Muss man alles auch clean spielen können?

  • Ersteller Up_The_Irons
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Halten wir also mal folgende Punkte fest?

a) Man muss Einzeltöne und Akkorde sauber greifen lernen, egal ob man (später) clean oder verzerrt spielt.

b) Spielt man clean, hört man Unsauberkeiten im Ton bzw. Akkord, die durch "unsauberes greifen" entstehen, gut heraus.

c) Spielt man verzerrt werden durch die Kompression v. a. die unerwünschten Nebengeräusche verstärkt, so dass man gezielt üben muss, diese zu minimieren.

d) Wenn a) bereits sicher beherrscht wird, kann man gleich so üben, wie es im Song vorgesehen ist... Im Sinne des ökonomischen Übens...


Bliebe zu guter Letzt vielleicht noch die Frage, ob man irgendwo im Prozess des Songschreibens prüfen sollte, ob eine Idee auch ohne Effekte wirkt bzw. funktioniert? Sollte vor dieser Frage bspw. auch ein Rock- oder Heavy Metal Song clean "gut klingen"? Oder sind das in jedem Fall zwei Paar Schuhe und Songs aus gewissen Musikstilen funktionieren nur mit den entsprechenden Effekten...
 
Ich sage dazu nur so viel: meine Fehlerquote auf der Bühne und beim aufnehmen ging erst dann gewaltig nach unten, nachdem ich angefangen habe meine kompletten Songs clean zu üben. in Punkto Sauberkeit im allgemeinen im Spiel hat mich auch erst das abschalten der Verzerrung beim üben weiter gebracht. Das Argument man müsse beim üben die Verzerrung einschalten, damit man lernt die Nebengeräusche unter Kontrolle zu halten, ist für mich nur eine Ausrede um die Sau rauslassen zu dürfen. Über das Topteil im Proberaum haben die Nebengeräusche eh noch eine ganz andere Qualität als über den kleinen Übungsamp im Wohnzimmer.

Was das Song schreiben angeht: ein gutes Riff funktioniert auch ohne Effekte, ein schlechtes Riff funktioniert entweder gar nicht oder nur mit Effekten. Heisst ja nicht, das man letzteres nicht verwenden darf - man muß halt nur wissen was man da macht. Wenn der Sänger sich gerade die Seele aus dem Leib schreit, reisse ich mir nicht gerade ein Bein aus um darunter ein musikalisch wertvolles Riff zu basteln. Da hört dann eh kein Schwein drauf.
 
Das Argument man müsse beim üben die Verzerrung einschalten, damit man lernt die Nebengeräusche unter Kontrolle zu halten, ist für mich nur eine Ausrede um die Sau rauslassen zu dürfen.


das meinst aber nur du....sorry, aber die Aussage ist total daneben. Du hast vollkommen recht mit dem cleanspielen, wirfst mit der anderen Aussage jedoch Selbstbetrug vor. Und das ist nicht so. Spätestens, wenn man im Leadchannel mehr greifen muss als nur Powerchords wirds blöd...
 
Also Shred ist vermutlich nicht an eine 100%ige Definition gebunden, aber wenn man sich auf Youtube oder anderen Kanälen des geballten Wissens umschaut, wird man feststellen, dass es sich um technisches, sehr schnelles Spielen handelt. Ich sage bewusst nicht Solieren, denn auf Dramatik oder Phrasierung wird in den meisten Fällen komplett geschurzt, und wenn jemand sich dazu in den Kommentaren äußert, wird ihm meist unmissverständlich und unter Androhung körperlicher Gewalt nahegelegt, dass es sich hierbei nicht um den Versuch handelt, Emotionen oder melodisches Feingefühl darzubieten, sondern die pure technische qwnage. In your face. Die beliebteste Technik des Shred, weil ihr Erlernen schon den ein oder anderen zuerst in den Wahn und dann in den Ruin getrieben hat, ist vermutlich das Sweep Picking. Und es ist auch der Fluch des Shred, denn nicht nur handelt es sich hierbei um eine Technik, die - wie deren Meister nicht müde werden zu betonen - oft Jahre braucht, bis sie wirklich sitzt, nein, sie klingt auch in den meisten Fällen wie eine einfallslose Fingerübung. Und dieser Eindruck wird durch exzessives Wiederholen noch verstärkt - ein Umstand übrigens, den der Spielende oft eher genau umgekehrt wahrnimmt; Getreu der Logik, dass mit jedem weiteren Sweep der Wert der vorangegangenen Sweeps steigt. Denn Sweeps werden bekanntermaßen nicht addiert. Sie werden multipliziert. Wer an dieser Stelle an Chuck Norris denkt, der denkt nicht gerade an Chuck Norris. Er wird von Chuck Norris gedacht. Soviel weiß man heute.
Andere Techniken des Shred-Vokabulars, die allerdings dem Zuhörer komplett abgehen, da es ihn aus verständlichen Gründen nicht brennend interessiert, mit welcher Seite des Pleks Chuck die Saiten drischt, sind: Alternate Picking, Economy Picking, String Skipping. Zugegebenermaßen interessieren sie den geneigten Lehrling, der immer auf der Suche nach einer Abkürzung seiner persönlichen Odyssee nach Shred-Wizardry ist, jedoch lässt der Drang zur Einordnung derartiger spieltechnischer Bagatellen Rückschlüsse auf den wahren Antrieb der Übung zu. Und er erklärt auch das verbreitete Unvermögen, aus dem Arsenal an fragmentarisch vorhandenem Shred ein kohärentes Ganzes zu formen. Und endlich kann man in seiner Freizeit Gitarristen ganz objektiv miteinander vergleichen, denn sie spielen ja die gleichen Yngpeggios, Alternate Petruccis, Chromatibatios und Sweepooleys. Damit man sie erkennt. Nicht, weil sie irgendwie gut klingen. Sondern wegen der ständig drohenden qwnage.

