Mellotron-Sounds "Modellieren"

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Tolayon
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Jeder halbwegs aktuelle Rompler hat auch Samples des legendären Mellotron in seinem Speicher, in erster Linie die Streicher, aber auch Chöre und die "Strawberry Fields"-Flöte.

Es ist aber auch möglich, das Klangverhalten eines Mellotrons mit der internen Klangformung nachzuahmen. Manche Preset-Synthesizer und Workstations haben auch auf dieser Ebene das eine oder andere Beispiel zu bieten, diese Sounds klingen dann oft etwas "übertrieben", was Tonhöhenschwankungen und Frequenzgang angeht.
Allerdings bieten solche Presets auch die Möglichkeit, durch Austausch der Basis-Samples schnell jeden beliebigen Klang aufs virtuelle Band zu ziehen.

Hier die wichtigsten Parameter für ein solches Mellotron-Imitat:


  • Langsamer Sinus-LFO auf die Oszillatoren (leicht unterschiedliche Geschwindigkeiten pro Oszillator), kann per Controller manchmal auch intensiviert werden, um ein richtig ausgeleiertes Mellotron darzustellen.
  • Kurzer Schlenker der Pitch-Hüllkurve, um das Anfahren der virtuellen Bänder in der Attack-Phase zu simulieren.
  • Der Frequenzgang: Ziemlich muffig in den Höhen, stark in den Mitten (ca. 600 Hz, aber auch Variationen nach oben oder unten sind möglich). Ein parametrischer 3-Band-EQ ist dafür am besten geeignet, da ein Tiefpassfilter wiederum zuviel von den Höhen wegnimmt (es sei denn, man hat eines mit nur 6 DB Flankensteilheit).
  • Auch die Bässe können ordentlich aufgedreht werden, bei einem Preset der Korg M3 lassen sie sich z.B. per Hochpassfilter via Ribbon-Controller gezielt ein- und ausblenden.
  • Filter sind außer für Effekte nicht unbedingt nötig, wenn man den EQ nimmt.
  • Die Amp-Hüllkurve befindet sich im Orgel-Modus, auch die Anschlagdynamik wirkt sich bestenfalls minimal aus.

Weitere Variationen könnten ein stufenloses Überblenden der beiden Oszillatoren via Controller beinhalten, wie sich auch beim echten Mellotron die Spuren eines Tonbandes gleichzeitig oder abwechselnd aktivieren lassen.
Neben den genannten Standard-Sounds lassen sich auf dem oben genannten Weg auch Bläser, Orgeln und Synthesizer "mellotronisieren", ja sogar Pianos, Cembalos und Gitarren.
In letzterem Fall muss man natürlich die Amp-Hüllkurve entsprechend anpassen, solange man kein langsam ausklingendes Originalsample in voller Länge hat. Auch ein Tiefpass-Filter mit entsprechender Hüllkurve ist dann sehr sinnvoll, aber es gilt wie bei allen Mellotron-Imitaten: Die Anschlagdynamik wirkt sich höchstens in kleinsten Nuancen auf den Klang aus.
 
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  • Grund: Flohmarktspam!
  • Langsamer Sinus-LFO auf die Oszillatoren (leicht unterschiedliche Geschwindigkeiten pro Oszillator), kann per Controller manchmal auch intensiviert werden, um ein richtig ausgeleiertes Mellotron darzustellen. [...]
  • Der Frequenzgang: Ziemlich muffig in den Höhen, stark in den Mitten (ca. 600 Hz, aber auch Variationen nach oben oder unten sind möglich). Ein parametrischer 3-Band-EQ ist dafür am besten geeignet, da ein Tiefpassfilter wiederum zuviel von den Höhen wegnimmt (es sei denn, man hat eines mit nur 6 DB Flankensteilheit).
hi, sehr nice! Habe mit deiner Idee Samples bearbeitet, die Modulation dabei mit einem Flanger-Plugin
 
Bei einem original Mellotron hinterlässt die Nutzung natürlich Spuren auf den Bändern... ansonsten klingt das aber keineswegs muffig.

https://soundcloud.com/anshoragg/drumsmello

ein kurzer Ausschnitt mit einem Sax (Chamberlain, Harry's Tapes) und Sopranstimme (Caitlin Downie, neu aufgenommen mit Original-Equipment), stammen vom Omenie M3000 unter IOS.
Unter der Bezeichnung Jordanotron hat Jordan Rudess von den gleichen Leuten ausgewählte Synth-Sounds übertragen lassen.

Imo machen nicht die technischen Mängel der Wiedergabe den Charme des Instruments aus, sondern die speziell eingespielten 'Samples'. Es ist ein anderer Ansatz als bei heutigen Sample Bibliotheken mit ihren weiten Bereichen und perfekten Übergängen.
 
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Bei einem original Mellotron hinterlässt die Nutzung natürlich Spuren auf den Bändern... ansonsten klingt das aber keineswegs muffig.

ein kurzer Ausschnitt mit einem Sax (Chamberlain, Harry's Tapes) und Sopranstimme (Caitlin Downie, neu aufgenommen mit Original-Equipment), stammen vom Omenie M3000 unter IOS.
Obacht! Das sind drei sehr unterschiedliche Aufnahmeprozesse, die in der Folge auch unterschiedlich klingen.

Dass neue, saubere Aufnahmen mit anständig gewartetem Equipment relativ sauber klingen, sollte nicht verwundern. Das Chamberlin klang damals auch ziemlich realistisch, weil man sich dort mit der Aufnahmequalität wirklich Mühe gemacht hat. Afair enstanden die Bänder in relativ aufwändiger Arbeit und als Mikrofon kam meist, wenn nicht sogar immer ein Neumann U47 zum Einsatz. In Punkto Realismus hat man sich - mit der richtigen Spielweise und den richtigen Sounds - bis in die 1990er durchaus mit neueren Samplern messen können. Gerade das spätere M1-Modell der 1970er war schon sehr Hi-Fi.

Das Mellotron ist da eine andere Geschichte. Es entstand als eine britische und anfangs nicht einmal lizensierte Kopie des Chamberlins, die Tape Heads waren von schlechterer Qualität als beim Chamberlin und die Tonbänder haben mehr Mixdowns und Wiederverwendungen hinter sich, was zusammen mit dem etwas niedrigeren Anspruch bei den Aufnahmen in der damaligen Zeit schnell zu einer Verschlechterung der Audioqualität geführt hat.

Die klassischen Mellotron-Bänder klingen daher durchaus mehr nach Lo-Fi als Chamberlin oder neue Aufnahmen. Und genau diese Verschlechterung ist es, die manche Leute so sehr daran schätzen. :)
 
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@egoldstein Danke für das Kleingedruckte :)
Die Details zu den Chamberlain Aufnahmen waren mir unbekannt, aber nach Durchhören diverser Sounds stimme ich dir absolut zu - die höhere Qualität ist sehr auffällig. Allerdings gibt es auch bei den Mellotron Bändern recht starke Abweichungen.
 

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