Allgemeines/Geschichte:
Ich besitze seit längerem eine Dan-Moi (ostasiatische Rahmenmaultrommel), vorwiegend für "meditative Zwecke". Weil ich mich aktuell primär in einer Mittelalter-Metal Band engagiere lag es also nahe, mich mit dem Thema "Maultrommel" näher zu beschäftigen. Wahrscheinlich waren diese Instrumente im Mittelaler nicht typisch, in Form von Relikten verbürgt m.W. erst seit dem 14. Jahrhundert. Andererseits weiss man aus der Zeit relativ wenig darüber, was die "niederen Stände so trieben" (und wenn, dann aus der Sicht der geschichtsschreibenden Herrschenden). Das alles ist jedoch irgendwo Wurst. Dem Sandalenfilm- oder Westernfan interessiert i.d.R. auch weniger die historische Korrektheit. Und Bassinstrumente existierten im MA wohl schon gar nicht. Vll. von der Funktion her der Brummtopf, welcher allerdings kein Zupfinstrument war.
Kommen wir zu eigentlichen Thema und zum "Lastenheft": Das neue Instrument sollte lauter, irgendwie "perkussiver" sein und trotzdem sensibel und präzise auf den Anschlag reagieren. Ich bin da als Bassist verwöhnt

. Leider kann man Maultrommeln in großer Anzahl kaum im Laden probespielen. I.d.R. gibt es dort nur die üblichen Massenprodukte, welche zum kostenarmen Austesten, ob das Maultrommeln überhaupt was für einen ist, ja auch nicht verkehrt sind. Also bei der Recherche betreffend Sackpfeifen (platt als Dudelsäcke verallgemeinert) auf die Site der Firma
Schlütter (wo auch der Brummtopf wieder auftauchte

) gestoßen und eine Maultrommel mit Stimmung G bestellt, welche prompt und mit Gummiband auf einem Holzklötzchen montiert eintraf.
Konstruktion und Verarbeitung:
Der Bügel ist aus Neusilber (den modernen Zupfinstrumentenspielern als Bundierungsdraht vertraut) und im Kaltverformungsverfahren hergestellt. Neusilber ist praktisch rostfrei und m.W. "allergiearm" (falls sich jemand darüber ´nen Kopp machen sollte). Die Feilarbeiten sind akkurat ausgeführt. Bis auf eine winzige Macke wie von einer CNC-Maschine gemacht. Die Stahlzunge ist sauber eingepasst und ihr Ende spielfreudig eingerollt . Man sieht die engen und gleichmäßigen Lichtspalte im Bild.
Spielbarkeit:
Hier ist natürlich die eigene Anatomie in Verbindung mit der Stimmung (Größe) des Instruments eine entscheidende Einflussgröße. Grobmotorischen AnfängerInnen mit "Breitmaulfroschanatomie" würde ich keine 5,5 cm-Maultrommel empfehlen. Da wäre vll. das (auf C oder D gestimmte) Pendant mit 7,4 bzw. 7 cm passender. Die Schlüttersche Maultrommel ist auch sehr leicht, d. h. der Ansatz an den Schneidezähnen muss sauber und bestimmt erfolgen. Dann verwöhnt sie seine SpielerInnen mit einem kraftarmen (und "zahnschonendem" - was ja hier auch oft immer so´n urbanes Legendenthema ist) Spiel. Die Reaktion auf den Anschlag ist sehr sensibel (wegen der recht weichen Zunge) und wird unmittelbar in Relation zur Lautstärke umgesetzt. Zwei- und Dreifingerspiel (Triolen) - jawoll, hier kommt der Bassist wieder durch: Mit Ankern des Daumens auf dem Wangenknochen und dann in in Richtung Mund "picken" ist möglich. Aber dann ist mir die (Instrumenten)zunge insbes. beim Stakkato zu weich. Das gilt auch für das recht lange abgewinkelte Zungenende. Ein Maultrommelvirtuose mag das anders sehen.
Klang:
Die Schlüttersche Maultrommel ist laut. Man könnte evt. sogar sein eigenes "Kammerkonzert" mit dezent Konzertgitarre, Perkussion, tin-whistle etc. mit ihr unplugged bestreiten. Grundsätzlich würde ich ihren Klang als tendenziell in die Richtung definiert, "leicht harsch" mit trotzdem gut vorhandenen Obertönen beschreiben. Wer was ausgesprochen "warmes" sucht, wird evt. nicht befriedigt. Macht Euch einfach selbst ein Bild:
Soundschnipsel
Fazit:
Präzises, gut klingendes Teil "(Hand)made in Germany" mit innovativem Werkstoffeinsatz. Und das für unter 20,00
