
Arviaja
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Letzte Woche hab' ich mir einen JVM 410H mit passender 1960AV Box zugelegt. Der JVM hat alles, was sich ein Gitarrist, der wie ich hauptsächlich Rock-Songs aus den letzten paar Dekaden covert, wünschen kann. 4 Kanäle, parallel und serieller FX-Loop und sogar Midi-Steuerung. Und trotz all der Elektronik ein großartiger Marshall-Sound in so ziemlich allen Kanälen, quasi ein analoger Modelling-Amp. Was will man mehr?
Wenn man sich die Foren anschaut, findet man jene, die den JVM für das Beste seit Erfindung des Rades halten. Andere beschreiben ihn dagegen als flach, künstlich und zugeknöpft. Nun habe ich einen Suhr Badger 35 (im Prinzip ein gepimpter JTM45-Verschnitt mit einer Prise Vox AC30) und wenn man die beiden vergleicht, dann ist der Suhr spürbar dynamischer und lebhafter. Aber schlecht schneidet der JVM im Vergleich wahrhaft nicht ab. Der Unterschied ist - für den Spieler - wahrnehmbar, aber nicht eklatant. Ein Verkäufer hat den JVM mal so beschrieben: "Der JVM macht Fender, JTM45, Plexi 100, JCM 800 und High Gain - alles in Eins Minus Qualität. Man kann sich natürlich für ein paar Tausender die Originale anschaffen und hat dann wirklich den Premium Sound (und einen kaputten Rücken). Aber wer kann und will sich das wirklich leisten?"
Ich kann der Aussage nur zustimmen. Der JVM kann viel und das auf hohem Niveau - zu einem anständigen Preis. Mit etwas Einstell-Arbeit kann man aus allen Kanälen etwas ziemlich Brauchbares rauskitzeln, selbst aus den beiden High-Gain Kanälen (Auf Grün und mit Gain unterhalb 12 Uhr sind die sogar einigermaßen crunchy). Und ich würde behaupten, dass er zu den best klingenden 100W Heads gehört, wenn es um Zimmerlautstärke geht. Da finde ich ihn sogar besser als mein Badger 35, welcher immerhin über das London Power-Scaling verfügt, das eigentlich dazu gedacht ist, die Röhren in Zimmerlautstärke in die Sättigung zu fahren, ohne die Nachteile eines Power-Soaks ertragen zu müssen.
Es scheint aber auch, dass Marshall hier einen Kompromiss (wenn auch einen ziemlich gelungenen) eingehen musste. Um den Amp bei geringen Lautstärken gut klingen zu lassen, komprimiert er mehr als manch anderer. Das führt dazu, dass der JVM bei Bandlautstärke tatsächlich ein wenig zugeknöpft wirkt. Wir reden hier aber über Nuancen. Ich bin mir sicher, die Bandmitglieder oder gar die Zuschauer bekommen das nicht mit.
Was mich dennoch nicht in Ruhe gelassen hat, waren Kommentare in Foren, die den JVM zwar loben, aber den JCM 800 im Vergleich dazu als weitaus offener, nuancierter und dynamischer beschrieben. Also hab' ich mich zum Musikladen meines Vertrauens aufgemacht, um einen AB-Vergleich zu machen. Ich nehme mir also eine 58 VOS Paula vom Ständer und hänge den JCM 800 an eine 1960AV 4x12" von Marshall. Gain auf 7-8, Master auf 2, Klangregler mehr oder weniger neutral. Ich lass es krachen und bin ziemlich überrascht...
Der JCM 800 ist ein Biest. Das Spielen fühlt sich an wie ein Rodeo-Ritt. Sustain gibt's nur, wenn man sauber spielt. Der Amp ist gnadenlos. Shit In, Shit Out. Das gilt für die Gitarre, Pedale und natürlich den Spieler. Trotzdem - oder gerade deswegen - geht mir das Herz auf. Die Offenheit und Dynamik ist weit größer als bei meinem Badger, geschweige denn dem JVM.
Das Spielen ist alles andere als leicht, zumindest ohne Pedal. Die Gainreserven des JCM 800 sind begrenzt und Licks laufen ganz und gar nicht einfach von der Hand. Im Gegenteil: Ich brauche 10 Minuten, bis ich Licks, welche ich auf anderen Amps einfach aus dem Ärmel schütteln kann, hier einigermaßen sauber durchziehen kann. Man hat alle Hände voll zu tun - im wahrsten Sinne...