Und jetzt noch eine Konstruktivität, die man mir kaum zutraut: Wenn du dich fragst, ob du etwas auch clean spielen können solltest, ist die Frage schon beantwortet. Denn vermutlich ist dir aufgefallen, dass es nicht so ist, und ich kann dir nur wärmstens empfehlen, daran zu arbeiten. Immerhin ist das Fundament deines Spiels das, was du aus der Gitarre rausholst, und wenn das nur mit High Gain geht, dann wird dir das früher oder später mal nicht mehr so gut gefallen, und es ist kein Fehler, ab jetzt daran zu arbeiten. Denn eins ist sicher, schlechter spielen wirst du dadurch bestimmt nicht!
 
Denn Sweeps werden bekanntermaßen nicht addiert. Sie werden multipliziert. Wer an dieser Stelle an Chuck Norris denkt, der denkt nicht gerade an Chuck Norris. Er wird von Chuck Norris gedacht. Soviel weiß man heute.

Danke danke danke danke!
Nee, falsch, nicht "danke" sondern:
DANKE!

Und auch für den kompletten Rest des Postings. Selten hat mir hier etwas, bei zeitgleich hochamüsantem Wert, so aus der Seele gesprochen.

Gruß
Sascha
 
das meinst aber nur du....sorry, aber die Aussage ist total daneben. Du hast vollkommen recht mit dem cleanspielen, wirfst mit der anderen Aussage jedoch Selbstbetrug vor. Und das ist nicht so. Spätestens, wenn man im Leadchannel mehr greifen muss als nur Powerchords wirds blöd...

Ach Selbstbetrug... nein. So hoch würde ich das nicht hängen. Da ist bei dir was falsch angekommen oder ich hab's vielleicht auch zu streng ausgedrückt. Ist doch normal das man einfach mal Gas geben muss mit allem Soundtheater das man hat und das muss auch sein. Mein Gott, man kann doch nicht immer voll diszipliniert nach Plan üben. Da geht doch der Spaß irgendwann flöten. Einen Übungseffekt hat das auch aber einen ganz anderen halt.
 
wenn ich mit verzerrug übe fange ich genauso langsam an wie wenn ich clean übe und achte genauso auf Sauberkeit. Die Verzerrung einzuschalten nur, dass die Fehler verschwinden tu ich niemals.
 
Mach ich schon immer wieder mal, v. a. wenn ich neues Zeugs einübe. Können, würde ich jetzt nicht unbedingt sagen aber sinnvoll und "fördernd" ist es auf jeden Fall.
 
wenn ich mit verzerrug übe fange ich genauso langsam an wie wenn ich clean übe und achte genauso auf Sauberkeit. Die Verzerrung einzuschalten nur, dass die Fehler verschwinden tu ich niemals.
Und welche Fehler genau verschwinden bei dir einfach mal so sobald du Verzerrung hinzuschaltest?
 
unsauber gespielte Noten, wie schon zig mal erwähnt ;)
 
unsauber gespielte Noten, wie schon zig mal erwähnt ;)
Kombiniere, Watson, es gibt keine unsauber gespielten Töne, es gibt nur zu wenig gain :rofl:.

Ich glaube, dieses Thema gehört zu den Themen, die im Forum nie aussterben werden. Da werden die Kinder unserer Enkelkinder noch drüber debattieren und sich nicht einig werden, sofern sie bis dahin nicht sowieso schon nur noch japanische/chinesische Robotergitarren besitzen, die von alleine alles richtig machen.

Im Prinzip ist es schon so, wenn man Sachen wie Tonleitern, Tremolopicking etc. mit viel Gain übt, dann hört man oft garnicht wirklich was man spielt, weil alles in dem Soundmatsch aus Nebengeräuschen untergeht. Daher übe ich neue Techniken auch immer clean, sehr oft sogar komplett trocken ohne Amp um ein Gefühl für gleichmäßigen Anschlag zu entwickeln etc. Andererseits führt mich dies dann wieder zu der Erkenntnis, dass clean und high-gain "verschiedener Spieltechniken" bedürfen, die auch entsprechend separat geübt werden sollten. Sprich, übe ich eine neue Technik nur der Technik wegen, dann clean. Verwende ich diese Technik dann später aber in einem Riff, dass nunmal mit Gain gespielt wird, dann wird dieses Riff auch mit Gain geübt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz simpel: Jeder so, wie er möchte.
Jeder darf üben, was er will und wie er will.
Und jeder darf auch ignorieren oder beachten, was er für richtig hält.
Es muß ja auch unvollständige, begrenzte, einseitige und schlechte Musiker geben.

Weiterentwickeln werden sich nur diejenigen, die alle Möglichkeiten ihres Instrumentes ausprobieren.
Auch so etwas abwegiges wie "cleanes üben".
 
LostLover strikes again!! ;)
 

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