Mein Weg zum Country Lead-Gitarristen

nasi_goreng
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Hallo liebe Gemeinde,

nach längerem Zögern habe ich mich jetzt doch entschlossen, einen Beitrag über meinen Weg zu einem mir bisher unbekanntem Terrain der Country Leadgitarre zu schreiben.

Ich weiß noch nicht wie sich dieser „Blog“ entwickelt, aber es sind ausdrücklich Fragen, Tips und sonstige (konstruktive) Beiträge erwünscht. Was ich vermeiden möchte ist das kommentarlose Abwerfen von Youtube-Links z. B. zu Spieltechniken.
Würde mich auch freuen wenn sich erfahrene Country Gitarristen hier mit einbringen.

Vorgeschichte und Selbsteinschätzung:

Würde mich als ambitionierter Hobbymusiker bezeichnen und spiele schon seit über 40 Jahren in verschiedenen Bands Gitarre. Hab schon sehr viele Gigs in vielen unterschiedlichen Besetzungen absolviert und war bisher eher in bluesbasierten Gefilden unterwegs, also Blues, Bluesrock, Rock, Swing und Jazz. Dabei habe ich durchaus auch mal nebenbei die eine oder andere Countryeske Nummer gespielt.

Vor einiger Zeit habe ich über eine Weiterempfehlung das Angebot bekommen bei einer guten Modern-Countryband als Leadgitarrist einzusteigen.

Ich hatte gerade Zeit und fand es reizvoll etwas Neues und ganz Anderes auszuprobieren und mich als Musiker weiterzuentwickeln.

Die Leute fand ich auch sehr sympathisch und so habe ich zugesagt. Jetzt hatten wir gerade unseren ersten Gig in der neuen Besetzung und finde es ist legitim, dass ich über meine Erfahrungen bis dahin berichte.

Equipment:

Bin ja eigentlich ein Verfechter der Meinung, dass das Equipment nachrangig ist und prinzipiell alles mit allem möglich ist.

Bin zum ersten Vorspielen mit meiner halbakustischen Epi-Casino, meinem kleinen Röhren Champ und meinem bewährten kleinen Pedalboard (Boss Tremolo, Marshall Delay, Stimmgerät und Bluesbreaker1 Clone) und habe sofort feststellen müssen, dass ich damit meilenweit von einem passenden Countrysound weg war. Was für meinen bisherigen Musikstil sehr passend war, hat in diesem Kontext einfach nicht richtig funktioniert. Der Sound war einfach zu weich, zu warm und zu fett, mit meiner Gitarre ging der Amp zu früh in die Sättigung.

Im Endeffekt hat sich meine Gitarre nicht durchgesetzt und war meilenweit vom Originalsound der Vorbilder entfernt.

Gitarre:
Die klassische Country-E-Gitarre wäre ja eigentlich ein Telecaster. Da ich aber keine besitze, setze ich jetzt meine Strat ein.

Effekte:
Um den erstrebten Sound zu erhalten, habe ich mein Pedalboard um einen Compressor erweitert. Ich hab verschiedene ausprobiert, die Wahl fiel auf einen Dynacomp Deluxe. Ich wollte absichtlich, dass man den Kompressor wahrnimmt und keinen „unhörbaren“. Der Deluxe hat gegen über dem Standard noch den Vorteil, dass man zusätzlich die Höhen und die Lautstärke steuern kann und damit soundmäßig etwas flexibler ist.

Seitdem passt der Sound auch über meinen kleinen Tweed Champ.

Fortsetzung folgt..
 
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mutig, daß du dich da ranwagst(y). Eine wirklich gut gespielte countryleadgitarre ist für mich so ziemlich das anspruchvollste
in der Gitarrenwelt was ich so gehört habe, in den, sagen wir mal, populären Gefilden. Also:hat:, gutes Vorankommen.
 
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Dem kann ich mich nur anschließen.
Respekt!!!
 
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Da klinke ich mich gerne mit ein :)

Ich habe diese Reise auch im letzten Jahr begonnen und nach Jahren im Rock, Metal und dem Land der Pentatonik, auf die ich mich sonst zurückziehen konnte, musste ich feststellen, dass mir in den Countryliedern völlig die Orientierung fehlt und ich mich dem Thema auf ganz anderem Wege nähern muss.

