wuerde, wo am Eingang saemtliche Kameras und Smartphones eingesammelt wuerden, denn dann wuerde man (1 ) mehr sehen und haette nicht den Haende-mit-Fon-Dschungel vor der Nase und (2) die Leute wuerden gezwungen, mal zuzuhoeren und zu klatschen und sich aufs Konzert zu konzentrieren. Muss einer der ganz grossen einfach mal machen, denke ich. Waere interessant.
 
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Ich glaube auch, dass Live-Musik heutzutage nicht mehr den Stellenwert hat, den es vor einigen Jahrzehnten noch eingenommen hat. Einige Gründe wurden schon genannt. Wir haben übrigens nicht das Smartphone-Problem, aber unserer Lautstärke ist auch jenseits von Gut und Böse (= nur mit Gehörschutz zu ertragen ^^).
Ein ehemaliger Schlagzeuger aus meiner Band hat mal eine These weitergegeben, die ich in dieser Hinsicht sehr interessant fand:

Live Musik hat heutzutage an Bedeutung verloren, weil sich die technische Ausstattung der Musikkonsumenten enorm verbessert hat. Früher musste man in eine Konzerthalle gehen, um mal so richtig fette Bässe zu hören und sich den Gehörgang freipusten zu lassen. Heutzutage kann jede Hinterhofdisko diesen Sound bieten. Clubbetreiber mussten früher halt (Cover)bands ranholen, um eine bestimmte Lautstärken zu erzeugen. Und das ist heutzutage einfach nicht mehr notwendig.

Sollte dies stimmen, wird Live-Musik halt eher was für Liebhaber.

Was mir außerdem auffällt: das Interesse an handgemachter Musik schwindet, dennoch gibt es viel mehr Möglichkeiten, schon günstig mit halbwegs hörbarer Musik anzutreten. Die Zahl der Bands nimmt nicht wirklich ab, jedenfalls ist der Proberaumkomplex, in dem wir seit Jahren proben immer restlos vermietet. Das Angebot an live-konzerten bei uns in Berlin ist riesig. Da muss man Prioritäten setzen ... ich geh auch nur noch zu Konzerten von Freunden, Verwandten und meinen Lieblingskünstlern.
 
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Weil Ihr die Smartphones aufm Konzert erwähnt: ich hab mal irgendwo gelesen, der hat das so bezeichnet, dass da jemand Erlebnisse dokumentiert, die er nicht hatte. Aber er hat's aufm Telefon:gruebel::ugly::confused::nix::bang:
 
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Das hängt aber auch sicher vom Genre ab und vom Altersdurchschnitt des Publikums. Von der "jüngeren" Generation kann man die "klassische Wohlerzogenheit" des traditionellen Konzertbesuchers eher nicht mehr erwarten. Wobei das vorherrschende Repertoire für diese Gruppe hinsichtlich der Lautstärke einiges an Unruhe weg stecken kann. Und "Stimmung" ist ja sicher auch sehr erwünscht. Wenn dann allerdings keine ruhigen Nummern, die doch eine gewisse Andacht erfordern, kläglich untergehen und nicht mehr möglich sind, finde ich das auch sehr schade. Ein gut aufgebautes und für die Interpreten künstlerisch stimmiges Programm kann man dann unter den Umständen sicher vergessen. Den Frust dabei kann ich gut nachvollziehen.

Bei meinen Konzerten und Auftritten kenne ich das Problem eher nicht, da ich mich in Genres aufhalte, für die man üblicherweise immer noch ein konzentriert lauschendes Publikum findet (Klassik, Jazz, freie Improvisation, experimentelle Konzepte). Da ich auch viel in Kirchen auftrete sorgt schon dieses Ambiente zusätzlich für eine gewisse Andacht.
Selbst wenn ich gelegentlich reine "Background"-Geschichten mache - die auch so abgesprochen sind - erfahre ich immer wieder ein Feedback das beweist, daß die Leute neben ihren Unterhaltungen doch auch zuhören.

