
Ups, da sind wir wieder bei der Definitions- bzw. fast sogar schon Glaubensfrage in punkto Becken gelandet.
Wir hatten
hier schon mal versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Damals bin ich ja auch noch davon ausgegangen, dass nur noch Sabian wirklich "handhĂ€mmert" - ein Trugschluss, wie ich inzwischen weiĂ. So sind z.B. einige Zultan-Serien und die anderer Hersteller ebenfalls handgehĂ€mmert.
GrundsĂ€tzlich gibt es drei grundlegende Fragen, die immer wieder zu - teils erhitzten - Diskussionen fĂŒhren:
- Bringt "Handhammering" wirklich einen besseren Sound?
- Welcher Hersteller macht wirkliches "Handhammering"?
- Was ist "Handhammering" ĂŒberhaupt?
Um ehrlich zu sein, ist es auch fĂŒr uns schwierig, diese Fragen richtig einzusortieren bzw. zu beantworten. Letzten Endes schauen auch wir nur Ă€uĂerst selten in Kanada, USA oder in der TĂŒrkei den Herstellern ĂŒber die Schulter. Dazu kommt, dass die Hersteller ihre Produktionsmethoden halt ab und an auch mal verĂ€ndern.
Um die Beckenherstellung wird ja schon seit Jahrhunderten ein riesiges Geheimnis gemacht: Uralte, mĂŒndlich ĂŒberlieferte und streng innerhalb der Familie gehĂŒtete Mixturen fĂŒr die Legierungen (inklusive diverser Geheimzutaten) und ĂŒber Generationen weiterentwickelte, hochkomplizierte Hammering-Techniken sind da nur zwei Beispiele.
Becken sind wohl so ziemlich das subjektivste Instrument dieses Planeten. Sie haben keinen klar definierten Sound, sondern eine irrsinnige Bandbreite davon (je nachdem wie fest, wo und mit was man sie trifft, bzw. welche GröĂe, welche Form, welche Legierung, welches Hammering sie haben). Und durch die ganze GeheimniskrĂ€merei der Hersteller weiĂ auch niemand, welche "Zutat" fĂŒr welchen Klang verantwortlich ist - auĂer die Hersteller natĂŒrlich (zumindest behaupten sie das).
Wenn Zildjian jetzt behaupten, dass sie das maschinelle Hammering so perfektioniert haben, dass es besser als das manuelle Hammering ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie haben recht, oder sie verkaufen es uns nur so - schlieĂlich ist der Einsatz von Maschinen aus ökonomischer Sicht immer noch gĂŒnstiger als der von Menschen. Wir glauben es einfach mal und denken uns unseren Teil.
Es gibt sogar tatsĂ€chlich Leute, die dieser ganzen "hochgeheimen jahrhundertealten Handwerkskunst" keinen Glauben schenken, sondern sie schlicht fĂŒr einen ausgemachten Humbug halten, um den Kunden simple Blechdeckel als etwas Besonderes zu verkaufen. Soweit wĂŒrde ich zwar nicht gehen, aber man kann es mit der Becken-Alchemie sicherlich auch ĂŒbertreiben (wie eben fast alles). Es ist Handwerk, von mir aus auch ein wenig Wissenschaft, aber es ist sicher keine Hexerei.
Fazit: Nichts Genaues weiĂ man nicht, denn niemand von uns kann ein Becken auf dem kompletten Weg vom Guss bis zum finalen Hammerschlag nebst Politur begleiten. Insofern steht es uns frei, den Herstellern zu glauben oder eben auch nicht. Und jetzt kommen wir zum entscheidenden Punkt, dessen BerĂŒcksichtigung einem potenziellen Becken-KĂ€ufer viel Zeit, Nerven und hitzige Diskussionen bzw. Verwirrungen erspart:
Ausschlaggebend fĂŒr den Beckenkauf - man kann es einfach nicht oft genug sagen - sollte letztlich nur das eigene Gehör (mit dazu gehörendem Gehirn und Geschmack) sein. Den Rahmen gibt zudem das persönliche Budget vor.
So einfach kann das sein...
Eine wichtige Anmerkung hĂ€tte ich dann noch: Es ĂŒberrascht immer wieder, wie Hersteller allein durch einen höheren Preis bei den Kunden suggerieren können, ihre Produkte seien hochwertiger als andere. Um das zweifelsfrei wissen zu können, muss man eigentlich die komplette Kette von Produktion (inkl. Personalkosten) - Marketing - Vertrieb inklusive aller Kosten detailliert kennen. Je höher diese Kosten sind, desto teurer wird logischerweise das Becken.
Da kommt z.B. das Becken A zum Preis X aus dem Werk. Dann kommen die Kosten fĂŒr den Transport, sowie ein Gewinn fĂŒr den HĂ€ndler dazu (wir wollen ja auch leben

).
Wenn das identische Becken B aus dem gleichen Werk jetzt aber - unter einem anderen Namen - fett in Anzeigen beworben wird (am besten noch mit Endorsern, die fĂŒr entsprechendes Geld brav erzĂ€hlen, es sei das beste Becken der Welt) und ĂŒber einen Vertrieb (der Kosten hat und natĂŒrlich auch verdienen will) zum HĂ€ndler kommt (welcher die gleiche Gewinnspanne wie der HĂ€ndler von Becken A kalkuliert hat), dann wird Becken B - obwohl identisch - schlicht mehr kosten als Becken A. Aber ist es dann automatisch besser?
Wenn die Mehrheit der Drummer so denkt, dann mĂŒssen wir wohl die Zultan-Preise etwas anheben

.
Aber mal im Ernst: Es dĂŒrfte klar sein, was ich meine...