Ich hatte bereits eine Tele, aber "den" Countrysound zu finden, ist mir auch nicht sofort gelungen, zudem ich auch noch aus der analogen Welt auf einen Helix umgestiegen bin. Aber ein Compressor und ein Slapback-Delay sind ein guter Anfang ... 🤠

Im Rock/Metal bin ich fast nur in Moll oder Powerchords unterwegs. Im Country ist viel mehr Dur angesagt. Ich habe für mich gemerkt, dass ich viel mehr Akkordzerlegungen, Umkehrungen von Akkorden übers ganze Griffbrett und vor allem das Chicken-Picking lernen muss ..... und im Kopf immer mitdenken muss, auf welchem Akkord der Song gerade ist.

Einen Youtube Kanal, den ich mir mal vornehmen wollte, ist der von Steve Harms https://www.youtube.com/@stevetharms, der Videos zu Licks oder Sounds anbietet

Alles in allem war, bzw. bin ich etwas erstaunt und erschrocken, dass ich wie der Ochs vor dem Berge stehe, wenn man mir die Pentatonik unter meinen Füßen wegzieht *lach
 
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Toller Thread! Direkt abonniert... :cool:

Ich spiele selber sehr viel Country mit meiner 50s Classic Fender und einem Marshall Origin 50W Combo. Das klappt ganz gut.

Ja, nur mit der Pentatonik wird's schnell eng, das stimmt wohl. :) Viel Ionisch, Dur-Pentatonik, das Spiel mit Sext-Intervallen und Septakkorden, usw. Das gleiche gilt für ein Gitarrenspiel wie bspw. Buddy Holly. Ein sehr harmonisches, auf Akkorde ausgerichtetes Solospiel.

@nasi_goreng
Die Strat gibt doch auch schon ganz gut Twang her. Knopflers Gitarrenspiel ist da nur EIN Beispiel. Mein Country Hero ist Don Dich.

Und es erinnert mich daran, öfters mal wieder Travis Picking zu üben...
 
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Viel Spaß und Erfolg!
Seit ich in einer CCR Tributeband spiele, ist Country Guitar auch für mich zu erschließendes Neuland. Bei CCR ist das (zum Glück) mehr Gewürz, denn „Hauptmahlzeit“, da ich mich bisher immer noch mehr als Blues Rocker und nicht wirklich als Country Spieler identifiziere.
Aber Stücke wie Southern Stream Line sind schon sehr genretypisch.
Als Gitarre nehme ich nichtsdestotrotz eine Musicman Stingray mit zwei Humbuckern (bzw. eine Thinline Tele auch mit Humbuckern mit Std. D Tuning).
Meine Empfehlung fürs Pedalboard: Styrmon Decco, Greer Lightspeed, Bogner Harlow, Origin Cali Stacked.
Ich finde diese Squishy Comps rauben dann doch zu viel Dynamik und etwas schöner Grid, ist auch oft eher dabei, als super-klingel-clean.
…auf an die B-Bend Licks…(y)
 
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Hallo,

es freut mich sehr, dass die Resonanz auf diesen Thread so hoch ist, zumal das Genre doch ein gewisses Nischendasein führt.

Der interessanteste Teil ist für mich natürlich auch die Spieltechnik, auf die ich später noch eingehen will. Hier ist es m. M. nach bei weitem nicht getan sich einige Licks und Tricks draufzuschaffen und dann abzufeuern.

Doch zuerst möchte ich aber noch über weit banalere Dinge berichten, mit denen ich mich auch rumschlagen musste:

Das Thema Notenständer:

Notenständer auf der Bühne sind für mich ein NoGo – eigentlich. Nicht mal die Notenständer an sich, sondern die Tatsache, dass man die Stücke nicht so verinnerlicht hat, dass man sie auswendig („von Herzen“) vortragen kann.

Ganz schlecht finde ich wenn ein Sänger beim Gig abliest und damit das Publikum aus dem Focus verliert. Da leidet einfach die Bühnenpräsenz enorm, zumal wenn noch ein großes, hohes Notenpult den Sänger vom Publikum abschottet.

Deshalb habe ich bisher so gut wie immer auf Notenständer verzichtet und mein Zeug auswendig gelernt.

Mit der Countryband musste ich mir allerdings erstmal 40 mir zum Großteil unbekannte Songs draufschaffen. Das Problem beim Einprägen besteht nun darin, dass viele Countrysongs ähnlich sind, ich als Leadgitarrist sie aber mit unterschiedlichen, teils charakteristischen Intros beginne.