Ein absolutes Desaster habe ich jedoch auch einmal erlebt, aber in einem Kontext, in dem ich es nicht erwartet hätte.
Mit einem Kollegen am E-Piano (ich selber spiele Klarinette, Bassklarinette, Saxophon) wurde ich für einen hochoffiziellen, aber internen Festakt beim Land NRW engagiert. Anwesend waren neben einiger Polit-Prominenz, u.a. der damalige Ministerpräsident Rüttgers, der auch Hauptredner war, sämtliche Oberkreis- und Kreisdirektoren aus NRW nebst Anhang. Die Details waren mit unserem Gasgeber genau abgesprochen: Einige eher "offizielle" Nummern während des Festaktes zwischen den Reden, danach 2 Stunden Background. Für den offiziellen Teil hatte mein Kollege sogar eigens zwei kurze Stücke komponiert.
Jedoch war auch und gerade während des Festaktes ein "Höllenlärm" im Saal, da die anwesende "High-Society" munter ungebremst miteinander plauderte. Da die Reden über eine PA massiv verstärkt wurde, worauf wir gemäß der Absprache verzichtet hatten, kamen diese immer noch oben drüber. Wir waren außer für die ersten Reihen eher nur optisch anwesend.
So eine unhöfliche und ungehobelte, ja proletenhafte Ansammlung von "Anzugträgern" habe ich vorher und auch seitdem nie mehr erlebt.
Ist also auch keine Garantie, wenn das "Publikum" eigentlich als klassisch gebildet und für diesen Kontext als wohlerzogen gelten sollte.

Den Background-Teil haben wir dann vertragsgemäß hinter uns gebracht und mehr oder weniger für unseren eigenen Spaß gespielt, wobei wir bei den Nummern auch reichlich experimentiert haben in der Improvisation, wenn schon, denn schon.
Tröstlich war, daß gegen Ende der Veranstaltung ein netter Herr auf uns zu kam mit der Bemerkung, daß er unser Spiel so toll findet, es aber hier leider "Perlen vor die Säue geworfen" sei.

Gruß, Jürgen
 
Nun, the times they are a-changing...
Früher, besonders in den Sechzigern und Siebzigern war Musik Ausdruck eines Lebensgefühls. Zumal die Bands aus dieser Zeit zu denjenigen gehören, die man sich auch heutzutage noch anhört. Wenn ich dran denke, was wir für Rockpalast-Nächte verbracht haben... Diesbezüglich hat sich zu den heutigen Zeiten einiges verschoben.
Mittlerweile ist alles schnelllebiger geworden und ich würde behaupten, dass die Musik nicht mehr den Wert hat, den sie früher hatte. Das sieht man doch allein daran, dass es kaum noch feste Tonträger gibt (Schallplatten, CDs, Kassetten, Tonbänder).
Ich mache auch seit 35 Jahren Musik und habe den Eindruck, dass man heutzutage für einen Gig noch was mitbringen muss um auftreten zu dürfen. Es gab mal Zeiten, da hat man dafür gute Kohle bekommen.
Da hilft das Lamentieren nicht, die Zeiten und die Befindlichkeiten ändern sich eben. Wie gut, dass wir Älteren noch die "guten alten" Zeiten erleben durften...

Beste Grüße
Harald
 
Interessant dazu zum Auftritt von Lady Gaga beim North Sea Jazz Festival:

http://www.spiegel.de/kultur/musik/north-sea-jazz-festival-schoene-melody-gardot-lady-gaga-a-1043464.html schrieb:
Als sie Billy Strayhorns "Lush Life" anstimmte, nur begleitet vom Piano, kreischten in den ersten Reihen viele Lady-Gaga-Fans, die gekommen waren und wohl hofften, Songs wie "Poker Face" serviert zu bekommen. Sie reckten ihre Handys in die Luft und filmten jede Regung ihres Idols. Lady Gaga brach ab, ermahnte das Publikum ernst, Handys jetzt mal runterzunehmen, das Kreischen einzustellen und dem Lied zuzuhören.
 
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Ich glaube, hier sind ganz verschiedene Sachen, die in deiner Wahrnehmung aufeinandertreffen. Aber es bringt nicht viel, die in einen Topf zu schmeißen.

Das mit den teueren Instrumenten ist nicht nur egal (wie Der Alucard geschrieben hat) - es war auch nie anders. Einen Trend kann man da nicht feststellen.

Der Umgang mit Smartphones ist ein Problem, ja. Irgendwann werden wir uns hoffentlich an diese Technologie gewöhnen (und an die, die danach kommt! VR?) und lernen, wieder den Moment zu genießen.

