Wovon soll der lokale Handel leben, wenn der Markt insgesamt so klein ist?
In dem Eingangsbeitrag-Doku-Dings wurde ein Händler zitiert, der sagte, er brauche 120 Kunden zum Überleben.
Ich hab das so verstanden, dass er 120 im Monat meint. Also 3-4 am Tag.
Natürlich ist das ein kleiner Kreis. Leute, die Musikinstrumente kaufen. Das hat sich aber in den letzten Jahren, denke ich, kaum verändert.
Während der Corona-Zeit gab es natürlich ein enormes Hoch, wo gefühlt jede zweite Person in meinem Umkreis neue Instrumente gekauft hat.
Dafür gibt es jetzt ein Tief, weil viele Leute ebenjene Instrumente wieder abstoßen. Der Gebrauchtmarkt ist vergleichsweise käuferfreundlich.
Aber das wird sich auch wieder einpegeln.
Interesse an Instrumenten ist aber definitiv auch bei der Jugend noch da. An meiner Schule mache ich ein "offenen Angebot" in der Mittagspause, wo Kids einfach mal Instrumente ausprobieren können.
Gitarre, Keyboard, Klavier und insbesondere die Musikbox mit mehreren Mikros, wo man dann "rappen" kann finden da nach wie vor großes Interesse. Hab da eigentlich immer 20-25 Kids rumsitzen, die ordentlich Lärm machen.
Bei den meisten ist das Problem, dass sie Eltern das nicht so gezielt fördern (können/wollen), aber die Faszination von "ich mache was und dann kommt da ein Ton raus" ist nach wie vor da.
so kosten Instrumente z.B. ja in der Anschaffung ziemlich viel, finde ich.
Ich würde schätzen, dass der durchschnittliche Preis, den Leute bei Thomann für eine Gitarre zahlen unter 200€ liegt.
Man darf nicht von den Diskussionen hier im Forum auf die Allgemeinheit schließen. Wir sind hier die absolut obere Liga, was Gitarrenpreise angeht.
Custom-Shop, Vintage etc spielt bei 95% der musikmachenden Bevölkerung überhaupt keine Rolle.
Und es ist auch immer noch Luxus, den sich nicht jeder leisten kann.
Meine letzte Gitarre hat über 6500€ gekostet und ich würde schätzen, dass sich das nichtmal 1% der Familien der Kinder an meiner Gesamtschule leisten könnte. Also perspektivisch auf Jahre gesehen.
Fast die Hälfte der Kids hat alleinerziehende Eltern, die maximal in Teilzeit arbeiten und froh sind, wenn am Ende des Monats überhaupt Geld übrig ist.
Heute hatte ich mit einem Kind die Diskussion, wieso manche Sachen in der Schule kaputt sind und ich sagte, dass unsere Stadt manchmal nicht so viel Geld hat und das deswegen oft dauert.
Und dann meinte das Kind (13-14 Jahre) sowas wie "die haben doch bestimmt 1000€ oder so"... das war für ihn eine unvorstellbare Menge Geld.
Die meisten von uns hier, die über solche teuren Anschaffungen reden und ein Dutzend Gitarren zu Hause haben, haben schon einen sehr vernünftigen Lebensstandard oder wirklich lange dafür gespart.
Aber das ist eben eine überschaubare Gruppe, um den Bogen zum Anfang meines Beitrags zu schlagen.
Ich sehe aber auch wenig Gründe, dass sich das in absehbarer Zukunft ändert wird. In 20-30 Jahren vielleicht, wenn die Generation groß ist, die mit elektronischer Musik aus dem Computer aufgewachsen ist. Da verschiebt sich möglicherweise ein bisschen der Fokus. Aber dass Musik stirbt, darüber mache ich mir keine Sorgen.
Und wenn, dann ist einer der Gründe, dass es kaum noch Musiklehrer in den Schulen gibt, das Fach Musik teilweise abgeschafft wird und ihm so der Stellenwert genommen und das Wissen der Kids über Musik ausgebremst wird.