Das Gleiche gilt für die Abläufe, d. h. Anzahl der Strophen, Position der Soli, sonstige kleine „Gemeinheiten“. Alles ähnlich, aber nie gleich.

Deshalb habe ich mich hier neu organisiert und mir ein Tablet zugelegt. Es wurde ein günstiges 10 Zoll no Name Android Tablet für 100 Euro. Als Software habe ich mich für „Mobilesheets“ entschieden, ausschlaggebend war eine Demonstration von Musikerkollegen, aber vermutlich sind andere Progamme genauso brauchbar. Was soll ich sagen, für mich funktioniert Mobilesheets sehr gut, ich benutze längst nicht alle Möglichkeiten die dieses Programm bietet und habe die Vorzüge schon bei anderen Gelegenheiten z. B. beim geselligen Beisammensein und Sessions genossen. Der Vorteil besteht für mich gegenüber der Papierform im geringern Transportvolumen und -gewicht, sowie in der weitaus schnelleren Auffindbarkeit der Sheets aufgrund der Suchfunktion. Für Gigs gibt es die Möglichkeit sich elektr. Setlisten zu erstellen und die Songs sequenziell abzurufen. Okay, jetzt hab ich vielleicht nochmal ausgebreitet, was die meisten sowieso schon wissen.

Aber zurück zum ersten Gig mit der Band: Ich hab das Tablet auf einen Ständer relativ tief (in ca. 1m Höhe) montiert, damit mich das Teil nicht verdeckt und möglichst unauffällig ist. Damit ich nicht nach jedem Song auf dem Tablet rumwischen muss, hab ich mir einen Bluetooth-Umschalter besorgt, den ich auf meinem Effektboard befestigt habe. (Siehe Bild) So ist es möglich die Sheets aus der Setlist unauffällig weiterzuschalten. Was mir hier natürlich etwas abgeht, ist der Überblick über das komplette Programm, sprich, wann kommt das letzte Stück, reichen die Stücke um die geplante Zeit zu füllen, usw. In diesem Fall für mich nicht so wichtig, da ich einmal nicht der Frontmann bin. Aber ich hab mich entschlossen die komplette Setlist nochmal in Papierform auf den Boden der Bühne zu legen – der Übersichtlichkeit wegen.

Einschub - Netter Nebeneffekt: Die Setlist wurde von den anwesenden Linedancern fotographiert, damit diese sich auf ihre Tänze einstellen konnten. Linedance war mir auch neu, es gibt ganze Vereine, die Countrymusic Gigs besuchen oder sogar für eigene Veranstaltungen organisieren. Es gibt für fast jeden Song eine eigene Schrittfolge, die alleine (in der Line) getanzt wird. Ein anderer Musikerfreund hat es mal so formuliert: „Was ist der Unterschied zwischen den Line- und den Squaredancern? – Die Squaredancer lächeln beim Tanzen!“
Damit spielt er darauf an, dass der Linedance von den Tänzern eine hohe Konzentration erfordert, da sie sich eine Menge an Schrittfolgen merken müssen.

Resumee:

Hab mir also ein digitales Notenpult angeschafft, dieses so unauffällig wie möglich plaziert und bedient. Aber am Ende habe ich es so gut wie gar nicht benötigt, da ich das meiste auswendig konnte. Aber es gab mir zumindest Sicherheit.

Fortsetzung folgt, dann sollte das Thema wieder etwas musikalischer werden..

48323738vu.jpg
 
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Hi,

so jetzt geht’s weiter und ich möchte mich wie versprochen dem musikalischen Aspekt zuwenden.

Aber nicht vergessen, ich bin sozusagen Country-Neuling. Ich schreibe hier nicht als Experte, sondern berichte über meine Erfahrungen.



Ich versuch mal hier etwas Struktur in meine Gedanken reinzubringen.



Wie sind Country Songs aufgebaut? (soweit ich es aus meinem Erfahrungsbereich beurteilen kann):

Da in der Countrymusic sehr viele Einflüsse zusammengemixt wurden, sind die Songs auch dementsprechend vielfältig.

Es gibt viele Songs mit schwarzen Einflüssen, welchen das Bluesschema mehr oder minder abgewandelt zu Grunde liegt. Hier sind die Grenzen zum Rock’n’Roll oft fließend. Vom Rhythmus sowohl gerade als auch geshuffled.

