Muss ein unbespieltes Akkordeon nach 20 Jahren gestimmt werden?

[Harry7]

Hallo
ich habe ein Angebot für ein Ocassion-Akkordeon (120 Bass, 12+7 Register) zum Preis von CHF 1'500.--.
Das Akkordeon ist ca. 20-jährig und wurde noch nie bespielt. Müsste das Akkordeon neu gestimmt werden?
Leider wohnt der Verkäufer in weiter Distanz zu mir, so dass ich nicht einfach hingehen und das Instrument probieren kann. Aber vielleicht hat jemand Erfahrung mit einem 20-jährigen, unbespielten Instrument gemacht.

Danke für Hinweise im Voraus.

 

[lil]

Ich spiele ein Instrument, das - als ich es kaufte - 15 Jahre alt und bis dahin unbespielt war. Es war spielbar, ich habe aber relativ bald (wenige Monate) einen HZIMM drübersehen und ne Feinstimmung machen lassen. Was außer der Stimmung alles zu machen war, weiß ich allerdings nicht mehr, die geschätzten Kosten dafür hatte ich beim Kauf bereits im Hinterkopf gehabt.

 

[Akkordeonengel]

Hallo Harry7,

ich habe Erfahrung mit meinem Konzert-Instrument, das 8 Jahre lang unbespielt und in einem Koffer aufbewahrt wurde. Kurz: Im Jahr 2000 kauften die Eltern einer Jungen ein Konzertinstrument für das Bratislaver Konservatorium. Der Junge spielte das Instrument intensiv bis November 2004. Von November 2004 bis Juli 2012 lag das Instrument im Koffer. Ich habe es im Juli 2012 gekauft. Innen sehr gut erhaltener Zustand, keine Wachsrisse, keine Rostzungen, keine abstehenden Ventile. Soundtest beim Verkäufer: noch erhaltene Stimmung. Dann fing ich an es zu spielen. Ich habe das Instrument bisher zweimal stimmen lassen (2015 und 2019).

Müsste das Akkordeon neu gestimmt werden?

Entscheidend ist, wie das Instrument wieder eingespielt wird. Die Antworten Ja und Nein werden Ihren Ansprüchen entsprechen:

NEIN:

• wenn Sie Register mit mehrchörige Kombinationen verwenden wollen
• wenn Ihnen eine leichte Verstimmung nichts ausmacht

JA:

• wenn Sie vor allem einchörige Register verwenden wollen
• wenn Sie oftmals Solo spielen
• wenn Sie meist die „Klassik“ spielen

VG, Vladimir

 

[polifonico]

Ich war in ähnlicher Situation,
meine Victoria wurde 1979 für den Vorbesitzer ( damals 13 Jahre alt ) neu erworben.
Er hat es aber kaum gespielt , da das Teil 15+ Kilo wiegt und somit eher seine alte Hohner Lucia benutzt.
Nach nunmehr 40 Jahren Dornröschenschlaf habe ich es gekauft und erst mal eine zeitlang eingespielt.
Die Stimmung war eigentlich ganz ok , es gab keine Schnarrer , Tonausfälle oder ausbrechende Töne.
Für zuhause noch ideal , jedoch für ein Konzertinstrument war es schon grenzwertig.
Nach einem halben Jahr war ich bei meinem HZIMM :
Das Wachs war noch gut , die Stimmen sahen auch gut aus ,
jedoch lösten sich die Lederventile zu leicht , der Kleber haftete nur noch...
Also alle Stimmen runter , neue Ventile , neu eingewachst , neu gestimmt. 1600€ hat der Spass gekostet
( 4 chörig , Cassotto und Convertor )
Das hatte ich beim Kauf schon mit eingerechnet und der Verkäufer ist mir auch gut entgegen gekommen.
Ich hatte es so weiterspielen können , es ist auch doppelt so alt, wie Dein Wunschinstrument , aber letztlich bin ich so gut gefahren.

Die Stimmung der Stimmplatte an sich , dürfte sich so allein , bei guten Luftverhältnissen , nach 20 Jahren nicht großartig ändern.
Das Wachs kann aushärten, oder brüchig werden , was aber bei hochwertigen Instrumenten nach 20 Jahren auch nicht passieren dürfte.
Bleiben also die Ventile. Wenn sie aus Leder sind , kann alles passieren . Sie können aushärten , sie können abstehen , oder wie bei mir locker werden.
Dies alles hat natürlich Auswirkungen auf die Stimmung und die Tonansprache. Kunststoffventile sind bei den ersten beiden Fehlerquellen erst einmal
unempfindlicher.

Fotos von Details im Innenraum könnten da helfen ,
Fehler lassen sich aber rein visuell nicht ausschließen.
Du wirst also entweder hinfahren müssen ,
oder spielst auf Risiko ?

Gruss,
Ludger