Riffs sind großartig. Definiert, rau und knochig. Ich habe den Amp noch nicht im Bandkontext gespielt, aber ich habe keinen Zweifel, dass man sich damit im Bandgefüge durchsetzen kann - ohne dabei in anderen Domänen allzusehr zu wildern - der Basser wird's einem danken.
Ich switche zurück zum JVM und versuche den Sound des JCM 800 auf dem JVM einzustellen. Und tatsächlich, im Crunch Orange und Red kommt man dem Klang ziemlich nahe wenn man die Einstellungen richtig setzt (viel Trebble, Mitten etwas über 12 Uhr und Bässe unterhalb von 11 Uhr, Kanal-Volume relativ klein, dafür Master weit aufgedreht, Presence bei 3 Uhr und Resonance fast raus). Was fehlt sind zum einen ein paar ganz spitze Obertöne - etwas was nicht wenige als angenehmer empfinden werden - zum anderen diese unnachgiebige Offenheit.
Der JVM hilft beim Spielen, kaschiert manche Unsauberkeit, ist im Allgemeinen ein gutmütiger Amp. Der JCM 800 will dagegen rauh behandelt werden. Wenn man ihn richtig anfasst (und damit meine ich nicht freundlich tätscheln...), dann bekommt man ein ziemlich mächtiges Löwengebrüll zurück. Wehe aber, wenn man ihn nur halbherzig oder gar schüchtern zu füttern versucht. Dann kommt nicht viel mehr als enttäuschendes, ziemlich erbärmliches Krächzen aus dem Lautsprecher.
Ich wechsle noch ein paar Mal hin und her und komme wirklich ins Grübeln. Auf der einen Seite spiele ich in einer Cover Band U2, Guns 'n Roses, Metallica, Bon Jovi, Pink, Genesis, AC/DC und sogar ein paar Pop-Songs - so ziemlich alles, was in den letzten 40 Jahren in den Hitparaden zu finden war. Ein JVM ist da eigentlich Pflicht, zumal ich mein digitales Multi parallel einschleifen kann und mit einem Midi-Pedal Kanäle und Amp simultan schalten kann. Perfect Match.
Auf der anderen Seite habe ich den Badger 35, den man mit einem JCM 800 perfekt ergänzen könnte. Ich hatte schon immer eine Schwäche für böse Mädchen... und der JCM 800 ist ziemlich böse.
Ich bin erst Mal heimgefahren, um das Ganze sacken zu lassen. Morgen fahre ich wieder hin, und werde mir die Raubkatze nach Hause holen, um ein paar Tage einen A-B Test im eigenen Gefilde machen zu können. Ich werde weiter berichten...
Wenn man sich die Foren anschaut, findet man jene, die den JVM für das Beste seit Erfindung des Rades halten. Andere beschreiben ihn dagegen als flach, künstlich und zugeknöpft. Nun habe ich einen Suhr Badger 35 (im Prinzip ein gepimpter JTM45-Verschnitt mit einer Prise Vox AC30) und wenn man die beiden vergleicht, dann ist der Suhr spürbar dynamischer und lebhafter. Aber schlecht schneidet der JVM im Vergleich wahrhaft nicht ab. Der Unterschied ist - für den Spieler - wahrnehmbar, aber nicht eklatant. Ein Verkäufer hat den JVM mal so beschrieben: "Der JVM macht Fender, JTM45, Plexi 100, JCM 800 und High Gain - alles in Eins Minus Qualität. Man kann sich natürlich für ein paar Tausender die Originale anschaffen und hat dann wirklich den Premium Sound (und einen kaputten Rücken). Aber wer kann und will sich das wirklich leisten?"
Ich kann der Aussage nur zustimmen. Der JVM kann viel und das auf hohem Niveau - zu einem anständigen Preis. Mit etwas Einstell-Arbeit kann man aus allen Kanälen etwas ziemlich Brauchbares rauskitzeln, selbst aus den beiden High-Gain Kanälen (Auf Grün und mit Gain unterhalb 12 Uhr sind die sogar einigermaßen crunchy). Und ich würde behaupten, dass er zu den best klingenden 100W Heads gehört, wenn es um Zimmerlautstärke geht. Da finde ich ihn sogar besser als mein Badger 35, welcher immerhin über das London Power-Scaling verfügt, das eigentlich dazu gedacht ist, die Röhren in Zimmerlautstärke in die Sättigung zu fahren, ohne die Nachteile eines Power-Soaks ertragen zu müssen.