Dann ein großer Teil der eher der Abendländischen Tradition entspricht und in Dur gehalten ist. Bezogen auf die Masse der Dur-Countrysongs ist hier nichts aussergewöhnliches geboten.

Hierzu zählen einfache Akkordfolgen wie I V I IV I, oft mit Zwischendominanten. Wenn noch andere Akkorde dazukommen sind es in der Regel die dazugehörigen Stufenakkorde. Die Songs ähneln sich oft von der Struktur sehr.

Dazu kommt noch der Westernswing, dessen Formen ich mit einfachen Jazzstandards vergleichen würde.

Und natürlich gibt es auch in Moll gehaltene Nummern und auch ab und zu die sog. Andalusische Kadenz (am G F E) in ihren Variationen.

Was sind jetzt für mich die großen Unterschiede einer Leadgitarre im Country und im Blues oder Jazz?:

Die Soli, genauer gesagt die Länge. Wenn ich in meinen bekannten Genres ein Solo spiele, dann versuche ich es langsam aufzubauen, zu steigern und zu einem Höhepunkt zu kommen. Nach Möglichkeit das Publikum mit auf eine Reise zu nehmen.

Im Country dagegen sind die Soli kürzer, teilweise sogar nur 4 Takte bis ein anderes Instrument übernimmt. Und da heißt es sofort da zu sein, von 0 auf 100. Da braucht man nix aufzubauen, da heißt es quasi aus dem Stand geil und mit der richtigen Energie zu spielen.

Da fehlt einem schlicht die Zeit sich langsam ranzutasten, es fehlen die Freiräume und man braucht von vornherein ein klares Konzept.

Jetzt gibt es natürlich die Möglichkeit die Soli so gut es geht nachzuspielen, solange man das technisch einigermaßen hinbekommt ist das durchaus eine Option.

Ich persönlich möchte dem Ganzen natürlich meinen Stempel aufdrücken, damit mein Gitarrenspiel auch wiedererkennbar nach mir klingt. Dabei aber auch gleichzeitig möglichst im Geiste des Originalinterpreten oder zumindest wie man sich die Intention vorstellt.

Dabei versuche ich auch markante Stellen, die wie ich meine für das Stück charakteristisch sind mit einzubauen.

Aber über allem steht für mich die Prämisse, dass es zum Song und dessen Energie passt und dass es locker rüberkommt. Im Zweifelsfall bin ich dafür eher etwas einfacher zu spielen.

Neben den Soli spielt die Leadgitarre im Country auch oft Intros und Outros, wobei erstere fast immer einen Wiedererkennungswert besitzen.
Wichtig zu erwähnen sind noch die Fills, d. h. Einwürfe zwischen den Gesangszeilen und zwischen den Strophen. Hier ist eine enge Abstimmung zwischen den anderen Melodieinstrumenten notwendig, wer wo und wann spielt. Hier hab ich die Erfahrung gemacht, dass meistens weniger mehr ist – es muss nicht unbedigt jede Lücke krampfhaft gefüllt werden. Und in den Gesang sollte im Regelfall auch niemand reinspielen.

Es sind übrigens wie immer gerne Fragen und Anmerkungen erwünscht.

Im nächsten Beitrag möchte ich dann zeigen wie ich mich dem für mich neuen Thema annähere. Ich habe vor auch ein paar Soundbeispiele einzustellen.

Fortsetzung folgt..
 
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Yep, und „irgendwas“ dazu improvisieren ist eher schwierig…
 
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Ist schwer zu beschreiben, aber ich versuche, den Vibe des Songs mit meinem Gitarrenspiel zu unterstützen. Da kommt es drauf an, song-dienlich zu spielen.
 
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Hi zusammen,

jetzt nun zum Teil 4 meines kleinen Erfahrungsberichts.

Hier möchte ich einen Einblick geben, wie ich mich persönlich dem Thema „Country Leadguitar“ annähere.

Es gibt ja unzählige Lehrbücher und Youtube-Tutorials über das Thema. Aber wenn man in eine Band einsteigt und sich im Eilverfahren für einen anstehenden Gig 40 Songs draufschaffen muß hat man i. d. R. nicht die Zeit dafür. Da muss das Üben in erster Linie so effektiv und so effizient wie möglich erfolgen.