Ich gehe sogar heute noch auf Konzerte, weil ich die Band sehen will. Ist deine These, dass die Menschheit kein Interesse mehr an Musik hat? Ist eine simplere Erklärung vielleicht, dass die Leute nur einfach kein Interesse an deiner Musik hat? Bitte nicht persönlich nehmen, ich kenn das nämlich auch. Meine Band hat mal bei einem Business-Event gespielt, wo unser Rapper etwas über Crowdfunding und Unternehmensgründung erzählt hat. Die Anzugträger hatten sowas von keine Lust auf unsere Musik, das glaubst du nicht. ;) Unsere Schlussfolgerung war aber nicht, dass die Menschheit keine Musik mehr hören will.

Es ist immer bequem, sich über "die Leute" zu beschweren. Das hilft aber keinem. Seinem Ärger mal kurz Luft machen, okay. Aber dann muss man sich doch hinsetzen und sich Gedanken darüber machen, was man selbst ändern kann.

Wenn du seit 1969 Livemusik machst, dann wäre eine mögliche Erklärung: Du machst wahrscheinlich nicht die Musik, die junge Leute hören wollen. Musst du auch nicht, und verstellen soll sich keiner. Und ältere Leute haben nicht die Begeisterung und Energie, jedes Wochenende auf ein Konzert zu fahren. Damit ist das Phänomen doch ziemlich hinreichend erklärt.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Und Livemusik, die im Hintergrund läuft, ist nun wirklich nichts neues. Man bedenke die Zeit, bevor es Musikaufnahmen gab. Das ist also auch kein neumodisches Unding.

Meine These ist, das die Leute Musik und Konzerte nicht mehr zentral und direkt erleben sondern anscheinend erst zuhause auf dem Smartphone.
Was die Lust auf die Musik meiner Band anbelangt, so spiele ich nur noch maximal 6-8 Gigs im Jahr und die Veranstalter die uns engagieren wissen schon, welches Publikum kommt und was sie musikalisch erwartet. Daran kanns also nicht liegen. Und da mein Drummer 30 Jahre jünger ist, spielen wir auch keine Songs aus der Steinzeit sondern durchweg auch neuere Sachen, so quasi alles außer Helene Fischer. Und Smoke on the water oder Highway to hell wollen oft die jüngeren hören, so kurios es klingt.

Und beschweren ? wer beschwert sich hier ? bisher dachte ich immer ein Forum sei dafür da, sich Anregungen zu holen, wie man es besser machen kann. Wenn ich es wüsste, würde ich hier nicht schreiben. Also, was ist deine Idee, wenn alle quatschen ? Ignorieren, die Leute anscheissen oder einfach von der Bühne gehen ? Ich habe noch keine Lösung gefunden.
 
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Meine These ist, das die Leute Musik und Konzerte nicht mehr zentral und direkt erleben sondern anscheinend erst zuhause auf dem Smartphone.
Wie gesagt, ich hoffe wirklich, dass die Leute irgendwann realisieren, dass das Quatsch ist. Die verpassen was wertvolles. Die eigene Erinnerung ist mehr Wert als eine wackelige Handyaufzeichnung in Hochformat und mit verzerrtem Sound. Vor allem weil sie subjektiv ist, weil sie nur deine eigene, ganz persönliche Wahrnehmung ist.

Leute anscheißen ist natürlich keine Lösung. Wie wärs mit Humor? Einfach bei einem Song im ersten Drittel die Ansage machen: "Jetzt ist der Song, wo ihr alle euer Handy rausholen müsst. Ladet es auf Youtube hoch als Videoantwort an uns, das beste Video kriegt'n Preis." Und nach dem Song erklärt man, der Rest ist nur für euch. Der zwanghafte Reflex zum Aufnehmen ist ein bisschen gestillt, und der Rest des Sets ist zum Genießen da.
 
