1,8 Milliarden Euro Branchenumsatz, das klingt zunächst einmal gewaltig. 1,8 Milliarden geteilt durch 80 Millionen ist 22,5 - also hat rein rechnerisch jeder Einwohner Deutschlands ungefähr einen Zwanziger für Musikalien im Jahr verbraten - Säuglinge und Greise eingerechnet.
Rechnen wir diesen (durchschnittlichen) Wert einmal in andere Lebensbereiche um, entspricht das nicht einmal einem Haarschnitt, keinem Abendessen, keinem Paar Sneakers, geschweige denn, einer Tankfüllung fürs Auto.
Selbst in Musikalien umgerechnet, entspricht das zwei Yamaha-Blockflöten aus Kunststoff, zwei Packungen Saiten für eine Gitarre, einer (günstigen) Packung Blättchen für die Klarinette, einem preisgünstigen Notenheft oder einer sehr guten E-Saite für die Violine.
Was ich sagen möchte: Selbst wenn man unterstellt, dass Anbieter wie Thomann, Musicstore, Kirstein usw. natürlich nicht nur den Bedarf decken (die Blockflöte für die Kleinen, das Saxophon für den Papa), sondern nach Kräften uns auch schöne Dinge schmackhaft machen, die wir bei ehrlicher Betrachtung nicht unbedingt bräuchten (Bedarf wecken), ist der Markt möglicherweise insgesamt einfach zu klein, um ihn ertragsbringend und kostendeckend von kleinteiligen lokalen Händlern bedienen zu lassen.
Nimmt man ferner an, dass es gerade unter den praktizierenden Musikern den einen oder anderen gibt, der in sein Hobby einen Großteil seines Taschengeldes steckt (siehe hier im Forum: "Wie viele Gitarren habt Ihr?") und auch der Autor dieser Zeilen gern einmal eine freudebringende Anschaffung tätigt, die mit Musik zu tun hat - dann muss man davon ausgehen, dass diese 1,8 Milliarden eher auf einen kleinen Kundenkreis verteilt sind. Anders gesagt - essen und Haare schneiden muss jeder, das selbst Musizieren ist längst kein Allgemeingut mehr abseits des Schulalters.
Aufwand und dadurch zu erwartender Gewinn stehen wohl selbst für große Player außerhalb der eigentlichen Branche in einem ungünstigen Verhältnis. Abseits der bereits genannten Spezialversender für Musikinstrumente und Co. wird das Angebot schnell dünn und langweilig; selbst Amazon, ansonsten auf allen Feldern rege, kuratiert ein Instrumenten- und Zubehörangebot, das zu einem großen Teil von (kleineren) Branchenhändlern und den allfälligen Fernostherstellern bestückt wird. Man schaut da wegen des Preises, Appetit holt man sich anderswo.
Fazit: Wovon soll der lokale Handel leben, wenn der Markt insgesamt so klein ist? Wer sich nicht nur selbt ausbeuten will, sondern auch noch Personal beschäftigt. wird einen langen Atem brauchen, aber der Kundenkreis wird dadurch nicht größer.