Meine Philosophie lautet hier: vom Groben zum Feinen, Pareto-Prinzip (80/20 Regel), „erst die Pflicht, dann die Kür“ und „Mut zur Lücke“. Bei so einer Fülle von Stoff darf man nicht den Fehler machen, sich in Einzelheiten zu verzetteln, sondern man muss das Gesamte im Auge behalten.

Wichtig war für mich hier die Originalsongs wirklich sehr oft, bei jeder Gelegenheit zu hören, damit sich der Charakter einfach ins Unterbewußtsein einprägt. Am allerwichtigsten für mich warn erster Linie die Intros, die ich mit der Gitarre übernehme. Diese habe ich alle zusammengeschnitten und auf CD gebrannt, damit ich sie im Loop oder nacheinander üben konnte.

Stilbildende Techniken:

Schon seit Längerem bin ich mit der rechten Hand auf Hybridpicking umgestiegen, da ich dadurch vielseitiger spielen kann. In der Countrymusik kommt es mir natürlich zugute, da man Picking und Plektrumspiel sehr gut kombinieren kann.

Wem Hybrid Picking nichts sagt: Das Plektrum wird zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten, Mittel und Ringfinger (und evlt. sogar kleiner Finger) können zum Zupfen verwendet werden. Es gibt auch vielen Countrygitarristen, die ein Daumenpick verwenden, ich glaub u. a. auch z. B. James Burton.

Wie schon oben geschrieben spielt sich beim Country viel in Dur ab. Ich habe noch nie in Pentatoniken oder in Skalen gedacht, ich hab die Sachen einfach gespielt, ohne dass ich wusste was ich spiele.

Melodiespiel hab ich gelernt als ich in früher Jugend Gitarreninstrumentals von den Shadows oder Spotnicks nachgespielt habe (was ich im Übrigen u. a. derzeit wieder in einem Duoprojekt mache). Ich denke hier eher in Intervallen und Griffpositionen. Der Versuch den Gitarrenanfängern das Solospiel mit Hilfe von Pentatonikskalen beizubringen ist in meinen Augen unglücklich, da es oft unmusikalisch endet (möchte ich gar nicht genauer drauf eingehen). Ich finde es tatsächlich zielführender wenn man zur Übung Melodien vom Gehör auf das Griffbrett überträgt.

Damit das Ganze auch nach Country klingt, versuche ich genretypische Stilmittel einzusetzen.

Ich habe den Eindruck, dass die E-Gitarre in der Countrymusic andere Instrumente zu imitieren versucht, prominentes Beispiel ist der Klang der Steelguitar den man mittels Bendings nachzumachen versucht. Und nicht zu vergessen das Banjo durch geeingete Pickingtechnik. Vielleicht hängt es da damit zusammen, dass die E-Gitarre im Vergleich zu den erst genannten Instrumenten erst später aufgetaucht ist. Im Modern Country, ist die E-Gitarre etwas eigenständiger und rockiger unterwegs.

Ich stell mal einige Stilmittel vor und hab zur Demonstration einige Beispiele aufgenommen:

Bendings (Soundfile 1):
  1. Ganzton Bend zur großen Terz mit gleichzeitigem Klang der hohen Quint oder Prim
  2. Ganzton Bend zur großen Sext mit gleichzeitigem Klang der hohen Prim
  3. Ganzton Bend zur Grundton mit gleichzeitigem Klang der hohen kleinen Terz (Moll)

Und dann etwas bluesiger (im 2. angehängten Soundfile)

Ganzton Bend zur Quint mit gleichzeitigem Klang der kleinen Sept
Ist eigentlich auch eine Standardfigur aus dem Blues und Rockbereich.

Um mir hier das Leben etwas zu vereinfachen, habe ich seit 40 Jahren zum ersten mal wieder 9er Saiten aufgezogen. Aber es hat sich gezeigt, dass der Unterschied für mich zu meinen gewohnten 10ern gar nicht mal so entscheidend ist. Vermutlich wechsle ich wieder zurück.

Damit das ganze nicht zu lang wird, höre ich hier vorläufig auf, Fortsetzung folgt…

Und wie immer, Anmerkungen und Fragen sind willkommen.
 

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  • Bend_Blue_Projekt.mp3
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fpmusic22
  • Gelöscht von C_Lenny
  • Grund: Userwunsch/selbst editiert
...hab ich mir einen Bluetooth-Umschalter besorgt, den ich auf meinem Effektboard befestigt habe. (Siehe Bild)
Das blaue ist der Umschalter, schätze ich. Aber was ist das grimmige Gesicht? Ist das der Blues Breaker?