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Man muss einfach akzeptieren, dass sich Zeiten und auch Einstellungen von Leuten ändern. Wer das nicht wahrhaben will, hat was verschlafen.
Ohne jetzt wieder alles aufzuführen, wie Rückgang der Anzahl Veranstaltungen, Rückgang des Publikums, die lieber zu Hause vor dem Rechner oder TV sitzen, mehr DJ als Live-Musik...
Das alles ist noch lange kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Ich habe eher seit einiger Zeit den Eindruck, dass wieder mehr Leute auf Live-Events gehen - ja, kleinere, was den Musikern noch lange nicht die Gagen beschert, die sie vor 15 Jahren noch bekommen haben. Aber ich sehe viele neue kleine Live-Clubs und jede Menge Veranstaltungen. Und wenn ich sehe, dass bei einem Gig in einem kleinen Musik-Pub, der mit 50 Gästen bereits voll ist, dann am Ende doch 300-400EUR im Hut sind (Eintritt ist noch meistens unüblich), macht mich das nicht reich, aber ich würde zumindest sehen, dass meine Leistung als Musiker/Band anerkannt wird, was auch Gespräche mit dem Publikum im Anschluss an den Gig bestätigen.

Und ob du da nun mit teurem oder billigem Equipment am Start bist, spielt doch wirklich nur eine untergeordnete Rolle. Früher hab ich teures Equipment gehabt, weil ich mit der Musik viel Geld verdient habe, heute hab ich es, weil ich es mir sowieso leisten kann, und ich habe realistischerweise nicht den Anspruch, das Geld durch Musik wieder herein zu bekommen, sondern es handelt sich um reinen Idealismus :D
 
Was mir zunehmend die Freude an Live-Gigs vermiest, ist tatsächlich Punkt 2: Sobald die Lautstärke von vorne mal nachlässt und etwas "Besinnliches" gespielt wird, fangen alle im Saal das Quasseln an. Das widert mich echt an. Keiner hat mehr die Geduld, sich eine Ballade anzuhören. Ich habe aber wenig Lust, ein volles Konzert nur "auffe Fresse" abzuliefern, damit das Publikum bei der Sache bleibt.


Für mich ist dieses Gesabbel während eines Konzerts eine absolute Rücksichtslosigkeit und Stillosigkeit nicht nur gegenüber dem Musiker, sondern auch gegenüber den Konzertgästen, die tatsächlich wegen der Musik kommen.

Bei Kneipengigs in Pubs muss man wissen, daß das halt dann das Schicksal ist. Dito bei vielen Rock-Covergigs: Motorrad-Clubs sind das übelste Publikum, das man sich vorstellen kann in der Hinsicht. Aber wenn Konzert ist, ist Konzert.

Ich mache seit einiger Zeit kaum noch Akustik-Gigs - lieber mit Rockband und PA, dann ist "nebenbei Quatschen" für's Publikum einfach nicht drin.
 
Ich kann ja alle Punkte und auch alle Antworten nachvollziehen, aber ein wenig klingt das schon wie:
:weep:Niemand will mich spielen hören! Ich bin soooooo schlecht!

Wer sich drüber ärgert, dass seine Cover Songs nicht gewürdigt werden, muss sich halt fragen, wieso er das dann macht.
Ne reine Coverband holt man eben als Ersatz für ein Radio. Wenn ich Enter Sandman abfeiern will, geh ich zu Metallica.
Ich registriere zwar, ob ne Band gut spielen kann und denk mir dann ok, die machen das nicht schlecht, aber dann geh ich lieber raus eine Rauchen...

Früher war das (Rauchen) in den meisten Locations, die ich besucht habe noch erlaubt. Ob das nun besser ist, wenn man das nirgends mehr darf, will ich nicht diskutieren, aber ist ja klar, dass dann Leute draußen stehen. Wenn mich die Band interessiert, geh ich beim Changeover raus und bleibe zum zuhören, wenn sie gut sind, oder um nachher drüber her zu ziehen, wenn sie schlecht sind.

Wenn jeder zweite meint, er möchte das Konzert mit dem Hnady festhalten: Danke!
Ich bin froh, dass die Leute dann nachher noch den Namen der Band wissen und das Zeug dann womöglich noch bei Facebook teilen. Kostenlose Werbung? Immer her damit. Es ehrt mich sehr, wenn mich jemand wegen meiner Musik filmen oder fotografieren will.

Mein teures Equipment hab ich für mich gekauft. Und weil ich der Meinung bin, dass meine Musik so am besten klingt. Wenn die Leute meinen, das liegt an meinen Fähigkeiten, dann macht mir das auch nix. Um Anerkennung für meinen Fuhrpark zu erzwingen hab ich mich in diesem Forum angemeldet, das ist da besser dafür geeignet als Gigs.

