Die Stimmplatten bei einem Cassotto-Instrument sind standardmäßig A Mano,
Hier liegt, glaub ich, eine Verwechslung vor:
Cassotto ist eine grundsätzlich Bauform und zunächst mal völlig unabhängig davon welche Stimmplatten verwendet werden. Dass in Cassottoinstrumente häufiger bessere Stimmplattenqualitäten eingebaut werden liegt meist am Käuferverhalten: Cassottoinstrumente sind, weils eben aufwendiger zu bauen ist, per se erstmal teurer als ein gleiches Nichtcassottoinstrument. Und wenn ein Käufer mehr Geld für eine anspruchsvollere Technik ausgibt, dann wählt der meist auch gleich bessere Stimmplatten.... Und darauf stellen sich die Hersteller ein und bauen und bieten an, was im Markt so in Kombination sich verkaufen lässt. Ladenhüter prodzuieren wollen die ja schließlich auch nicht.
Dass Cassottoinstrumente standardmäßig mit A Mano ausgerüstet werden , ist aber so nicht richtig! Es gibt jede Menge Cassottoinstrumente mit Tipo A Mano. Dass diverse Hersteller in den "besseren" Akkordeons gleich gar nichts anderes als A Mano anbieten liegt aber einfach am Marktverhalten, dass das eben heutzutage viele Käufer haben wollen und die Hersteller dann gleich gar nicht erst andere Varianten produzieren.
Aber nochmals: Cassotto hat mit Stimmplattenqualität erstmal gar nichts zu tun und ist nichts anderes als eine bestimmte Bauform.
Cassotto muss also teurer sein. Die Aussage von "maxito": "... braucht eher einen Mindestgeldbeutel" und "... in eine Hohner Mignon einbauen..." beurteile ich als unqualifiziert.
Auch hier liegt glaube ich ein Missverständnis vor:
ganz klar: Cassotto ist aufwändiger zu bauen und kostet deshalb mehr. Und der Mehraufwand wird bei größeren Instrumente von den Käufern eher akzeptiert, als von Käufern von sehr kleinen Instrumenten. Deshalb werden eben erst größere Instrumente mit Cassotto gebaut und angeboten, weil da eine entsprechende Käuferschicht da ist, die das kaufen .
Aber grundsätzlich könnte man jedes Akkordeon auch in Cassottobauweise bauen - also z.B auch so kleine Akkordeons wie in der Größe einer Mignon. Klar muss man das Gehäuse hierfür extra anfertigen ... aber so grundstätzlich kann man auch ein 24 Tasten- oder Knopfakkordeon in Cassottobauweise bauen.... Dass das nicht gemacht wird liegt auch wieder ganz einfach daran, dass hier keine Nachfrage herrscht, weil die Leute ,die so ein kleines Instrument suchen, normal nicht den Mehrpreis für ein Cassotto ausgeben wollen... Und Ladenhüter wie schon gesagt, hat die Akko-Industrie keine Lust zu fertigen... das bringt keinen Umsatz. Aber so ganz grundsätzlich - bauen könnte man das schon, wenn man unbedingt wollte.
Meist haben Cassotto-Instrumente für die "Grund"-Bässe einen Winkelstimmstock, der auch mehr Platz benötigt. Die Wirkung des Winkelstimmstocks bezüglich Klang ist wie beim Cassotto im Diskant druckvoller und wegen der größeren Stimmkammer auch tiefer, wird oft auch als Bass-Cassotto bezeichnet.
Auch hier: Dass das öfter zusammen in Kombination vorkommt liegt meist daran, dass die Käufer das zusammen haben wollen... Aber es gibt unzählige Cassottoinstrumente ohne Winkelstock/Umlenkstockbass.
Dass ein Winkelstockbass gerne als Bass-Cassotto bezeichnet wird, hört und liest man zwar häufig, ist aber genaugenommen falsch!
Ein Winkelstockbass ist eine abgewinkelte Bauform einer "Langkanzelle" die aufgrund der Kanzellenlänge den Bassklang fördert. Aber ein richtiges Basscassotto ist was anderes: Die Supita 2 und ein paar frühere Modelle der Morino VM (und auch ein paar weitere Modelle) sind mit echtem Basscassotto ausgestattet. Das kann man übrigens, wenn man will, sogar mit Winkstockbass oder so kombinieren. Macht in der Summe nochmals einen kräftigeren satten Bassklang.
... Aber darum gehts hier in dem Faden glaub ich eher weniger...
Die Eingangsfrage zielt glaub ich maßgeblich darauf ab:
Dreichörige kleine leichte Knopfinstrumente mit Cassotto gibt es praktisch nicht. Welche Gründe hat das?
Und die Antwort lautet ganz einfach:
Bautechnisch wäre das gar kein Problem und könnte man bauen... sofern sich ein genügend großer Markt findet an den sich die Dinger verkaufen lassen! Und diesen Markt gibt es nach meiner Beobachtung bislang nicht!
Das ist in etwa das gleiche wie 96 Bässige Akkordeons mit 34/37 Tasten bzw. entsprechend Knöpfen in hochwertiger Ausführung. Vor ca. 10 bis 15 jahren gab es her nahezu keine Instrumente auf dem Markt. Denn bis dahin war es meist so, dass etalierte Spieler in erster Linie ein "großes " Instrument (damit war meist ein 120 bässiges gemeint ) suchten und alle anderen kleineren bis dahin eher als Schüler und Lerninstrumente angesehen wurden. Und für Schüler und Lerninstrumente gibt man ungern viel Geld aus...
Erst seit gut 10 Jahren werden aber von etlichen Erwachsenen auch kleinere Instrumente unterhalb der 120 Bassgröße in hochwertiger Ausführung nachgefragt. Und seither kommen auch entsprechend solche Instrumente auf den Markt... weil eine ausreichend große Käuferschicht hierfür vorhanden ist, so dass sich die Entwicklungs und Herstellkosten für die Hersteller umsetzen lassen ... und deshalb werden solche Instrumente jetzt auch in breiter Vielfalt gebaut.
Kleine 3 chörige (oder sogar 2 chörige ) Instrumente in hochwertiger Ausführung mit Cassotto und vielleicht auch mit Basscassotto , Winkelbass oder sonstwas ... das ist derzeit schlichtweg eine Marktnische. Und zwar wohl eine so kleine, dass sich für die Hersteller das nicht lohnt hierfür extra Instrumente zu entwickeln und zu bauen.
Wer also so was haben möchte, müsste sich derzeit an die Hersteller oder an eine versierte Fachwerkstatt direkt wenden und nachfragen ob die bereit wären einem so eine Einzelanfertigung zu bauen... Und Einzelanfertigungen.... ganz klar... die kosten deutlich mehr als ein Seriengerät... normal sehr viel mehr!
Aber auch hier wieder: Bautechnisch machbar wäre das grundsätzlich... wird aber derzeit eben nicht gebaut, weil nicht genügend Nachfrage vorhanden ist die die Herstell- und Entwicklungskosten rechtfertigen würden.