Es scheint aber auch, dass Marshall hier einen Kompromiss (wenn auch einen ziemlich gelungenen) eingehen musste. Um den Amp bei geringen Lautstärken gut klingen zu lassen, komprimiert er mehr als manch anderer. Das führt dazu, dass der JVM bei Bandlautstärke tatsächlich ein wenig zugeknöpft wirkt. Wir reden hier aber über Nuancen. Ich bin mir sicher, die Bandmitglieder oder gar die Zuschauer bekommen das nicht mit.
Was mich dennoch nicht in Ruhe gelassen hat, waren Kommentare in Foren, die den JVM zwar loben, aber den JCM 800 im Vergleich dazu als weitaus offener, nuancierter und dynamischer beschrieben. Also hab' ich mich zum Musikladen meines Vertrauens aufgemacht, um einen AB-Vergleich zu machen. Ich nehme mir also eine 58 VOS Paula vom Ständer und hänge den JCM 800 an eine 1960AV 4x12" von Marshall. Gain auf 7-8, Master auf 2, Klangregler mehr oder weniger neutral. Ich lass es krachen und bin ziemlich überrascht...
Der JCM 800 ist ein Biest. Das Spielen fühlt sich an wie ein Rodeo-Ritt. Sustain gibt's nur, wenn man sauber spielt. Der Amp ist gnadenlos. Shit In, Shit Out. Das gilt für die Gitarre, Pedale und natürlich den Spieler. Trotzdem - oder gerade deswegen - geht mir das Herz auf. Die Offenheit und Dynamik ist weit größer als bei meinem Badger, geschweige denn dem JVM.
Das Spielen ist alles andere als leicht, zumindest ohne Pedal. Die Gainreserven des JCM 800 sind begrenzt und Licks laufen ganz und gar nicht einfach von der Hand. Im Gegenteil: Ich brauche 10 Minuten, bis ich Licks, welche ich auf anderen Amps einfach aus dem Ärmel schütteln kann, hier einigermaßen sauber durchziehen kann. Man hat alle Hände voll zu tun - im wahrsten Sinne...
Riffs sind großartig. Definiert, rau und knochig. Ich habe den Amp noch nicht im Bandkontext gespielt, aber ich habe keinen Zweifel, dass man sich damit im Bandgefüge durchsetzen kann - ohne dabei in anderen Domänen allzusehr zu wildern - der Basser wird's einem danken.
Ich switche zurück zum JVM und versuche den Sound des JCM 800 auf dem JVM einzustellen. Und tatsächlich, im Crunch Orange und Red kommt man dem Klang ziemlich nahe wenn man die Einstellungen richtig setzt (viel Trebble, Mitten etwas über 12 Uhr und Bässe unterhalb von 11 Uhr, Kanal-Volume relativ klein, dafür Master weit aufgedreht, Presence bei 3 Uhr und Resonance fast raus). Was fehlt sind zum einen ein paar ganz spitze Obertöne - etwas was nicht wenige als angenehmer empfinden werden - zum anderen diese unnachgiebige Offenheit.
Der JVM hilft beim Spielen, kaschiert manche Unsauberkeit, ist im Allgemeinen ein gutmütiger Amp. Der JCM 800 will dagegen rauh behandelt werden. Wenn man ihn richtig anfasst (und damit meine ich nicht freundlich tätscheln...), dann bekommt man ein ziemlich mächtiges Löwengebrüll zurück. Wehe aber, wenn man ihn nur halbherzig oder gar schüchtern zu füttern versucht. Dann kommt nicht viel mehr als enttäuschendes, ziemlich erbärmliches Krächzen aus dem Lautsprecher.
Ich wechsle noch ein paar Mal hin und her und komme wirklich ins Grübeln. Auf der einen Seite spiele ich in einer Cover Band U2, Guns 'n Roses, Metallica, Bon Jovi, Pink, Genesis, AC/DC und sogar ein paar Pop-Songs - so ziemlich alles, was in den letzten 40 Jahren in den Hitparaden zu finden war. Ein JVM ist da eigentlich Pflicht, zumal ich mein digitales Multi parallel einschleifen kann und mit einem Midi-Pedal Kanäle und Amp simultan schalten kann. Perfect Match.
Auf der anderen Seite habe ich den Badger 35, den man mit einem JCM 800 perfekt ergänzen könnte. Ich hatte schon immer eine Schwäche für böse Mädchen... und der JCM 800 ist ziemlich böse.
Ich bin erst Mal heimgefahren, um das Ganze sacken zu lassen. Morgen fahre ich wieder hin, und werde mir die Raubkatze nach Hause holen, um ein paar Tage einen A-B Test im eigenen Gefilde machen zu können. Ich werde weiter berichten...
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