Klar paar Sachen nerven berechtigt, wenn man viel Zeit und Geld investiert hat um die Leute unterhalten zu können. Manches kann auch Vorteile haben oder ist Meckern auf sehr hohem Niveau.

edit: Aufgenommen von meinem Handy auf dem Metal Fest CZ 2015. Ätsch.
Foto0540.jpg
 
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Interessantes Thema.
Man erlebt so einiges, wenn man in kleineren Clubs oder Kneipengigs spielt. Da ist von unerwartet euphorischer Begeisterung bis totaler Ignoranz seitens des Publikums alles dabei.
Letzteres stört mich nicht mehr wirklich, kann man halt nicht ändern. Und es ist auch nicht wirklich vorherseh- oder planbar.
Wir geben immer alles, spielen uns die Seele aus dem Leib, schwitzen uns einen ab, aber manchmal zündet es halt nicht.
Dafür dann beim nächsten Mal.
Mich zieht das nicht mehr runter. Wer uns nicht sehen/hören will, bitte. Kann man nicht erzwingen. Dann haben wir eben unseren Spaß für uns allein und freuen uns am Musikmachen.
Wie auf der Probe, nur halt öffentlich. Seitdem ich so damit umgehen kann, bemerke ich, dass mein Selbstbewusstsein an solchen - in Bezug auf Publikumsfeedback miesen - Gigs wächst.
Ich bin mir auch 100%ig sicher, dass es weder an der Performance noch am Können liegt.
Es gibt einfach Kneipen - gern im näheren Umfeld größerer Städte, aber doch provinziell - da trifft man auf ein eingeschworenes Publikum mit sehr eng gesteckten Grenzen, was Musikgeschmack und Offenheit anderer Musik gegenüber betrifft. Da kann es manchmal einfach nicht funktionieren, wenn man mit anspruchsvolleren Sachen und dann noch englischen Texten kommt. Diese Leute wollen halt Dinge hören, die sie verstehen und mitgrölen können.
Wenn du da mit Musik kommst, die sie noch nie gehört haben und wahrscheinlich auch nie wieder hören werden.... dumm gelaufen :D
 
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Interessantes Thema.
Man erlebt so einiges, wenn man in kleineren Clubs oder Kneipengigs spielt. Da ist von unerwartet euphorischer Begeisterung bis totaler Ignoranz seitens des Publikums alles dabei.
Letzteres stört mich nicht mehr wirklich, kann man halt nicht ändern. Und es ist auch nicht wirklich vorherseh- oder planbar.
Wir geben immer alles, spielen uns die Seele aus dem Leib, schwitzen uns einen ab, aber manchmal zündet es halt nicht.
Dafür dann beim nächsten Mal.
Mich zieht das nicht mehr runter. Wer uns nicht sehen/hören will, bitte. Kann man nicht erzwingen. Dann haben wir eben unseren Spaß für uns allein und freuen uns am Musikmachen.
Wie auf der Probe, nur halt öffentlich. Seitdem ich so damit umgehen kann, bemerke ich, dass mein Selbstbewusstsein an solchen - in Bezug auf Publikumsfeedback miesen - Gigs wächst.
Ich bin mir auch 100%ig sicher, dass es weder an der Performance noch am Können liegt.
Es gibt einfach Kneipen - gern im näheren Umfeld größerer Städte, aber doch provinziell - da trifft man auf ein eingeschworenes Publikum mit sehr eng gesteckten Grenzen, was Musikgeschmack und Offenheit anderer Musik gegenüber betrifft. Da kann es manchmal einfach nicht funktionieren, wenn man mit anspruchsvolleren Sachen und dann noch englischen Texten kommt. Diese Leute wollen halt Dinge hören, die sie verstehen und mitgrölen können.
Wenn du da mit Musik kommst, die sie noch nie gehört haben und wahrscheinlich auch nie wieder hören werden.... dumm gelaufen :D

Habe ähnlich Erfahrungen gemacht, gerade letztens noch auf einem Open Air mit vielen Bikern. Die treffen sich teilweise nur einmal im Jahr dort und wollen sich unterhalten. Die Live Bands sind dann nur "Hintergrundbeschallung". Das muss man einfach bei einigen Veranstaltungen so akzeptieren und das beste draus machen. Wir geben, gerade dann, auch immer alles. Gerade bei solchen Veranstaltungen bleibt man genau dadurch dem ein oder anderen positiv in Erinnerung (nicht zuletzt dem Veranstalter), was sich, auf mittel- bis langfristige Sicht sogar mehr lohnt als ein paar mehr Leute vor der Bühne
 