48323732783.jpg
 
Wie schon oben geschrieben spielt sich beim Country viel in Dur ab. Ich habe noch nie in Pentatoniken oder in Skalen gedacht, ich hab die Sachen einfach gespielt, ohne dass ich wusste was ich spiele.

Melodiespiel hab ich gelernt als ich in früher Jugend Gitarreninstrumentals von den Shadows oder Spotnicks nachgespielt habe (was ich im Übrigen u. a. derzeit wieder in einem Duoprojekt mache). Ich denke hier eher in Intervallen und Griffpositionen. Der Versuch den Gitarrenanfängern das Solospiel mit Hilfe von Pentatonikskalen beizubringen ist in meinen Augen unglücklich, da es oft unmusikalisch endet (möchte ich gar nicht genauer drauf eingehen). Ich finde es tatsächlich zielführender wenn man zur Übung Melodien vom Gehör auf das Griffbrett überträgt.
Skalen oder deren Shapes, sind natürlich immer nur Brücken, dass bevorzugte Tonmatrial zu visualisieren. Nichtsdestotrotz sind IMO Mol- und Dur-Pentatonik auch in der Country Musik eine hilfreiche Basis, zumal die zwei Töne, die zur „normalen“ Dur Tonleiten, leicht ergänzt sind. Gerade, um eine größere Zahl von Stücken, Licks, Intros,… in den Kopf zu bekommen, ist die „Sortierung“ der Stücke nach: Tonart, mol-, dur-, Pentatonik oder Kirchen Tonleiter IMO sehr hilfreich.
 
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Hallo zusammen,
nun der vorläufig letzte Teil meines Berichts.

Weiter geht's mit anderen stilbildenden Techniken, die meiner Meinung für die Country-Leadgitarre sehr hilfrreich sind.


Doublestops:

Weiß nicht warum das auf englisch so bezeichnet wird, es handelt sich hier nur um zweistimmiges Spiel auf zwei Saiten. Jedenfalls hört man das nicht nur im Coutry sondern auch im Rock’n’Roll und Rockabilly.

Mit diesen Doublestops kann man Melodien und Tonleitern harmonisieren, also einen melodischen Zweiklang in der Tonart spielen. Die mir geläufigen ist die Harmonisierung mit großen und kleinen Terzen und mit großen und kleinen Sexten.

Je nach Akkordfolge des Stückes bietet sich es an dies ionisch oder mixolydisch zu tun. Keine Angst, ich will hier nicht mit Kirchentonleitern klugscheißen, es geht hier nur um eine praktische Anwendung. Ionische Tonleiter ist die normale Durtonleiter. Mixolydische Tonleiter ist wie die normale Durtonleiter, hat aber statt der großen Septime eine kleine Septime. Und das klingt bluesiger und somit passend zu Akkordfolgen, die dem Bluesschema entsprechen. Hier sind einige Beispiele

Harmonisierung in Terzen
(ionisch)


Harmonisierung in Terzen
(imixolydisch)



Harmonisierung in Sexten
(ionisch)



Harmonisierung in Sexten
(mixolydisch)



Banjo Rolls:

Braucht man nicht unbedingt, ist aber ein nettes Stilmittel um etwas Country-Flair zu vermitteln. Ist nicht schwer zu lernen, erweitert aber den Werkzeugkasten des Gitarristen und kann zum Solieren und der Begleitung angewandt werden.



Auch eine Eigenart der Countrymusic ist, dass die Akkordwechsel meistens beim Solieren mit ausgespielt werden, im Gegensatz zum Blues. Sprich es werden die eigentümlichen Töne des jeweiligen Akkords eingebaut und betont.

Ich habe bemerkt, dass es mir deutlich schwerer fällt über intuitiv über eine Akkordfolge wie z. B. IV I IV II (dur) V zu improvisieren wie über Bluesschema oder da im Jazz übliche II V I. Das hängt aber sicherlich mit der Übung zusammen.

Deswegen nehme ich mir auch hin und wieder die Zeit einfach ganz locker und ungezwungen über für mich ungewohnte Akkordfolgen zu improvisieren. Ich liebe meinen Looper 😊

Eine Erfahrung möchte ich auch noch zum Besten geben: Ich habe im Probekontext festgestellt, dass mein über lange Zeit im Blues und Rock entwickeltes und praktiziertes Fingervibrato für Countrymusic einfach nicht gut klingt. Ein dezenteres oder manchmal auch gar kein Vibrato klingt hier in meinen Ohren stimmiger.