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Wir geben, gerade dann, auch immer alles. Gerade bei solchen Veranstaltungen bleibt man genau dadurch dem ein oder anderen positiv in Erinnerung (nicht zuletzt dem Veranstalter)
Definitiv. Wir haben grad letztens einen sehr interessanten Kontakt durch eben ein solches Konzert bekommen. Ein Folge-Gig in passendem Rahmen und mit interessiertem Publikum ist in direkter Folge am Horizont aufgetaucht. Hat sich dann also doch noch gelohnt, wenn es dazu kommt :)
Immer schön "Augen zu und durch", jammern kann man hinterher zuhause, wenn man es unbedingt braucht.

Sobald die Lautstärke von vorne mal nachlässt und etwas "Besinnliches" gespielt wird, fangen alle im Saal das Quasseln an
Aus meiner Erfahrung als Zuschauer und selber Sänger liegt das aber in 99% aller Fälle an demjenigen, der die "Ballade" ( <- ich verwende das Wort normalerweise aus gutem Grund nicht) performt.
Wenn man dabei nicht voll bei der Sache ist und das Ding nicht lebt, geht das gnadenlos unter. Ein ruhiger Song ist um ein Vielfaches schwieriger anzubringen als etwas, was ohnehin durch den simplen Groove mitnimmt.
Das gelingt mir auch nur in einem von drei Fällen und ich merke es dann auch selbst, dass ich nicht 100% dabei bin. Gibt halt so Tage...
Klar ist es einfacher, das aufs Publikum zu schieben. Nur geht das am Kern vorbei und bewahrt einen selbst vor möglichem Dazulernen :)
 
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Sehr interessanter Thread!

Als ich Ende Teenie/Anfang Tweenie war (ja, es ist einiges über 20 Jahre her), da war ein Konzertbesuch ein Highlight, ein Open-Air Festival ein einzigartiges Event in den Sommerferien. Heute hat fast jedes benachbarte Kaff ein eigenes Festival, die Bands geben sich die Klinke in die Hand.
Ich habe echt gestaunt, als ich letztes Jahr die Besetzung eines kleinen Festivals in einem Dorf unweit von mir gesehen habe. Da war einiges dabei, was zumindest schweiz-national bekannt war (u.a. Stefanie Heinzmann, Eluveitie, etc.)

Bei den wenigen Gigs, die ich selber noch besuche, erstaunen mich ebenfalls die Besucher. Konzert erleben wird ersetzt durch Konzert recorden. Hoch die Tassen und die Smartphones. Und ja, wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein...ich machs nicht, denn auch ich habe schon das eine oder andere Riff mit hocherhobener Telefonkamera für die Nachwelt festgehalten. Shame on me!

Bei unserer Hobbyband ist die konzertmässige Inflation ein wichtiger Grund, warum wir maximal 2-4 Gigs pro Jahr spielen, dafür immer vor vollen Rängen. Unsere Fans (in Zahlen: Familie und Freunde) würden wohl nicht mehr so zahlreich erscheinen, wenn wir jedes Wochenende irgendwo im Nirgendwo eine Halle mit unserem Repertoire beschallen würden.
 
Hier mal meine Erfahrung (von jmd der nicht so oft auf Konzerte geht bzw. Gigs hat)

Bei kleineren/mittleren Festivals (z.B. Parkfests) mit nur einer Bühne und festem Musikprogramm sind eher wenige richtig an der Musik interessiert, die meisten stehen an den Imbissen und Bierwagen rum und futtern, saufen, labern, einige wippen etwas mit. Anders ist es bei Festivals mit mehreren Bühnen, da sind dann doch eher die Leute die wegen der jeweiligen Band und/oder Musik da sind, da wird (je nach Stil) auch schon viel mitgewippt und gejubelt, kaum welche sitzen auf den Bänken und wenn dann haben diese Leute ein Bier oder eine Wurst in der Hand.
Auf Partys und in Discen kommt es drauf an weswegen man da ist, ob wegen der Musik (zum Tanzen oder bestimmte Leute live zu sehen) oder einfach andere Leute zu treffen, je nachdem ist dann auch die Aufmerksamkeit mehr oder weniger der Musik gerichtet :)
 

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