Kapodaster: Bei vielen Songs habe ich den Eindruck, dass auch die Leadgitarristen Kapodaster einsetzen. Mein Eindruck ist, dass viele E-Gitarristen vor allem im Amateurbereich über den Kapo die Nase rümpfen und ihn als „Krücke“ betrachten. Aber ich denke den Studiogitarristen in Nashville ist das wurscht, da geht es um das Ergebnis. Von dem her habe ich auch keine Skrupel einen Kapo einzusetzen wenn’s besser klingt.

Drop-D: Viele Countrysongs werden in der Tonart D gespielt und da bietet es sich an, die tiefe E-Saite einen Ganzton nach unten zu stimmen (Drop D). Es sind auch einige charakteristische Riffs darauf ausgelegt was ich ich finde einen recht coolen Sound ergibt. Obwohl jetzt diese Änderung der Stimmung eigentlich nicht sehr gravierend ist, so behindert sie m. M. schon das intuitive Spiel auf der Gitarre. Muss also schon bewußt geübt werden.

Bemerkung: Einige Stücke aus unserem Repertoire haben auch charakteristische Drop-D Riffs. Ich spiele diese mit meiner auf open D gestimmten Slidegitarre, was den schöne Nebeneffekt hat, dass ich durch mein Slide-Spiel zusätzlich etwas Abwechslung hereinbringen kann.

So, das war jetzt im Großen und Ganzen das, was mir zum Thema einfällt. Ich hoffe es waren für Euch einige interessante Aspekte und Einblicke zu lesen und ich erhebe weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch habe ich die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Ich bin erst am Anfang. Vielleicht waren auch für Euch ein paar Anregungen dabei.

Für mich geht es jetzt weiter mit der Reise und so langsam kann ich mich an die Feinarbeit machen. Das bedeutet auch so viel wie möglich verschiedene Countrymusic und Gitarristen zu hören, damit das Genre in Fleisch und Blut übergehen kann und ich mir die besten und schönsten Elemente für die Leadgitarre (Vorsicht, schlechtes Wortspiel) „rauspicken“ kann.

Beste Grüße
und Howdy :cool:
 
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Auch eine Eigenart der Countrymusic ist, dass die Akkordwechsel meistens beim Solieren mit ausgespielt werden, im Gegensatz zum Blues. Sprich es werden die eigentümlichen Töne des jeweiligen Akkords eingebaut und betont.
Hä das ist doch beim Blues genauso. Ein Blues mit 3 Dominant Akkorden erfordert eigentlich 3 Tonleitern um drüber zu solieren. Wer da nur eine Pentatonik gniedelt, wird schnell langweilig.

Und ich Versuche immer ,außer bei ganz schnellen Songs, Akkorde auszuspielen/hörbar zu machen. Und ich spiele Rock, Blues, Funk und Soul hauptsächlich.
 
@nasi_goreng

Wenn Dein Fußschalter eine dritte Schaltmöglichkeit besitzt (langes Treten eines Tasters oder gleichzeitiges Treten beider Tasten, könntest Du in Mobilesheets das so programmieren, dass die Setliste angezeigt oder ausgeblendet wird.
 
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ein für mich von der Technik und vom Instrument sehr interessanter Countrymusiker ist z.Bsp. Junior Brown.
 
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Hi @boisdelac ,
Das hab ich ausprobiert und es funktioniert :claphands:
Leider habe ich bei meinem Schalter keine dritte Schaltmöglichkeit. Aber im es würde mir auch reichen im Notfall per Hand zur vorigen Seite zurückspringen
Danke für den Tip!
 
Ich hatte mal die zweite Taste auf rückwärts programmiert, obwohl ich jedes Stück vorwärts spiele (beim Einrichten der Noten auch alle Sprünge und Wiederholungen auflöse und stattdessen die betreffenden Seiten doppelt einfüge) - war gedacht nur für den Fall, dass ich zu weit schalte. Bin ich ein paarmal beim Spielen aus Versehen drauf gekommen - jetzt ist die zweite Taste deaktiviert. Auch eine Setliste würde ich nicht so gern mitten im Stück aus Versehen aufrufen wollen.
 

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